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Vorwort.

PT 1938 488

Die Anregung zu der vorliegenden Schrift verdankt

der Verfasser den kritischen Untersuchungen Vischers über den Faust. Indem hier zuerst auf die Spuren eines von dem jetzigen Gange des Gedichtes abweichenden, durch die Figur des Erdgeistes bestimmten älteren Planes hingewiesen war, lag es ihm nahe, die mannigfachen Widersprüche und Unebenheiten, die sich in dem Gedichte finden, durch die Annahme verschiedener Versionen, welche ursprünglich selbständig bearbeitet und später nicht vollkommen mit einander verschmolzen wurden, zu erklären zu suchen. Namentlich war es der in der Zeichnung des Mephistopheles hervortretende Widerspruch, welcher den Verfasser zu der Vermutung führte, dass Göthe sich hierbei von einem zwiefachen Plane habe leiten lassen. Denn wenn wirklich Mephistopheles überall in gleicher Weise als der den Helden durch Übermass an Genüssen zu verderben trachtende höllische Geist gedacht werden sollte: wie konnte ihm dann der Dichter jenem gegenüber Mah

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nungen voll so gesunder Vernunft in den Mund legen, wie in der zweiten Scene im Studierzimmer in den Versen:

,,O glaube mir, der manche tausend Jahre

An dieser harten Speise kaut

.....

Glaub' unser Einem, dieses Ganze
Ist nur für einen Gott gemacht!

Er findet sich in einem ew'gen Glanze,

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Uns hat er in die Finsternis gebracht,

Und euch taugt einzig Tag und Nacht."

Vischer, dem der auffallende Charakter dieser Worte nicht verborgen blieb, leitet dieselben aus einem Rollen wechsel her, vermöge dessen Mephistopheles die Vernunft, die sich in Faust durch einen falschen Phantasiezusatz überfliegt, gegen Faust in Schutz nimmt, während die Sinnlichkeit, die sonst Mephistopheles vertritt, sich in Faust den vernünftigen Lehren des Mephistopheles entgegenstemmt. Aber was hiesse dies anderes als dem Dichter eine augenscheinliche Inkonsequenz zuschreiben, da er der dargebotenen Erklärung zufolge geradezu beide Charaktere mit einander verwechselt haben müsste? Vielmehr ergab sich hier wiederum die Notwendigkeit, eine Mehrheit von Plänen anzunehmen, welche das Verhalten des Mephistopheles unter einem verschiedenen Gesichtspunkte zu betrachten gestatten. Um nun jene in ihrer Gesamtheit feststellen zu können, war es erforderlich, zunächst auf die Entstehungszeit der einzelnen Teile des Gedichtes einzugehen. Hierbei kamen dem Verfasser ausser den hierauf bezüglichen chronologischen Nachrichten mancherlei

moderne Forschungen, insbesondere von Scherer, zu Hülfe, wodurch auf die Anklänge vieler Stellen des Faust an andere Schriften Göthes hingewiesen, und somit ein Anhaltspunkt für die chronologische Fixierung der ersteren gegeben war. Denn die wiederholte, Gedanken und Ausdruck betreffende Gleichheit von Stellen verschiedener Werke kann nicht aus dem Spiel des Zufalls erklärt werden, sondern nur aus dem Umstande, dass diese den Dichter gleichzeitig beschäftigten und so zuweilen in einander überfliessen mochten.

Dies über die Veranlassung zu der nachstehenden Untersuchung. Was nun das darin eingehaltene Verfahren anlangt, so glaubte der Verfasser von der Voraussetzung einer von Anfang an das ganze Gedicht umspannenden Idee, welche die philosophischen Erklärer demselben zu Grunde zu legen geneigt sind, völlig absehen und nur, von der unbefangenen Betrachtung des Einzelnen ausgehend, dem, was dem schaffenden Künstler hier vorgeschwebt hat, nachforschen zu sollen, um so einer sich auf gesicherterem Verständnis der Teile aufbauenden Auffassung des Ganzen näher zu kommen. Wenn er bei dem somit anzuwendenden kritischen Verfahren im Gegensatz zu denjenigen, welche ein unmittelbares Geniessen dessen wollen, das sich ihnen im allgemeinen als einheitlich vollendetes Kunstwerk darstellt, vielfach ein Aufreissen des ganzen Gefüges nicht gescheut hat, so schien ihm dies Vorgehen gerade dem Faust gegenüber nicht zu vermeiden, der bei einer die Kritik ablehnenden Lektüre

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