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fassen zu können vermeinte.

Dass der Beschwörungsakt so zu deuten ist, vermögen wir wiederum aus dem Gedichte selbst zu entnehmen, nämlich aus den Stellen, wo Göthe den Helden das, was er durch jenen Akt zu erreichen hofft, ohne sich an das Bild einer Geisterbeschwörung zu binden, aussprechen lässt, wie V. 1417-21:

„Und was der ganzen Menschheit zugeteilt ist, Will ich in meinem innern Selbst geniessen, Mit meinem Geist das Höchst' und Tiefste greifen, Ihr Wohl und Weh' auf meinen Busen häufen, Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern. ." *) Derselbe die Geistesrichtung der Sturm- und DrangPeriode bezeichnende Gedanke ist im Prometheus durchgeführt, einem dramatischen Entwurf, dessen Tendenz in den an die obigen Verse anklingenden Worten gipfelt: Vermögt ihr mich auszudehnen, zu erweitern zu einer Welt?"

Die Beschwörungsscene bildet somit eine Parallele zu dem letzteren Drama, indem sie aus demselben Geist der Zeit des Stürmens und Drängens, welchem dieses entstammt, geschaffen wurde, und wir werden daher

auch dieses sucht, tritt

*) Die andere Seite des Faustischen Strebens, welche Gemeinschaft mit dem physischen Erdenleben umfasst die symbolische Gestalt des Erdgeistes in den Versen (265-68) hervor:

,,Ich, mehr als Cherub, dessen freie Kraft
Schon durch die Adern der Natur zu fliessen
Und, schaffend, Götterleben zu geniessen
Sich ahnungsvoll vermass . .

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nicht zweifeln, dass die erstere mit dem letzteren gleichzeitig, also schon 1773, entstanden ist.

Auf dasselbe Entstehungsjahr weist es auch hin, wenn Göthe dem Beschwörungsakt, abweichend von dem Vorgange des Volksstückes, einen resultatlosen Verlauf giebt, insofern als er den Geist, welcher dem Helden erscheint, sich ihm wieder entziehen lässt. Der Dichter legt auch hier die Entwickelung zu Grunde, wie sie in seinem eigenen Geistesleben bis zum Jahre 1773, einer Zeit, wo er den Höhepunkt der Sturmund Drang-Periode so weit überwunden hatte, um dieselbe poëtisch objektivieren zu können, vor sich gegangen war. Er musste nämlich erkannt haben, dass die Gesamtheit des Geisteslebens der Menschheit zu umfangreich sei, um von einem Busen umschlossen zu werden. Diesen Process nun stellt er an den symbolischen Beschwörungsakt anknüpfend unter dem Bilde einer Abweisung dar, welche der Held und somit er von seiten des jene Gesamtheit repräsentierenden Geistes erfährt.

selber

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§ 3. An den Anfangsmonolog muss sich, da die jetzt hierauf folgende Gesprächsscene die erst 1774–75 erschienenen theologischen Schriften Herders voraussetzt,*) nach der ursprünglichen Anordnung des Gedichts unmittelbar als Fortsetzung des ersteren der zweite Monolog**) angereiht haben. Derselbe ist zwar

*) Siehe oben S. 9.

**) Von V. 253: „Darf eine solche Menschenstimme.." an.

erst in der zweiten Auflage der Dichtung vom Jahre 1808 veröffentlicht worden, während im Fragment an seiner Stelle eine grosse Lücke eintrat. Es erklärt sich aber leicht, warum diese Partie aus dem letzteren weggelassen wurde. Es geschah dies nämlich, weil die Scene, worauf dieselbe überleitet, die zweite Scene im Studierzimmer, welche sich ebenfalls als im Jahre 1773 entstanden erweisen wird, ebenso wie jene zurückblieb. Dass die Partie nun in das bezeichnete Jahr verlegt werden muss, geht daraus hervor, dass im weiteren Verlaufe des Gedichtes, und zwar in der Scene „Wald und Höhle“, welche schon in demselben Jahre geschaffen wurde,*) unzweifelhaft der hierin vorgeführte Selbstmordversuch des Helden vorausgesetzt wird. Denn die Worte daselbst**):

„Und wär' ich nicht, so wärst du schon
Von diesem Erdball abspaziert"

spielen direkt auf den V. 379-83 geschilderten Schritt des Helden zum Selbstmord an. Dasselbe beweisen die Anklänge einzelner Verse***) an andere Schriften Göthes aus dem Jahre 1773. So namentlich die Gleichheit des in V. 329-30 ausgesprochenen Gedankens:

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Was du ererbt von deinen Vätern hast,

Erwirb es, um es zu besitzen“

*) Siehe hierüber weiter unten.

**) V. 2917-18.

***) Schon der Uebergang vom ersten zum zweiten Monolog scheint einer Stelle aus dem 1773 entstandenen Mahomet nachgebildet. S. oben, S. 21.

mit demjenigen, welcher in den Worten des Prometheus ,Der Kreis, den

liegt: Wie viel ist denn dein?"

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meine Wirksamkeit erfüllt.“

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Im Zusammenhange des Dramas nun leitet der zweite Monolog zur Katastrophe über, indem er den Zustand der Vernichtung schildert, in welchen hier der Held durch die Zurückweisung von seiten des Erdgeistes versetzt erscheint. Auch dieser Theil des Gedichtes hat einen Akt aus Göthes Leben zur realen Grundlage, nämlich die verzweiflungsvolle Stimmung, in welcher derselbe sich seit der gegen Ausgang des Jahres 1772 erfolgten Rückkehr aus Wetzlar in seine Vaterstadt befand, nachdem er sich von der ihn zuvor beherrschenden Überschwänglichkeit der Sturm- und Drang-Periode, die durch sein Verhältnis zu Charlotte Buff aufs höchste gesteigert worden war, mit der Trennung von der letzteren jählings hinabgeschleudert fühlte, und welche ihn thatsächlich, wie es in dem Gedichte von dem Helden geschildert wird, dem Selbstmorde nahe brachte.*)

Eine direkte Beziehung auf den damaligen Gemütszustand Göthes finde ich in folgenden Stellen des Monologs. Zunächst lassen die Verse 281-86, welche den Helden als von der Thätigkeit des alltäglichen

*) S. scine an Kestner gerichteten Briefe aus jener Zeit bei Lewes, Göthes Leben, Bd. I, S. 231–37. Hierin schreibt er: „Meine arme Existenz starrt zum öden Fels. Wenn ich kein Weib nehme oder mich erhänge, so sagt, ich habe das Leben recht lieb." Gleichzeitig spielte er, des Lebens überdrüssig, mit dem selbstmörderischen Dolche, s. Lew. a. a. O,

Lebens gefesselt darstellen, den Dichter selber erkennen, welcher sich jetzt zuerst einem bürgerlichen Berufe, der ihn auf die Dauer nur wenig befriedigenden Rechtspraxis, gewidmet hat. Auf den ihn gleichzeitig beschäftigenden Gedanken, statt des früheren himmelstürmenden Trachtens sich ein stilles Glück durch Gründung eines eigenen Herdes zu schaffen,*) gehen die V. 287-89, während die folgenden bis 298 seine selbstquälerische Stimmung wiederspiegeln, die ihn nicht zum ruhigen Genuss kommen lässt. Ihn selber führen nach einer Stelle, welche nochmals auf das Verschwinden des Erdgeistes zurückgreift die weiteren Verse von 303-22 als von demselben toten Material, den Büchern und alchymistischen Instrumenten, umgeben vor, welche er damals, in sein altes Studierzimmer im elterlichen Hause zurückgekehrt, um sich sah. Diese Verse haben die gleiche Situation des Dichters zum Gegenstande, wie die Verse 49-56 des ersten Monologs. Jedoch ist die Zeit eine verschiedene, auf welche die hier und dort gegebene Schilderung zurückgeht.

Eine unverkennbare Beziehung auf das Göthesche Leben endlich liegt auch in dem weiteren Gange des Gedichtes, wonach Mephistopheles den Helden, welcher sich zum äussersten Schritte anschickt, von demselben zurückhält. Wie es nämlich in Wirklichkeit der in jener Figur geschilderte Merck gewesen war, welcher

*) S. Lewes, ebendort.

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