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dieselbe Strenge sittlicher Grundsäge, derselbe Ernst ́und Nachdruck, der jedem die Wahrheit sagte, und nicht das Unsehen der Person achtete, nur daß der neue Lehrer noch entschlossener auftrat, noch tiefer die herrschenden Mängel der religiösen und kirchlichen Verfassung angriff, und nicht, wie Johannes, auf einen andern, der da kommen sollte, hinwies, sondern in seis nem eigenen Namen und in göttlicher Machtvollkom menheit sprach und handelte, auch ein höheres Maaß von Einsichten und Kräften zeigte. Kein Wunder, wenn Herodes bei der ersten Nachricht, es sey ein neuer Prophet im Geifte Johannis des Läufers auferstanden, heftig erschüttert ward, und im ersten Schrecken nicht anders vermeinte, als Johannes selbst sey ins Leben zurückgekehrt, Matth. 14, 1. 2. Mochte er auch spåter von diesem Wahne zurückgekommen seyn, so sah er doch das wachsende Unsehn des neuen Lehrers unter dem Volke höchst ungern. Sind Tyrannen ohnehin von Natur argwöhnisch, und hassen die Wahrheit, so befürchtete Herodes um so mehr, daß, der Einfluß, den Jesus allenthalben, wohin er kam, auf das Volk ge= wann, ihm nachtheilig werden möchte, als er selbst die Gunst desselben besonders seit der Hinrichtung des Tâufers, den man als einen Heiligen verehrte, verloren hatte. Gern hätte er längst sich selbst genauer unterrichtet, wessen er sich von Jesu zu versehen und was er von ihm zu fürchten habe; aber geflissentlich vermied dieser den Hof und feine Hauptstadt, und schien es pielmehr darauf anzulegen, auf das Volk zu wirken. Es war daher nicht zu verwundern, wenn das Mißa trauen des Königs stieg. Doch wollte er nicht zum zweitenmale Gewalt brauchen, aus Furcht, die ohne-hin mit seiner Regierung unzufriedenen und wegen Johannis des Taufers Hinrichtung aufgebrachten Galilåer noch mehr zu_reizen. Ja, er wollte nicht einmal gern seinen Namen zu einem öffentlichen Schritte gegen Je

fum hergeben. Auf gute, Weise wollte man sich seiner entledigen; pharisäische Schlauheit sollte aus der Verlegenheit helfen; in ihrem eigenen Namen sollten Leute dieser Parthei dem Gefürchteten einen Wink geben, ihm eine Gefahr vorspiegeln, wenn es gleich damit kein fester Ernst war. Die Pharisaer ließen sich aber um fo bereitwilliger finden, in die Absichten des Königs Herodes einzugehen, je mehr ihnen selbst daran gelegen war, den gehaßten Gegner aus den Provinzen des jús dischen Landes, wo er überall leicht einen Zufluchtsort fand, nach der Hauptstadt, dem Sih des hohen Rathes und der Priesterschaft, zu-locken, wo man, wie fie wußten, bereits seinen Tod um jeden Preis beschlossen hatte, Joh. 11, 53., und wo man sich seiner um so leichter zu bemächtigen hoffte, als bereits ein Befehl, ihn auszuliefern, wo er sich blicken ließe, ergangen war. Joh. 11, 57. Er aber sprach zu ihnen: Ges het hin, und saget diesem Fuchse: „Ich vers treibe noch heute und morgen Plagegeister und mache gesund, am dritten Tage aber wird es ein Ende nehmen." Jesus durchschauefe das Gewebe des angelegten Plans. Er kannte den Chas racter des Herodes, er wußte aber auch, wie die Wars nung gemeint war. Daher machte er es auch hier, wie Joh. 2, 24. 25., wo es heißt: Uber Jesus vers trauete sich ihnen nicht, denn er kannte sie alle, und bedurfte nicht, daß jemand Zeugniß gåbe von einem Menschen; denn er wußte wohl, was im Menschen war. Er war hinlänglich überzeugt, daß Bleiben weit weniger für ihn Gefahr habe; als Gehen, und es war ihm kein Geheimniß, warum man ihn gern aus dem Lande nach Jerusalem haben wollte, wo man ohne Rückhalt gegen ihn feindlich zu verfahren beschlossen · hatte. Da es indessen ohnehin in seinem Plane lag, feine lehte Reise nach Jerusalem nicht länger zu verschieben, so begnügt er sich, seinen Feinden zu zeigen,

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daß er bei der Reinheit seiner Absichten Hinterlist und Nachstellung, sie komme, woher sie wolle, nicht fürchte, sondern ruhig und würdevoll der Erfüllung seines Bes rufes lebe, so lange es Gottes Wille sey, und mit Fassung und Unerschrockenheit der Entscheidung seines. endlichen Verhängnisses entgegen gehe. Der Einn der Worte ist daher: Ich bleibe nach Zeit und Umständen noch einige Tage in dieser Gegend, obgleich mein Aufenthalt nicht lange mehr dauern wird. Aber mein Aufe enthalt giebt weder dem König Herodes Anlaß zú Besorgnissen, noch hat jemand ein Recht, mir densels ben zu verkümmern. Mein Reich und meine Geschäfte find nicht von dieser Welt. Der Fuchs ift in allen Sprachen ein Bild der. Schlauheit und Arglist, welche, ohne doch Muth genug zu haben, offene Gewalt zu gebrauchen, durch Verstellung und Ránke zu ihrem Ziele zu gelangen sucht. Wenn der Herr daher dem Herodes diefen Namen beilegt, so will er damit zu erfennen geben, daß er ihn ganz durchschaue. könnte hier scheinen, als ob Jesus sich eines unehrerbietigen Ausfalls gegen einen Fürsten, in welchem er doch die höchste Obrigkeit des Landes ehren mußte, erlaubt habe. Aber wohl muß man bemerken, es war dieß eine bloße Privatäußerung, es war nicht von ei= nem an ihn wirklich ergangenen obrigkeitlichen Befehl die Rede, die Pharisåer waren in ihrem eigenen Namen gekommen, als Abgeordnete des Landesherrn wa= ren sie keinesweges aufgetreten, daher äußert er auch gegen sie bloß seine Privatmeinung über einen schlech ten Fürsten, die dessen persönlichen Character, nicht die von ihm bekleidete Würde betraf. Willig fügte er sich später in das Schicksal, als Gefangener an Herodes, als Richter, abgeführt zu werden, ob es gleich auch hier bemerkenswerth bleibt, daß er ihn weniger als den heidnischen Pilatus einer Antwort würdigte, Luc. 23, 9. Doch muß ich heute oder morgen oder

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am Tage nachher aufbrechen, da es ja nicht üblich ist, daß ein Prophet außer Jerusalem amkomme. Mit diesen Worten lenkt Jesus die Nede von der vorgespiegelten auf die wirkliche Gefahr. Nicht in Casarea, sondern in Jerusalem, wartete feiner Schmach und Tod, nicht dort, sondern in der Stadt, wo schon fo viele Martyrer gefallen waren, sollte auch er das lehte große Opfer werden. Mit der letzten Wendung Steigert der Herr nun den bisherigen Lehrton zum straż fenden und drohenden Ton der nachdrücklichsten Warnung. Jerusalem, Jerusalem, die du tödtest die Propheten, und steinigest die zu dir Gek fandten. Wie oft habe ich deine Kinder vers sammeln wollen, wie eine Henne ihre Brut unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt. Matth. 23, 37-39. wird dieser Ausspruch Jesu in eis nem andern Zusammenhange angeführt. Was der Herr im vorhergehenden Abschnitte und in vielen ans dern Stellen in Bildern und Gleichnissen ausgedrückt, das spricht er hier unverholen mit eigentlichen Worten in Beziehung auf die jüdische Nation aus. Eine Henne mit ihrer Brut gilt als das Bild besorgter mütterlicher Zärtlichkeit. Gern erläutert er die Grundsäte, "welche" sein und seines himmlischen Vaters Verhalten leiteten, mit Beispielen aus der Natur und dem gemeinen Leben. So vergleicht er die Langmuth Gottes gegen die Sünder mit der Sorge eines Hirten um ein verirrtes Schaaf, Luc. 15, 4-7. Er hatte alles gethan, um dem verblendeten jüdischen Volke die Augen zu öffnen über das, was zu seinem Frieden diene, aber alle Versuche waren fruchtlos geblieben. Alle feine Liebe hatte man mit Undank, alle seine Fürsorge mit Haß und Verfolgung vergolten. Nun war die göttliche Langmuth erschöpft, das Gericht nahe. Sehet! Euer Haus soll euch wüste gelassen werden. Und ich sage euch: ihr werdet mich

nicht wieder sehen, bis der Zeitpunkt kommt, wo ihr sagen werdet: Gelobet sey, der da kommt im Namen des Herrn. Die Zerstörung des jüdischen Staates wird hier als eine unmittelbare Folge von der Verwerfung Jesu als Messias dargestellt. Sie stand auch damit in einem genauen Zusammenhange; denn hörte die jüdische Nation auf Chriftum, so entsagte sie ihren Vorurtheilen, ihrem falschen Dunkel auf eingebildete Vorzüge, ihrem blinden Hasse gegen alle fremde Völker, ihren schwärmerischen Hoffnungen auf ein irdisches glanzvolles Messiasreich, und Jerusalem wåre nicht das Opfer eines verunglückten Versuchs, das Joch der römischen -Oberherrschaft abzuwerfen, ge= worden. Die lehten Worte sind einer doppelten Deu tung fähig. Sie lassen sich ganz eigentlich auf den aus Pf. 118, 26. entlehnten Jubelruf, womit man ihn bei seinem letzten Einzuge in Jerusalem begrüßte, bes ziehen, da es wahrscheinlich ist, daß sich Jesus von jezt an aus dem Gedränge des öffentlichen Lebens zurück zog, und die lehten ihm noch übrigen Tage auf der Reise nach Jerusalem vorzugsweise dem Umgange mit seinen Jüngern widmete, so daß man ihn nicht eher wieder, als bei seinem Einzuge in Jerusalem, ófs ́fentlich erscheinen sah. Man kann aber auch an eine entferntere Zukunft denken, und in den Worten des Herrn den Sinn finden: Die traurigen Folgen dieser Zerstörung werden die Nation so lange treffen, bis sie ihre Gesinnung åndern, und den, den sie jeht verwirft, freudig entgegen kommen wird.

Aeußerst lehrreiche Betrachtungen knüpfen sich an diese Geschichte. Warnend steht das traurige Ende des jüdischen Staates da in der Vergangenheit als ein unlåugbarer Beleg für die Wahrheit: Gerechtigkeit ers höhet ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben. Auch spiegelt sich darinnen Gottes unendliche Langmuth gegen die Sünder, und seine strafende Ge

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