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sterschaft; man machte sich eine seltene Uebung und Fertigkeit zu eigen, die Liebe zum Gelde und zu Geldgeschäften ward Zug des Nationalcharakters, und erbt fich mit dem fürchterlichsten Wuchergeist von Ge schlecht zu Geschlecht fort. Fürwahr! eine merk würdige Wahrnehmung, wie ein Volk einen ihm ursprünglich fremden Charakter annimmt! Den Nomaden und Uckertreibenden Völkern, unter welche die Ju den in früher Zeit gehörten, ist Wuchergeist nicht eigen.

Man

Aber dies Alles wird begreiflicher, wenn man nächst dem Leichtsinne und der Verschwendung der Europåer, auf der andern Seite auf die Behandlung fieht, die das unglückliche Volk erfahren mußte. Von der Zeit der Zerstörung ihrer Hauptstadt an, also ohngefähr von 70 Jahren nach Christus, bis ohngefähr vor 70 Jahren unserer Zeit lebten die Juden unter dem herabwürdigendsten Druck, unter der tiefsten Erniedrigung und der strengsten Absonderung von den übrigen Völkern. Als Constantin der Gr. das Christenthum zur Staatsreligion erhob, und die Christen nicht selbst mehr bedrångt und verfolgt wurden, wand, ten sie sich verfolgend gegen die Juden. glaubte Gott émen Dienst zu thun und sich der höchsten Stufen im Himmel zu versichern, wenn man die Mótder des Heilandes, wie man alle Juden betrach-~ tete, ohne alle Erbarmung behandelte. Selbst die christl. Geistlichen traten unter Iuftinian den 11. im nordlichen Griechenland als Verfolger der Juden auf, und wenn auch später wieder mildere Geseze gegen fie gegeben wurden, so hoben dieselben doch Honorius, Arcadius und Justinian nach und nachh wieder auf. Obgleich die Juden, die nicht an die Scholle Gebundnèn, unter der Völkerwanderung weniger litten, als die Nationen, unter deren Druck fie lebten, so suchte doch ihr unseliges Geschick das hier Versäumte seit dem 7. Jahrh. richtig nachzu

holen. Intoleranz und Religionsfanatismus der Christen erblickten in den Juden wo nicht gar die Urheber, doch die Ursache der über sie kommenden Landplagen: Wasserfluthen, Feuer, Pestilenz, Hagelwetter, Dürre, kurz alle öffent liche Calamitåten wurden den Juden aufgebürdet, und das Volk übte an ihnen alle mögliche Grausamkeiten. Eben so fürchterlich war der Bekehrungseifer, der sie in Spanien unter den Gothen und später unter den Franken mit Machtsprüchen zu Christen umschaffen wollte. Wer sich nicht taufen lassen wollte, wurde geplündert, gemißhandelt und aus dem Lande getrieben. Uls Muhameds Versuche, die Juden mit Milde zum Islamismus zu bekehren, fehl schlugen, suchte er sie ebenfalls mit gewaffneter Hand in seinen Himmel zu führen. Die ganze Volkswuth der Christen jedoch wandte sich gegen die unglücklichen Nachkommen Ubrahams erst nach dem Ende der Kreuzzuge. Denn gegen den Schluß des 10. Jahrh. fand der Gedanke Beifall: „Man möge doch, ehe man gen Palästina ziehe und das heilige Land erobere, erst die fluchwürdigen Nachkommen derer vertilgen, die den Heiland kreuzigten." Und bald mußten Brunnen, welchedie Juden vergiftet, bald Christenkinder, die fie ermordet, bald Hostien, die sie durchbohrt haben sollten, die Veranlassung geben, Kreuzzü ge daheim zu halten. Denn wenn auch die Fürsten dem rohen Fanatismus oft Grenzen sehten, so ließen sie demselben doch noch weit öfter freien Lauf, weil sie das durch ihrer Zahlungspflicht an die Juden, die schon damals Måckler waren, entledigt wurden. Ja man ließ, wie der König Johann von England, um auf gut türkisch Geld zu erpressen, die Juden selbst foltern, und die Geschichte erzählt, daß ein Jude, dem man: 7 Zähne ausgeschlagen, den achten mit 1000 Mark lös'te.:

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So hart die Verfolgungen aber auch waren, welche um jene Zeit die Juden in Spanien unter Atfons III., in Frankreich unter Philipp August und Philipp V., in England unter Richard I. zu erdulden' hatten, so stand ihnen doch der härteste Sturm in den Jahren 1348 und 49 bevor, wo sie durch Vergiftung der Brunnen die damals graffirende fürchterliche Pest, der schwarze Tod ges nannt, verursacht haben sollten, und wo man, wie noch niemals, mit Feuer und Schwerdt gegen sie wüthete, und sie aus allen Orten, wo ih nen noch Duldung widerfuhr, unerbittlich vertrieb, und sie zwang, nach Polen und Lithauen auszuwandern, wo ihnen zum Glück König Kasimir II. um seiner Geliebten, einer Jüdin, willen, eine Freiståtte öffnete. Inzwischen war dies noch lange der lette Sturm nicht. Kaum daß sie nach langen Leiden wieder festen Sit in den Ländern, wor aus sie vertrieben wurden, und selbst in Spanien, genommen, als um's Jahr 1492 Ferdinand und Isabella in Spanien und auf ihren Antrieb auch Emanuel in Portugal die Juden verbannten, durch die Inquisition die heimlichen Anhänger des Mosaischen Gesetzes aufsuchten, und später die vom Judenthum zum christl. Glauben Uebergetretenen von allen öffentlichen Aemtern geseßlich ausschlossen.

So geeignet das Verfahren der Christen gegen die Juden, die noch nach der Mitte des vorigen Jahr», hunderts in besondern, des Nachts verschlosse nen Straßen wohnten, dem Staatsoberhaupte leibeigen waren, in Deutschland dem Kaiser jährlich 1 fl. rhein. Kopfgeld zahlten, des heil. römischen Reichs Kammerknechte hießen, und wo sie die Grenze eines Gebiets paffirten, wie ein Stück Bich den Judenschoß erlegen mußten, so geeignet dieses Verfahren gegen die Juden

schien, die unglückliche Nation ganz zu vertil gen: so brachte es, wie alle ähnliche Verfolgungen, gerade die entgegengefeßte Wirkung hervor. Die Juden, ohnehin ihrem Nationalcharakter nach ein hartnäḍiges, schwer zu beugendes Volk, wurden — Mårtyrer ihres Glaubens; wie einst im babylonischen Eril, so wurden ihre Messiashoffnungen immer um so größer und zuversichtsvoller, je hårter der Druck war, unter dem sie schmachteten, und auch das 1650 gehaltene jüdische Concilium in Ungarn sprach aus: daß der Messias noch nicht erschienen, aber 1675, bestimmt zu erwarten sey.

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Ohne Zweifel wåren die Juden unter einer mil dern Behandlung längst mit den Christen zusam=) mengeschmolzen; die zu ihrer Bekehrung angewands. ten heroischen Mittel dagegen wirkten einen unbe zwinglichen Heroismus, dessen Gefühl sie selbst über die fürchterlichsten Drangsale erhob. Diesem Hes. roismus konnten sie aber auch um so mehr treu bleis ben, als alle und jede Verfolgungen, die sie erfuhren, immer nur partial waren. Wenn sie aus dem Oc cidente verbannt wurden, nahm fie der Orient auf, wenn das eine Land fie ausstieß, öffnete ihnen. das andere die Thore.

Inzwischen waren es auch gerade diese Umstände, welche die Juden nicht blos unvermeidlich zu dem Schachergeschäft leiteten, ja hindrängten, sondern auch die in ihnen schlummernben Las lente, für diesen Zweig des merkantilischen Verkehrs zu einer solchen Fertigkeit aus bildeten, daß mit ihnen gewissermassen eine neue Epoche im Handel und Geldwesen anhebt. Aus ihrem Vaterlande unter fremde Völker, die sie nicht einmal dem Namen nach. kannten, hinausgestoßen, von diesen Völs kern verachtet, gehaßt, verfolgt, umsonst in allen Himmelsgegenden nach einem neuen

Vaterland sich umsehend, dessen Boden sie bearbeiten, wo sie sich feste Size bauen könnten: Was blieb ihnen in dieser äußersten Bedrångniß übrig, als durch Handel und Schacher ihr Leben zu fristen. Dies war das einzige Rettungsbrett, das sie in der größten Gefahr unterzugehen, noch ergreifen konnten, und sie ers griffen es mit der Haft und Kraft, womit der dem Ertrinken Nahe, den Urm, der ihn retten will, umfaßt. Je långer der Druck anhielt, desto ftrenger waren sie an die Fortsehung dieses Erwerbmittels gewiesen. Liegende Güter, Grund und Boden, Bürgerrechte konnten sie nicht erwerben; jeden Augenblick schwebten sie in Gefahr wieder unståt und flüchtig werden zu müssen. Welches andere Geschäft hätte ihnen angemessener seyn sollen, als gerade dieses durch einen fehr sichern Instinkt gewählte, welches sie in den Stand sehte, jeden Augenblick den Wanderstab ergreifen und ihre Habe mit sich nehmen zu können.

Die Noth war ihre Lehrmeisterin, und unter ihrer Strenge brachten sie es bald zu solcher Meis sterschaft, daß sie, die vor wenig Jahrzehnten arm und hülfsbedürftig einwanderten, und obgleich eines festen Wohnsizes entbehrend, doch bald zu Wohlhabenheit und Reichthum gelangten. Schon vor dem 7. Jahrhunderte waren die Juden den Großen durch ihre wohlberechneten, untrüglichen Finanzoperationen, so wie durch ihr Darlehen wichtig und unentbehrlich, und ohne Zweifel würden sie noch unendlich härtere Verfol gungen zu erdulden gehabt haben, wenn nicht ihr Geld oft ihnen Schuß gewesen wäre. Da fie indeß mit diesem Mittel, namentlich unter den Verfolgungen, welche 1318 unter Philipp V. in Frankreich über sie verhångt, und wo selbst den zum Christenthume übergetretenen Juden und ihren Kindern kraft

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