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allerlei Dienste erwiess. Da man allmählich mit dem Hüdeken vertraut geworden war, so wagte es ein Küchenjunge, ihn, so oft er erschien, zu necken, und ihn sogar mit unreinem Wasser zu begiessen. Der Geist bat den Hauptkoch, oder den Küchenmeister, dass er dem unartigen Knaben seinen Muthwillen untersagen möchte. Der Meisterkoch antwortete; du bist ein Geist, und fürchtest dich vor einem Buben! worauf Hüdeken drohend erwiederte. Weil du den Knaben nicht strafen willst, so werde ich dir in wenigen Tagen zeigen, wie sehr ich mich vor ihm fürchte. Bald nachher sass der Bube, der den Geist beleidigt hatte, ganz allein schlafend in der Küche. In diesem Zustand ergriff ihn der Geist, erdrosselte ihn, zerriss ihn in Stücken, und setzte diese in Töpfen an's Feuer. Da der Koch diesen Streich entdeckte, da fluchte er dem Geist, und nun verdarb Hüdeken am folgenden Tage alle Braten, die am Spiesse gesteckt waren, durch das Gift und Blut von Kröten, welches er darüber ausschüttete. Die Rache veranlasste den Koch zu neuen Beschimpfungen, nach welchen der Geist ihn endlich über eine falsche vorgezauberte Brücke in einen tiefen Graben stürzte. Zugleich machte er die Nacht durch, auf den Mauern und Thürmen der Stadt, fleissig die Runde, und zwang die Wächter zu einer beständigen Wachsamkeit. Ein Mann, der eine untreue Frau hatte, sagte einst, als er verreisen wollte, im Scherze zu dem Hüdeken: guter Freund, ich empfehle dir meine Frau, hüte sie sorgfältig. Sobald der Mann entfernt war, liess das ehebrecherische Weib einen Liebhaber nach dem andern kommen. Allein Hüdeken liess keinen zu ihr, sondern

warf sie alle aus dem Bette auf den Boden hin, Als der Mann von seiner Reise zurückkam, da ging ihm der Geist weit entgegen und sagte zu dem Wiederkehrenden: „Ich freue mich sehr über deine Ankunft, damit ich von dem schweren Dienst frei werde, den du mir auferlegt hast. Ich habe deine Frau mit unsäglicher Mühe vor wirklicher Untreue gehütet. Ich bitte dich aber, dass du sie mir nie wieder anvertrauen mögest. Lieber wollte ich alle Schweine in ganz Sachsenland hüten, als ein Weib, das durch Ränke in die Arme ihrer Buhlen zu kommen sucht."

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Der Genauigkeit wegen muss ich bemerken, dass Hüdekens Kopfbedeckung von dem gewöhnlichen Kostüme der Kobolde abweicht. Diese sind meistens grau gekleidet und tragen ein rothes Käppchen. Wenigstens sieht man sie so im Dänischen, wo sie heut zu Tage am zahlreichsten seyn sollen. Ich war ehemals der Meinung, die Kobolde lebten deshalb so gern in Dänemark, weil sie am liebsten rothe Grütze" ässen. Aber ein junger dänischer Dichter, Herr Andersen, den ich das Vergnügen hatte diesen Sommer hier in Paris zu sehen, hat mir ganz bestimmt versichert, die Nissen, wie man in Dänemark die Kobolde nennt, ässen am liebsten,,Brey" mit Butter. Wenn diese Kobolde sich mal in einem Hause eingenistet, so sind sie auch nicht sobald geneigt, es zu verlassen. Indessen, sie kommen nię unangemeldet, und wenn sie irgend wohnen wollen, machen sie dem Hausherrn auf folgende Art davon Anzeige: sie tragen des Nachts allerlei Holzspäne in's Haus und in die Milchfässer streuen sie Mist von Vieh. Wenn nun der Hausherr diese Holz

späne nicht wieder wegwirft, oder wenn er mit seiner Familie von jener beschmutzten Milch trinkt, dann bleiben die Kobolde auf immer bei ihm. Dieses ist manchem sehr missbehaglich geworden. Ein armer Jütländer wurde am Ende so verdriesslich über die Genossenschaft eines solchen Kobolds, dass er sein Haus selbst aufgeben wollte, und seine sieben Sachen auf eine Karre lud und damit nach dem nächsten Dorfe fuhr, um sich dort niederzulassen. Unterwegs aber, als er sich mal umdrehte, erblickte er das rothbemützte Köpfchen des Kobolds, der aus einer von den leeren Bütten hervorguckte, und ihm freundlich zurief: wi flütten! (wir ziehen aus.)

Ich habe mich vielleicht zu lange bei diesen kleinen Dämonen aufgehalten, und es ist Zeit, dass ich wieder zu den grossen übergehe. Aber alle diese Geschichten illustriren den Glauben und den Charakter des deutschen Volks. Jener Glaube war in den verflossenen Jahrhunderten eben so gewaltig wie der Kirchenglaube. Als der gelehrte Doktor Remigius sein grosses Buch über das Hexenwesen beendigt hatte, glaubte er seines Gegenstandes so kundig zu sein, dass er sich einbildete, jetzt selber hexen zu können; und, ein gewissenhafter Mann wie er war, ermangelte er nicht, sich selber bei den Gerichten als Hexenmeister anzugeben, und in Folge dieser Angabe wurde er als Hexenmeister verbrannt.

Diese Greuel entstanden nicht direkt durch die christliche Kirche, sondern indirekt dadurch, dass diese die altgermanische Nazionalreligion so tückisch verkehrt, dass sie die pantheistische Weltansicht der Deut

schen in eine pandämonische umgebildet, dass sie die früheren Heiligthümer des Volks in hässliche Teufelei verwandelt hatte. Der Mensch lässt aber nicht gern ab von dem, was ihm und seinen Vorfahren theuer und lieb war, und heimlich krämpen sich seine Empfindungen daran fest, selbst wenn man es verderbt und entstellt hat. Daher erhält sich jener verkehrte Volksglaube vielleicht noch länger als das Christenthum in Deutschland, welches wie jener in der Nazionalität wurzelt. Zur Zeit der Reformazion schwand sehr schnell der Glaube an die katholischen Legenden, aber keineswegs der Glaube an Zauber und Hexerei.

Luther glaubt nicht mehr an katholische Wunder, aber er glaubt noch an Teufelswesen. Seine Tischreden sind voll kurioser Geschichtchen, von Satanskünsten, Kobolden und Hexen. Er selber in seinen Nöthen glaubte manchmal mit dem leibhaftigen Gott-sei-beiuns zu kämpfen. Auf der Wartburg, wo er das neue Testament übersetzte, ward er so sehr vom Teufel gestört, dass er ihm das Tintenfass an den Kopf schmiss. Seitdem hat der Teufel eine grosse Scheu vor Tinte, aber noch weit mehr vor Druckerschwärze. Von der Schlauheit des Teufels wird in den erwähnten Tischreden manch ergötzliches Stücklein erzählt, und ich kann nicht umhin ein's davon mitzutheilen.

,,Doktor Martin Luther erzählte, dass einmal gute Gesellen bei einander in einer Zeche gesessen waren. Nun war ein wild wüstes Kind unter ihnen, der hatte gesagt: Wenn einer wäre, der ihm eine gute Zeche Weins schenkte, wollte er ihm dafür seine Seele verkaufen.

„Nicht lange darauf kömmt einer in die Stuben zu ihm, setzet sich bei ihm nieder und zecht mit ihm, und spricht unter anderen zu dem, der sich also viel vermessen gehabt:

„Höre, du sagst zuvor, wenn einer dir eine Zeche Weins gebe, so wollest du ihm dafür deine Seele verkaufen?

,,Da sprach er nochmals: Ja, ich will's thun, lass mich heute recht schlemmen, demmen, und guter Dinge seyn.

,,Der Mann, welcher der Teufel war, sagte ja, und bald darnach verschlich er sich wieder von ihm. Als nun derselbige Schlemmer den ganzen Tag fröhlich war, und zuletzt auch trunken wurde, da kommt der vorige Mann, der Teufel, wieder, und setzt sich zu ihm nieder, und fragt die anderen Zechbrüder, und spricht: Lieben Herren, was dünket Euch, wenn einer ein Pferd kauft, gehört ihm der Sattel und Zaum nicht auch dazn? Dieselbigen erschraken alle. Aber letzlich sprach der Mann:

,,Nun sagt's flugs. Da bekannten sie und sagten: Ja, der Sattel und Zaum gehört ihm auch dazu. Da nimmt der Teufel denselbigen wilden, rohen Gesellen und führet ihn durch die Decke hindurch, dass niemand gewusst, wo er war hinkommen."

Obgleich ich für unsern grossen Meister Martin Luther den grössten Respekt hege, so will es mich doch bedünken, als habe er den Charakter des Satans ganz verkannt. Dieser denkt durchaus nicht mit solcher Geringschätzung vom Leibe, wie hier erwähnt wird. Was man auch Böses vom Teufel erzählen mag,

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