ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

"

[ocr errors]

am Verderben sich letzt." Beide Stellen sind in dem Zusammenhange der Scene sicherlich ursprünglich fremd gewesen, da sie die Vorwürfe, welche Faust dem höllischen Begleiter entgegenschleudert, willkürlich unterbrechen. Dieselben schliessen sich direkt an die jüngeren Elemente der Scene Wald und Höhle" an. Denn der iu den angeführten Worten apostrophierte Erdgeist ist nicht derjenige des ersten Monologs, welcher den Helden zurückgewiesen, sondern der des Monologs in jener Scene, welcher sich ihm offenbart hat.. Diese Teile setzen nun den in den beiden zuletzt besprochenen Scenen zu Grunde gelegten Plan auch insofern fort, als Mephistopheles, dessen Thätigkeit schon dort das treibende Motiv für die Entfaltung der Handlung bildete, auch in unserer Scene als planmässiger Anstifter des Verführungswerkes hingestellt wird. Als solcher ist er hier ausdrücklich bezeichnet, und zwar in den Worten Fausts: „der am Schaden sich weidet und am Verderben sich letzt." Da die Scene nun mit Ausnahme der schon von uns angegebenen*), auf die Walpurgisnacht- und Valentinscene zu beziehenden Stellen bereits 1796 fertig gestellt erscheint**), die

*) S. oben S. 60 und 61.

**) In diesem Jahre schreibt Wieland von einer besondern Scene, worin Faust so wütend werde, dass er den Mephistopheles selber erschrecke. Dies geht offenbar auf die vorliegende, wo der Held durch seine Worte: „Rette sie oder weh' dir! Den grässlichsten Fluch über dich auf Jahrtausende!" den Teufel zur Nachgiebigkeit bringt. Wieland bezieht sich hierbei auf eine Scene im Gefängnisse. Er meint offenbar die Kerkerscene, welche jetzt unmittelbar auf unsere Scene folgt und auch damals schon im Zusammenhange mit der letzteren stehen mochte. Beide scheinen von ihm zusammengeworfen zu werden. S. hierüber Düntzer, I, S. 82.

Dichtung aber nach dem in die Jahre 1790-97 fallenden Briefwechsel zwischen Göthe und Schiller in dieser Zeit ruhte*), so ist mit Gewissheit anzunehmen, dass unsere Scene bereits 1788 bis 90, also unmittelbar nach denjenigen Scenen, als deren Fortsetzung sie den obigen Ausführungen zufolge erscheint, ihre jetzige Fassung erhielt.

[ocr errors]

"

Indem die Scene sich aber an die letzteren anschliesst, führt sie vermöge der neu eintretenden Elemente zugleich den Plan derselben weiter aus. War nämlich die Art, in welcher der Erdgeist dem Helden seinen höllischen Genossen zugesendet hatte, in den neueren Teilen von Wald und Höhle" noch unbestimmt geblieben, so wird dieselbe in unserer Scene näher dahin bezeichnet, dass der Geist jenen sich ihm in Gestalt eines Hundes habe nähern lassen. Der Dichter folgt hier wiederum dem Vorgange der älteren Faustlitteratur, wie er vielfach Momente, die zur Ausstattung des Gedichtes dienen sollten, hieraus entlehnte. Der hier nur kurz angedeutete Akt erhielt später in einer besondern Scene, der ersten im Studierzimmer, seine dramatische Gestaltung. Greift aber der Dichter in unserer Scene auf den Gedanken von Wald und Höhle" zurück und hiermit knüpft er direkt an diese Scene anwonach der Erdgeist es gewesen ist, der dem Helden den Mephistopheles als Begleiter bestimmt

"

*) S. diesen Briefwechsel bei Vischer, S. 4-5.

...

hat, so bleibt doch auch jetzt noch der Zweck der Entsendung des unheimlichen Gefährten dunkel. Göthe selber ist sich hierüber noch im unklaren; denn er lässt den Helden sich vorwurfsvoll an den Geist wenden mit den Worten: „Grosser, herrlicher Geist, warum an den Schandgesellen mich schmieden...? Jedoch bezeichnet der Gedanke, welcher hier zu Grunde gelegt ist, dass der Held sich nämlich in seiner Gemeinschaft mit dem höllischen Genossen im Konflikt mit seiner bessern Natur befindet, einen neuen Fortschritt in der Entwicklung des Dramas, der ihn zu der innerlichsten Zerknirschung und damit zu einer, wenn auch vorerst nur vorübergehenden Lossagung von jenem führt. Dieser Fortschritt, welchen unsere Scene schon ahnen lässt, erfolgt in der den ersten Teil des Faust beschliessenden „Kerkerscene".

Diese Scene, die sich der ausgesprochenen Idee nach wiederum an die Scene „Trüber Tag, Feld" anschliesst, weist auf die letztere auch dadurch zurück, dass sie ebenfalls Gretchen als auf der Flucht ergriffen und gefangen voraussetzt. Sie mag deshalb, wenn sie gleich, ebenso wie jene, ihrem ersten Ansatze nach schon in eine frühere Zeit fallen mag, eine Neubearbeitung in der uns beschäftigenden Dichtungsperiode erfahren haben. Hierauf dürfte auch die Erwähnung einer Kerkerscene in Verbindung mit der Scene „' Trüber Tag, Feld", wie sie in den vorhin citierten Worten Wielands liegt, hindeuten. Indes kann das bereits in

der Zeit unmittelbar vor Veröffentlichung der Fragment-Ausgabe Vorhandene, welches die Dichtung schon damals vorläufig abzuschliessen bestimmt sein mochte, wiederum nicht viel mehr als ein Entwurf zu der späteren Gestalt der Scene gewesen sein, da die sittliche Erhebung des gefangenen Mädchens, welche sich in ihm auf Grund seines Glaubens an die göttliche Barmherzigkeit vollzieht, das religiöse Motiv voraussetzt, welches erst später in das Gedicht aufgenommen wurde.

Da wir aber die damalige Fassung der Scene nicht mehr zu erkennen vermögen, so wissen wir auch nicht genau, welchen Abschluss der Dichter der bis hierher reichenden älteren Bearbeitung des Werkes, wie sie bis 1790 vollendet war, mit der ersteren zu geben beabsichtigte. Jedenfalls war diese erste Bearbeitung des Faust aber, seitdem in der Behandlung desselben überhaupt ein zusammenhängender Plan verfolgt wurde, wie schon bemerkt, von Anfang an tragisch gedacht*) und sollte, dem Gange aller früheren Faustdichtungen zufolge, dementsprechend mit des Helden Untergange endigen. Denn die Perspektive auf einen befriedigenden Abschluss des Dramas, wie diese durch den in der neueren Ausgabe vom Jahre 1808 enthaltenen Prolog eröffnet war, fehlte in der älteren ganz.

*) Was das Schicksal des Helden betrifft. Dass in dem Gedichte im übrigen auch das humoristische Element nicht fehlt, haben wir schon oben S. 39 und 40 gesehen.

Vielmehr lässt das Schicksal Gretchens, welches durch die Tendenz des jetzt behandelten Planes von Anfang an vorbereitet war, ahnen, dass das Gedicht auch für den Helden einen tragischen Verlauf nehmen sollte. Dies liegt auch in der Bezeichnung „Tragödie" ausgesprochen, welche Göthe bei Veröffentlichung des Fragments als Überschrift für dasselbe gewählt hat.

V.

§ 1. Göthe fasst, nachdem er, wie wir sahen, verschiedene Anläufe genommen hat, um die einzelnen Teile der Dichtung in einen durchgängigen Zusammenhang zu bringen, den genialen Gedanken, dadurch, dass er Faust in seinem Streben von der göttlichen Allmacht geleitet, sowie dessen Gemeinschaft mit seinem höllischen Gefährten als durch jene zugelassene, zur Bewährung des Helden führende Versuchung hinstellt, den Gang des ganzen Dramas von einem einheitlichen, durch die Tendenz des göttlichen Ratschlusses vorgeschriebenen Plane bedingt erscheinen zu lassen.

Dieser neue Plan, welcher den ersten Teil des Faust vorläufig zur abschliessenden Gestaltung bringt, ist in der zweiten Ausgabe des Gedichtes vom Jahre 1808 durchgeführt. Die demselben zu Grunde liegende

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »