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dichte beschäftigt war, zu verlegen sein. Und zwar bezieht sich dies sowohl auf den ersten, als auch auf den zweiten Teil der Scene. Denn wenn auch die in dem letzteren vorgeführten Zauberkünste*) direkt der Volkssage entlehnt und nur zur Ausstattung des Stückes zu dienen bestimmt sind, so scheint der Dichter doch auch in diesem den in der Scene im Studierzimmer eingeleiteten Plan durchzuführen, insofern als er hier wie in der letzteren das Wesen seines Freundes Merck unter der Maske des Mephistopheles zeichnen wollte. Denn die jenem eigentümliche sarkastische Art tritt überall hervor, zunächst in den Worten, womit er die Anrede der Zecher erwidert**), sodann in dem Liede auf des Königs Floh, dem Urbilde aller Parasiten, und endlich in dem Zauberakte, womit Mephistopheles die ganze Gesellschaft mystificiert, wie denn überhaupt die Neigung zur Intrigue, welche den Grundzug des hier vorgeführten Teufels bildet, in dem Charakter Mercks in deutlich hervortretender Weise ausgeprägt war***).

III.

§ 1. Der andere Komplex der Dichtung, welcher ebenfalls schon 1774 im wesentlichen vollendet gewesen

*) Dieselben werden hier dem Mephistopheles zugeteilt, während sie in dem Volksschauspiel dem Schwarzkünstler Faust zufallen.

**) V. 1839-42.

***) S. Dichtung und Wahrheit, B. 12.

sein muss*), umfasst die Gretchenscenen. Nun macht Singer**) auf die Ähnlichkeit der in diesen dargestellten Liebesgeschichte mit der Liebschaft eines Studenten Apion, welche sich im Pfitzerschen Faustbuche findet, aufmerksam und behauptet, dass in der letzteren die Quelle für die Gretchentragödie zu suchen sei. Indessen scheint mir Göthe auch hier, dem im übrigen in den älteren Teilen des Faust hervortretenden Verfahren zufolge, einen selbsterlebten Stoff behandelt zu haben. Es ist nämlich die Jugendliebe des Dichters zu dem in Dichtung und Wahrheit***) geschilderten Gretchen aus Frankfurt, welche die reale Grundlage für den vorliegenden Teil des Stückes gebildet haben dürfte. Dies bezeugen schon Göthes eigene Worte in der später verfassten „Zuneigung“+):

„Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage,
Und manche lieben Schatten steigen auf;
Gleich einer alten, halbverklungnen Sage,

Kommt erste Lieb' und Freundschaft mit herauf."

*) Dass derselbe wie der erste Abschnitt nicht vor 1773 in Angriff genommen wurde, scheint der Umstand zu beweisen, dass Göthe damals zuerst, wie auch hier geschieht, die Gestalt des Mephistopheles-Merck in sein Gedicht aufgenommen hat. Dies folgt auch daraus, dass in der Scene,,Wald und Höhle", welche die älteren Teile der Gretchentragödie abschliesst, in der die Verse 2992-93:

"

Was ist die Himmelsfreud' in ihren Armen!
Lass' mich an ihrer Brust erwarmen!"

deutlich an die Verse des Satyros anklingen:
,,Hab' alles Glück der Welt im Arm

So liebehimmelswonnewarm!"

(s. Waldeck in Göthe-Jahrbuch von 86, S. 286) und deshalb mit diesem Drama zugleich gedichtet zu sein scheint.

**) Im Göthe-Jahrbuch von 86, S. 278.

***) B. 6.

†) V. 9-12.

Dass nämlich die hier genannte „erste Liebe“ auf Göthes Frankfurter Jugendgeliebte zu deuten ist, geht

aus den Versen*) von „Wald und Höhle" hervor:

"

„Sie steht am Fenster, sieht die Wolken ziehn
Über die alte Stadtmauer hin.“

Es ist nämlich offenbar die aus der Beschreibung in Dichtung und Wahrheit wohlbekannte alte Stadtmauer von Göthes Vaterstadt, hinter welcher der in der Figur des Helden sich selber darstellende Dichter das Frankfurter Mädchen in der hier gemalten Situation weilend dachte**).

Die einzelnen Akte aus der Geschichte seiner Jugendliebe sind es nun, welche der Dichter den älteren der Gretchens Bild darbietenden Scenen zu Grunde gelegt hat.

So entspricht gleich die erste Scene, die Begegnung auf der Strasse, dem wirklichen Zusammentreffen des jungen Göthe mit dem Frankfurter Mädchen. Dieses kam, wie Gretchen im Gedichte, aus der Kirche***), als Göthe, der es zuvor nur einmal flüchtig erblickt hatte, den ersten Annäherungsversuch machte. Freilich war die Begegnung in Wirklichkeit von ihm absichtlich herbeigeführt, während dieselbe in der Scene als zufälliges Ereignis erscheint. Dagegen war das Gretchen der Götheschen Liebesgeschichte, ebenso wie dasjenige

*) 2963-64.

**) S. hierüber weiter unten.

***) S. Dichtung und Wahrheit, B. 6.

des Gedichtes zuvor in der Kirche beobachtet worden, nur dass bei dem wirklichen Begebnis der Liebhaber selber es ist, der den Gottesdienst aufgesucht hatte, um sich an dem Mädchen satt zu sehen, in dem Gedichte aber Mephistopheles sich spionierend hinter dessen Stuhl geschlichen hat. Der sinnliche Charakter des Liebesverhältnisses, welcher demselben in Wirklichkeit fern gewesen zu sein scheint, sich jedoch in den älteren Scenen auch nur auf seiten des Helden findet, erklärt sich aus der Länge der Zeit, welche zwischen dem realen Vorgange und dessen Dramatisierung im Gedichte verstrichen war. Wie indes Faust in der Scene von Mephistopheles ein Halstuch oder Strumpfband als sinnliches Substrat seiner Liebesgefühle begehrt, so bewahrte Göthe thatsächlich ein Blatt mit der Unterschrift der Freundin als heiliges Liebesunterpfand. Ein Anklang an die wirkliche Liebesgeschichte mag auch darin gefunden werden, dass der Dichter den Helden Gretchens Zuneigung durch Geschenke zu gewinnen suchen lässt. Auch Göthe hatte er schreibt dies in

einem Briefe aus dem Jahre 1768*) von einer gewissen W., die aber wahrscheinlich mit dem Frankfurter Gretchen identisch ist Idie Gunst seiner Geliebten durch mancherlei Zuwendungen erkauft. Der Zug der Begehrlichkeit, welcher dem Mädchen in jenem Briefe vorgeworfen wird, erscheint in dem Gedichte jedoch

*) S. Hirzel, „Der junge Göthe", Bd. I, S. 19.

dadurch gemildert, dass dasselbe die Geschenke von unbekannter Hand empfängt.

Der folgende Auftritt „Gretchens Zimmer" erinnert ebenfalls an ein Vorkommnis aus der Zeit von Göthes Liebschaft. Er selber war einst, in der Absicht, seine Freunde zu besuchen, in das Haus von Gretchens Mutter kommend, allein in das bescheidene Zimmer des Mädchens eingetreten und hatte dort, denselben Liebesgefühlen hingegeben, geweilt, wie Faust in der Scene. Die Situation, in welcher er damals die Geliebte angetroffen hatte, war die in einer späteren Scene, „Gretchens Stube"*), vorgeführte. Auch das wirkliche Gretchen sass spinnend am Fenster, wie das fingierte dort geschildert wird. So hat auch die Scene „Der Nachbarin Haus“ einen Akt aus des Dichters Liebesgeschichte zum Gegenstand. Der junge Liebhaber ist es selber, der einst die Geliebte in einem auswärtigen Hause mit einem fremden Schmucke angethan getroffen hatte, wie Mephistopheles Gretchen hier in dem Gedichte. Jene pflegte nämlich, um ihrem Erwerbe nachzugehen, einen Putzladen aufzusuchen, wo sie einen erborgten Schmuck anlegte, den sie beim Heimgange zurücklassen musste. Der Dichter benutzt nun diesen Vorgang in echt künstlerischer Weise, um das Gretchen im Faust mit dem Zuge einer dem Mädchen natürlichen Eitelkeit auszustatten, die es treibt, das ihm zugewandte köstliche Geschmeide heimlich im Hause der Nachbarin anzuthun. *) V. 3020 ff.

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