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phie. Dort sahen wir die grössten Dichter, hier die grössten Gelehrten Deutschlands. Anno 1794 begann Fichte seine Vorlesungen in Jena. Die Jahrzahl ist bedeutsam und erklärt sowohl den Geist seiner damaligen Schriften, als auch die Tribulazionen, denen er seitdem ausgesetzt stand, und denen er vier Jahre später endlich unterlag. Anno 1798 nämlich erheben sich gegen ihn die Anklagen wegen Atheismus, die ihm unleidliche Verfolgungen zuziehen und auch seinen Abgang von Jena bewirken. Diese Tegebenheit, die merkwürdigste in Fichte's Leben, hat zugleich eine allgemeine Bedeutung, und wir dürfen nicht davon schweigen. Hier kommt auch Fichte's Ansicht von der Natur Gottes ganz eigentlich zur Sprache.

In der Zeitschrift „Philosophisches Journal," welche Fichte damals herausgab, druckte er einen Aufsatz, betitelt,Entwickelung des Begriffs Religion," der ihm von einen gewissen Forberg, welcher Schullehrer zn Salhfeld, eingesendet worden. Diesem Aufsatz fügte er noch eine kleine erläuternde Abhandlung hinzu, unter dem Titel: „Ueber den Grund unseres Glaubens an eine göttliche Weltregierung"

Die beiden Stücke nun wurden von der kursächsischen Regierung konfiszirt, unter dem Vorgeben, sie enthielten Atheismus, und zugleich ging von Dresden aus ein Requisitionsschreiben an den Weimarschen Hof, worin derselbe aufgefordert wurde, den Professor Fichte ernstlich zu bestrafen. Der Weimarsche Hof hatte nun freilich von dergleichen Ansinnen sich kei

neswegs irre leiten lassen; aber da Fichte bei diesem Vorfalle die grössten Fehlgriffe beging, da er nämlich eine Appellazion an's Publikum schrieb, ohne seine offizielle Behörde zu berücksichtigen : so hat diese, die Weimarsche Regierung, verstimmt und von Aussen gedrängt, dennoch nicht vermeiden können, den in seinen Ausdrücken unvorsichtigen Professor mit einer gelinden Rüge zu erquicken. Fichte aber, der sich in seinem Rechte glaubte, wollte solche Rüge nicht geduldig hinnchmen und verliess Jena. Nach seinen damaligen Briefen zu schliessen, wurmte ihn ganz besonders das Verhalten zweier Männer, die, durch ihre amtliche Stellung, in seiner Sache besonders wichtige Stimmen hatten, und dieses waren S. Ehrwürdigen der Oberkonsistorialrath v. Herder und S. Excellenz der Geheime Rath v. Goethe. Aber beide sind hinreichend zu entschuldigen. Es ist rührend, wenn man in Herder's hinterlassenen Briefen lics't, wie der arme Herder seine liebe Noth hatte mit den Candidaten der Theologie, die, nachdem sie in Jena studirt, zu ihm nach Weimar kamen, um als protestantische Prediger examinirt zu werden. Ueber Christus, den Sohn, wagte er im Examen sie gar nicht mehr zu befragen; er war froh genug, wenn man ihm nur die Existenz des Vaters zugestand. Was Goethe betrifft, so hat er sich in seinen Memoiren über obiges Ereigniss folgendermassen geäussert:

,,Nach Reinhold's Abgang von Jena, der mit Recht als ein grosser Verlust für die Akademie erschien, war mit Kühnheit, ja Verwegenheit, an seine Stelle Fichte berufen worden, der in seinen Schriften sich mit

Grossheit, aber vielleicht nicht ganz gehörig über die wichtigsten Sitten- und Staatsgegenstände erklärt hatte. Es war eine der tüchtigsten Persönlichkeiten, die man je gesehen, und an seinen Gesinnungen im höheren Betracht nichts auszusetzen; aber wie hätte er mit der Welt, die er als seinen erschaffenen Besitz betrachtete, gleichen Schritt halten sollen?

„Da man ihm die Stunden, die er zu öffentlichen Vorlesungen benutzen wollte, an Werktagen verkümmert hatte, so unternahm er Sonntags Vorlesungen, deren Einleitung Hindernisse fand. Kleine und grössere daraus entspringende Widerwärtigkeiten waren kaum, nicht ohne Unbequemlichkeit der oberen Behörden, getuscht und geschlichtet, als uns dessen Aeusserungen über Gott und göttliche Dinge, über die man freilich besser ein tiefes Stillschweigen beobachtet, von Aussen beschwerende Anregungen zuzogen.

„Fichte hatte in seinem philosophischen Journal über Gott und göttliche Dinge auf eine Weise sich zu äussern gewagt, welche den hergebrachten Ausdrücken über solche Geheimnisse zu widersprechen schien. Er ward in Anspruch genommen; seine Vertheidigung besserte die Sache nicht, weil er leidenschaftlich zu Werke ging, ohne Ahnung, wie gut man diesseits für ihn gesinnt sei, wie wohl man seine Gedanken, seine Worte auszulegen wisse, welches man freilich ihm nicht gerade mit dürren Worten zu erkennen geben konnte, und eben so wenig wie man ihm auf das Gelindeste herauszuhelfen gedachte. Das Hin- und Widerreden, das

Vermuthen und Behaupten, das Bestärken und Entschliessen wogte in vielfachen unsicheren Reden auf der Akademie in einander; man sprach von einem ministeriellen Vorhalt, von nichts Geringerem als einer Art Verweis, dessen Fichte sich zu gewärtigen hätte. Hierüber ganz ausser Fassung, hielt er sich für berechtigt, ein heftiges Schreiben bei'm Ministerium einzureichen, worin er jene Massregel als gewiss voraussetzend, mit Ungestüm und Trotz erklärte, er werde dergleichen niemals dulden, er werde lieber ohne Weiteres von der Akademie abziehen, und in solchem Falle nicht allein, indem mehrere bedeutende Lehrer, mit ihm einstimmig, den Ort zu verlassen gedächten.

,,Hierdurch war nun auf einmal aller gegen ihn gehegte gute Wille gehemmt, ja paralisirt: hier blieb kein Ausweg, keine Vermittlung übrig, und das Gelindeste war, ihm ohne Weiteres seine Entlassung zu ertheilen. Nun erst, nachdem die Sache sich nicht mehr ändern liess, vernahm er die Wendung, die man ihr zu geben im Sinne gehabt, und er musste seinen übereilten Schritt bereuen, wie wir ihn bedauern."

Ist das nicht wie er leibt und lebt, der ministerielle, schlichtende, vertuschende Goethe? Er rügt im Grunde nur, dass Fichte das gesprochen, was er dachte, und dass er es nicht in den hergebrachten verhüllenden Ausdrücken gesprochen. Er tadelt nicht den Gedanken, sondern das Wort. Dass der Deismus in der deutschen Denkerwelt seit Kant vernichtet sei, war, wie ich schon einmal gesagt, ein Geheimniss, das jeder wusste, das

an aber nicht laut auf dem Markte ausschreien sollte. Goethe war so wenig Deist wie Fichte; denn er war Pantheist. Aber eben von der Höhe des Pantheismus konnte Goethe, mit seinem scharfen Auge, die Haltlosigkeit der Fichte'schen Philosophie am besten durchschauen und seine milden Lippen mussten darob lächeln. Den Juden, was doch die Deisten am Ende alle sind, musste Fichte ein Greuel seyn; dem grossen Heiden war er blos eine Thorheit. „Der grosse Heide" ist nämlich der Name, den man in Deutschland dem Goethe beilegt. Doch ist dieser Name nicht ganz passend. Das Heidenthum des Goethe ist wunderbar modernisirt. Seine starke Heidennatur bekundet sich in dem klaren, scharfen Auffassen aller äusseren Erscheinungen, aller Farben und Gestalten; aber das Christenthum hat ihn zu gleicher Zeit mit einer tieferen Verständniss begabt, trotz seines sträubenden Widerwillens hat das Christenthum ihn eingeweiht in die Geheimnisse der Geisterwelt, er hat vom Blute Christi genossen, und dadurch verstand er die verborgensten Stimmen der Natur, gleich Siegfried, dem Nibelungenheld, der plötzlich die Sprache der Vögel verstand, als ein Tropfen Blut des erschlagenen Drachen seine Lippen benetzte. Es ist merkwürdig, wie bei Goethe jene Heidennatur von unserer heutigsten Sentimentalität durchdrungen war, wie der antique Marmor so modern pulsirte, und wie er die Leiden eines jungen Werther's eben so stark mitempfand, wie die Freuden eines alten Griechengottes. Der Pantheismus des Goethe ist also von dem heidnischen sehr unterschieden. Um mich kurz auszudrücken: Goethe war der Spinoza der Poesie. Alle Gedichte Goethe's

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