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erweise, indem er sich, wie die germanischen Urväter, so gern den Gefühlen hingebe, welche die Natur in solcher Einsamkeit mit ungekünstelter Bauart vorbereitet habe. Auf die den alten Deutschen als Wohnsitz dienenden Waldesstätten, nach welchen der jugendliche Schwärmer bei dem Zwiespalte seines Innern

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die zweite Seite seiner Sehnsucht gerichtet fühlte, geht die Bezeichnung „Gefilde hoher Ahnen“, zu welchen die andere Seele" Fausts ihren Phantasieflug nimmt. Die direkte Beziehung dieser Stelle auf den bezeichneten Vorfall aus des Dichters Erlebnis lässt keinen Zweifel, dass die Scene überhaupt im unmittelbaren Anschluss an das letztere gedichtet ist.

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§ 3. Weist aber der Stoff der Scene auf eine frühere Zeit zurück, so kann die Gestaltung derselben doch nicht vor dem Jahre erfolgt sein, in welches wir den Monolog und mit diesem erscheint die Scene unsern obigen Ausführungen zufolge durch einen gemeinsamen Plan verbunden verlegen mussten. Sie setzt nämlich gewisse äussere Anregungen voraus, welche sich dem Dichter erst seit diesem Jahre darboten. So ist es sicherlich der 1768 begonnene erste Türkenkrieg Katharinas von Russland, auf welchen die Worte des andern Bürgers" V. 509-10 anspielen :

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Wenn hinten, weit, in der Türkei

Die Völker auf einander schlagen.“

Dieselben können nicht etwa, wie Löper, Göthes Faust, in der Hempelschen Ausgabe der Götheschen

Werke, Bd. 12, S. L., meint, auch ganz allgemein auf die früheren, dem deutschen Reiche so oft bedrohlichen Türkenkriege, in deren Zeit die Faustsage spielt, bezogen werden. Der Ausdruck „weit, in der Türkei“ deuten vielmehr auf einen Kampf auf türkischem Boden, nicht auf einen der Züge der Türken gegen das deutsche Grenzland, wie sie im Mittelalter häufiger stattfanden. Der Dichter hat hier offenbar, wie es uns noch öfter in dem Gedichte entgegentreten wird, ein ihn gleichzeitig interessierendes Ereignis als poëtisches Motiv verwertet. So sind es die zur Zeit, wo er mit Abfassung der Scene beschäftigt gewesen sein muss, von ihm betriebenen alchymistischen Studien, auf welche die weiteren Verse 686-95 zurückzuführen sein dürften. Göthe selber,*) er nennt sich in Be

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ziehung auf das Jahr 1769 einen Halbadepten, ein Wort, das an die Gesellschaft von Adepten" in Vers 685 anklingt war nämlich damals, wie es in dem Gedichte von Faust und dessen Vater erzählt wird, eifrig bemüht, durch alchymistische Experimente „die jungfräuliche Erde" oder wie es in unserer Stelle heisst die junge Königin" d. i. den Stein der Weisen zu entdecken. Er selber hatte ferner, wie Faust, hierin vergeblich ein Heilmittel zu finden gehofft, das ihn von einer langwierigen Krankheit befreien sollte. Stellt er nun sich und seinen Vater als Ärzte dar,

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*) S. Dichtung und Wahrheit, B. 8.

welche die Pestkranken zu heilen bemüht sind, so greift er damit auf die Volkssage zurück, wonach Faust sowohl als sein Vater während einer Epidemie eine ärztliche Thätigkeit ausgeübt haben. Dass es ihm

hierbei aber nur um poëtische Ausschmückung sein.es eigenen Experimentierens zn thun gewesen ist, geht daraus hervor, dass er, seither über die Erfolglosigkeit desselben aufgeklärt, die magischen Heilkünstler im Gegensatz zur Sage als Schwindler erscheinen lässt.

Der Anregung, welche Göthe durch sein im Jahre 1770 betriebenes Studium des Giordano Bruno empfing,*) entstammen endlich die Verse gegen Ausgang der Scene von 721-730:

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O, dass kein Flügel mich vom Boden hebt . .

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bis Vor den erstaunten Augen auf." Die genauen Anklänge der Stelle an des Philosophen Lehrgedicht „De Immenso“ verraten, dass die erstere als ein direkter Ausfluss von Göthes Lektüre des letzteren zu betrachten ist.

Hatte sich uns die Scene**) nun schon den obigen Ausführungen zufolge als sachlich die Gleichheit des Themas bewies es mit dem Monolog zusammenhängend erwiesen, so ergeben die soeben angestellten

*) Dass Göthe damals mit diesem Philosophen beschäftigt war, weisst Brunnhofer im Göthe-Jahrbuch von 1886, S. 241, nach.

**) Der Schluss derselben von V. 773 an, welcher in keinerlei Zusammenhange mit dem im übrigen in der Scene gezeichneten realen Vorgange steht, ist erst später hinzugetreten.

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chronologischen Schlussfolgerungen, dass sie sich an denselben auch zeitlich angeschlossen haben muss. Beide Teile gehören sonach ursprünglich einem und demselben Plane an, den wir als innerhalb der Jahre 1769-70 auf diese wurden wir durch unsere Untersuchung hingeführt vollendet zu betrachten haben. Schon hier nun tritt der rein realistische Charakter hervor, welchen die älteren Scenen des Gedichts überhaupt aufweisen. Statt nämlich von einer der Faustsage zu Grunde liegenden allgemeinen Idee aus den Gang des Dramas zu bestimmen, reiht der Dichter Akte aus seinem Leben aneinander. So hat er in der Spaziergangsscene eine selbsterlebte Situation benutzt, um die Flucht zur Natur, welche der Held im Monolog geplant hatte, in der Form einer Wanderung ins Freie ausgeführt erscheinen zu lassen. Dies muss der Gang des ältesten Planes der Dichtung gewesen sein. In welcher Weise freilich der Übergang vom Monolog zu der Spaziergangsscene ursprünglich gebildet war, welche Kürzungen oder Erweiterungen die letztere nachträglich erfahren haben mag, lässt sich nicht mehr feststellen.

II.

§ 1. Die mit zwei Seelen verglichenen verschiedenen Richtungen, welche in des Dichters Brust vereinigt waren, kommen auch in dem übrigen schon im Fragment von 1790 enthaltenen Teile des Fanst zum Ausdruck. Dieser nämlich zerfiel in zwei besondere

Komplexe, von denen der eine, welcher den idealen Zug des Helden erkennen lässt, die ersten Scenen bis zu dem Auftritt in Auerbachs Keller, der andere, den realen Trieb desselben darstellende die Gretchenscenen umfasste. Beide müssen nach der oben nachgewiesenen ersten Version der Dichtung, und zwar in derselben Periode bearbeitet worden sein. Um dies darzuthun, nehmen wir folgenden Ausgangspunkt.

waren

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Die Teile, welche sich im Fragmente vorfanden, abgesehen von einzelnen Partieen, namentlich der „Hexenküche“ sowie geringeren Bestandteilen der Scene Wald und Höhle" und Trüber Tag, Feld", welche, wie sich uns ergeben wird, erst seit Göthes Reise nach Italien vom Jahre 1788 gedichtet wurden

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grösstenteils bereits 1774 vollendet. Denn wir haben das ausdrückliche Zeugnis von Freunden des Dichters, dass ihnen fast alles, was im Fragment stand, schon damals aus des letzteren Manuscripten bekannt gewesen sei.*) Nur einzelnes und zwar vornehmlich zur Ergänzung und Ausstattung des Vorhandenen Bestimmte kann hiernach noch in der Folgezeit, und zwar, wie sich zeigen wird, im Jahre 1775 hinzugetreten sein. Nun geht ferner aus einem Briefe Göthes aus Rcm vom 1. März 1788 hervor, dass die erste zusammenhängende Behandlung des Gedichtes, wie es jetzt vorliegt, schon im Jahre 1773 erfolgte.

*) S. Löper in Hempels Ausgabe von Göthe, Band 12, Seite 6.

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