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Man bewundert in Europa den fühnen Reisenden, man muß hierher kommen, wo er gelebt hat, um den Menschen kennen und bewundern zu lernen. Wenn die andern Reisenden ihre Namen in Felsen und Baum= rinden geschnitten haben, so hat er den seinen in die Herzen der Heidenvölker des inneren Afrika gegraben. Überall, wo Livingstone war, ist der Name „Missionar“ ein Freipaß und eine Empfehlung geworden.“

Freilich hatten sich mit Livingstones Fortgang die Verhältnisse und die Stimmung im Volk der Barotsi in betrübender Weise verändert. Als auf seine Veranlassung hin von Oxford und Cambridge aus eine an Menschen und Geldmitteln reich ausgestattete Missionskarawane an den Sambesi geschickt wurde, war die Haltung des Häuptlings eine ganz andere geworden. Die englischen Missionare wurden auf das rücksichtsloseste behandelt und ihrer ganzen Habe beraubt. Dazu das mörderische Klima dieses Landes, das immerwiederkehrenden Überschwemmungen ausgesetzt, wohl zu den ungesundesten Afrikas gehören mag! Zwei blühende Missionarsfamilien, Helmore und Price waren freudig hingezogen, und in wenigen Monaten waren acht ihrer Glieder vom Fieber dahingerafft. Der Missionar Price hat sie, selbst todesmatt, eigenhändig zur Ruhe gebettet.

Diese überaus traurige Erfahrung der englischen Missionare aus dem Jahre 1860 wäre wohl geeignet gewesen, die französischen Sendboten, trotz der oben erwähnten ermutigenden Umstände vom Barotsiland zurückzuhalten. Aber Gott hatte dem kühnen Coillard jenen Glauben geschenkt, der alles zu tragen und zu überwinden vermag, und die zweifellose Gewißheit, daß er gerade in dies Land das Evangelium zu tragen berufen sei.

Wir übergehen alle Schwierigkeiten, die sich auf mehreren Expeditionen nach diesem Lande vor ihm auftürmten, und begleiten ihn nun auf seiner legten Reise ins „Thal“ selbst, wie die Missionare das Reich der Barotsi kurzweg nennen.

Am Eingang des „Thals" liegt das Dorf Sesheke, der Sit von 12-15 dem Barotsifürsten tributpflichtigen Häuptlingen, ein Herd immer neu ausbrechender Revolutionen gegen ihn. Auch jetzt hatte wieder einmal eine Empörung stattgefunden, durch die Coillard lange Zeit in Seshete festgehalten wurde. Erst am 6. März 1886, nachdem sich die zwar vorerst ohne seine

politischen Unruhen gelegt, konnte er sich und Frau auf die Reise ins Innere des Landes begeben, um sich in der Hauptstadt Lialuyi dem König Lewanika vorzustellen. Dieser erwartete den ihm von Khama warın empfohlenen Missionar mit höchster Spannung. Er hatte ihm schon öfters Boten zugeschickt, und jezt wurden dem fremden Lehrer für den Wasserweg, den er zu machen hatte, mehrere Fahrzeuge

und zehn Ruderer unter der Führung eines Häuptlings zur Verfügung gestellt. Es waren kräftige Männer von angenehmem Außern. Stieg man einmal ans Land, um zu ruhen, so schlugen sie sofort ihre Zelte auf und gingen auf die Jagd, von der sie stets reiche Beute ins Lager brachten, während Coillard sich damit vergnügte, Wasservögel zu schießen. Abends lehrte der Missionar seine Gefährten ein Lied, man sprach von göttlichen Dingen, oft lange und in interessanter Weise. Über einen Zwischenfall auf dieser Fahrt berichtet Coillard folgendes:

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„Eines Tages kommen wir in das Bereich der Wasserschnellen beim kleinen Dorf Matome auf dem linken Ufer des Sambesi. Plöglich sind meine Leute verschwunden, und als sie zurückkehren, kündigen sie mir mit langen. Gesichtern an, wir müßten die Nacht hier verbleiben. Ich protestiere, aber vergeblich; kein einziger Ruderer will seinen Plaß wieder einnehmen, und ich muß mich fügen. Nachdem wir uns gelagert haben, kommt Mokumoa-Kumoa, der Häuptling, an mich heran und sagt: „Mein Vater, wir hätten dich vorher warnen müssen. Hier ist das Dorf des Matome, und beim besten Willen können wir nicht weiter fahren. Du weißt vielleicht nicht, daß sich in dieser Gegend eine Schlange befindet, ein Ungeheuer mit mehreren Köpfen. Hat man das Unglück, sich seiner Höhle zu nahen, so läßt es das Wasser in schrecklicher Weise aufwallen und verschlingt Boote, Ruder, Gepäck und Ruderer, nichts entkommt ihm. Da wir die Höhle des Ungeheuers nicht kennen, so haben uns die Häuptlinge von Sesheke befohlen, den Matome zu holen, damit er unser Lotse sei. Aber unglücklicherweise ist Matome nicht da, was sollen wir thun ?"

Am andern Morgen waren statt des Matome zwei seiner Söhne unsre Führer. Sie saßen in einem winzigen Boot, das die Wasser wie eine Nußschale davontrugen. In der Nähe des Zusammenflusses des Lumbe und Sambesi fuhren sie langsamer, hielten dann plößlich an, zeigten uns am entgegengesetzten Ufer eine große Sandbank und flüsterten: Dort ist es.“ Ich wollte eine Frage stellen, wurde aber bedeutet: „Man spricht nicht, wenn man auf dem Wasser ist.“

Später frug ich, ob sie das Ungeheuer je gesehen hätten. „Gesehen ? nein! es ist nur dem König und den Großen des Reichs bekannt. Die besitzen ein Schußmittel, das sie geheim halten. Wenn das Ungeheuer ein Boot angreift, so bietet ihm der Besißer sofort seinen Gürtel an. Dann sieht man, wie das Boot gleich einem Pfeil ans andere Ufer geschleudert wird.“

„Wie schön wären die Ufer des Sambesi, wenn das Evangelium hier wohnte!" ruft Coillard bei einer ähnlichen Gelegenheit aus, als er zum Beweis, daß auch in diesen verwilderten Völkerschaften noch Menschen mit warmem Herzen zu finden sind, folgende rührende Geschichte erzählt:

„Es war bei den berühmten Fällen von Ngonye. Die Eingeborenen haben einen so hohen Begriff von der Gottheit, die diesen Wasserschlund bewohnt, daß sie sich nie am Ufer zeigen, ohne eine Gabe zu bringen und Gebete zu sprechen. Ich hatte die Kühnheit, mich dieser hergebrachten Sitte

nicht zu unterwerfen. Von Felsblock zu Felsblock springend, um einen günstigen Standpunkt zum Photographieren zu finden, glitt ich aus, fiel und rollte bis an den Rand des Stromes, der mich fortgerissen hätte, wäre es mir nicht gelungen, mich an einen Felsvorsprung anzuklammern. So kam ich mit einer gequetschten Hand davon. Dieser Vorfall machte großen Eindruck. Bei meiner Rückkehr ging ich am anderen Ufer entlang, um einen neuen Blick auf die Fälle zu haben. Unterwegs frug mich einer meiner Führer vertraulich, ob ich mich diesmal nun wenigstens mit einer Opfergabe versehen habe? Ich sagte ihm: Nein." Er war entsetzt, und ich vermochte ihn kaum zum weiteren Mitgehen zu bewegen. Im Augenblick, als die Fälle in Sicht kamen, begann er lange Beschwörungsformeln zu sprechen, in einem Ton, der ebensoviel Aufrichtigkeit als Traurigkeit verriet. „O Nyambe! (Gott) der du diesen Abgrund bewohnst, besänftige deinen Zorn! Die Weißen sind arm, sie haben nichts, das sie dir anbieten könnten. Wenn sie Glasperlen und Stoffe hätten, würden wir es wohl wissen, und ich würde es dir nicht verbergen. Sie sind arm, sie haben nichts. O Nyambe! räche dich nicht! Verschlinge sie nicht! besänftige deinen Zorn Nyambe!"

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Nach einem Abstecher in Nalolo, der zweiten Hauptstadt des Landes, wo Lewanikas Schwester, die mitregierende Königin Mokuai besucht wurde, befanden sich unsere Reisenden am 22. März 1886 wieder auf dem Wasser. Als sie sich einem am Ufer sichtbaren Dorfe näherten, bemerkten sie Gruppen von Menschen und große Bewegung. Es war der König mit zahlreichem Gefolge, der sich seit einigen Tagen auf einer großen Wallfahrt zu den Gräbern seiner Ahnen befand; so verlangt es die fromme Sitte. Der Totenfultus, den man fast überall im Süden Afrikas findet, tritt am Sambesi in besonders auffälliger Weise hervor.

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,,Im Barotfithal," sagt Coillard, habe ich eine große Anzahl Gräber gesehen, in denen die sterblichen Reste ehemaliger Könige des Landes ruhen. Man erkennt sie von weitem an den herrlichen immer grünen Baumgruppen, die sie beschatten. Häuptlinge mit einigen Leuten wohnen da und unterhalten diese Gräber mit großer Sorgfalt. Nur der König mit seinem ersten Minister hat das Recht, durch die heilige Einfriedigung zu dringen, die aus schönen starken Rohrmatten besteht. Übrigens wird der vor Generationen verstorbene König mit eben so viel Ehrerbietung behandelt, als wenn er noch lebte. Man bringt ihm Trankopfer von Milch und Honig dar, und Gaben von Glasperlen und weißem Kattun. Man nimmt Abschied von ihm, ehe man sich auf Reisen begiebt und bei der Heimkehr begrüßt man ihn und erzählt ihm Neuigkeiten. - Das ist doch für uns eine wichtige Handhabe, um die Auferweckung der Toten und das ewige Leben zu verkündigen.“

Als die Gesellschaft sich dem oben erwähnten Dorfe näherte, schoß pfeilgeschwind ein Kahn auf sie zu, dessen Insasse schon von weitem rief: „Kommt nicht näher; der König läßt fragen, wer ihr seid!" Als Coillard seinen Namen genannt, erhielt er die Antwort: „Der König läßt dich

ins Dorf rufen, um mit ihm einen der Götter des Volkes anzubeten. Nimm dir eine Opfergabe von Kattun mit; weniges genügt schon!“ Coillard: Sage deinem König, daß wir nicht zu den Toten beten. Ich bin gekommen, ihn zu lehren den einigen wahren Gott anzubeten.“

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Der Bote schien hin und her zu fliegen. „Der König versteht deine Gründe und entbindet dich davon am Grabe zu beten. Er verlangt nur den Wert von einem Meter Kattun und wird selbst für dich beten."

Coillard: „Geh und sage deinem König, ich wolle ihn selbst sehen und sprechen." Bote: „Der König kann dich nicht sehen, du mußt ihm zuvor das kleine Stück Zeug geben, das er von dir verlangt, er muß es haben."

Unser Missionar glaubte nicht länger widerstehen zu dürfen, aus Furcht, es könne daraus für seine Thätigkeit Schaden erwachsen. Er gab also den Meter Kattun, und bald ertönte die Luft vom lauten Rufe ,,loche", der anzeigte, die Gabe sei dargebracht und angenommen.

Nicht lange darauf näherte sich ein königliches Fahrzeug dem Boote Coillards. Ein schön gebauter, kräftiger, klug aussehender Mann von ungefähr 35 Jahren, mit vorstehenden Augen und hängender Unterlippe, der als einzige Bekleidung Büschel von Tierfellen um die Hüften trug, entstieg demselben, reichte Coillard die Hand und sagte lächelnd: Lumela moruti oa ka, ntate! (Heil dir, mein Missionar, mein Vater!).

Dies war die erste Begrüßung zwischen dem König der Barotsi und dem Vertreter der Pariser Miff.-Ges. Der offizielle Empfang fand dann am Tage nach Coillards Ankunft in Lialuyi statt, und als einziger Europäer außer unserm Missionar wohnte Mr. Westbeach, ein englischer Kaufmann im Barotfithal der Ceremonie bei.

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Lewanika hörte aufmerksam zu, als Coillard über die Natur seiner Mission, seine Aufenthalte auf dem Wege u. s. w. sprach. Nach_afrikanischer Sitte mußte dann der Missionar seinerseits die langausgesponnene Geschichte der lezten Jahre, besonders die der Revolution, die den König momentan des Thrones beraubt hatte, über sich ergehen lassen. Schließlich stellte ihn Lewanika den Häuptlingen mit Stolz als seinen Missionar“ vor. Diese Feierlichkeit fand in dem Lekhotla statt, dem afrikanischen Forum, wo sich alle wichtigen öffentlichen Dinge abspielen. Die Art und Weise, wie im Barotsithal die Dinge gehandhabt werden, unterscheidet sich wesentlich von der im Lessuto oder in Schoschong. Freiheit der Diskussion findet hier nicht statt. Im Lekhotla wie überall kann der Beherrscher des Thals sagen: „Der Staat bin ich!" In der Zeit zwischen den Sizungen, in denen es meist sehr lebhaft zugeht, zieht sich

der König in seine Behausung zurück. Dieselbe besteht in einem runden umzäunten Plaz. Die Hütten der Frauen stehen längs der inwendigen Wand, durch Höfe getrennt. In der Mitte sieht man eine schöne geräumige Hütte von einem Hof umgeben, das ist das Privatkabinet des Königs. Niemand im Volk darf es betreten; auch die Minister bedürfen dazu einer besondern Erlaubnis.

„Hier, schreibt Coillard, verbrachte ich alle Tage, wenn der König nicht zu mir kam, einige Stunden. Ich lehrte ihn das Alphabet und wir sprachen miteinander. Lewanika lachte laut und wälzte sich auf seiner Matte vor Freude über seine Fortschritte. Dann fing er, ernster werdend, folgendes Gespräch an:

„Ich dachte daran, dich heute zu besuchen. Ich möchte alles Mögliche von dir haben: Lichter, Kaffee, Augenmittel, Kopfmittel u. f. w." —

„Es ist ganz umsonst, wenn du deswegen zu mir kommst. Ich habe nur das Nötigste mitgebracht und könnte, selbst wenn ich es wollte, deine Wünsche nicht befriedigen."

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„Aber wenn du mit deinem Wagen kommst, dann wirst du all deine Reichtümer bei dir haben, nicht wahr ?"

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Ich hoffe dann alles das zu bekommen, dessen wir für unsern Gebrauch bedürfen, und einige Sachen zum Eintauschen.“

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Und wenn ich Hemden, Hosen, Hüte und Schuhe brauche, so mußt du mir sie wohl verschaffen."

,,Nicht durchaus, da ich kein Kaufmann bin. Übrigens, meine Tauschgegenstände bestehen kaum in etwas anderem, als in Glasperlen und Kattun, das andere schlägt nicht in unser Fach.“

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Wie! du bringst keine Kleider mit? Was machst du denn, wenn die deinigen verbraucht sind?"

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Was ich für mich brauche, habe ich, weiter nichts."

„Soll das heißen, daß, wenn ich Kleider nötig habe, du mir die deinen schenken willst, da du sie nicht verkaufst?“

„Du mußt dich an Herrn Westbeach wenden, da du dem dein Elfenbein verkaufst."

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Ich erklärte ihm, so gut ichs konnte, daß uns die Gläubigen meines Landes so viel von dem ihrigen gäben, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Er stieß einen Schrei der Verwunderung aus und blieb eine Zeit lang still. Dann fing er wieder an:

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Moruti, du bist alt, gieb mir doch Ratschläge, wie ich mein Land regieren und meine Herrschaft befestigen kann.“

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"Zuerst leg deine sagaie nieder und laß sie ruhen und verzichte ein für allemal auf Rache. Bemühe dich, das Vertrauen deines Volkes zu ge=

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