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viel über die Personen in Christus, sondern über die Consequenzen der Isidorschen Dekretalen; er centralisirte seine Gewalt durch kanonisches Recht, Einsetzung der Bischöfe, Herabwürdigung der fürstlichen Macht, Mönchsorden, Cölibat u s. w. Aber war dieses das Christenthum? Offenbart sich uns aus der Lektüre dieser Geschichten die Idee des Christenthums? Was ist diese Idee ?

Wie sich diese Idee historisch gebildet und in der Erscheinungswelt manifestirt, liesse sich wohl schon in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt entdecken, wenn wir namentlich in der Geschichte der Manichäer und der Gnostiker vorurtheilsfrei nachforschen. Obgleich erstere verketzert und letztere verschrien sind und die Kirche sie verdammt hat, so erhielt sich doch ihr Einfluss auf das Dogma, aus ihrer Symbolik entwickelte sich die katholische Kunst, und ihre Denkweise durchdrang das ganze Leben der christlichen Völker. Die Manichäer sind ihrer letzten Gründe nach nicht sehr verschieden von den Gnostikern. Die Lehre von den beiden Prinzipien, dem guten und dem bösen, die sich bekämpfen, ist beiden eigen. Die Einen, die Manichäer, erhielten diese Lehre aus der altpersischen Religion, wo Ormuz, das Licht, dem Ariman, der Finsterniss, feindlich entgegengesetzt ist. Die Anderen, die eigentlichen Gnostiker, glaubten vielmehr an die Präexistenz des guten Prinzips, und erklärten die Entstehung des bösen Prinzips durch Emanazion, durch Generazionen von Aeonen, die, jemehr sie von ihrem Ursprung entfernt sind, sich desto trüber verschlechtert. Nach Cerinthus war der Erschaf

fer unserer Welt keineswegs der höchste Gott, sondern nur eine Emanazion desselben, einer von den Aeonen, der eigentliche Demiurgos, der allmählich ausgeartet ist, und jetzt, als böses Prinzip, dem aus dem höchsten Gott umittelbar entsprungenen Logos, dem guten Prinzip, feindselig gegenüber stehe. Diese gnostische Weltansicht ist urindisch und sie führte mit sich die Lehre von der Inkarnazion Gottes, von der Abtödtung des Fleisches, vom geistigen Insichselbstversenken, sie gebar das ascetisch beschauliche Mönchsleben, welches die reinste Blüthe der christlichen Idee. Diese Idee hat sich in der Dogmatik nur sehr verworren und im Kultus nur sehr trübe aussprechen können. Doch sehen wir überall die Lehre von den beiden Prinzipien hervor treten; dem guten Christus steht der böse Satan entgegen; die Welt des Geistes wird durch Christus, die Welt der Materie durch Satan repräsentirt; jenem gehört unsere Seele, diesem unser Leib; und die ganze Erscheinungswelt, die Natur, ist demnach ursprünglich böse, und Satan, der Fürst der Finsterniss, will uns damit ins Verderben locken, und es gilt allen sinnlichen Freuden des Lebens zu entsagen, unsern Leib, das Lehn Satans, zu peinigen, damit die Scele sich desto herrlicher emporschwinge in den lichten Himmel, in das strahlende Reich Christi.

Diese Weltansicht, die eigentliche Idee des Christenthums, hatte sich, unglaublich schnell, über das ganze römische Reich verbreitet, wie eine ansteckende Krankheit, das ganze Mittelalter hindurch dauerten die Leiden, manchmal Fieberwuth, manchmal Abspannung, und wir Modernen fühlen noch immer Krämpfe und Schwäche in

den Gliedern. Ist auch mancher von uns schon genesen, so kann er doch der allgemeinen Lazarethluft nicht entrinnen, und er fühlt sich unglücklich als der einzig gesunde unter lauter Siechen. Einst wenn die Menschheit ihre völlige Gesundheit wieder erlangt, wenn der Friede zwischen Leib und Seele wieder hergestellt, und sie wieder in ursprünglicher Harmonie sich durchdringen: dann wird man den künstlichen Hader, den das Christenthum zwischen beiden gestiftet, kaum begreifen können. Die glücklichern und schöneren Generazionen, die, gezeugt durch freie Wahlumarmung, in einer Religion der Freude emporblühen, werden wehmüthig lächeln über ihre armen Vorfahren, die sich aller Genüsse dieser schönen Erde trübsinnig enthielten, und, durch Abtödtung der warmen farbigen Sinnlichkeit, fast zu kalten Gespenstern verblichen sind! Ja, ich sage es bestimmt, unsere Nachkommen werden schöner und glücklicher seyn als wir. Denn ich glaube an den Fortschritt, ich glaube, die Menschheit ist zur Glückseligkeit bestimmt, und ich hege also eine grössere Meinung von der Gottheit als jene frommen Leute, die da wähnen, er habe den Menschen nur zum Leiden erschaffen. Schon hier auf Erden möchte ich, durch die Segnungen freier politischer und industrieller Instituzionen jene Seligkeit etabliren, die, nach der Meinung der Frommen, erst am jüngsten Tage, im Himmel, stattfinden soll. Jenes ist vielleicht eben so wie dieses eine thörigte Hoffnung, und es giebt keine Auferstehung der Menschheit, weder im politisch moralischen, noch im apostolisch katholischen Sinne.

Die Menschheit ist vielleicht zu ewigem Elend bestimmt, die Völker sind vielleicht auf ewig verdammt von Despoten zertreten, von den Spiessgesellen derselben exploitirt, und von den Lakaien verhöhnt zu werden.

Ach in diesem Falle musste man das Christenthum, selbst wenn man es als Irrthum erkannt, dennoch zü erhalten suchen, man müsste in der Mönchskutte und baarfuss durch Europa laufen, und die Nichtigkeit aller irdischen Güter und Entsagung predigen, und den gegeisselten und verspotteten Menschen das tröstende Crucifix vorhalten, und ihnen nach dem Tode, dort oben, alle sieben Himmel versprechen.

Vielleicht eben, weil die Grossen dieser Erde ihrer Obermacht gewiss sind, und im Herzen beschlossen haben sie ewig zu unserem Unglück zu missbrauchen, sind sie von der Nothwendigkeit des Christenthums für ihre Völker überzeugt, und es ist im Grunde ein zartes Menschlichkeitsgefühl, dass sie sich für die Erhaltung dieser Religion so viele Mühe geben!

Das endliche Schicksal des Christenthums ist also davon abhängig, ob wir dessen noch bedürfen. Diese Religion war eine Wohlthat für die leidende Menschheit während achtzehn Jahrhunderten, sie war providentiell, göttlich, heilig. Alles was sie der Civilisazion genützt, indem sie die Starken zähmte und die Zahmen stärkte, die Völker verband durch gleiches Gefühl und gleiche Sprache, und was sonst noch von ihren Apo

logeten hervorgerühmt wird, das ist sogar noch unbedeutend in Vergleichung mit jener grossen Tröstung, die sie durch sich selbst den Menschen angedeihen lassen. Ewiger Ruhm gebührt dem Symbol jenes leidenden Gottes, des Heilands mit der Dornenkrone, des gekreuzigten Christus, dessen Blut gleichsam der lindernde Balsam war, der in die Wunden der Menschheit herabrann. Besonders der Dichter wird die schauerliche Erhabenheit dieses Symbols mit Ehrfurcht anerkennen. Das ganze System von Symbolen, die sich ausgesprochen in der Kunst und im Leben des Mittelalters, wird zu allen Zeiten die Bewunderung der Dichter erregen. In der That, welche colossale Consequenz in der christlichen Kunst, namentlich in der Architektur ! Diese gothischen Dome, wie stehen sie im Einklang mit dem Kultus, und wie offenbart sich in ihnen die Idee der Kirche selber! Alles strebt da empor, alles transsubstanzirt sich: der Stein sprosst aus in Aesten und Laubwerk und wird Baum; die Frucht des Weinstocks und der Aehre wird Blut und Fleisch; der Mensch wird Gott; Gott wird reiner Geist! Ein ergiebiger, unversiegbar kostbarer Stoff für die Dichter ist das christliche Leben im Mittelalter. Nur durch das Christenthum konnten auf dieser Erde sich Zustände bilden, die so kecke Contraste, so bunte Schmerzen, und so abenteuerliche Schönheiten enthalten, dass man meinen sollte, dergleichen habe niemals in der Wirklichkeit existirt, und das alles sey ein kolossaler Fiebertraum, es sey der Fiebertraum eines wahnsinnigen Gottes. Die Natur selber schien sich damals phantastisch zu vermummen; indessen obgleich der Mensch,

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