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zu, dass die Scene mit dem letzteren Drama gleichzeitig gearbeitet worden ist. Wenn hingegen Scherer*) die Scene wegen des Stils des „krassen Naturalismus“, welcher in Ausdrücken, wie „Hund, abscheuliches Untier! Fletsche deine gefrässigen Zähne mir nicht so entgegen!" und anderen zu erkennen ist, in eine frühere Jugendperiode des Dichters verlegen will, so trifft dies für uns nicht zu, da ganz ähnliche Ausdrücke in der zweiten Gartenscene, welche sich uns gerade als im Jahre 1774 dem Jahre, in das wir auch die vor

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und

liegende Scene zu verlegen geneigt sind entstanden erwiesen hat, entgegentreten. Dort heisst es z. B. ebenfalls von Mephistopheles „Du Ungeheuer . . . „Du Spottgeburt aus Dreck und Feuer!" Allerdings enthält die Scene in ihrer jetzigen Gestalt in dieser wurde sie erst 1803 im weimarschen Wochenblatte veröffentlicht Elemente, die erst nachträglich, und zwar im Verfolg des in Italien geschaffenen Planes hinzugefügt wurden. Auf diesen werden wir noch näher einzugehen haben. Für jetzt mögen die Stellen, welche als spätere Zusätze erscheinen, nur kurz bezeichnet werden. Es sind nämlich zunächst die Worte am Ende des ersten Absatzes: „Und mich wiegst du indes in abgeschmackten Zerstreuungen bis „verderben“, welche auf die jetzt unmittelbar vorhergehende „Walpurgisnacht zurückzugehen und demgemäss im

*) Aus Göthes Frühzeit, S. 81.

Anschluss an diese verfasst zu sein scheinen. Sodann die Worte von „Wandle ihn, du unendlicher Geist!" bis „den Verworfenen!", sowie „Grosser, herrlicher Geist" bis „am Verderben sich letzt?" und endlich „Bringe mich hin!" bis „Ungeheuer!" nebst den Fausts Rede wieder aufnehmenden Worten „sag' ich“. In der letzteren Stelle erkannte schon Scherer einen der Scene ursprünglich fremden Bestandteil, der nur eine Verzahnung mit der erst 1800 gedichteten Valentinscene herstellen sollte. Auf diese beziehen sich nämlich die Worte: „noch liegt auf der Stadt Blutschuld von deiner Hand..."

Auch von der Kerkerscene mag Wagner den ersten Entwurf schon vor 1775 kennen gelernt haben; wenigstens scheint sich das Lied des gefangenen Mädchens in dessen Tragödie wiederzufinden. Wie weit jedoch die Scene schon damals vollendet war, lässt sich aus jenem Stücke auch nicht annähernd durch Rückschlüsse feststellen.

Der unverkennbar fragmentarische Charakter des in der vorliegenden Periode Geschaffenen war es offenbar, was den Dichter veranlasste, vorläufig von dessen Veröffentlichung abzusehen, obgleich er dieselbe bereits 1775 geplant haben muss*). Erst nach einer Reihe von

*) Dies geht aus eine n Briefe des Buchhändlers Mylius an Merck vom Oktober 75 hervor, worin ersterer äussert, dass ihm statt anderer offerierter Werke der Faust lieber gewesen wäre, und schon in betreff des für diesen zu entrichtenden Honorars Vorschläge macht.

Jahren geht er daran, die verschiedenen, getrennt von einander gearbeiteten Teile zu einem einheitlichen Ganzen zu verbinden.

IV.

§ 1. Der die Gretchentragödie enthaltende Abschnitt des Dramas war bisher unverbunden neben den andern, die Weltfahrt Fausts umfassenden gestellt. Wie sich Merck in Wirklichkeit dem jüngeren Göthe auf dessen Lebenswege unvermittelt als Gefährten dargeboten hatte, so war Mephistopheles im Gedichte*) dem einem Liebesabenteuer nachgehenden Faust ohne weitere Motivierung an die Seite getreten. Göthe unternimmt es nun, den zweiten Teil des Stückes mit dem ersteren, welche beide den Helden an der Seite seines höllischen Führers schildern, unter einem gemeinsamen Plane zusammenzufassen.

Der Dichter schreibt nämlich, nachdem er, durch mannigfaltige Zerstreuungen und Beschäftigungen lange an der Fortführung seines Werkes gehindert, erst während seines Aufenthaltes in Italien dasselbe wieder

*) Der unter dieser Figur verborgene Merck war freilich dem hier geschilderten Jugenderlebnisse des Dichters fern gewesen. Dass dieselbe trotzdem in die Gretchentragödie eingeführt wurde, ist daraus zu erklären, dass Göthe zur Zeit von deren Schöpfung gewohnt war. Merck als seinen steten Lebensgefährten zu betrachten, und ihn deshalb auch an dem hier dargestellten Liebesabenteuer teilnehmen liess.

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in Angriff genommen hat, am 1. März 1788 an Herder, er habe den Plan zum Faust gemacht und hoffe, die Operation solle ihm geglückt sein. Natürlich," heisst es weiter, ist es ein ander Ding, das Stück jetzt oder vor 15 Jahren ausschreiben; ich denke, es soll nichts dabei verlieren, besonders da ich jetzt glaube, den Faden wiedergefunden zu haben." Der letztere Ausdruck deutet offenbar an, dass der damals von neuem gefasste Plan an einen älteren, im Gedichte bereits verarbeiteten anknüpft. Er fügt hinzu, dass er schon eine neue Scene ausgeführt habe. Aus der „Chronologie der Entstehung Göthescher Schriften“, sowie aus den Gesprächen mit Eckermann erfahren wir, dass es die,,Hexenküche" gewesen ist. Letztere muss also den damals geschaffenen Plan zuerst aufweisen. Welcher Plan ist es nun, der jene Scene mit den bisher fertigen Dichtungsteilen verbindet?

Sehen wir zunächst nach, welche Stellung dieselbe in dem Zusammenhange des Ganzen einnimmt.

In dem ersten Teile des zweiten Planes, der Verabredung zu der gemeinschaftlichen Weltfahrt, war die Idee, welche dieser verfolgen sollte, deutlich ausgesprochen. Mephistopheles übernimmt unter der Bedingung, dass Fausts Unsterbliches ihm verfallen sein soll, dessen Führung durchs Leben. Diese Idee war der Dichtung zu Grunde gelegt bis zum Schluss der Scene in Auerbachs Keller. Daran knüpfte sich ohne Übergang der die Gretcherscenen umfassende dritte

Plan. Die so gebliebene Lücke füllt der Dichter jetzt durch Einschiebung der „Hexenküche aus. Das ist die „Operation", von der er schreibt, eine Bezeichnung, welche darauf geht, dass nur an einen Teil, nicht an den gesamten Organismus des Werkes die Hand gelegt worden war. Der Plan nun, welcher durch Einschaltung jener Scene die beiden bezeichneten Abschnitte gemeinsam umfassen sollte, besteht darin, dass dem Mephistopheles, welcher die Leitung des Helden auf der Weltfahrt übernommen hatte, auch die Führung bei dem ihm nun entgegentretenden Liebesabenteuer zugeteilt wird*). Auf dieses nämlich, das hierdurch als Veranstaltung des höllischen Kupplers erscheint, wird Faust durch den ihm gereichten Zaubertrank vorbereitet. Indem dieser Plan so an den im Früheren durchgeführten anknüpft, bildet er den Faden, der die beiden bisher getrennten Dichtungsteile verbindet, und den Göthe nach seinen Worten wiedergefunden zu haben glaubt.

Dass es sich bei der durch Aufnahme der „Hexenküche bewerkstelligten Verknüpfung der bisher ge

*) Mephistopheles bleibt in der Gretchentragödie völlig passiv. Hierin liegt der Beweis dafür, dass derselbe in dieser noch nicht den höllischen Verführer, sondern Göthes Lebensgefährten Merck darstellt. Erstere kann sonach, worauf wir schon oben S. 46, Anm. 1 hinwiesen, nicht früher, als der Dichter darangegangen war, diese Figur in sein Werk aufzunehmen, entstanden sein. Andererseits muss dieselbe, wie wir ebenfalls schon oben sahen, ihren hauptsächlichsten Teilen nach bereits 1774 den Freunden Göthes vorgelegen haben, und die „Hexenküche" erhielt demzufolge erst nachträglich ihre jetzige Stellung im Zusammenhange des ganzen Dramas.

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