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Buchstaben klebenden theologischen Richtung, welche bei den Komödianten in die Lehre gehen muss, um ihren Reden einen äusseren Effekt zu verleihen. Auf den Gleichklang des Ausdrucks „die ihr der Menschheit Schnitzel kräuselt" in V. 203 mit dem „gekräuselte Schnitzelwerke“ in den Provinzialblättern XIV, welcher darauf schliessen lässt, dass Göthe bei Schöpfung unserer Scene gleichzeitig mit der Lektüre jener Herderschen Schrift beschäftigt war, weist schon Suphan im Göthe-Jahrbuch von 1885, S. 309 hin. Auch erinnert der V. 230 gebrauchte Ausdruck „Kehrichtfass" an den „Kehrichthaufen“ in dem oben citierten Briefe.

§ 2. Die Flucht zur Natur, welche im Monolog beabsichtigt war, erscheint in der Spaziergangsscene ausgeführt. Die „Bergeshöhle", um die der Held nach V. 41 mit Geistern schweben will, dürfte derselbe höhlenartige Waldesort sein, welcher in einer andern Scene, nämlich in Wald und Höhle", V. 2919-22, ausgemalt wird:

"

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Was hast du da in Höhlen, Felsenritzen

Dich wie ein Schuhu zu versitzen?

Was schlurf'st aus Moos und triefendem Gestein,

Wie eine Kröte, Nahrung ein ?“

Diese Scene ist, wie wir zu zeigen haben werden, aus der des Spazierganges abgeleitet, und die bezeichneten Verse enthalten nur eine ausführlichere Schilderung des erhöht gelegenen Rastortes, an welchem der Held nach V. 669 der letzteren weilt. Offenbar stellt unsere

Scene die nach V. 39-44 des Monologs dem Dichter Vorschwebende einsame Naturlandschaft dar, in welcher der Held die im Monolog geplante Geisterbeschwörung vornehmen soll. Göthe folgt hier nämlich wiederum dem Vorgange des Volksschauspiels, wonach Faust ebenfalls in eine abgelegene Gegend entweicht, um daselbst mittels eines Beschwörungsaktes mit den magischen Geistern in Verkehr zu treten. Ein Beweis dafür, dass in unserer Scene die im Monolog im voraus angedeutete Beschwörung ins Werk gesetzt werden sollte, liegt in dem Umstande, dass dieser Akt bei der späteren Bearbeitung des Gedichtes an die erstere angeknüpft wurde. Derselbe findet sich in der jetzt auf den Spaziergang" folgenden ersten Scene im Studierzimmer ausgeführt.

Eine eigentümliche Abweichung der Scene von der die Beschwörung enthaltenden Partie des Volksstückes besteht freilich darin, dass in dieser den Helden die Absicht, den Beschwörungsakt vorzunehmen, sich hat ins Freie begeben lassen, während in jener die Sehnsucht nach dem Verkehr mit der lebendigen Natur als das Motiv erscheint, welches ihn hinausgetrieben hat. Diese Abweichung ist jedoch durch die reale Situation des Helden dieser ist nämlich auch hier Göthe selber bedingt, welche der Scene zu Grunde liegt. Auf diese müssen wir nun zunächst eingehen. Die Scene greift nämlich auf einen Akt aus der Jugendzeit Göthes zurück, wo ihn in Wirklichkeit

derselbe Hang zur Hingabe an die reale Natur hingezogen hatte, welcher den Helden im Gedichte an dieselbe 'fesselt. Damals hatte er, wie in Dichtung und Wahrheit, B. 6, ausführlich geschildert wird, aufs tiefste gekränkt durch die geringschätzige Äusserung eines heissgeliebten Mädchens, des nachmals im Gedichte unter gleichem Namen geschilderten Gretchen aus Frankfurt, *) menschenscheu einen entlegenen Waldesort in der Umgebung seiner Vaterstadt zum täglichen Aufenthalt gewählt, um dort im Anschauen der Natur seinen Liebesgram zu vergessen. Dieses Erlebnis ist es, welches der Dichter in der Scene dramatisiert hat. Lässt nämlich schon die hierin gemalte Scenerie: das mit Menschengewühl angefüllte Stadtthor, der mit Kähnen und Schiffen bedeckte Fluss, die ringsum verstreuten Lustorte, wenngleich die Namen derselben

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im allgemeinen die von

im Gedichte fingiert sind Göthe mit seinen Freunden oft durchstreifte Umgebung der Mainstadt wiedererkennen, so führt uns speciell der in V. 669-70 angedeutete Rastort auf den nämlichen Platz hin, an welchem der jugendliche Misanthrop zu weilen pflegte. Dieser, nach der Beschreibung in Dichtung und Wahrheit inmitten der grössten Tiefe des Waldes in der nächsten Umgebung Frankfurts gelegen und mit dem dichtesten Gebüsch, aus dem bemooste Felsen mächtig und würdig hervorblickten und

*) Dasselbe hatte erklärt, den jungen Göthe nur als „Kind" geliebt zu haben,

ein wasserreicher Bach hervorquoll, umgeben, ist offenbar derselbe, welcher den schon citierten Versen von „Wald und Höhle" zu Grunde liegt:

,,Was hast du da in Höhlen, Felsenritzen

Dich wie ein Schuhu zu versitzen?

Was schlurf'st aus Moos und triefendem Gestein,
Wie eine Kröte, Nahrung ein?"

Versen, welche, wie sich später zeigen wird, den jungen Göthe in der nämlichen Situation voraussetzen, wie die Stelle der Spaziergangsscene und deshalb hier zur Ergänzung der in der letzteren enthaltenen Schilderung angeführt werden mögen. Der Famulus Wagner,*) welcher im Gedichte dem Helden gegenüber steht, ist identisch mit dem Begleiter, welcher in Wirklichkeit dem jugendlichen Einsiedler zur Seite stand. Wenigstens ist der charakteristische Zug desselben, die Vorliebe für trockene Büchergelehrsamkeit, welcher in den Versen 751-56:

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Wie anders tragen uns die Geistesfreuden

Von Buch zu Buch, von Blatt zu Blatt . . .“ bezeichnet wird, augenscheinlich dem Begleiter des jungen Göthe entlehnt, welcher, ebenso wie Wagner nach des Dichters Erzählung, statt die Naturschwärmerei des Genossen zu teilen, sich lieber in seine diesem so tot erscheinenden Bücher vertiefte. Der nämlichen Sehnsucht ferner, welche den jungen Göthe, trotz der

*) Der Name findet sich schon in der Volkssage.

Trennung, nach dem geliebten Gretchen erfüllte, lässt der Dichter seinen Helden in den Versen 759-62 Ausdruck verleihen:

„Zwei Seelen wohnen, ach in meiner Brust,

Die eine will sich von der andern trennen;
Die eine hält in derber Liebeslust

Sich an die Welt mit klammernden Organen

Der realistische, auf die alte Liebschaft gerichtete Zug in des Dichters Phantasie ist es, worauf der Ausdruck „die eine Seele" gedeutet werden muss. Wir würden diese Stelle bei der sonst in der Scene durchweg hervortretenden idealen Tendenz des Helden garnicht erklären können, wenn nicht ihre Beziehung auf des Dichters Erlebnis nachzuweisen wäre. Auf ein ganz specielles Vorkommnis aus der Zeit von Göthes Aufenthalt an dem einsamen Waldesorte gehen endlich die weiteren Verse bis 764:

„Die andere hebt gewaltsam sich vom Dust

Zu den Gefilden hoher Ahnen."

Man hat diese Verse, da man ihren Ursprung nicht kannte, sogar schon dahin verstehen wollen, dass Faust, der hier noch gläubig erscheine, sich zu dem Paradiese der Ureltern des Menschengeschlechts zurücksehne! Dieselben müssen ebenso wie die unmittelbar vorausgehenden Verse aus der unserer Scene zu Grunde liegenden Situation des jugendlichen Göthe erklärt werden. Der Begleiter machte denselben nämlich einst darauf aufmerksam, dass er sich als wahren Deutschen

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