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telpunkt, in seiner Wesenheit, wo es weder etwas Ideales ist noch etwas Reales, weder Gedanken noch Ausdehnung, weder Subjekt noch Objekt, weder Geist noch Materie, sondern was weiss ich!

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Hier hört die Philosophie auf bei Herrn Schelling, und die Poesie, ich will sagen, die Narrheit, beginnt. Hier aber auch findet er den meisten Anklang bei einer Menge von Faselhänsen, denen es eben recht ist, das ruhige Denken aufzugeben, und gleichsam jene Derwisch Tourneurs nachzuahmen, die, wie unser Freund Jüles David erzählt, sich so lange im Kreise herumdrehen, bis sowohl objektive wie subjektive Welt ihnen entschwindet, bis beides zusammenfliesst in ein weisses Nichts, das weder real noch ideal ist, bis sie etwas sehen, was nicht sichtbar, hören, was nicht hörbar, bis sie Farben hören und Töne sehen, bis sich das Absolute ihnen veranschaulicht.

Ich glaube, mit dem Versuch, das Absolute intellektuell anzuschauen, ist die philosophische Laufbahn des Herrn Schelling beschlossen. Ein grösserer Denker tritt jetzt auf, der die Naturphilosophie zu einem vollendeten System ausbildet, aus ihrer Synthese die ganze Welt der Erscheinungen erklärt, die grossen Ideen seiner Vorgänger durch grössere Ideen ergänzt, sie durch alle Disciplinen durchführt und also wissenschaftlich begründet. Er ist ein Schüler des Herrn Schelling, aber ein Schüler, der allmählich im Reiche der Philosophie aller Macht seines Meisters sich bemeisterte, diesem herrschsüchtig über den Kopf wuchs und ihn

endlich in die Dunkelheit versties. Es ist der grosse Hegel, der grösste Philosoph, den Deutschland seit Leibnitz erzeugt hat. Es ist keine Frage, dass er Kant und Fichte weit überragt. Er ist scharf wie jener und kräftig wie dieser, und hat dabei noch einen konstituirenden Seelenfrieden, eine Gedankenharmonie, die wir bei Kant und Fichte nicht finden, da in diesen mehr der revoluzionäre Geist waltet. Diesen Mann mit Herrn Joseph Schelling zu vergleichen, ist gar nicht möglich; denn Hegel war ein Mann von Charakter. Und wenn er auch, gleich Herrn Schelling, dem Bestehenden in Staat und Kirche einige allzubedenkliche Rechtfertigungen verlieh, so geschah dieses doch für einen Staat der dem Prinzip des Fortschrittes wenigstens in der Theorie huldigt, und für eine Kirche, die das Prinzip der freien Forschung als ihr Lebenselement betrachtet; und er machte daraus kein Hehl, er war aller seiner Absichten eingeständig. Herr Schelling hingegen windet sich wurmhaft in den Vorzimmern eines sowohl praktischen wie theoretischen Absolutismus, und er handlangert in der Jezuitenhöhle, wo Geistes fesseln geschmiedet werden; und dabei will er uns weiss machen, er sei noch immer unverändert derselbe Lichtmensch, der er einst war, er verläugnet seine Verläugnung, und zu der Schmach des Abfalls fügt er noch die Feigheit der Lüge!

Wir dürfen es nicht verhehlen, weder aus Pietät, noch aus Klugheit, wir wollen es nicht verschweigen : der Mann, welcher einst am kühnsten in Deutschland die Religion des Pantheismus ausgesprochen, welcher

die Heiligung der Natur und die Wiedereinsetzung des Menschen in seine Gottesrechte am lautesten verkündet, dieser Mann ist abtrünnig geworden von seiner eigenen Lehre, er hat den Altar verlassen, den er selber eingeweiht, er ist zurückgeschlichen in den Glaubensstall der Vergangenheit, er ist jetzt gut katholisch und predigt einen ausserweltlichen, persönlichen Gott, „der die Thorheit begangen habe, die Welt zu erschaffen." Mögen immerhin die Altgläubigen ihre Glocken läuten und Kyrie Eleison singen, ob solcher Bekehrung

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es beweist aber nichts für ihre Meinung, es beweist nur, dass der Mensch sich dem Katholizismus zuneigt, wenn er müde und alt wird, wenn er seine Physischen und geistigen Kräfte verloren, wenn er nicht mehr geniessen und denken kann. Auf dem Todtenbette sind so viele Freidenker bekehrt worden aber macht nur kein Rühmens davon! Diese Bekehrungsgeschichten gehören höchstens zur Pathologie und würden nur schlechtes Zeugniss geben für Eure Sache. Sie bewiesen am Ende nur, dass es Euch nicht möglich war, jene Freidenker zu bekehren, so lange sie mit gesunden Sinnen unter Gottes freiem Himmel umherwandelten und ihrer Vernunft völlig mächtig waren.

Ich glaube, Ballanche sagt: es sei ein Naturgesetz, dass die Iniziatoren gleich sterben müssen, sobald sie das Werk der Iniziazion vollbracht haben. Ach! guter Ballanche, das ist nur zum Theil wahr, und ich möchte cher behaupten: wenn das Werk der Iniziazion vollbracht ist, stirbt der Iniziator - oder er wird abtrünnig. Und so können wir vielleicht das strenge Urtheil, welches

das denkende Deutschland über Herrn Schelling fällt, einigermassen mildern; wir können vielleicht die schwere, dicke Verachtung, die auf ihm lastet, in stilles Mitleid verwandeln, und seinen Abfall von der eigenen Lehre erklären wir nur als eine Folge jenes Naturgesetzes, dass derjenige, der an das Aussprechen oder an die Ausführung eines Gedankens alle seine Kräfte hingegeben, nachher, wenn er diesen Gedanken ausgesprochen oder ausgeführt hat, erschöpft dahinsinkt, dahinsinkt entweder in die Arme des Todes oder in die Arme seiner ehemaligen Gegner.

Nach solcher Erklärung begreifen wir vielleicht noch grellere Phänomene des Tages, die uns so tief betrüben. Wir begreifen dadurch vielleicht, warum Männer, die für ihre Meinung alles geopfert, die dafür gekämpft und gelitten, endlich wenn sie gesiegt hat, die Meinung verlassen und in's feindliche Lager hinübertreten! Nach solcher Erklärung darf ich auch darauf aufmerksam machen, dass nicht blos Herr Joseph Schelling, sondern gewissermassen auch Fichte und Kant des Abfalls zu beschuldigen sind. Fichte ist noch zeitig genug gestorben, ehe sein Abfall von der eigenen Philosophie allzu eklatant werden konnte. Und Kant is der Kritik der reinen Vernunft schon gleich untreu geworden, indem er die Kritik der praktischen Vernunft schrieb. Der Iniziator stirbt oder wird abtrünnig.

Ich weiss nicht, wie es kommt, dieser letzte Satz wirkt so melancholisch zähmend auf mein Gemüth, dass ich in diesem Augenblick nicht im Stande bin,

die übrigen herben Wahrheiten, die den heutigen Herrn Schelling betreffen, hier mitzutheilen. Lasst uns lieber jenen ehemaligen Schelling preisen, dessen Andenken unvergesslich blüht in den Annalen des deutschen Gedankens; denn der ehemalige Schelling repräsentirt eben so wie Kant und Fichte, eine der grossen Phasen unserer philosophischen Revoluzion, die ich in diesen Blättern mit den Phasen der politischen Revoluzion Frankreichs verglichen habe. In der That, wenn man in Kant die terroristische Convenzion und in Fichte das Napoleonische Kaiserreich sieht, so sieht man in Herrn Schelling die restaurirende Reaktion, welche hierauf folgte. Aber es war zunächst ein Restauriren im besseren Sinne. Herr Schelling setzte die Natur wieder ein in ihre legitimen Rechte, er strebte nach einer Versöhnung von Geist und Natur, er wollte beide wieder vereinigen in der ewigen Weltseele. Er restaurirte jene grosse Naturphilosophie, die wir bei den altgriechischen Philosophen finden, die erst durch Sokrates mehr in's menschliche Gemüth selbst hineingeleitet wird, und die nachher in's Ideelle verfliesst. Er restaurirte jene grosse Naturphilosophie, die, aus der alten, pantheistischen Religion der Deutschen heimlich emporkeimend, zur Zeit des Parazelsus die schönsten Blüthen verkündete, aber durch den eingeführten Cartesianismus erdrückt wurde. Ach! und am Ende restaurirte er Dinge, wodurch er auch im schlechten Sinne mit der französischen Restaurazion verglichen werden kann. Doch da hat ihn die öffentliche Vernunft nicht länger geduldet, er wurde schmählich herabgestossen vom Throne des Gedankens, Hegel, sein Major Domus,

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