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Das Denken ward ein Recht und die Befugnisse der Vernunft wurden legitim. Freilich, schon seit einigen Jahrhunderten hatte man ziemlich frei denken und reden können, und die Scholastiker haben über Dinge disputirt, wovon wir kaum begreifen, wie man sie im Mittelalter auch nur aussprechen durfte. Aber dieses geschah vermittelst der Distinkzion, welche man zwischen theologischer und philosophischer Wahrheit machte, eine Distinkzion, wodurch man sich gegen Ketzerei ausdrücklich verwahrte; und das geschah auch nur innerhalb den Hörsälen der Universitäten, und in einem gothisch abstrusen Latein, wovon doch das Volk nichts verstehen konnte, so dass wenig Schaden für die Kirche dabei zu befürchten war. Dennoch hatte die Kirche solches Verfahren nie eigentlich erlaubt, und dann und wann hat sie auch wirklich einen armen Scholastiker verbrannt. Jetzt, aber, seit Luther, machte man gar keine Distinkzion mehr zwischen theologischer und philosophischer Wahrheit, und man disputirte auf öffentlichem Markt, und in der deutschen Landessprache und ohne Scheu und Furcht. Die Für. sten, welche die Reformazion annahmen, haben diese Denkfreiheit legitimisirt, und eine wichtige, weltwichtige Blüthe derselben ist die deutsche Philosophie.

In der That, nicht einmal in Griechenland hat der menschliche Geist sich so frei aussprechen können wie in Deutschland, seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts bis zur französischen Invasion. Namentlich in Preussen herrschte eine grenzenlose Gedankenfreiheit. Der Marquis von Brandenburg hatte begriffen, dass er, der nur durch das protestantische Prinzip ein legitimer

König von Preussen sein konnte, auch die protestan tische Denkfreiheit aufrecht erhalten musste.

Seitdem freilich haben sich die Dinge verändert, und der natürliche Schirm vogt unserer protestantischen Denkfreiheit hat sich, zur Unterdrückung derselben, mit der ultramontanen Partei verständigt, und er benutzt oft dazu die Waffe, die das Papstthum zuerst gegen uns ersonnen und angewandt: die Censur.

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Sonderbar! Wir Deutschen sind das stärkste und das klügste Volk. Unsere Fürstengeschlechter sitzen auf allen Thronen Europas, unsere Rothschilde beherrschen alle Börsen der Welt, unsere Gelehrten regieren in allen Wissenschaften, wir haben das Pulver erfunden und die Buchdruckerei: und dennoch, wer bei uns eine Pistole losschiesst bezahlt drei Thaler Strafe, und wenn wir in den Hamburger Correspondent setzen wollen: „meine liebe Gattin ist in Wochen gekommen, mit einem Töchterlein, schön wie die Freiheit!" dann greift der Herr Doctor Hoffmann zu seinem Rothstift und streicht uns ,,die Freiheit."

Wird dieses noch lange geschehen können? Ich weiss nicht. Aber ich weiss, die Frage der Pressfreiheit, die jetzt in Deutschland so heftig diskutirt wird, knüpft sich bedeutungsvoll an die obigen Betrachtungen, und ich glaube ihre Lösung ist nicht schwer, wenn man bedenkt, dass die Pressfreiheit nichts anderes ist, als die Konsequenz der Denkfreiheit und sogleich ein protestantisches Recht. Für Rechte dieser Art hat der Deutsche schon sein bestes Blut gegeben, und er durfte wohl dahin gebracht werden, noch einmal in die Schranken zu treten.

Dasselbe ist anwendbar auf die Frage von der akademischen Freiheit, die jetzt so leidenschaftlich die Gemüther in Deutschland bewegt. Seit man entdeckt zu haben glaubt, dass auf den Universitäten am meisten politische Aufregung, nämlich Freiheitsliebe, herrscht, seitdem wird den Souverainen von allen Seiten insinuirt, dass man diese Institute unterdrücken, oder doch wenigstens in gewöhnliche Unterrichtsanstalten verwandeln müsse. Da werden nun Plane geschmiedet und das Pro und Kontra diskutirt. Die öffentlichen Gegner der Universitäten, eben so wenig wie die öffentlichen Vertheidiger, die wir bisher vernommen, scheinen aber die letzten Gründe der Frage nicht zu verstehen. Jene begreifen nicht, dass die Jugend überall, und unter allen Disciplinen, für die Interessen der Freiheit begeistert sein wird, und dass, wenn man die Universitäten unterdrückt, jene begeisterte Jugend anderswo, und vielleicht, in Verbindung mit der Jugend des Handelsstands und der Gewerbe, sich desto thatkräftiger aussprechen wird. Die Vertheidiger suchen nur zu beweisen, dass mit den Universitäten auch die Blüthe der deutschen Wissenschaftlichkeit zu Grunde ginge, dass eben die akademische Freiheit deu Studien so nützlich sey, dass die Jugend dadurch so hübsch Gelegenheit finde, sich vielseitig auszubilden u. s. w. Als ob es auf einige griechische Vokabeln oder einige Rohheiten mehr oder weniger hier ankomme!

Und was gölte den Fürsten alle Wissenschaft, Studien oder Bildung, wenn die heilige Sicherheit ihrer Throne gefährdet stünde! Sie waren heroisch genug, alle jene relativen Güter für das einzig absolute, für

ihre absolute Herrschaft aufzuopfern. Dern diese ist ihnen von Gott anvertraut und wo der Himmel gebietet, müssen alle irdischen Rücksichten weichen.

Missverstand ist sowohl auf Seiten der armen Professoren, die als Vertreter, wie auf Seiten der Regierungsbeambten, die als Gegner der Universitäten öffentlich auftreten. Nur die katholische Propaganda in Deutschland begreift die Bedeutung derselben, diese frommen Obscuranten sind die gefährlichsten Gegner unseres Universitätssystems, diese wirken dagegen meuchlerisch mit Lug und Trug, und gar, wenn sich einer von ihnen den liebevollen Anschein giebt, als wollte er den Universitäten das Wort reden, offenbart sich die jesuitische Intrigue. Wohl wissen diese feigen Heuchler, was hier auf dem Spiel steht zu gewinnen. Denn mit den Universitäten fällt auch die protestantische Kirche, die seit der Reformazion nur in jenen wurzelt, so dass die ganze protestantische Kirchengeschichte der letzten Jahrhunderte fast nur aus den theologischen Streitigkeiten der Wittenberger, Leipzi ger, Tübinger und Halle'schen Universitätsgelehrten besteht. Die Consistorien sind nur der schwache Abglanz der theologischen Fakultät, sie verlieren mit dieser allen Halt und Charakter, und sinken in die öde Abhängigkeit der Ministerien oder gar der Polizei.

Doch lasst uns solchen melancholischen Betrachtungen nicht zu viel Raum geben, um so mehr, da wir hier noch von dem providenziellen Manne zu reden haben, durch welchen so Grosses für das deutsche Volk geschehen. Ich habe oben gezeigt, wie wir durch ihn zur grössten Denkfreiheit gelangt. Aber dieser

Martin Luther gab uns nicht blos die Freiheit der Bewegung, sondern auch das Mittel der Bewegung, dem Geist gab er nämlich einen Leib. Er gab dem Gedanken auch das Wort. Er schuf die deutsche Sprache.

Dieses geschah, indem er die Bibel übersetzte.

In der That, der göttliche Verfasser dieses Buchs scheint es eben so gut wie wir Andere gewusst zu haben, dass es gar nicht gleichgültig ist durch wen man übersetzt wird, und er wählte selber seinen Uebersetzer, und verlieh ihm die wundersame Kraft, aus einer todten Sprache, die gleichsam schon begraben war, in eine andere Sprache zu übersetzen, die noch gar nicht lebte.

Man besass zwar die Vulgata, die man verstand, so wie auch die Septuaginta, die man schon verstehen konnte. Aber die Kenntniss des Hebräischen war in der christlichen Welt ganz erloschen. Nur die Juden, die sich, hie und da, in einem Winkel dieser Welt verborgen hielten, bewahrten noch die Tradizionen dieser Sprache. Wie ein Gespenst, das einen Schatz bewacht, der ihm einst im Leben anvertraut worden, so sass dieses gemordete Volk, dieses Volk-Gespenst, in seinen dunklen Ghettos und bewahrte dort die hebräische Bibel; und in diese verrufenen Schlupfwinkel sah man die deutschen Gelehrten heimlich hinabsteigen, um den Schatz zu heben, um die Kenntniss der hebräischen Sprache zu erwerben. Als die katholische Geistlichkeit merkte, dass ihr von dieser Seite Gefahr HEINE. Der Salon. II.

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