ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Jesu Verzicht geleistet *), und der Verf. der Briefe über den Rationalismus erklärte (S. 326) unumwunden, daß der Jesus des Johannes offenbar ein ganz anderer, als der. der Synoptiker sey. Wegfcheider (institut. theol. dogm. §. 43. not. 1.) de Wette (Relig. u. Theol. 1. Aufl. S. 150. 2. Aufl. S. 178) u. A. trugen eben so wenig Bedenken, eine wesentliche Verschiedenheit unseres, Evangeliums vorr den übrigen zuzugestehen. Je weniger aber selbst die freifinnigsten Theologen daran dachten, die apostolische Originalität in Abrede zu stellen, um so befremdender war der ernste Angriff, welcher unserm Evangelium durch Bretschneider in seinen berühmten Probabilien **) widerfuhr. Der Verf., welcher hier alte und neue Zweifel zusammen, und, um zu weiterer Forschung zu reizen, recht geflisfentlich auf die Spike stellt, hat sich auf jeden Fall das nicht geringe Verdienst erworben, das Augenmerk der Kritiker auf einen sehr wichtigen Punct, dessen Schwierigkeit bis dahin Wenigen recht klar geworden seyn mochte, hingelenkt zu haben. Wenn es gleich Manchen befremden mochte, daß gerade diejenigen, deren Entgegnung man am liebsten vernommen håtte, die gestellte Herausforderung nicht annahmen, und wenn auch in einigen Gegenschriften ),,Daß der Evangelist dieser Belehrung seine eigene Schreibart gegeben, ist außer Zweifel; denn sein Christus spricht, wie er Johannes, schreibt.

Die Kunst aktisch zu dialogiren, war sein Studium nicht, und da er nach so vielen Jahren aus der Erinnerung schrieb, so konnte er, wenn er der Sache und sich freu seyn wollte, nicht anders als nach seiner ihm eigenen Weise schreiben. Wollet ihr also nicht glauben, daß Christus hie und da so entwickelt, gedacht und gesprochen habe, wie ihn Johannes für das Bedürfniß seiner Zeit sprechen läßt; so denkt, daß Johannes die Gedanken und Reden Christi für sich und die Seinigen so entwickelt habe, und hört den liebsten Jünger Christi feinen Herrn und Meister erklären. Ihr habt im eigentlichen Wortverstande sodann im Evangelium nach Johannes (kata Iwavvyv). Herder's christl. Schriften, herausgegeben von Müller. Studtg. 1830. Bd. II. S. 102.

" Probabilia de evangelii et epistol. Joannis indole, origine. Lips. 1820.

et

[ocr errors]

fast nur die schwächeren Partien der Bretschneiderschen Schrift mit Gründlichkeit bestritten, die hauptsächliche ren aber, welche auf die innere Verschiedenheit der Evangelien hinweisen, zum Theil nur mit Declamationen, hier und da auch nicht ohne ungeziemende Ausfålle auf den würdigen Verf. der Probabilien abgewiesen wurden,*): so konnte man doch aus den erschienenen Streitschriften (namentlich von Hemsen, Krome und Kallenberg) die beruhigende Ueberzeugung ent nehmen, daß die Gründe für die Wechtheit bei weitem überwiegend seyen, und daß mindestens aus dem Schweigen der åltesten Våter kein haltbarer Einwurf gegen dieselbe entnommen werden können. Lüde hat in der Einleitung vor dem ersten Bande seines Commentaes zum Johannes, (2. Aufl. Bonn 1833.) die Gründe für die Rechtheit unseres Evangeliums mit einer solchen Beweiskraft dargelegt, daß eine fernere ernste Bestreitung desselben zu den größten Unwahrscheinlichkeiten gerechnet werden darf; und wer die apokryphischen Evangelien, wie sie uns durch die höchst verdienstvolle Ausgabe von Thilo (Tom. I. Lips. 1832) wiederum zugänglich geworden sind, auch nur einer flüchtigen Durchsicht gewürdigt hat, wird den himmelweiten Abstand zwischen der ursprünglichen und der mythisch ausgeschmückten Evangelientradition fo deutlich erkannt haben, daß es ihm durchaus unmöglich seyn wird, das Evangelium des Johannes unter die Kategorie der letteren zu stellen. Manche Bedenklich keiten, welche durch das Schweigen der ältesten Kirchen

[ocr errors]

*) Hemsen bemerkt in seiner Schrift die Authentic der Schriften des Evangel. Joh. Schlesw. 1803 fogleich S. 1.:,,Wenn auch eine gewisse Origi nalitätssucht nicht selten ohne Antheil an den Zweiz feln bleibt; so dürfen wir doch nicht annehmen, daß nicht aufrichtige und unparteiische Wahrheitsliebe wenigs ftens eben so großen Einfluß gehabt habe." S. 3 heißt es fogar: Dies (die Unbestimmtheit der ältesten Zeugniffe) und eine gewisse unverkennbare Abneigung gegen den Inhalt des Evang. Joh. haben den Dr. Brets schneider veranlaßt, die Aechtheit desselben aufs neue zu bestreiten."

1

våter allerdings angeregt werden können, sind leicht ge= hoben, wenn man erwägt: daß Kirchenschriftsteller gegen Ende des zweiten Jahrhunderts, wie Tertullian unsers Evangeliums mit zweifellosem Vertrauen auf die Rechtheit desselben sich bedienen"); daß selbst keiner der Untitrinitarier, welchen die Verwerfung des Johannes keinen geringen Vorschub geleistet haben würde, einen Zweifel gegen seine Rechtheit auszusprechen wagt, und daß der einzige Widerspruch der Aloger, dieser Beftreiter der Montanisten, deren befondere Meinungen fich hauptsächlich an die Lehre vom Paraklet anknüpf ten, eben weil ihr Widerspruch in polemisch-dogmatischem Zwecke begründet war, schon in der alten Kirche kein Aufsehen zu erregen vermochte **).

Auf die inneren Merkmale apostolischer Ur sprünglichkeit dürfen wir hier um so weniger verweisen, da fie in den neuesten Schriften von Lücke (Comment. Bd. 1. S. 65-69) Schott (Isagoge historico-critica in libros novi foederis sacros. Lips. 1830. §. 38.) u. A. mit größter Klarheit dargelegt worden. Une ter den vorzüglichsten Kritikern neuester Zeit steht unse= res Wissens de Wette als der Einzige da, welchem die Johanneität des Evangeliums noch nicht ganz zweifelsfrei erscheint. Immer bleibt es schwer zu begreis fen, fagt derselbe in seiner neutestamentl. Einleitung §. 110., wie ein Fischer aus Galilåa fich so ganz in die Bildung eines griechischen Juden habe werfen kön nen und indem er unter Anderm auch auf die bes fremdende Eigenthümlichkeit der bei Johannes befind lichen Reden Jesu aufmerksam macht, schließt er seine Bemerkung damit:,,man muß wenigstens zugestehen, daß die Annahme der Rechtheit des Evangeliums noch nicht über alle Zweifel erhaben ist." Aber was hindert uns denn, dem Johannes einen ungewöhnlichen Grad geistiger Receptivitåt beizumessen? Sollte ihm nicht

*). Lúchè Comment. zu Joh. 2. Aufl. 1. Bd. S. 49. ;
**) Lücke a. a. D. S. 60.

nicht auch ein besonders bildsamer Geist das vorzügliche Wohlwollen Jesu zugezogen haben? Haben wir nicht Grund, anzunehmen, daß Johannes einer bemittel ten galiläischen Fischerfamilie*) angehörte, und hierauf die Vermuthung zu bauen, daß ihm schon in seiner Kindheit und Jugend mehr geistige Anregung, als manchen andern Aposteln zu Theil geworden sey? Hat nicht Johannes, einstimmiger Tradition gemäß, sein Evangelium erft zu einer Zeit geschrieben, wo die Begeidnung eines ἀγράμματος unb ἰδιώτης (Actor. 4, 13.) auf ihn sicherlich keine Anwendung mehr fand, und zwar nach längerem Verweilen an einem Drte, wo sich ihm zur Vollendung seiner geistigen Bildung, ins besondere zur Erkenntniß hellenistischer Philosopheme, oder wenigstens zur Uneignung einer, von de Wette für befremdlich erachteten griechischen Bildung leichte Veranlassung darbot? Bretschneider selbst hat die in seinen Probabilien vorgetragenen Zweifel für gelöst erklårt**), und auch wir werden mit ruhigem kritischen Gewissen unser viertes Evangelium als das Werk des vertrautesten Jüngers Jesu ansehen dürfen, und am wenigsten aus der durch überwiegende Gründe verdäch figten vollen Integrität desselben Nahrung für weitere Zweifel ziehen ***).

*) Lücke a. a. D. S. 8. Kuino el comment, in evangel. Joann. Prolegom. §. 1. not. 2.

*) Tschirner's Magazin für Prediger, 2. Bd, 2. St. S. 154 ff. Bretschneider's Handb. der Dogmatik c. 3. Aufl. 1. Bd. S. 268.

***) Bekanntlich hat die Stelle Joh. 5, 3. 4. das Uebergewicht der außeren Gründe gegen sich. Die Perikope von der Chebrecherin (8, 1-11.) ist zwar nicht blos von Storr, der nur eine Entstellung derselben durch einige Gloffen der Abschreiber zugiebt, ernstlich in Schuß ges nommen (f. dessen Zweck der evangel. Geschichte des Joh. Tübing. 1786. §. 49.), sondern noch im I. 1806 hat die veritas und authentia derselben in zwei akadem. Programmen an Staudlin ihren Vertheidiger gefunden. Da jedoch die Erzählung in vielen codd. fehlt, in andern sich durch viele Varianten verdächtigt, ihr auch öfter eine ganz andere Stelle, als sie in unseren gewöhn lichen Ausgaben einnimmt, angewiesen wird, so find neuere Exegeten, wie Lücke (Comment. Bd. II, S. 206 ff.)

[ocr errors]

So leicht man sich im Glauben an die Johanneitåt des in Frage stehenden Evangeliums zu erhalten und zu stärken vermag, so schwierig ist's nun aber auch, den specifischen Character desselben festzustellen, und noch schwieriger, den zureichenden Grund dieser Spe= cialität aufzufinden.

Schon die alte Kirche hat die Eigenthümlichkeit unsers Evangeliums, wie sie bei einem Vergleiche des felben mit den Evangelien der Harmonie sich kund giebt, keinesweges verkannt, vielmehr dieselbe durch Hypothes sen, welche, so schwach sie auch begründet sind, bis in die neuere Zeit hinab fast allgemeinen Beifall gefunden haben, zu erklären gesucht. Bald glaubte man nemlich, in einer beabsichtigten Ergänzung, auch wohl Bestätigung der früheren Evangelien, bald auch in einer Bestreitung der ältesten Irrlehrer, zum Theil auch durch Annahme beider Vermuthungen (z. B. Storr a. a. D. §. 52. 70.) den hauptsächlichen Grund der Verschiedenartigkeit unsers Evangeliums ents deckt zu haben. Neuere Kritiker haben jedoch, mit Ausnahme von Hug (Einleit. Thl. 2. S. 183 ff.) die zuerst von Eusebius*), nicht aus historischen Grün

[ocr errors]

und Paulus (Comment. Bd. IV. S. 394 ff.), zumal da
der Verdacht auch durch sprachliche Gründe sehr verstärkt
wird (f. Schott isagoge, p. 159-161), mit wenigen
Ausnahmen (z. B. Kuinöl und Schultheß), so ent:
schieden gegen die Aechtheit dieser Stelle, daß Lachmann
kein Bedenken getragen hat, sie ganz aus dem Terte zu
verweisen, obgleich Lücke (a. a. D. S. 240. 241.) die
Erzählung als zur åcht apostolischen Evangelientradition ·
gehörig angesehen wissen will. Das legte Capitel
des Johannes wird, weil das Evang. mit 20, 30. 31.
offenbar schließt, von Allen für einen späteren Nachtrag
(vielleicht des Presbyteriums zu Ephesus, daher ,,testimo-
nium Ephesinum") und wegen der sprachlichen Verschie
denheit von dem übrigen Vortrage des Johannes und der
Andeutung fpåterer Sage von de Wette (Einleit. §. 112.)
Schott (Isag. §. 43.), Lücke (Comm. II. S. 710) u. A.
für fremdhandigen Zusak gehalten, obgleich noch
Hemfen (a. a. D. S. 9. 10.) sehr zuversichtlich behaup
tete, daß jest über die Aechtheit des ganzen Capitels wohl
entschieden sey. derselbe Kritiker freilich, der auch den
Glauben an die Johanneität der Apokalypse nicht auf-
opfern konnte (f. S. 340 ff.).

*) Eufebius führt histor. eccles. III, 24. einen fuppletori

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »