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nicht zu gebrauchen. Demnach hat der Fichte'sche Gott keine Existenz, er ist nicht, er manifestirt sich nur als reines Handeln, als eine Ordnung von Begebenheiten, als ordo ordinans, als das Weltgesetz.

Solchermassen hat der Idealismus die Gottheit durch alle möglichen Abstrakzionen so lange durchfiltrirt, bis am Ende gar nichts mehr von ihr übrig blieb. Jetzt, wie bei Euch an der Stelle eines Königs, so bei uns an der Stelle eines Gottes, herrschte das Gesetz.

Was ist aber unsinniger, eine loix athée, ein Gesetz, welches keinen Gott hat, oder ein Dieu-loix, ein Gott, der nur ein Gesetz ist ?

Der Fichte'sche Idealismus gehört zu den kolossalsten Irrthümern, die jemals der menschliche Geist ausgeheckt. Er ist gottloser und verdammlicher als der plumpste Materialismus. Was man Atheismus der Materialisten hier in Frankreich nennt, wäre, wie ich leicht zeigen könnte, noch immer etwäs Erbauliches, etwas Frommgläubiges, in Vergleichung mit den Resultaten des Fichte'schen Transzendentalidealismus. So viel weiss ich, beide sind mir zuwider. Beide Ansichten sind auch antipoetisch. Die französischen Materialisten haben eben so schlechte Verse gemacht, wie die deutschen Transzendentalidealisten. Aber staatsgefährlich ist die Lehre Fichte's keineswegs gewesen, und noch weniger verdiente sie als staatsgefährlich verfolgt zu werden. Um von dieser Irrlehre missleitet werden zu können, dazu bedurfte man eines spekulativen Scharfsinns, wie er

nur bei wenigen Menschen gefunden wird. Dem grossen Haufen mit seinen tausend dicken Köpfen war diese Irrlehre ganz unzugänglich. Die Fichte'sche Ansicht von Gott hätte also auf razionellem, aber nicht auf polizeilichem Wege widerlegt werden müssen. Wegen Atheismus in der Philosophie angeklagt zu werden, war auch in Deutschland so etwas Befremdliches, dass Fichte wirklich im Anfang gar nicht wusste, was man begehre. Ganz richtig sagte er, die Frage, ob eine Philosophie atheistisch sei oder nicht? klinge einem Philosophen eben so wunderlich, wie etwa einem Mathematiker die Frage: ob ein Dreieck grün oder roth sei?

Jene Anklage hatte also ihre verborgenen Gründe und diese hat Fichte bald begriffen. Da er der ehrlichste Mensch von der Welt war, so dürfen wir einem Briefe, worin er sich gegen Reinhold über jene verborgenen Gründe ausspricht, völligen Glauben schenken, und da dieser Brief, datirt vom zweiundzwanzigsten Mai 1799, die ganze Zeit schildert und die ganze Bedrängniss des Mannes veranschaulichen kann, so wollen wir einen Theil desselben hierhersetzen:

,,Ermattung und Ekel bestimmen mich zu dem Dir schon mitgetheilten Entschlusse, für einige Jahre ganz zu verschwinden. Ich war, meiner damaligen Ansicht der Sache nach, sogar überzeugt, dass diesen Entschluss die Pflicht fordere, indem bei der gegenwärtigen Gährung ich ohnedies nicht gehört werden, und die Gährung nur ärger machen würde, nach ein Paar Jahren aber, wenn die erste Befremdnng sich gelegt, ich mit

Ich

desto grösserem Nachdruck sprechen würde. denke jetzt anders. Ich darf jetzt nicht verstummen; schweige ich jetzt, so dürfte ich wohl nie wieder an's Reden kommen. Es war mir, seit der Verbindung Russlands mit Oestreich, schon längst wahrscheinlich, was mir nunmehr dürch die neuesten Begebenheiten, und besonders seit dem grässlichen Gesandtenmord (über den man hier jubelt, und über welchen S. und G. ausrufen: so ist's recht, diese Hunde muss man todt schlagen) völlig gewiss ist, dass der Despotismus sich von nun an mit Verzweiflung vertheidigen wird, dass er durch Paul nnd Pitt konsequent wird, dass die Basis seines Plans die ist, die Geistesfreiheit auszurotten, und dass die Deutschen ihm die Erreichung dieses Zwecks nicht erschweren werden.

,,Glaube z. B. nicht, dass der Weimar'sche Hof geglaubt hat, der Frequenz der Universität werde durch meine Gegenwart geschadet werden; er weiss zu wohl das Gegentheil. Er hat zufolge des allgemeinen, besonders von Kursachsen kräftigst ergriffenen Plans mich entfernen müssen. Burscher in Leipzig, ein Eingeweihter dieser Geheimnisse, ist schon gegen Ende des vorigen Jahrs eine ansehnliche Wette eingegangen, dass ich zu Ende dieses Jahrs Exulant seyn würde. Voigt ist durch Burgsdorf schon längst gegen mich gewonnen worden. Vom Departement der Wissenschaften zu Dresden ist bekannt gemacht worden, dass keiner, der sich auf die neuere Philosophie lege, befördert werden, oder, wenn er es schon ist, weiter rücken solle. In der Freischule zu Leipzig ist sogar die Rosenmüller'sche

Aufklärung bedenklich gefunden; Luther's Katechismus ist neuerlich dort wieder eingeführt, und die Lehrer sind von neuem auf die symbolischen Bücher konfirmirt worden. Das wird weiter gehn und sich verbreiten. In Summa: es ist nichts gewisser, als das Gewisseste, dass, wenn nicht die Franzosen die ungeheuerste Uebermacht erringen und in Deutschland, wenigstens einem beträchtlichen Theile desselben, eine Veränderung durchsetzen, in einigen Jahren in Deutschland kein Mensch mehr, der dafür bekannt ist, in seinem Leben einen freien Gedanken gedacht zu haben, eine Ruhestätte finden wird. Es ist mir also gewisser als das Gewisseste, dass finde ich auch jetzt irgendwo ein Winkelchen, ich doch in einem, höchstens in zwei Jahren wieder fortgejagt werden würde; und es ist gefährlich sich an mehreren Orten fortjagen zu lassen; dies lehrt historisch Rousseau's Beispiel.

Gesetzt, ich schweige ganz, schreibe nicht das Geringste mehr: wird man mich unter dieser Bedingung ruhig lassen? Ich glaube dies nicht, und gesetzt, ich könnte es von den Höfen hoffen, wird nicht die Geistlichkeit, wohin ich mich auch wende, den Pöbel gegen mich auf hetzen, mich von ihm steinigen lassen, und nun die Regierungen bitten, mich als einen Menschen, der Unruhen erregt zu entfernen? Aber, darf ich dann schwigen? Nein, das darf ich wahrlich nicht; denn ich habe Grund zu glauben, dass, wenn noch Etwas gerettet werden kann des deutschen Geistes, es durch mein Reden gerettet werden kann, und durch mein Stillschweigen die Philosophie ganz und zu frühe

zu Grunde gehen würde. Denen ich nicht zutraue, dass sie mich schweigend würden existiren lassen, traue ich noch weniger zu, dass sie mich werden reden lassen.

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„Aber ich werde sie von der Unschädlichkeit meiner Lehre überzeugen. Lieber Reinhold, wie Du mir so gut von diesen Menschen denken kannst! Je klarer ich werde, je unschuldiger ich erscheine, desto schwärzer werden sie und desto grösser wird überhaupt mein wahres Vergehen. Ich habe nie geglaubt, dass sie meinen vorgeblichen Atheismus verfolgen; sie verfolgen in mir einen Freidenker, der anfängt sich verständlich zu machen, (Kant's Glück war seine Obscurität) und einen verschrieenen Demokraten; es erschreckt sie, wie ein Gespenst, die Selbstständigkeit, die, wie sie dunkel ahnen, meine Philosophie weckt."

Ich bemerke nochmals, dass dieser Brief nicht von gestern ist, sondern das Datum des 22. Mai 1799 trägt. Die politischen Verhältnisse jener Zeit haben eine gar betrübende Aehnlichkeit mit den neuesten Zuständen in Deutschland; nur dass damals der Freiheitsinn mehr unter Gelehrten, Dichtern und sonstigen Literaten blühete, heutigen Tags aber unter diesen viel minder, sondern weit mehr in der grossen aktiven Masse, unter Handwerkern und Gewerbsleuten sich ausspricht. Während zur Zeit der ersten Revoluzion die bleiern deutscheste Schlafsucht auf dem Volke lastete, und gleichsam eine brutale Ruhe in ganz Germanien herrschte, offenbarte sich in unserer Schriftwelt das wildeste Gähren und Wallen. Der einsamste Autor, der in irgend

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