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Ich kann mit Freuden den wohlthuenden Eindruck bezeugen, den diejenigen Baseler Missionsgemeinden machen, welchen durch die Industrie Gelegenheit gegeben ist, sich mit ihrer Hände Arbeit eine auskömmliche, zum Teil sogar recht behäbige Existenz zu schaffen. Ich wünschte, ich könnte alle Leser dieses Blattes herumführen in den meistens recht sauberen Häusern mit angemessener Einrichtung, umgeben von prächtigen Bananen und Kokospalmen, wie ich sie in großer Zahl besucht habe in Dscheppu, auf dem Balmatthahügel in Mangalur und dem Netturhügel bei Talatscheri u. s. w. Dort wohnen die christlichen Fabrikarbeiter, welche in den großen Ziegeleien und Webereien ihren ehrlichen guten Verdienst haben, durch den es ihnen gelungen ist, ein Haus samt Garten als freies Eigentum zu besißen. Sonderbar mag es ja dem Missionsfreund, der die Mission immer nur als reine Seelenrettung gefaßt hat, vorkommen, wenn er in die großartigen industriellen Anlagen eintritt, erfüllt von dem Geklapper der Maschinen nach neuster Konstruktion, oder von dem wie ein Wasserfall brausenden Geräusch der Webestühle mit der sinnreichen Jacquardvorrichtung zur Herstellung der schönsten Damastmuster — und sich sagt: „das sind Missionsanlagen".1) Doch denken wir uns die Industrie aus der Mission weg, so würde die Mehrzahl jener braunen Christen social verkommene Menschen sein. Man braucht die indischen Verhältnisse nur einige Wochen mit offenen Augen angesehen zu haben, um ganz zweifellos zu diesem Schluß zu kommen. Hier bei uns fann man sich keine annähernde Vorstellung machen von der Macht der gewerblichen Kaste, die das ganze öffentliche Leben beherrscht, und deren Nachwirkungen auch bei den eingebornen Christen nicht mit einemmal überwunden sind.2)

1) Ich gehe hier nicht näher ein auf die Scheidung, nach welcher die geschäftliche Seite in den Händen einer besonderen Industriekommission mit getrennter Finanzverwaltung liegt. In Wirklichkeit ist diese Missionsindustrie ein integrierender Teil der Baseler Mission und kann es mit vollem Rechte sein.

2) Wer zum Christentum übertritt, wird aus seiner Familie und Verwandtschaft vollständig ausgeschlossen und verliert dadurch die Gelegenheit, die bis dahin von ihm betriebene Arbeit fortzusehen. Die Schwierigkeiten des überganges zu irgend einem andern Erwerbszweige sind dem Europäer geradezu unbegreiflich. Die armen Leute aber sind wie von einem Bann gehalten, so daß selbst, wenn die Wege zu irgend einer lohnenden Arbeit gebahnt werden, sie nicht imstande sind, dieselbe zu übernehmen, wozu die dem Inder im Blute liegende Charakterschwäche und Energielosigkeit ein gut Teil beiträgt. Ich weiß ein Beispiel von Christen (im Tamulenlande), welche die größte Not litten. Der Missionar wollte ihnen behilflich sein, das Mattenflechten zu erlernen, das ihnen einen auskömmlichen Verdienst verschafft haben würde. Sie aber weigerten sich auf das entschiedenste, weil dies nicht ihre Arbeit

Leider kommt es nur zu oft vor, daß die brotlosen Christen sich geradezu auf die Unterstüßungen der Missionare angewiesen glauben. In früheren Zeiten sind ihnen (besonders in Malabar) aus unrichtiger Gutmütigkeit weitgehende Zugeständnisse gemacht, durch welche eine Haltlosigkeit und Unselbständigkeit wie eine schleichende Krankheit in die Gemeinden eingerissen war, von der man auch heute noch manche Spuren bemerken kann. In dieser Beziehung hat nun die Einführung der Industrie höchst segensreich gewirkt. Sie hilft den schwachen Leuten auf eigenen Füßen stehen. Neben der äußeren Versorgung hat die regelmäßige geordnete Arbeit einen erziehlichen Einfluß, den man recht hoch anschlagen darf. Unter solchen Verhältnissen findet denn auch die fortgehende Missionsarbeit in Predigt und Seelsorge einen geeigneteren Boden, als bei Leuten, die unter der irdischen Not vergrämt und verkümmert sind, und immerfort wie Bettler beim Missionar ihr Anliegen haben.

Nimmt man nun noch hinzu, daß die Arbeit täglich mit einer kurzen Andacht begonnen wird,1) und daß auch manche Heiden, die in den Fabriken ebenfalls Beschäftigung suchen, in denselben unter christlichen Einfluß kommen, so wird man die Bedeutung der Industrie für die Mission kaum überschäßen können. Unter dem äußeren Beistande gedeihen recht deutlich die inneren Wirkungen des Evangeliums. Ich will nicht zu rosig malen. Ich verhehle es nicht, daß auch mit manchem der social gesicherten Christen die Missionare und die braunen Pfarrer ihre Not haben. Aber ich habe etwas davon erfahren, wie in der Schule der Industrie Eingeborne zu christlichen Charakteren heranreifen, wie man sie bei näherer Kenntnis der indischen Völker kaum erwarten möchte. Unvergeßlich ist mir der Eindruck geblieben, den der Tischlermeister Amos in Kalikut auf mich machte, ein außerordentlich tüchtiger und geschickter Mann und ein ernster treuer Christ, mit einem Maße von Bescheidenheit und echter Demut, wie es auch bei geförderteren Christen in der Heimat nicht immer gefunden wird. Auch sein ganzes Hauswesen hat etwas Ansprechendes ; ich hatte das Gefühl: dem Manne gelingt es, mit seinem ganzen Hause dem Herrn zu dienen.

Ich führe gerade diese Persönlichkeit an als von besonderer Bedeutung für die Missionsindustrie, die in einem bestimmten Zweige hier das Ziel sei. Ein sehr einträglicher Erwerbszweig ist die Wäscherei. Troß ernster Bemühungen seitens der Missionare ist es (abgesehen von ein paar verschwindenden Ausnahmen) nicht möglich gewesen, eingeborne Christen zur Übernahme dieses Geschäftes zu bewegen.

1) Nicht wenige der christlichen Fabrikarbeiter haben auch in ihren Häusern mit ihren Familien regelmäßige Andachten.

ihrer Entwicklung bereits erreicht hat. Meister Amos hat nämlich schon vor einigen Jahren die frühere Missionstischlerei auf eigene Rechnung übernommen und führt sie in derselben Weise, wie früher, zum Nußen der christlichen Gemeinde fort. Die Mission aber bezw. die Industriekommission ist aller Fürsorge für das äußere Geschäft überhoben. Wenn ich nicht irre, so spendet Amos von den Erträgen seiner Tischlerei für die Mission reichliche Beiträge.

Auch die Gegner der Missionsindustrie müßten sich mit derselben aussöhnen, wenn sie ihr Ziel, das mit dem der Pädagogik, sich selbst überflüssig zu machen, übereinstimmt, immer vor Augen behalten würden. Bei den meisten Anstalten, mag das noch in weiter Ferne liegen, aber auch in diesem Stücke muß man ein gut Teil Geduld lernen. Mir kommt die Missionsindustrie vor, wie das wohl gedeihende Kraut von Pflanzen, die der Gärtner mit treuem Eifer künstlich pflegt. Das Wachstum der Blätter ist ihm nicht die Hauptsache; aber er fördert es ge= duldig und weiß, daß seiner Zeit die Blüte und die Frucht sich einstellen und zwar infolge der Pflege kräftiger als sonst. Die Gegner der Missionsindustrie sind gleich einem Gärtner, der sagen möchte: Was fümmert mich das Kraut; ich will die Blüte und Frucht haben" und vor der Zeit mit künstlichen Mitteln das Erscheinen der Blüte erzwingt, während die Blätter verkümmern. Er täuscht sich. Die verfrühte Frucht, die er erzielt, wird auch verkümmert sein; während der, der mit Geduld wartet, wohl entwickelte Früchte erhält.1)

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1) Für diejenigen Leser, denen über die Baseler Missionsindustrie nichts näheres bekannt ist, gebe ich hier einige Notizen. Weberei wird betrieben in Mangalur, Kannanur mit den Filialen Talatscheri und Tschombala und Kalikut mit Kódakal. Im Jahre 1886 waren in diesem Zweige (der neuste Bericht enthält nicht die entsprechenden Zahlen) 5525 Personen beschäftigt. Es werden zumeist europäische Kleiderstoffe gewebt (gegen 200 000 Yards (1 Y. 0,914 M.) sonst Handtücher und Tischzeug. Alles findet seinen Absah vorwiegend bei den in Indien lebenden Europäern. Das erforderliche Garn (nur Baumwolle) wird aus England bezogen. An den Webstühlen sind nur Männer beschäftigt, die sich sehr bald mit viel Geschicklichkeit in die europäische Arbeitsart hineinfinden. Als Spulerinnen, Zett= lerinnen u. s. w. werden auch Frauen beschäftigt. Der Verdienst der Weber ist nach indischen Verhältnissen sehr bedeutend. Die Ziegeleien bei Mangalur und Kalikut gaben 631 Personen, Männern und Frauen, Arbeit. Es werden meistenteils Falzziegel fabriziert, die bei dem ausgezeichneten, sorgfältig ausgewählten Material von vorzüglicher Qualität sind. Im genannten Jahre wurden 32 Million angefertigt, die durch ganz Indien hin Absag finden. Es war mir eine große Freude, so oft ich an irgend einem entfernten Orte auf Eisenbahn- oder Regierungsgebäuden die schönen Baseler Missionsziegel bemerkte. In neuster Zeit ist noch eine Ziegelei in

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Es ist freilich nicht zu leugnen, daß den Lichtseiten der Missionsindustrie auch Schattenseiten gegenüberstehen. Die vorliegende Form derselben ist auch mir nicht ganz sympathisch. Sie trägt das Gepräge eines exotischen Gewächses. Viel erfreulicher würde es sein, wenn einheimische Gewerbe betrieben würden, wobei die indische Art der Arbeit durch europäische Einsicht und Erfahrung befruchtet, zu größerer Leistungsfähigkeit gefördert wäre. Die Schonung alles Nationalen, soweit es mit dem Christentum vereinbar ist, scheint mir überall in der Mission wichtig. Daher freute ich mich, als ich auf der Station Nazareth in Tinneveli eine Anzahl Weber nach landesüblicher Sitte am Webstuhle sizen sah die Beine in einer Vertiefung im Fußboden haltend wie fie Sari (indische Frauengewänder) woben. Leider wurde ich durch das Bekenntnis enttäuscht, daß die Produktionskosten einen höheren Verkaufspreis bedingen, als er für die entsprechenden (freilich leichter gearbeiteten) Artikel auf dem Markte üblich ist. Damit entbehrt das Unternehmen von vornherein der Lebensfähigkeit und muß schließlich zu einer besonderen Form der Wohlthätigkeit werden. — Auch in der Leipziger Mission hat man zu Itschempatti Weberei eingerichtet, welche aber viel Not macht, da sie die Kosten nicht deckt. Daran ist die englische Kolonialwirtschaft schuld, welche um jeden Preis Absatzgebiete für die heimischen Industrieprodukte haben will und auch Indien mit englischen Geweben überschwemmt. Dadurch sind die Preise so gedrückt, daß die indische Weberei nur noch einen Hungerlohn abwirft, bei dem tausende zu Grunde gehen. Die englische Konkurrenz läßt sich nur mit ihren eignen Waffen bekämpfen, und das thut die Baseler Missionsweberei mit Erfolg. Wenn diese dabei in gewissem Maße europäisierend wirkt, so muß man das unter vorliegenden Verhältnissen in den Kauf nehmen.

Schwerer wiegend aber ist das Bedenken gegen die Industrie in der Mission, daß ihre Erzeugnisse den Schwankungen des Weltmarktes unterworfen sind, und daß unter ungünstigen Kombinationen ein Krach erfolgen kann, der die zeitweise Einstellung, oder gar das gänzliche Aufgeben des betreffenden Zweiges nötig macht. Bis jezt hat die Baseler Industrie unter günstigen Verhältnissen gearbeitet. Sie konnte zu den Kosten der Mission reichliche Summen beisteuern z. B. im Jahre 1890 nicht weniger als 150 000 Fr. = 120 000 M. Troßdem

Kódakal und in der Nähe von Mulki gegründet. Außerdem beschäftigte die Mes chanische Werkstätte in Mangalur mit Schlosserei, Eisengießerei, Tischlerei u. s. w. 57. Männer, während unter Meister Amos in Kalikut 25 arbeiteten. Im ganzen also waren in der Industrie 1238 Personen beschäftigt.

hat sie sehr erhebliche Reservefonds aufgesammelt, so daß sie wohl gerüstet ist, auch ungünstigere Zeiten zu überstehen. Dennoch könnten Kombinationen eintreten, unter denen selbst mit Hilfe jener Reservefonds eine Fortführung der Arbeit unmöglich würde. Wenn erst ein paar Millionen Ziegel unverkaufbar an den Produktionsorten lagerten, würde dieser Arbeitszweig wohl eingestellt werden müssen. 1)

Endlich darf man auch nicht übersehen, daß die Industrie mancherlei sociale Übelstände mit sich bringt, wenngleich dieselben in Indien nicht so schwer das sociale Leben schädigen mögen, wie dies durch unser hei= misches Fabrikwesen häufig geschieht. Jedenfalls aber leidet z. B. das Familienleben, wo der Mann und die Frau den Tag über in der Fabrik sein müssen. Ich hörte, wie eine Mutter auf Balmattha, die in der Kudrolliziegelei arbeitet, indem sie ihr ein bis eineinhalbjähriges Töchterlein liebkoste, sagte: „Dieses Kind muß ich immer für den ganzen Tag verlassen." Die sechs- bis achtjährigen Geschwister mußten es überwachen. In Kudrolli ging man bereits ernstlich mit der Gründung einer Anstalt zur Abhilfe derartiger Übelstände um. Da muß denn, wie bei uns, die sogenannte „Innere Mission" - die Diakonie — helfend eingreifen.

Es ist unbestreitbar, daß die Schäden, denen dieselbe überhaupt zu begegnen hat, überall in den Fabrikdistrikten sich in viel höherem Maße finden als in Gegenden mit Ackerbau treibender Bevölkerung. Das sociale Leben in den letzteren ist verhältnismäßig viel gesunder als in den ersteren. Der Ackerbau, wenngleich wie alles Irdische der Sicherheit entbehrend, ist bei weitem nicht solchen Schwankungen unterworfen wie die Industrie.2) Was besonders Indien betrifft, so ist er dort eine geachtete Beschäftigung, deren Betrieb mancher andern Arbeit vorgezogen wird.3)

1) Die bisherigen Erfolge der Baseler Ziegeleien haben verschiedene Konkurrenzen ins Leben gerufen, meist Unternehmungen heidnischer Kapitalisten. Auch die Jesuiten in Mangalur haben den Baselern (wenn ich nicht irre) die Ziegelfabrikation_nachgemacht, ebenso, wie die Weberei. Diese Unternehmungen dürften weniger bedrohlich sein. Sehr zu bedauern aber ist es, daß auch eine große deutsche Handelsfirma neuerlichst in den Wettkampf eingetreten ist. Man hätte wohl ein wenig Rücksicht in diesem Stück erwarten können. Fein ist es nicht, wenn reiche deutsche Handelsherren, um noch reicher zu werden, der Mission, oder den braunen Christen das tägliche Brot bedrohen.

2) Nachträglich sei auch die Gefahr angedeutet, welche die Weberei für die Gesundheit der betr. Arbeiter mit sich bringt. Nicht wenige werden brustkrank. Dem gegenüber ist der Ackerbau eine gesunde Beschäftigung.

3) Ich sah in den Nordwestprovinzen Dörfer, in welchen die Bauern zum Teil Brahmanen sind, die sich nicht scheuen, eigenhändig die Ackerarbeiten zu verrichten.

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