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Zum Jubiläumsjahr der evangelischen Mission.

Mit dem Jahre 1892 beginnt die evangelische Mission die Feier ihrer hundertjährigen Jubiläen. Allerdings hat es schon vor 1792 einige evangelische Missionen gegeben, aber abgesehen davon, daß dieselben nur vereinzelte Erscheinungen bildeten, so lagen diese älteren Missionen gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts auch ziemlich danieder. Die alte dänischHallesche Mission wurde durch den Rationalismus zu Grabe getragen und unter dem erkältenden Hauche dieser Zeitströmung vermochte selbst die ehrwürdige Brüdergemeine ihre ausgedehnten Missionen nur mühsam durchzuwintern. Auch die englische Ausbreitungsgesellschaft, die übrigens ihr Erstlingswerk wesentlich unter den amerikanischen Kolonisten trieb, fristete ein fümmerliches Dasein. So kann man das Jahr 1792 als das eigentliche Geburtsjahr der gegenwärtigen Mission bezeichnen; was von älteren Missionen vorhanden ist, charakterisiert sich wesentlich als Vorläufer der mit 1792 beginnenden großen Missionsperiode.

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Unvergeßlich wird die geistesmächtige Missionspredigt bleiben, welche der ehemalige Schuhflicker und nachmals so berühmte indische Missionar William Carey am 31. Mai 1792 zu Nottingham über Jes. 54, 2. 3 hielt: Erwarte große Dinge von Gott; unternimm große Dinge für Gott", die die Anregung zur Gründung der Baptistischen M.-G. am 2. Oktober dieses Jahres gab.1) Diese Predigt war in der That ein prophetisches Zeugnis: Gott hat seitdem große Dinge auf dem Gebiete der Mission gethan und es sind große Dinge für ihn auf diesem Gebiete unternommen worden. Es ist ein Missionsjahrhundert angebrochen, in welchem eine Weltmission ihren Anfang genommen hat, die an Umfang und Bedeutung die Mission jeder früheren Periode übertrifft.

Welch ein Unterschied zwischen 1792 und 1892. Damals eine dem Evangelio Christi verschlossene, heute eine ihm geöffnete Welt; damals eine in Rationalismus und Unglauben fast erstorbene, heute eine von mächtigem Missionsgeiste durchwehte Christenheit; damals ein selbst der Zahl nach dürftiges Fähnlein von Missionaren, heute eine stattliche Armee von Glaubensboten, welche ein die Grenzen des Weltpostvereins weit überschreitendes Missionsgebiet besetzt halten und als Kulturpioniere und

1) G. Smith: The life of W. Carey, DD. Shoemaker and Missionary. London. Murray. 1885. p. 51 f. Vgl. den Artikel: W. Carey. A. M.-3. 1887 97.

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Völkererzieher eine auch in den Augen der Welt geachtete Stellung sich errungen haben; damals ein auch numerisch geringer Missionserfolg, heute eine nach Millionen zählende Schar von Heidenchristen, deren Zahl von Jahrzehnt zu Jahrzehnt sich vermehrt wie ein Kapital, bei welchem Zins zu Zins geschlagen wird; damals schwache Anfänge der ersten Grundlegungsarbeit und zerstreute Einzelbekehrungen, heute hunderte von Bibelübersetzungen, tausende von Schulen, eingebornen Mitarbeitern und mehr oder weniger organisierten Gemeinden, ja hier und da bereits werdende Volkskirchen.

Alle Werke Gottes tragen eine doppelte Signatur: sie wachsen aus kleinen Anfängen und sie stehen unter dem Kreuz. Die evangelische Mission legitimiert sich als ein Werk Gottes, indem sie diese Signatur an sich trägt. Weihnachtlich ist sie geboren wie ein Kind, das in der Krippe liegt und von ihrer Jugend an ist sie daheim und draußen einen Kreuzesweg gegangen. Aber das Kind ist zu einem Manne herangewachsen und der Passionsweg ist ihr Herrlichkeitsweg geworden.

Ja, große Dinge hat Gott gethan in diesem Missionsjahrhundert; es ist eine Lust, den Siegesschritt des Himmelreichskönigs durch die Länder der Erde zu beobachten und zu sehen, wie der christliche Glaube die nichtchristliche Welt überwindet. Und größere Dinge werden unsere Kinder und Kindeskinder sehen. Welch eine Umwandlung wird die nichtchristliche Welt erlebt haben, wenn man 1992 schreibt. Die Missionsgeschichte des 19. Jahrhunderts ist eine glaubenstärkende Apologie des alten Bibelglaubens, die fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, anhaltend am Gebet und mutig zur Weiterarbeit machen muß. Himmel und Erde werden vergehen, aber Jesu Worte werden nicht vergehen. Es wird, es wird, es wird das Evangelium vom Reich gepredigt werden in der ganzen Welt, allen Völkern zum Zeugnis. Gott helfe uns, daß auch wir frisch und fröhlich dabei sind. Warned.

Indische Reisefrüchte.')

Von R. Grundemann.

I. An den Inspektor der Evangelischen Missionsgesellschaft zu Basel. Über die Eindrücke, die ich während meiner Reise auf Ihren Missionsfeldern in Indien empfing, habe ich mich bereits persönlich zu Ihnen aus

1) Von verschiedenen Seiten bin ich in jüngster Zeit gefragt worden, wann die Beschreibung meiner Reise nach Indien erscheinen werde? Ich konnte jedesmal nur

gesprochen. Ein Punkt aber, den ich in unserer Unterhaltung nur flüchtig andeuten fonnte, erscheint mir einer speciellen Erörterung wert. Obgleich die Tragweite dieses Gegenstandes weit über die Grenzen Ihrer Arbeitsfelder hinausreicht, hat derselbe bisher noch wenig Beachtung ge= funden. Daher gestatten Sie mir wohl eine öffentliche Darlegung der Gedanken darüber, wie sie unter den Wahrnehmungen in Indien sich in mir gestaltet haben. Um Sie und die Leser nicht länger in Ungewißheit zu halten, bezeichne ich sofort mein Thema als:

Ackerbau in der Mission.

Zuvor muß ich aber einiges über die bevorzugte Zwillingsschwester des Ackerbaus, die Industrie, sagen, die ich in ihrer schönsten Entfaltung auf Ihren Arbeitsfeldern kennen gelernt habe. Ich kann mich nicht enthalten, an dieser Stelle ein wenig das Loblied derselben zu singen. Ich weiß wohl, daß unter den Missionsfreunden und gerade auch im Bereiche der mit Ihrer Gesellschaft verbundenen heimatlichen Missionsgemeinde nicht wenige sind, die über diese Sache nicht günstig denken. Manche möchten sie geradezu beseitigt sehen, aber dulden sie für jetzt noch aus Rücksicht auf ihre Vertreter und weil sie wohl selbst erkennen, daß ein schnelles Aufgeben der betreffenden Anstalten die Mission sehr bedenklich schädigen müßte.

Es sind ernste Christen, die allem nebensächlichen Außenwerke in der Mission durchaus abhold sind und meinen, wenn nur die Seelen der Heiden durch das Wort Gottes erweckt werden, so regeln sich alle äußeren

erwidern, daß ich überhaupt nicht eine solche Veröffentlichung beabsichtige. Es ist schwer, den Missionsfreunden in der Heimat ein zutreffendes Bild zu geben von mancherlei Verhältnissen, die man auf den Missionsgebieten Indiens kennen lernt. Mit einer Reisebeschreibung würde ich wohl eine manchem Missionsfreunde willkommene interessante Unterhaltung liefern können. Aber es ist zweifelhaft, ob damit auch der Sache selbst ein rechter Dienst geleistet werden würde, denn die wichtigsten Punkte würden in derselben nur flüchtig gestreift, wo nicht ganz übergangen werden.

Ich glaube, es ist ersprießlicher, wenn ich einige derselben zu gründlicherer Erörterung hervorhebe und sie an dieser Stelle den Fachleuten darbiete. Das Bedürfnis, mich gegen einige Missionsleiter über die auf ihren Arbeitsfeldern gemachten Wahrnehmungen auszusprechen, veranlaßt mich zu einigen Darlegungen, die ein weiter: gehendes Interesse finden dürften, wodurch die Veröffentlichung an dieser Stelle gerechtfertigt erscheint. Es würde mich sehr freuen, wenn ich durch diese meine Reisefrüchte in einem oder dem andern Punkte den Anstoß zu weiteren Erörterungen geben könnte, die schließlich in praktischen Ergebnissen wirkliche Früchte für die Mis. sion bringen würden.

Verhältnisse von selber. Es sei namentlich nicht Sache der Mission, für die irdische Lage ihrer Bekehrten Sorge zu tragen.

Handelt es sich nun bloß um die Betonung des innersten Kerns der Mission, so muß man ja völlig zustimmen, daß alles auf die durch das Evangelium hervorgerufenen geistlichen Wirkungen ankommt. Ich muß mich dagegen verwahren, als wollte ich in den folgenden Zeilen auch nur im entferntesten einer Kulturmission das Wort reden, wie sie heutzutage in manchen Kreisen, wo es an der nötigen Sachkenntnis und an Klarheit sehlt, eine sehr beliebte Idee ist. Da ist Erziehung zur Arbeit behufs Entwicklung der Kolonie und schließlich Bereicherung des Mutterlandes die Hauptsache, um derentwillen man dann auch die sonst nicht sympathische geistliche Arbeit der Mission mit in den Kauf nimmt. Uns dagegen ist und bleibt die leßtere Hauptsache und Zweck. Dennoch ist es nicht zutreffend, wenn man die Mission als eine rein geistliche Sache auffaßt, wie man sie aus der Ferne betrachtet, zu nehmen geneigt ist. Ich wünschte, alle Missionsfreunde hätten das Missionswerk als Augenzeugen kennen gelernt und erfahren, wie viel irdische Geschäfte1) und äußerliche Rücksichten in dasselbe hineinspielen und wie man mit allerlei irdischen Dingen als gegebenen Größen zu rechnen hat. Wenn man das alles einfach ignoriert, so schneidet man damit oft geradezu die Möglichkeit der Mission ab, oder man kommt zu Zerrbildern. Eine Gemeinde, deren Mitglieder liebe gläubige Seelen", aber allesamt volloder zum großen Teil ständig in den Händen der Wucherer verschuldet sind, darf wohl mit jenem Ausdruck bezeichnet werden. Ich habe in Indien solche Gemeinden kennen gelernt wobei ich freilich bemerken muß, daß das erstere Prädifat doch cum grano salis zu verstehen ist. Es giebt zuletzt bettelhafte und verlotterte Christen, 2) die oft noch dazu anspruchsvoll und unverschämt sind und schließlich mit ihrem irdischen Elende der Mission zur Last fallen. Dahin gehört auch, was mir zu meinem Schrecken ein zuverlässiger Missionar mitteilte, daß in einem weiten Gebiete 90 Prozent aller Christen als im Dienste der Mission besoldete ihren Unterhalt haben.

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1) Auch abgesehen von der nötigen Fürsorge für die Existenz der Missionare im fremden Lande.

2) Ich möchte hier an die Parallele erinnern, welche die Jahrg. 1890 S. 261 f. dargelegte Lage christlicher Gemeinden auf Formosa darbietet. Die christlichen Aborigines gehen unter der socialen überlegenheit einwandernder Chinesen ihrem Untergang entgegen. Dennoch verweigern ihnen die Missionare in einseitiger Betonung der geistlichen Seite der Mission jeglichen Beistand zur Erhaltung ihrer socialen Eristenz d. h. sie sehen es mit an, wie ihrem Werk die Wurzel abgegraben wird.

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