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was sollen uns die Märchen, mit denen er die Verlobungsgeschichte Marias und Josephs ausstaffiert. Die Geschichte des Schönsten unter den Menschenkindern verschwindet hier unter einem Wust von Redensarten, und vollends Sein Wort kommt nicht zu seinem Recht.

Wie, wenn es dem Munschi gegeben würde, unter meiner Leitung ein Gedicht zu schaffen, das seinen Landsleuten etwas von der Hoheit und Einfalt des Christentums vermitteln könnte? Unsere Kirchenlieder und die Gedichte des christlichen Sängers Wedanaichen haben volkstümlichen Charakter. Das Gedicht, das mir vorschwebte, müßte in den strengen alten Formen einhergehen; es müßte Hochtamul sein, so daß es der Erklärung bedürfte, aber zugleich dürfte es nicht so schwer sein, daß seine Erklärung für die Gebildeten zu schwierig wäre. Es müßte sich streng an den Text des Neuen Testamentes anschließen und doch müßte es zugleich das Verständnis dem tamulischen Geiste vermitteln. Vielleicht könnte man es in Gottes Namen mit diesem Munschi versuchen, der, wenn auch Heide, doch in gewisser Weise nicht ferne ist vom Reiche Gottes, der den heiligen Dingen unseres Glaubens mit der Naivität des Verwunderns gegenübersteht, dem Gott auch ein hohes Maß von geistiger Kraft und eine besondere Lebhaftigkeit der Phantasie verliehen hat.

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In solchen Erwägungen beschloß ich, einen Versuch zu machen. Ich er= klärte ihm das Gespräch des Herrn mit Nikodemus. Wir brauchten lange dazu, ehe wir uns über die Auffassung verständigten, aber ich hatte Ursache, seinen eindringenden Scharfsinn zu bewundern. So sagte er unter anderem bei der Stelle: Der Wind wehet, wo er will, und du hörest sein Sausen wohl, aber du weißt nicht, von wannen er kommt, und wohin er fährt; also ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist“: „Herkunft und Hingang des Windes ist ein Geheimnis; aber daß er weht, ist eine Thatsache. So ist es mit dem Wiedergeborenen, man weiß nicht, von wannen ihm das neue Leben gekommen, und weiß nicht, wohin es ihn trägt, aber daß es vorhanden ist, ist offenbar." Er ging nun daran, das Gespräch in Verse zu gießen. Hättest du ihn bei seiner Arbeit beobachten können, es hätte dich vielleicht etwas wie Rührung überkommen. Es lag wie heiliger Eifer über seinem Gesicht, wie denn seine Gesichtszüge während der Monate seiner Arbeit sich merkwürdig vergeistigten. Als er mir seine Verse vorlas und erklärte, war ich überrascht davon, wie genau er sich an den Text angeschlossen hatte, und wie einfach und wohllautend seine Verse waren. Er fragte, ob er noch einen Vers hinzufügen dürfe, um es dem Verständnis seiner Landsleute klar zu machen, was es um das Wort sei: Wie Moses in der Wüste eine Schlange erhöhet hat, also soll des Menschen Sohn erhöhet werden." Denn ich hatte ihm gesagt: wie die Israeliten vom Schlangengift durch den Anblick der ehernen Schlange geheilt seien, so würden die Sünder vom Gift der Sünde geheilt durch den Anblick dessen, der in Gestalt eines Sünders am Kreuze hängt. Er fügte folgenden Vers hinzu: Wie man den Dorn aus der Wunde mit dem Dorn entfernt, wie man den Staub des Gewandes mit Sand entfernt (die tamulische Weise zu waschen), so hat Gott die Sünde der Welt durch den entfernt, der die Gestalt des Sünders annehmend, für sie am Kreuze starb." Dieser Vers löste meine letzten Bedenken.

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Es war kurz nach Weihnachten, daß der Munschi die Geschichte der Ge=

burt unsers Heilandes behandelte. Er hatte mir schon immer gesagt, diese Geschichte müsse er besonders heilig und süß darstellen. Aber gerade den Vers, der die Geburt unsers Heilandes erzählen sollte, brachte er troß allen Mühens nicht zu stande. Er zog sich, um völlig ungestört zu sein, auf das Dach des Hauses zurück. Nach einigen Stunden kam ich, um nach ihm zu sehen, und fand ihn in tiefer Bewegung. Er sagte: „Jetzt ist Christus in mir geboren. Dieser Vers ist mir plöglich wie von oben her gekommen." Wer die kühle Nüchternheit der Tamulen kennt, wird eine solche Ergriffenheit um so höher anschlagen, und in diesem Falle wenigstens halte ich eine Heuchelei für völlig ausgeschlossen. Der Vers, in dem er die Geburt des Herrn erzählt, ist von wunderbarer Schönheit und Einfalt.

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Oft konnten wir uns über einzelne Dinge nicht leicht einigen, namentlich war es ihm schmerzlich, wenn er auf mein Drängen einzelne Verse streichen mußte. Es sind doch meine Kinder," sagte er, und jeder hat seine Kinder lieb." Aber wenn er z. B. von der Stadt Jerusalem, zu deren Preis er einige Verse als Eingang zu der Geschichte des Einzugs des Herrn in Jerusalem dichten sollte, sagt, daß es dort drei Regenzeiten im Jahre giebt, so sagte ich ihm, im heiligen Lande gebe es nur zwei Regenzeiten, und in unserem Gedicht dürfe nur die purlautere Wahrheit stehen. „Ja,“ sagte er, „jeder Tamule weiß, daß dies nur Redeschmuck (Alangāram) ist, um die Fruchtbarkeit jener Gegend zu bezeichnen: dreimalige Regenzeit bezeichnet in jedem tamulischen Gedicht die Fruchtbarkeit eines Landes; es kommt gar nicht darauf an, daß es dreimal regnet." Ich bestand darauf, daß die Verse entfernt werden müßten. Dagegen ließ ich stehen, daß „Jerusalem eine Krone sei, deren schönster Edelstein der Tempel." Namentlich hielt ich auf völlig sinngetreue Wiedergabe der Worte Christi. Hier zeigte sich bei ihm oft das Bestreben, die Bekehrung als eine Erkenntnissache hinzustellen, so bei dem verlorenen Sohn. Überhaupt wurde ihm die Behandlung der Gleichnisse am schwersten; dagegen zeigte er ungemeines Interesse für die Wechselrede in den Gesprächen des Herrn mit den Pharisäern. Hier fand der scharfsinnige Tamule seinen Meister. Er fand es unnachahmlich schön, wie der Herr in der Geschichte vom Blindgeborenen mit seinen Widersachern redet.

Meine Leser werden schon längst die Frage auf den Lippen haben: Glaubte der Mann denn, was er dichtete ? Die Antwort auf diese Frage ist nicht leicht. Er hat es mich mehrfach versichert, und ich habe es aus seinem ganzen Benehmen entnommen, daß er die Wahrheit der heiligen Geschichte und die Hoheit der Person des Herrn in seinem Innern empfunden hat. Er gab es zu, daß Siwas Geschichte eitel Phantasie, und daß die Geschichte Jesu völlige Wahrheit ist. Einst brachte er seinen Bruder, der ein fanatischer Siwait ist, zu mir, und legte vor meinen Ohren ein Zeugnis für das Christentum ab, indem er sagte, daß, je näher man diesen Dingen komme, sie einem um so wesenhafter würden. Daß der Geist Gottes an ihm arbeitet, ist mir zweifell08. Ob der Geist Gottes oder der Geist der Lüge in ihm zum endlichen Siege kommen wird, wer kann das entscheiden? Auch hier sind es Familienbande, die den Entschluß hindern. Seine Frau hat troß seiner Bitten sich nie entschlossen, meine Frau zu besuchen; vielleicht ist sie der eigentliche Grund seines Zögerns.

Daß der Munschi alle seine Kräfte in den Dienst dieser Arbeit gestellt hat, kann ich ihm bezeugen. Er arbeitete mit seinen Gedanken Tag und Nacht, und seine Gestalt verfiel. Möchte doch auch seine Seele den erkennen, der für uns gearbeitet hat, und dessen Geschichte er von der Verkündigung an bis zur Himmelfahrt in 38 Gesängen darstellen durfte! Das Versmaß jedes einzelnen Gedichtes ist der Stimmung der Geschichte angepaßt, und wechselt auch oft innerhalb des einzelnen Gesanges, ein Umstand, der beim Vortrag dem Gedicht eine große Lebendigkeit geben muß, und das Verständnis erleichtern wird.

Am leßten April 1891 war das Gedicht fertig. Schon vorher hatte ich den Landprediger Dēwasagājam gebeten, von Madrás nach Kudelur zu kommen, um sein Gutachten abzugeben und einiges zu entscheiden, worüber wir uns nicht einigen konnten. Der Landprediger übernachtete in unserem Hause, und wir hörten ihn bis spät in die Nacht hinein das Gedicht lesen, indem er die Verse vor sich hinsummte. „Köstlich, köstlich!" rief er einmal über das andere. „Das ist ein wirklich tamulisches Gedicht, und zugleich ein Kommentar“ sagte er.

Seitdem ist das Gedicht, das den Namen „Die Herrlichkeit Christi" trägt, in Trankebar gedruckt worden, und ich habe es an einzelne verschenkt, denen ich Verständnis für die Sache zutraute. Ob für unser Werk ein wesentlicher Segen aus dieser Arbeit erwächst, wird besonders davon abhängen, ob die Brüder sich davon überzeugen, daß diese Art der Einwirkung auf die Heiden dem Geiste Christi und seinem heiligen Willen gemäß ist. Gar wichtig wäre es, wenn man in unserem Seminar einen Versuch damit machte, die künftigen Katecheten und Lehrer das Gedicht studieren zu lassen, damit sie in ihrer späteren Wirksamkeit davon Gebrauch machen könnten. Ich selbst hoffe hier in Madrás durch den Landprediger Dewasagājam vielleicht in unserer Fabriciusschule Singabende einzurichten, zu denen ich zunächst die Eltern unserer heidnischen Schüler einladen würde. Gott sei alles befohlen.

Statistische Übersichten über die evangelischen Missionsgesellschaften.

1. Die Deutschen.1)

Siehe Tabelle auf Seite 242 u. 243.

1) Ich gebe diese sorgfältig ausgearbeitete Tabelle nach dem Jahrbuch der Sächsischen Missionskonferenz für das Jahr 1892 S. 40. 41. Kolumne 6 u. 9 habe ich weggelassen. Die erstere enthält die „Lehrkräfte“, welche zumeist in 5 b bereits eingerechnet sind, die lettere, welche die „Helferinnen" giebt, ist nicht gesichtet genug. Die von den Frauenvereinen entsandten weiblichen Gehilfen (Nr. 8 u. 10 der Missionsgesellschaften) habe ich in Klammern in Kolumne 4 beigefügt.

Die Einnahme schließt auch die Kapitalzinsen und sonstige nicht durch freiwillige Beiträge bezogene Mittel ein, z. B. bei Basel den Ertrag des Missionshandels; auch sind die aus nichtdeutschen Gebieten eingegangenen Gaben eingerechnet. Will man den Reinertrag der deutschen eigentlichen Missionsbeiträge wissen, so muß man von der Gesamtsamme etwa 730000 M. in Abzug bringen. Bei der evang. Missionsgesellschaft für Deutsch-Ostafrika entfällt der weit größere Teil der Einnahme auf das Krankenhaus.

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Unter den Aufbringungen auf den Missionsgebieten sind nicht bloß die freiwilligen Beiträge der eingeborenen Christen und die Kirchensteuern, sondern auch die Einnahmen aus dem Missionshandel (besonders bei der Brüdergemeine) und den Missionsländereien wie die Schulsubventionen seitens der Kolonialregierungen eingerechnet. Kolumne 8 b und 9 zusammen repräsentieren den gesamten Aufwand für den Betrieb der deutschen Missionen. Unter den Gehilfen sind nicht etwa lauter befoldete zu verstehen.

Die Vergleichungen mit den statistischen Angaben aus 1888, 1883 und 1873, die als Anhang der Tabelle beigegeben sind, dürften nicht für alle Kolumnen ganz zutreffend sein, da es nicht absolut sicher ist, ob dieselben statistischen Grundsäge allen Berechnungen zu Grunde gelegen haben.

1) Nach den Angaben des Canon Robertson. Int. 1892, 64. Vgl. die Tabellen aus 1888 und 1889 und die Bemerkungen zu denselben A. M.-3. 1891, 81. Leider muß ich mich in dieser Tabelle auf die Einnahmen beschränken, wie sie meine Quelle giebt, da mir augenblicklich die Zeit für die Sammlung der statistischen Angaben über die Missionare, Heidenchristen, Schulen 2c. fehlt.

Die deutschen evangelischen

2

3

Missionsgesellschaften

mit Angabe des Berichtsjahres und der betr. Missionsgebiete.

NB. Die gesperrt gedruckten Gebiete sind die hauptsächlichsten
der betr. Missionsgesellschaft.

1. Miffion der Brüdergemeine. Juli 1890/91.
Grönland, Labrador, Alaska, Indianergebiet von
Nordamerika, westindische Inseln, Moskito-Küste,
Suriname, Demerara, Kapland, Kafferland, Ost-

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Jahr der

Gründung
Haupt-

stationen

1815

Heidenchristen

90020

50

23338

50

afrika (Nyasa), Viktoria, Nord-Queensland, Himalaya 1732 115 2. Basler Miffionsgesellschaft. 1890. Südindien (Malabar), China (Hongkong), Goldküste, Kamerun 3. Berliner Mifftonsgesellschaft (Berlin 1). - 1890. Südafrika (Kapland, Kafferland, Oranje, Transvaal, Natal), China (Kanton), Ostafrika (Nyasa) 4. Rheinische Missionsgesellschaft. 1890. west-Afrika (Namaland u. Herero-Land), Kapkolonie, Borneo, Sumatra, Nias, China (Kanton-Distr.), Neu-Guinea

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1823

50

23033

Süd

5. Norddeutsche Miffonsgesellschaft. – 1890.- Štia venküste (Reta), [Togo-Land]

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8. Frauenverein für chriftliche Bildung des weiblichen Geschlechts im Morgenlande. 15. Dez. 1889/90.

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12. Schleswig-Holsteinische evang.-lutherische Miskonsgesellschaft zu Breklum. 1. April 1890/91. Ostindien (Telugu- und Urija Jeypur)

13. Neukirchener Miffiousgesellschaft. - 1890 resp. 31. Mai 1890/91. Java, ostafrikanische Küste (Witu) 14. Allgemeiner evang.-proteft. Miskonsverein. 1890.

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15. Evang. Mishtonsgesellschaft für Deutsch-Oftafrika (Berlin III). 1890

16. Neuendettelsauer Miffionsgesellschaft.

1889/90. Queensland, Neu-Guinea

17. Bayerische evang.-luther. Mission für Ostafrika. 1890. Englisch-ostafrikanische Küste

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Dagegen:

3m 3. 1888 It. Jahrbuch 1890

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