Nun will ich aber heben an, Der Tannhäuser war ein Ritter gut, „Herr Tannhäuser, Ihr seyd mir lieb, Daran sollt Ihr gedenken, Ihr habt mir einen Eid geschworen, „Frau Venus, ich hab' es nicht gethan, Ich will dem widersprechen, Denn niemand spricht das mehr als Ihr, Gott helf mir zu den Rechten.' 9999 „Herr Tannhäuser, wie saget Ihr mir! Ich geb Euch meiner Gespielen ein, ,,,,Nehme ich dann ein ander Weib, ,,Du sagst mir viel von der Höllengluth, 9999 Was hilft mir Euer rother Mund, Er ist mir gar unmehre, Nun gieb mir Urlaub, Frau Venus zart, Durch aller Frauen Ehre."" ,,Herr Tannhäuser wollt Ihr Urlaub han, Ich will Euch keinen geben; Nun bleibet edler Tannhäuser zart, Und frischet Eurer Leben." 9999 Mein Leben ist schon worden krank, Gebt mir Urlaub, Fraue zart, ,,Herr Tannhäuser nicht sprecht also, ,,,,Eure Minne ist mir worden leid; ,,Tannhäuser, ach, wie sprecht Ihr so, ,,Tannhäuser wollt Ihr Urlaub han, Der Tannhäuser zog wieder aus dem Berg, Ich will gen Rom in die fromme Stadt, Nun fahr' ich fröhlich auf die Bahn, Zu einem Pabst, der heisst Urban, Ob er mich wolle behalten. ,,Herr Pabst, Ihr geistlicher Vater mein, Ich klag' Euch meine Sünde, Die ich mein Tag begangen hab' Als ich Euch will verkünden; ,,Ich bin gewesen ein ganzes Jahr, Bey Venus einer Frauen, Nun will ich Beicht' und Buss empfahn, Ob ich möcht' Gott anschauen." Der Pabst hat einen Stecken weiss, 9939 ,,Sollt ich leben nicht mehr denn ein Jahr, Ein Jahr auf dieser Erden, So wollt ich Reu' und Buss empfahn, Da zog er wieder aus der Stadt, Muss ich mich von dir scheiden, So zieh' ich wieder in den Berg, Zu Venus meiner Frauen zart, ,,Seyd willkommen, Tannhäuser gut, Darnach wohl auf den dritten Tag, Da war er wieder in dem Berg, So lang bis an den jüngsten Tag, Das soll nimmer kein Priester thun, Will er denn Buss' und Reu empfahn, Ich erinnere mich, als ich zuerst dieses Lied las, in dem erwähnten Buche von Kornmann, überraschte mich zunächst der Contrast seiner Sprache mit der pedantisch verlateinisirten, unerquicklichen Schreibart des 17ten Jahrhunderts, worin das Buch abgefasst. Es war mir als hätte ich in einem dampfen Bergschacht plötzlich eine grosse Goldader entdeckt, und die stolzeinfachen, urkräftigen Worte strahlten mir so blank entgegen, dass mein Herz fast geblendet wurde von dem unerwarteten Glanz. Ich ahnte gleich, aus diesem Liede sprach zu mir eine wohlbekannte Freudenstimme; ich vernahm darinn die Töne jener verketzerten Nachtigallen, die, während der Passionszeit des Mittelalters, mit gar schweigsamen Schnäblein sich versteckt halten mussten, und nur zuweilen, wo man sie am wenigsten vermuthete, etwa gar hinter einem Klostergitter, einige jauchzende Laute hervorflattern liessen. Kenst du die Briefe von Heloise an Abelard? Nächst dem hohen Liede des grossen Königs (ich spreche von König Salomo) kenne ich kei |