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heit gelangt seyn mochte. Wären die in Frage ste= henden Stellen des Evangeliums von der Hand eines Herausgebers beigefügt, so würde einem Solchen, bes vor irgend Abschriften des Evangeliums vorhanden warek, das Autographon selbst haben zu Gebote stehen müssen. Wann aber hätten solche Zusäße gemacht werden mögen? Während Johannes lebte, wird keinem Dritten die Idee einer Ergänzung seines Evangeliums haben beikommen können; nach seinem Leben aber wird seine evangelische Schrift unter seinen nächsten Freunden so schnell und vielfach verbreitet worden seyn, daß es bei Annahme jener Hypothese nicht wenig befremden muß, daß in der ältesten Kirche durchaus kein Zweifel gegen die Johanneität des Prologs laut geworden ist. Der Nachtrag des lehten Kapitels kann, da dasselbe rein historischen Inhalts ist, hier so wenig in Parallele ge= zogen werden, als es mindestens nicht an Bezweiflung und Bestreitung der im Prologe ausgedrückten eigenthümlichen Ansichten gefehlt haben würde, wenn nicht auch die mündliche Lehre des Upostels jener schriftlichen Apotheose conform gewesen wäre. Bedürfte es aber einer besonderen Hypothese, um unsern Johannes von der höchst verzeihlichen Schuld dogmatischer Inconsequenz freizusprechen, oder vielmehr diese Schuld mög lichst zu mindern, so möchte sich am leichtesten anneh men lassen, Johannes habe Evangelium und Prolog zu verschiedenen Zeiten abgefaßt und sey sich daher, als er den lehteren nachgetragen, des Mangels an völliger Uebereinstimmung seiner Ideen nicht hinlänglich bewußt geworden. Wie dem aber auch seyn mag, uns bleibt es höchst erfreulich, aus unserem Evangelio zugleich die ́besondere Ansicht, durch welche der μadytys kriorýDios seinen erhabenen Lehrer am höchsten zu ehren glaubte, ersehen zu können. Müssen wir es freilich beklagen, daß man den Ausdruck des innigsten Gefühls und der frommsten Begeisterung zu einem buchstäblichen Regulativ für Forschung und Glauben erhob, und daß

die besonderen Meinungen unsers Johannes nicht wenig dazu beigetragen haben, daß die Lehre Christi lange Zeit hindurch in eine Lehre von Christo ausartete und daß dessen göttliche Wesensgleichheit im metaphy= sischen Wortsinnte zu einem Hauptpuncte kirchlicher Rechtgläubigkeit erhoben und dieser mit unchriftlicher Strenge gegen alle Zweifler behauptet und geltend erhalten würde: so haben wir doch dieserhalb die Befan genheit und den Unverstand derer, die den wahren Geist des Evangeliums nicht zu fassen vermochten, allein anzuklagen.

Fromme Einfalt und kühne Zweifelsucht, warme Mystik und katter Rationalismus haben sich zu vera schiedenenen Zeiten und auf verschiedene Weise gegen unser Evangelium gleichmäßig verschuldet. Nur durch eine Forschung, welche weder von Vorliebe, noch von Abneigung ausgeht, und der jedes doğmatische Parteiinteresse gleich fern liegt, wird die Verirrung der Einen und der Andern gemieden, und die Wahrheit, die zwischen beiden in der Mitte liegt, gefördert werden können.

Ueber den Jesuitenorden, die Gründe seiner Aufhebung und seiner Wiederherstellung.

Nicht leicht greift eine Geschichte so tief in die Geschichte der Menschheit ein, als diejenige, welche ich hier in gedrungener Kürze darzustellen versuchen will. Genügend nämlich läßt sich diese Aufgabe nicht wohl lösen, ohne ein Uebersichtsgemålde zu entwerfen von den manchfaltigen Entwickelungen und Wirkungen des Geiftes, der den Jesuitenorden als solchen beseelt, wie sie sich im Laufe der Zeiten kund gethan. Was aber der Stifter dieses Ordens war, muß auch wenigstens in den wesentlichsten Zügen, an unserm betrachtenden Blicke vorübergehen.

Der glühend-schwärmerische, hinkende Ritter der

h. Jungfrau, Ignatius von Lojola (geb. 1491), durch Einbildungskraft und ein verhängnißvolles Lebensereigniß hiezu bestimmt, ein Mann, welcher sich in ungemeinen, abenteuerlichen Selbstverläugnungen gefiel, deren Grund eine stolze Demuth war, wurde durch das, was aus seiner Persönlichkeit, im Bunde mit dem Schicksal, hervorging, einer der merkwürdigsten Menfchen in dem großen Drama der Weltgeschichte. Unscheinbar im Anfange gewann sein Unternehmen ei nen stets weitern Umfang; die Quelle ward zum Strome, der Strom zum Meere, dessen Fluthen gewaltig rauschten, und die Zuschauer am Gestade mit dumpfem Staunen erfüllten.

Ein

Im Jahre 1540 bestätigte der Papst Paul III. die von Ignaz begründete Gesellschaft Jesu, (mißbräuchliche Benennung, aus Mißverstand und Scheinheiligkeit entsprungen!) welche Unfangs nur aus einigen Mitgliedern bestand. Das Christenthum durch Predigten und Katechisationen dem Volke, zumeist jugendlichen Gemüthern, einzuprågen, und Liebeswerke zu vollbringen, gab der Stifter als Hauptzweck vor. Oberhaupt sollte das Ganze leiten und Gesetze geben (doch noch mit Berathung und nach Stimmenmehrheit), dem Papste unbedingter Gehorsam geleistet werden, vor Allem in Missionsangelegenheiten. Das Gelübde ewiger Armuth und Keuschheit durfte natürlich nicht fehlen. Doch gewann das erstere sogleich dadurch eine schlaffere Bedeutung, daß den Mitgliedern des Ordens der Besitz eines oder mehrerer Collegien auf Universitåten erlaubt seyn sollte, mit Einkünften und Gütern zum Frommen der Studirenden. Wie es später umgangen wurde, ist weltbekannt aus der Gesellschaft ungeheuren Reichthümern.

Nichts konnte Paul III. willkommener seyn, als die Stiftung eines Ordens, welcher ihm vorzüglich ges eignet scheinen mußte, der unseligen! Kirchenverbesse= rung, von Luther mit göttlichem Muthe begründet,

fühlbaren Abbruch zu thun, und dem dadurch so sehr erschütterten Gebäude des Vatikan's zur kräftigen Stüße zu dienen. Die nur auf 60 festgeschte Zahl der Professen ward schon 1543 vom Papste ins Unbestimmte erweitert, überhaupt selbstmächtige Anordnungen und Einrichtungen verwilligt. Welch ein bedeutender Forts schritt innerhalb eines so kurzen Zeitraums! Wie was ren die im Beginne entgegenstehenden Schwierigkeiten und Hindernisse so glücklich überwunden!

Schon hebt der Orden an, in mehreren Ländern Europa's nicht nur, z. B. in Portugal, Spanien, Frankreich, Teutschland, zu wirken, sondern selbst in Asien durch den allbekannten Xaver, den feine Brú der als einen heiligen Märtyrer mit begeistertem Lobe preifen.

Auf der Kirchenversammlung zu Trient, wo die römisch-katholische Kirche unverkennbar zu fühlen gab, in welche Verfto dung*) sie versunken sey, waren es vornehmlich Jesuiten, die jedes Eindringen des Lichtes mit Erfolg hinderten, und von der Gewalt des rómischen Stuhles die ungemessensten Behauptungen aufstellten. Ein ungemein erwünschtes Feld zur Thätigkeit für die Todfeinde der Reformation.

Ignazens Nachfolger im Generalat, der listige, thatkräftige Spanier Lainez, spielte eine Hauptrolle in Hinsicht der noch festern Begründung und Erweiterung der Ordensgesetze. Absolutismus der Herrschaft ist der nicht zu verbergende Grundfah, von wel chem der Jesuitenverein durchdrungen, mit gebieterischem Arme die Welt zu umspannen strebte. Blinde Unterwürfigkeit der Einzelnen unter Anordnungen und Zwecke des Ganzen machte es allein möglich, daß fo erstaunliche Wirkungen dieses Vereins in den Annalen der Menschheit verzeichnet stehen. Conftitutionen, wie er sie hatte, sind einzig in ihrer Art, und durch den

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*) Wie de Wette in f. christlichen Sittenlehre eben so wahr als stark sich ausdrückt.'

strengsten Zusammenhang der Einheit verbunden, nothi gen sie auch demjenigen, welcher ihren innern Geist verabscheut, eine gewisse Bewunderung ab. Treffend ist Aquaviva's Geständniß (Institut. II. S. 360. col. b.): gebe man nach und nach dem menschlichen Urtheilen und Untersuchen sich hin, so gehe verloren alle Einfalt, Fertigkeit und Vollkommenheit des Gehor. sams. Davor müsse man sich wie vor einem tödtlichen Gifte bewahren." Selbst eine Todsünde konnte der Generalis gebieten; eine Vollmacht, bei welcher das fittliche Gefühl in heiligem Schauer fich empört. Was bedürfen wir weiter Zeugniß, um den unbedingte ften Subordinationsgeist als Grundzug des Ordens zu bezeichnen? Um diesen Geist zu erhalten, war das System der Delationen und unzähligen Berichte an die Obern aufs klúgste ausgedacht. Diese wurden dadurch gleichsam allgegenwärtig, und umfaßten wie mit Einem Blicke die manchfaltig. ften Bewegungen und Lebensäußerungen des ganzen Körpers.

Zudem statteten mehrere Päpste den Orden mit ungeheuren Privilegien aus, worauf die andern nur mit Neid und in dem Gefühle tiefer Zurücksetzung hinschauen konnten. Die Namen eines Julius III., eines Pius V., und anderer sind deßhalb für die Jesuiten ein Gegenstand unauslöschlicher Dankbarkeit.

In stolzer Sicherheit walteten die Jesuiten, ein höllischer Nachtbund gegen die Macht der Wahrheit und Sittlichkeit. - Sie, die sich nach dem nannten, welcher das Licht der Welt war und himmlische Klar heit in das Dunkel des Erdenlebens sandte, der immer für die Einführung der reinften Tugend in die Gemúther der Sterblichen wirkte, und dafür sich selbst auf opferte, umgeben das Haupt von einer Dornenkrone, die in überirdischem Glanze auf alle Jahrtausende unsers Geschlechtes hinunterstrahlt. Daß aber die fåschlich so genannten Jesusfreunde in langen Zeiträumen

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