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betreffen das zweite Erkenntnisgebiet, zu dem der Erdgeist den Suchenden geführt hat, das der Selbsterkenntnis. Sie verweisen uns auf die stille, selbstbeschauliche Stimmung, von welcher Göthe in jener Zeit aus Rom schreibt. Endlich die Worte*):

,, schweben

Von Felsenwänden, aus dem feuchten Busch
Der Vorwelt silberne Gestalten auf"

können nur auf die im Garten der Villa Borghese, wo Göthe arbeitete, sich ihm darbietenden antiken Marmorstatuen bezogen werden. Dazu die statt der sonst überall auftretenden „Hans-Sachsreime" nur in diesem Monolog angewandten jambischen Verse, welche Göthe zuerst in Italien in seinen Dichtungen zur Anwendung brachte, sowie die in der ganzen Stelle eingehaltene Präsensform, welche die geschilderten Gegenstände als dem Redenden gegenwärtig hinstellt, lassen kaum einen Zweifel, dass der Dichter die in Italien gewonnenen Anschauungen gleichzeitig in seinem Werke niedergelegt hat.

An den Ausgang des Monologs schliessen sich die weiteren, eingeschalteten Verse**) von Fausts Worten ,,Schlange, Schlange!" bis „Und halb und halb bist du es schon zufolge ihrer ganzen, dieselbe sinnliche Glut atmenden Haltung an. Auch hier ist es nicht Gretchens in den älteren Teilen gemaltes, sondern das in

*) V. 2893-96. **) V. 2971-78.

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den Ausgangsversen des Monologs bezeichnete, schon in der Hexenscene vorgeführte Bild, auf welches die Worte: „Und nenne nicht das schöne Weib!" bezogen werden müssen. Nachträglich eingeschoben dürfte endlich auch die Stelle*) von Verschwunden ganz der Erdensohn..." bis „in Tollheit oder Angst und Graus“ sein, welche das mit der Hexenküche in das Gedicht eingedrungene stark cynische Element verrät. Das Fehlen des Korrespondenz-Reimes zu „schliessen" macht uns hierauf aufmerksam. Lassen wir diese Stelle weg, so reiht sich das Nachfolgende an das Vorhergehende völlig sinngemäss an, da des Mephistopheles: „Genug damit!" sehr wohl auf die hier dem Helden vorgeworfene Überschwänglichkeit zurückgehen kann.

Beide, der Schluss des Monologs und die eingeschalteten Verse, stehen gleichmässig im Gegensatz zu den übrigen, den ursprünglichen Kern der Scene ausmachenden Teilen. Wir haben schon oben gesehen, dass letztere dem früheren, einen realistischen Stoff behandelnden Plane angehören. Hier sei nur noch der Abstand hervorgehoben, welcher sich offenbar zwischen der jüngeren Stelle von V. 2971-78 und dem älteren Vorangehenden findet. Wenn es dort nämlich heisst: „Und nenne nicht das schöne Weib!" so müsste dies, wie schon Scherer bemerkt, auffallen, da in dem Vorigen schon so lange von Gretchen die Rede gewesen ist, wenn hier nicht ein ganz anderer, neuerer Plan einsetzte.

*) 2937-49.

Die vorhin bezeichneten neueren Bestandteile der Scene, voran der Monolog, traten erst hinzu, um den in der „Hexenküche“ angesponnenen Plan zur Durchführung zu bringen. Den letzteren nämlich, wonach Mephistopheles als Anstifter des um Fausts Verführung willen veranstalteten Liebeshandels erscheint, setzt unsere Scene nach ihrer durch die später aufgenommenen Elemente bestimmten Tendenz voraus, wenn hier gleichfalls Mephistopheles es ist, der den Helden. an den Gegenstand seiner Leidenschaft kuppelt, indem er denselben*), der sich von der Geliebten getrennt hat, zu ihr zurücklockt. Dabei ist das Beginnen des teuflischen Intriganten in den jüngeren Bestandteilen der Scene in ein ganz anderes Licht gerückt, als in denen, welche den älteren Kern derselben bilden**). Denn während in den letzteren die Zurückführung Fausts zur Geliebten als Mahnung zur Treue erscheinen mochte***), so stellt sich diese in den später entstandenen Teilen als Fortsetzung des höllischen Verführungswerkes dar. Die Scene leitet so den in der Hexen

*) Nach V. 2894-97 und wiederum V. 2971-76,

**) Das in diesen hervortretende Verhalten des Mephistopheles war durch die hier zu Grunde gelegte reale Situation aus des Dichters Leben bedingt.

***) Wir dürfen nicht vergessen, dass hier unter der Maske des Mephistopheles noch die Figur des Freundes Merck verborgen ist. In den späteren, seit Schöpfung der „Hexenküche“ entstandenen Scenen ist Mephistopheles nicht mehr als der wohlmeinende, erziehend auf den jüngeren Freund einwirkende Lebensgefährte geschildert, sondern als der dämonische Geist, welcher die sinnlichen Begierden in dem Helden nährt und mit schneidendem Hohne die edleren Regungen desselben zurückweist. Diese Wendung zeigt das Gedicht überhaupt in den seit der italienischen Reise entstandenen Teilen, Damals entzog sich Göthe dem bisherigen Einfiusse Mercks und hörte demgemäss auf, denselben im Faust als seinen Lebensgefährten darzustellen.

scene angeknüpften Plan weiter. Noch einen Fortschritt in bezug auf die einheitlichere Gestaltung der bisher vorhandenen Teile des Gedichtes bezeichnet unsere Scene, indem sie auch den ältesten, mit dem ersten Monolog beginnenden Abschnitt, welcher bisher von den übrigen, bereits mit einander in Verbindung gebrachten völlig getrennt blieb, mit in den neugefassten Plan hineinzieht. Der Erdgeist nämlich, der sich dort geweigert hatte, dem ungestümen Dränger sogleich seine ganze Fülle zu offenbaren, hat ihm nach Fausts Worten:

„Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles,
Warum ich bat..."

willfahrt, indem er den ruhig Forschenden von Stufe zu Stufe führend seine Herrlichkeit schauen liess*). Zugleich erscheint Mephistopheles, der nach dem Gange der auf die Erscheinung des Geistes folgenden Teile dem Helden unvermittelt entgegengetreten war, nach den Schlussworten des Monologs als der von jenem beauftragte Diener, welcher Faust auf seinem Lebenswege zur Seite stehen sollte. Indem der Dichter so

*) Wir verstehen jetzt, warum der Dichter aus dem Fragmente, welches kurz nach Abfassung dieses Monologs herausgegeben wurde, die Stellen, worin der Held auf Erkenntnis verzichtete, vor allem den Vers am Ende der jetzt die grosse Lücke desselben ausfüllenden Partie „Mein Busen, der vom Wissensdrang geheilt ist..." "weggelassen hat. Dieselben standen im direkten Widerspruch mit der Befriedigung an der Forschung, wie sie Faust in den ersten Worten des Monologs äussert. So kam es, dass das Fragment nach der Lücke mitten im Satze wiedereinsetzte.

an den ältesten Plan des Stückes anknüpft*), versucht er schon hier eine Verbindung zwischen diesem und dem bereits früher, in der „Hexenküche“, kombinierten zweiten und dritten Plane, wo zuerst Mephistopheles als Führer des Helden auftritt, herzustellen. Eine nähere Motivierung für die Entsendung des dämonischen Gefährten durch den Erdgeist beide sind nur äusserlich zu einander in Beziehung gesetzt hat Göthe in der Scene freilich noch nicht gegeben.

Den Teufel als den Versucher hinzustellen, dem gegenüber der Held sich bewähren soll, war hier noch nicht möglich; denn hierzu fehlte dem Dichter noch das religiöse Motiv, welches er erst später durch Schöpfung des Prologs in das Drama einführte.

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§ 3. Die Idee, Mephistopheles als den vom Erdgeist gesandten Urheber des Verführungsplanes hierin liegen die verschiedenen Momente, welche den bisher zu erkennenden Fortschritt in der Entwicklung des Dramas bezeichnen erscheinen zu lassen, verfolgen auch die neueren Teile der Scene „Trüber Tag, Feld", deren ältesten Kern wir oben in eine frühere Periode verlegen mussten. Als neuere Bestandteile haben wir schon dort die Worte an den Erdgeist bezeichnet: Wandle ihn, du unendlicher Geist!" bis „den Verworfenen“ und „Grosser, herrlicher Geist“ bis

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*) Die ganze Scene des Spazierganges fiel ausserhalb des neuen Planes, der alle Teile der Dichtung umfassen sollte. Dies mochte der Grund sein, weshalb Göthe dieselbe bei der Herausgabe des Fragments zurückliess.

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