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den, sondern als Privatmeinung, aufgestellte Behauptung einer fuppletorischen Tendenz als ganz unbegründet verworfen, indem sie auch nicht die leiseste Undeutung des Johannes für sich, vielmehr, da derfelbe in der Anordnung seines Evangeliums von den Synoptikern gånzlich abweicht, Mehreres mit ihnen ganz ge=, mein hat (z. B. 6, 1. ff. 12, 1. ff.) und in manchen Rücksichten, wäre es auch nur scheinbar, ihnen zu widersprechen kein Bedenken trägt (z. B. 1, 38 — 52. 2, 13-22. 18, 28 c.) die entschiedensten Gründe gegen sich hat*); während die Annahme einer polemi schen Absicht sich aus der zweifachen Rücksicht als un haltbar darstellt, weil nicht die ganze Dekonomie des Evangeliums, sondern nur sehr wenige Stellen im Anfange und gegen das Ende desselben einer solchen Tendenz zu entsprechen scheinen, diejenigen aber, welche sich in der Annahme eines polemischen Zwecks vereinigen, so sehr wiederum von einander selbst abweichen, daß Einige unser Evangelium gegen die Gnostiker überhaupt, Andere gegen einzelne Häupter derselben, namentlich Kerinth, Andere gegen die Doketen, noch Andere ge=

schen Zweck des Johannes als eine Ansicht Anderer an, welcher er aus dem Grunde beipflichte, weil nur Johans nes auf die frühere öffentliche Wirksamkeit Jesu ausführ liche Rücksicht nehme. Was aber das meistens für gleichlautend erachtete, ebenfalls von Eusebius (a. a. D. VI, 14.) berichtete, Urtheil des Clemens von Alexandr. anbetrifft, so bemerkt Schott a. a. D. p. 136. mit Recht: minus recte plures de eadem sententia (Joannem scil. alios evang. supplere et confirmare voluisse interpretati sunt; denn wenn Clemens unser Evangelium im Ver gleiche mit den übrigen ein vεvμatikov nennt", "fo scheint er demselben einen höheren dogmatischen 3wed beizumessen, und in seiner Ansicht mit Luther zusammenzutreffen, welcher die Behauptung aufstellt: weil Johannes gar wenig Werke von Christo, aber viel seiner Predigten schreibt; wiederum die andern drei Evangelisten viel seiner Werke (owuatika. Clemens), wenig feiner Worte beschrieben: ist Johannis Evangelium das einzige zarte, rechte Hauptevangelium und den andern dreien weit vorzuziehen und höher zu heben." Hall. Ausg. Bd. XIV. S. 105.

Ruind p. 57-59. Schott p. 136. 37. Lücke S.

152. 53.

VI Jahrg. 1 Bds, 1 Heft.

gen die Johannisjünger, oder mehrere Irrlehrer zu« gleich, Andere fogar (z. B. Philastrius haer. 45.) ges gen Háretiker, welche, wie Valentin und Marcion, in das nachjohanneische Zeitalter fallen, das Evangelium gerichtet wissen wollen. Sehr wahr bemerkt daher dies serhalb Lücke (Comm. I. S. 142.): nur die polemische Brauchbarkeit habe die Ansicht von einem speciellen, polemischen Zwecke begünstigt, und ein solcher sey von den Alten nur nach außerem exegetischen Augenscheine ohne historische Tradition, und ohne kritische Prüfung angenommen, weshalb sie in dieser Beziehung für uns keine Auctoritåt seyn können *).

Fassen wir nun die Resultate der bisherigen Bemerkungen in der Kürze zusammen, so vereinigen sich unsere neueren Theologen nicht bloß in der Ansicht, daß das vierte Evangelium Johanneischen Ursprungs, sondern auch daß der Grund der Eigenthümlichkeit desselben in einer polemischen oder suppletorischen Tendenz, welche dem Verf. durchaus fern gewesen, nicht zu finden sey. Wie jedoch die Urtheile über die historische Treue oder Glaubwürdigkeit unseres Johannes, wenn wir auch nur auf die von mitgetheilten Reden Jesu, als den größten und wichtigsten Theil des Evangeliums, Rücksicht nehmen, sehr verschieden sind, indem Manche den Johanneischen Reden Jesu die vollste Authentie beimessen, Andere in ih nen nur einen Christus, wie ihn Johannes fich denken mochte, zu hören glauben; eben so verschieden werden

*) Wie sehr noch heutiges Tages katholische Gelehrte an den patristischen Ansichten festhalten, hat zulest der Com mentar von Wirth (2 Theile. Dillingen 1829) bewiesen, in welchem der Meinung des Frenȧus (Joannes voluit auferre errorem, qui a Cerintho inseminatus est hominibus et multo prius ab his, qui dicuntur Nicolaitae. Iren. adv. haer. III, 9.) durchaus das Wort geredet wird, und zwar ohne alle Rücksicht auf die For schungen von Heumann, Mosheim u. A., welche bekanntlich die ältere Meinung, daß die Nikolaiten (= Bileamiten Volksverderber) eine besondere Secte aus. gemacht haben, in dringendste Zweifel ziehen.

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sich auch die Erklärungsversuche der Besonderheit unders Evangeliums darstellen müssen, und eben so sehr drångt fich im voraus die Vermuthung auf, daß an der einen wie an der andern Ansicht eine gewisse dogmatische Be fangenheit oder Prådisposition keinen geringen Antheil genommen haben, und die Wahrheit auch hier zwischen den extremen Urtheilen in der Mitte liegen möge. Une ter den besonderen, unsere Frage betreffenden Meinun gen möchten nun vornehmlich die folgenden genauer zu erwågen feyn.

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Kuinol leitet die Verschiedenheit der Reden Jesu bei Johannes von denen bei den anderen Evangeliften nur aus der vom Ersteren getroffenen Auswahl her, indem ihn nemlich die allegorischen Reden Jesu und feine sublimius dicta besonders angesprochen hätten. (S. Comment. p. 41.) Bertholdt dagegen, der seine entschiedene Vorliebe für unser Evangelium, eben so offen ausspricht, als er in den andern Evangelien meistens nur den gemeinen, trocknen Lehrton jüdischer Rabbinen gefunden zu haben bekennt, sucht die strenge Authentie der von jenem referirten Belehrungen Jesu durch die willkührliche Voraussetzung zu rechtfertigen, Johannes habe schon während des Lebens Jesu dessen wichtigere Reden in ihrer Ursprache aufgezeichnet und nachmals aus solchen Notizen seines Tagebuchs sein griechisches Evangelium zusammengesezt (Einleit. Bd. 3. S. 1302 ff.). Eine ähnliche Meinung hat Planc in seiner Schrift: Weber den historischen Beweis für die Göttlichkeit des Christenthums. Gött. 1821 ausgesprochen; indem S. 69. bemerkt wird: „man sey beinahe gezwungen, anzunehmen, daß es sich Matthaus und Johannes zu einem regelmäßigen Ge= schäfte gemacht haben, die für fie merkwürdigen Reden und Handlungen ihres Meisters sogleich aufzuzeichnen, und sich eine Art von Tagebuch darüber zu halten, aus dem sie hernach dasjenige, was sie davon

unter ihrem Namen der Welt und der Nachwelt › mittheilen wollten, nur herausnehmen durften."

Den unbefangenen Beurtheiler wird weder die eine, noch die andere dieser Bermuthungen befriedigen. tonnen; denn die erstere bietet gar keinen Erklärungsgrund des specifischen Characters der Johanneischen Reden Jesu dar, sondern, indem sie von einer zu allgemeinen und daher ungenügenden Beziehung der Eigenthümlichkeit jener Reden ausgeht, versucht sie die Schwierigkeit, die sich hier darlegt, durch eine eben so willkührliche, als ganz unerwiesene Annahme zu entfernen. Die Tagebuch 3hypothese aber fällt aus dem Character der alterthümlichen Zeit gänzlich hinaus, steht mit den messianischen Erwartungen der Jünger Jesu, welche den Gedanken einer baldigen Trennung von ihm ganz ausschlossen, im offenen Widerspruche, und läßt zugleich die beiden Fragen ganz unbeantwortet, warum Matthäus fast ausschließlich die eine und Johannes fast nur die andere Art der Reden Jefu aufgezeichnet habe, und wie bei einer sofortigen · Aufzeichnung dieser Reden kein Werk von ungleich bedeutenderem Umfange habe zu Stande kommen müssen.

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Je schwächer nun die Beweise, oder vielmehr Vermuthungen sind, wodurch man die strenge Authentie ́der Johanneischen Reden Jesu sicher zu stellen glaubte, um so offener treten die Behauptungen derer hervor, welche mit Böhme (Relig. Jefu, S. 45-66.) dem Verf. der Briefe über den Rationalismus (S. 325 ff.) u. 2. im Johannes, bei welchem überall das Gefühlselement vorherrsche, nur ein apostolische's Christenthum, einen johanneisirenden Jesus finden zu können erklärten. Die unverkennbare Verwandtschaft einiger besonderen Lehren des Johanneischen Evange liums mit Phitonisch alexandrinischer Religionsphilosophic, so wie die eigenthümliche Sprache und Darstellung des Evangeliums mußten einer Ansicht, welche dem vorherrschenden dogmatischen Systeme unserer Zeit un

gemein förderlich schien, keinen geringen Vorschub leiften. Gleichwohl konnte solche extreme Ansicht um so weniger allgemeinen Eingang finden, da es doch immer sehr gewagt blieb, die Auctorität des Jesu am engsten verbunden gewesenen Jünger gänzlich zu verwerfen, und da bei genauerer Betrachtung manche der von ihm aufgezeichneten Worte Jesu die Bürgschaft der Ursprünglichkeit in sich selbst tragen dürften.

Wenn nun weder jene Ansicht, welche, auf uner= wiesene Vermuthungen begründet, die Treue des Jo hannes aufs höchste erhebt, noch auch diejenige, welche ihm fast alle Glaubwürdigkeit abspricht, eine allgemeine Billigung finden konnte, so möchte jezt der Zeitpunct nicht mehr fern seyn, wo die entschiedene Mehrzahl unserer Theologen in der die Differenz der Meinungen vermittelnden Ansicht zusammentreffen wird: daß Ivhannes die Reden Jesu so getreu, als ihm möglich war, aufgezeichnet habe, daß jedoch feine subjective Auffassung keinesweges zu verkennen sey.

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Schon durch seine manchen dunkleren Aussprüchen Jesu beigefügten Erklärungsversuche (z. B. 2, 19 ff. 7, 37 ff. 12, 32-34.) giebt der Evangelist deutlich zu erkennen, wie sehr es ihm um eine wörtlich treue Ueberlieferung der Worte Jesu zu thun gewesen, und wie entfernt er gewesen sey, dieselben absichtlich mit seinen eigenen zu vertauschen *). Andere kürzere Aussprüche Jesu stehen. mit der außeren, von Johannes genau bezeichneten, Veran Laffung derselben, in so enger Beziehung, daß fie gleich manchen andern accentuirten Aussprüchen dem Jünger unvergeßlich seyn mochten. Erwägt man endlich die vertraute Gemeinschaft, worin der uadyry's ixion dios qu Jesu stand, sein långeres Beisammenbleiben mit andern, Ohrenzeugen der Reden Jesu, und nimmt man endlich auch auf solche Aussprüche Rücksicht, welche, wie z. B..

*) Vgl. Henke Joannes nonnullorum Jesu apophthegmatum ipse interpres. Helmst. 1798. 4.

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