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Mittelpunkt seiner Philosophie betrachtet werden kann. Es wäre eine Ungerechtigkeit, wenn man Herrn Schelling nach dem Umfange eines Buches und nach der Strenge des Buchstabens beurtheilen wollte. Man muss vielmehr seine Bücher chronologisch lesen, die allmähliche Ausbildung seines Gedankens darin verfolgen, und sich dann an seiner Grundidee festhalten. Ja, es scheint mir auch nöthig, dass man bei ihm nicht selten unterscheide, wo der Gedanke aufhört und die Poesie anfängt. Denn Herr Schelling ist eines von jenen Geschöpfen, denen die Natur mehr Neigung zur Pocsie als poetische Potenz verliehen hat, und die, unfähig den Töchtern des Parnassus zu genügen, sich in die Wälder der Philosophie geflüchtet und dort mit abstrakten Hamadryaden die unfruchtbarste Ehe führen. Ihr Gefühl ist poetisch, aber das Werkzeug, das Wort, ist schwach; sie ringen vergebens nach einer Kunstform, worin sie ihre Gedanken und Erkentnisse mittheilen können. Die Poesie ist Herrn Schelling's Force und Schwäche. Sie ist es, wodurch er sich von Fichte unterscheidet, sowohl zu seinem Vortheil als auch zu seinem Nachtheil. Fichte ist nur Philosoph und seine Macht besteht in Dialektik und seine Stärke besteht im Demonstriren. Dieses aber ist die schwache Seite des Herrn Schelling, er lebt mehr in Anschauungen, er fühlt sich nicht heimisch in den kalten Höhen der Logik, er schnappt gern über in die Blumenthäler der Symbolik, und seine philosophische Stärke besteht im Construiren. Letzteres aber ist eine Geistesfähigkeit, die bei den mittelmässigen Poeten eben so oft gefunden, wie bei den besten Philosophen.

Nach dieser letzteren Andeutung wird begreiflich, dass Herr Schelling in demjenigeu Theile der Philosophie, der blos tranzendentaler Idealismus ist, nur ein Nachbeter von Fichte geblieben und bleiben musste ; dass er aber in der Philosophie der Natur, wo er unter Blumen und Sternen zu wirthschaften hatte, gar gewaltig blühen und stralen musste. Diese Richtung ist daher nicht blos von ihm, sondern auch von den gleichgestimmten Freunden vorzugsweise verfolgt worden, und der Ungestüm, der dabei zum Vorschein kam, war gleichsam nur eine dichterlingsche Reakzion gegen die frühere abstrakte Geistesphilosophie. Wie freigelassene Schulknaben, die den ganzen Tag in engen Sälen unter der Last der Vokabeln und Chiffern geseufzt, so stürmten die Schüler des Herrn Schelling hinaus in die Natur, in das duftende, sonnige Reale, und jauchzten, und schlugen Burzelbäume, und machten einen grossen Spektakel.

Der Ausdruck „die Schüler des Herrn Schelling” darf hier ebenfalls nicht in seinem gewöhnlichen Sinne genommen werden. Herr Schelling selber sagt, nur in der Art der alten Dichter habe er eine Schule bilden wollen, eine Dichterschule, wo keiner an eine bestimmte Doktrin und durch eine bestimmte Disciplin gebunden ist, sondern wo jeder dem Geiste gehorcht und jeder ihn in seiner Weise offenbart. Er hätte auch sagen können, er stifte eine Prophetenschule, wo die Begeisterten zu prophezeien anfangen, nach Lust und Laune, und in beliebiger Sprechart. Dies thaten auch wirklich die Jünger, die des Meisters Geist angeregt,

die beschränktesten Köpfe fingen an zu prophezeien, jeder in einer andern Zunge, und es entstand ein grosses Pfingstfest in der Philosophie.

Wie das Bedeutendste und Herrlichste zu lauter Mummenschanz und Narrethei verwendet werden kann, wie eine Rotte von feigen Schälken und melancholischen Hanswürsten im Stande ist, eine grosse Idee zu kompromittiren, das sehen wir hier bei Gelegenheit der Naturphilosophie. Aber das Ridikül, dass ihr die Prophetenschule oder die Dichterschule des Herrn Schelling bereitet, kommt wahrlich nicht auf ihre eigne Rechnung. Denn die Idee der Naturphilosophie ist ja im Grunde nichts anders, als die Idee des Spinoza, der Pantheismus.

Die Lehre des Spinoza und die Naturphilosophie, wie sie Schelling in seiner besseren Periode aufstellte, sind wesentlich eins und dasselbe. Die Deutschen, nachdem sie den Locke'schen Materialismus verschmäht und den Leibnitz'schen Idealismus bis auf die Spitze getrieben und diesen ebenfalls unfruchtbar erfunden, gelangten endlich zu dem dritten Sohne des Descartes, zu Spinoza. Die Philosophie hat wieder einen grossen Kreislauf vollendet, und man kann sagen, es sei derselbe, den sie schon vor zweitausend Jahren in Griechenland durchlaufen. Aber bei näherer Vergleichung dieser beiden Kreisläufe zeigt sich eine wesentliche Verschiedenheit. Die Griechen hatten eben so kühne Skeptiker, wie wir, die Eleaten haben die Realität der Aussenwelt eben so bestimmt geläugnet, wie unsere

HEINE. Der Salon. II.

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neueren Tranzendentalidealisten. Plato hat eben so gut wie Herr Schelling in der Erscheinungswelt die Geisteswelt wiedergefunden. Aber wir haben etwas voraus vor den Griechen, so wie auch vor den kartesianischen Schulen, wir haben etwas vor ihnen voraus, nämlich:

Wir begannen unseren philosophischen Kreislauf mit einer Prüfung der menschlichen Erkenntnissquellen, mit der Kritik der reinen Vernunft unseres Immanuel Kant.

Bei Erwähnung Kant's kann ich obigen Betrachtungen hinzufügen, dass der Beweiss für das Dasein Gottes, den derselbe noch bestehen lassen, nämlich der sogenannte moralische Beweis, von Herrn Schelling mit grossem Eklat umgestossen worden. Ich habe aber oben schon bemerkt, dass dieser Beweis nicht von sonderlicher Stärke war, und dass Kant ihn vielleicht nur aus Gutmüthigkeit bestehen lassen. Der Gott des Herrn Schelling ist das Gott-Welt-All des Spinoza. Wenigstens war er es im Jahr 1801, im zweiten Bande der Zeitschrift für spekulative Physik. Hier ist Gott die absolute Identität der Natur und des Denkens, der Materie und des Geistes, und die absolute Identität ist nicht Ursache des Welt-Alls, sondern sie ist das WeltAll selbst, sie ist also das Gott-Welt-All. In diesem giebt es auch keine Gegensätze und Theilungen. Die absolute Identität ist auch die absolute Totalität, Ein Jahr später hat Herr Schelling seinen Gott noch mehr entwickelt, nämlich in einer Schrift, betitelt ,,Bruno, oder über das göttliche oder natürliche Prinzip der Dinge." Dieser Titel erinnert an den edelsten Märtyrer

unserer Doktrin, Jordano Bruno von Nola, glorreichen Andenkens. Die Italiener behaupten, Herr Schelling habe dem alten Bruno seine besten Gedanken entlehnt, und sie beschuldigen ihn des Plagiats. Sie haben Unrecht, denn es giebt kein Plagiat in der Philosophie. Anno 1804 erschien der Gott des Herrn Schelling endlich ganz fertig in einer Schrift, betitelt: Philosophie und Religion. Hier finden wir in ihrer Vollständigkeit die Lehre vom Absoluten. Hier wird das Absolute in drei Formeln ausgedrückt. Die erste ist die kathegorische: das Absolute ist weder das Ideale noch das Reale. (weder Geist noch Materie), sondern es ist die Indentität beider. Die zweite Formel ist die hypothetische: wenn ein Subjekt und ein Objekt vorhanden ist, so ist das Absolute die wesentliche Gleichheit dieser beiden. Die dritte Formel ist die disjunktive: es ist nur Ein Sein, aber dies Eine kann zu gleicher Zeit, oder abwechselnd, als ganz ideal oder als ganz real betrachtet werden. Die erste Formel ist ganz negativ, die zweite setzt eine Bedingung voraus, die noch schwerer zu begreifen ist, als das Bedingte selbst, und die dritte Formel ist ganz die des Spinoza : die absolute Substanz ist erkennbar entweder als Denken oder als Ausdehnung. Auf philosophischem Wege konnte also Herr Schelling nicht weiter kommen als Spinoza, da nur unter der Form dieser beiden Attribute, Denken und Ausdehnung, das Absolute zu begreifen ist. Aber Herr Schelling verlässt jetzt den philosophischen Weg, und sucht durch eine Art mystischer Intuizion zur Anschauung des Absoluten selbst zu gelangen, er sucht es anzuschauen in seinem Mit

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