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Kohlenstoff Verbindungen, welche sämmtlichen Lebensvorgängen zu Grunde liegen. Bei den höheren Thieren, welche ein NervenSystem und Sinnes-Organe besißen, ist aus dem Psychoplasma durch Differenzirung das Neuroplasma, die Nervensubstanz, entstanden. Unsere Auffassung ist in diesem Sinne materialistisch. Sie ist aber zugleich empirisch und naturalistisch; denn unsere wissenschaftliche Erfahrung hat uns noch keine Kräfte kennen gelehrt, welche der materiellen Grundlage entbehren, und keine geistige Welt", welche außer der Natur und über der Natur stünde.

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Gleich allen anderen Natur - Erscheinungen sind auch diejenigen des Seelenlebens dem obersten, Alles beherrschenden Substanzgefeße unterworfen; es giebt auch in diesem Gebiete keine einzige Ausnahme von diesem höchsten kosmologischen Grundgeseze (vergl. Kap. 12). Die Vorgänge des niederen Seelenlebens bei den einzelligen Protisten und bei den Pflanzen aber ebenso auch bei den niederen Thieren, ihre Reizbarkeit, ihre Refler Bewegungen, ihre Empfindlichkeit und ihr Streben nach Selbsterhaltung, sind unmittelbar bedingt durch physiologische Vorgänge in dem Plasma ihrer Zellen, durch physikalische und chemische Veränderungen, welche theils auf Vererbung, theils auf Anpassung zurückzuführen sind. Aber ganz dasselbe müssen wir auch für die höheren Seelenthätigkeiten der höheren Thiere und des Menschen behaupten, für die Bildung der Vorstellungen und Begriffe, für die wunderbaren Phänomene der Vernunft und des Bewußtseins; denn diese letteren haben sich phylogenetisch aus jenen ersteren entwickelt, und nur der höhere Grad der Integration oder Centralisation, der Association oder Vereinigung der früher getrennten Funktionen erhebt sie zu dieser Höhe.

Begriffe der Psychologie. In jeder Wissenschaft gilt mit Recht als erste Aufgabe die klare Begriffs - Bestimmung des Gegenstandes, den sie zu erforschen hat. In keiner Wissen

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schaft aber ist die Lösung dieser ersten Aufgabe so schwierig als in der Seelenlehre, und diese Thatsache ist um so merkwürdiger, als die Logik, die Lehre von der Begriffs- Bildung, selbst nur ein Theil der Psychologie ist. Wenn wir Alles vergleichen, was über die Grundbegriffe der Seelenkunde von den angesehensten Philosophen und Naturforschern aller Zeiten gesagt worden ist, so ersticken wir in einem Chaos der widersprechendsten Ansichten. Was ist denn eigentlich die Seele"? Wie verhält sie sich zum Geist"? Welche Bedeutung hat eigentlich das „Bewußtsein“? Wie unterscheiden sich „Empfindung“ und Gefühl"? Was ist der Instinkt"? Wie verhält sich der freie Wille"? Was ist Vorstellung"? Welcher Unterschied besteht zwischen Verstand und Vernunft"? Und was ist eigentlich „Gemüth"? Welche Beziehung besteht zwischen allen diesen „Seelen-Erscheinungen und dem Körper“? Die Antworten auf diese und viele andere, sich daran anschließende Fragen lauten so verschieden als möglich; nicht allein gehen die Ansichten der angesehensten Autoritäten darüber weit aus einander, sondern auch eine und dieselbe wissenschaftliche Autorität hat oft im Laufe ihrer eigenen psychologischen Entwickelung ihre Ansichten völlig verändert. Sicher hat diese psychologische Metamorphose" vieler Denker nicht wenig zu der kolossalen Konfusion der Begriffe beigetragen, welche in der Seelenlehre mehr als in jedem anderen Gebiete der Erkenntniß herrscht.

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Psychologische Metamorphosen. Das interessanteste Beispiel solchen totalen Wechsels der objektiven und subjektiven psychologischen Anschauungen liefert wohl der einflußreichste Führer der deutschen Philosophie, Immanuel Kant. Der jugendliche, wirklich kritische Kant war zu der Ueberzeugung gelangt, daß die drei Großmächte des Mysticismus „Gott, Freiheit und Unsterblichkeit“ im Lichte der reinen Vernunft" unhaltbar erschienen; der gealterte, dogmatische

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Kant dagegen fand, daß diese drei Haupt-Gespenster „Postulate der praktischen Vernunft“ und als solche unentbehrlich sind. Je mehr neuerdings die angesehene Schule der Neokantianer den Rückgang auf Kant" als einzige Rettung aus dem entseßlichen Wirrwarr der modernen Metaphysik predigt, desto klarer offenbart sich der unleugbare und unheilvolle Widerspruch zwischen den Grundanschauungen des jungen und des alten Kant; wir kommen später noch auf diesen Dualismus zurück.

Ein interessantes Beispiel ähnlicher Wandelung bieten zwei der berühmtesten Naturforscher der Gegenwart, R. Virchow und E. Du Bois-Reymond; die Metamorphose ihrer psychologischen Grundanschauungen darf um so weniger übersehen. werden, als beide Berliner Biologen seit mehr als 40 Jahren an der größten Universität Deutschlands eine höchst bedeutende Rolle gespielt und sowohl direkt wie indirekt einen tiefgreifenden Einfluß auf das moderne Geistesleben geübt haben. Rudolf Virchow, der verdienstvolle Begründer der Cellular-Pathologie, war in der besten Zeit seiner wissenschaftlichen Thätigkeit, um die Mitte unseres Jahrhunderts (und besonders während seines Würzburger Aufenthalts, von 1849-1856), reiner Monist; er galt damals als einer der hervorragendsten Vertreter jenes neu erwachenden Materialismus", der im Jahre 1855 besonders durch zwei berühmte, fast gleichzeitig erschienene Werke eingeführt wurde: Ludwig Büchner: Kraft und Stoff, und Carl Vogt: Köhlerglaube und Wissenschaft. Seine allgemeinen biologischen Anschauungen von den Lebensvorgängen im Menschen sämmtlich als mechanische Natur - Erscheinungen aufgefaßt! legte damals Virchow in einer Reihe ausgezeichneter Artikel in den ersten Bänden des von ihm herausgegebenen Archivs für pathologische Anatomie nieder. Wohl die bedeutendste unter diesen Abhandlungen und diejenige, in welcher er seine damalige monistische Weltanschauung am Klarsten

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zusammenfaßte, ist diejenige über „Die Einheitsbestrebungen in der wissenschaftlichen Medicin" (1849). Es geschah gewiß mit Bedacht und mit der Ueberzeugung ihres philosophischen Werthes, daß Virchow 1856 dieses medicinische Glaubens: Bekenntniß“ an die Spiße seiner Gesammelten Abhandlungen zur wissenschaftlichen Medicin" stellte. Er vertritt darin ebenso klar als bestimmt die fundamentalen Principien unseres heutigen Monismus, wie ich sie hier mit Bezug auf die Lösung der „Welträthsel" darstelle; er vertheidigt die alleinige Berechtigung der Erfahrungs-Wissenschaft, deren einzige zuverlässige Quellen Sinnesthätigkeit und Gehirn-Funktion sind; er bekämpft ebenso entschieden den anthropologischen Dualismus, jede sogenannte Offenbarung und jede Transscendenz" mit ihren zwei Wegen: „Glauben und Anthromorphismus". Vor Allem betont er den monistischen Charakter der Anthropologie, den untrennbaren Zusammenhang von Geist und Körper, von Kraft und Materie; am Schlusse seines Vorworts spricht er (S. 4) den Saß aus: „Ich habe die Ueberzeugung, daß ich mich niemals in der Lage befinden werde, den Satz von der Einheit des mensch = lichen Wesens und seine Konsequenzen zu verleugnen.“ Leider war diese „Ueberzeugung“ ein schwerer Irrthum; denn 28 Jahre später vertrat Virchow ganz entgegengesezte principielle Anschauungen; es geschah dies in jener vielbesprochenen Rede über „Die Freiheit der Wissenschaft im modernen Staate", die er 1877 auf der Naturforscher-Versammlung in München hielt, und deren Angriffe ich in meiner Schrift Freie Wissenschaft und freie Lehre" (1878) zurückgewiesen habe.

Aehnliche Widersprüche in Bezug auf die wichtigsten philosophischen Grundsäte wie Virchow hat auch Emil Du Bois-Reymond gezeigt und damit den lauten Beifall der dualistischen Schulen und vor Allem der Ecclesia militans errungen. Je mehr dieser berühmte Rhetor der Berliner Akademie

im Allgemeinen die Grundsäße unseres Monismus vertrat, je mehr er selbst zur Widerlegung des Vitalismus und der transscendenten Lebens-Auffassung beigetragen hatte, desto lauter war das Triumph-Geschrei der Gegner, als er 1872 in seiner wirkungsvollen Ignorabimus - Rede das „Bewußtsein“ als ein unlösbares Welträthsel hingestellt und als eine übernatürliche Erscheinung den anderen Gehirn - Funktionen gegenüber gestellt hatte. Ich komme später (im 10. Kapitel) darauf zurück.

Objektive und subjektive Psychologie. Die eigenthümliche Natur vieler Seelen-Erscheinungen, und vor Allem des Bewußtseins, bedingt gewisse Abänderungen und Modifikationen unserer naturwissenschaftlichen Untersuchungs-Methoden. Besonders wichtig ist hier der Umstand, daß zu der gewöhnlichen, objektiven, äußeren Beobachtung noch die introspektive Methode treten muß, die subjektive, innere Beobachtung, welche die Spiegelung unsers Jch" im Bewußtsein bedingt. Von dieser ,,unmittelbaren Gewißheit des Jch" gingen die meisten Psychologen aus: „Cogito, ergo sum!" „Ich denke, also bin Ich." Wir werden daher zunächst auf diesen Erkenntniß-Weg, und dann erst auf die anderen, ihn ergänzenden Methoden einen Blick werfen.

Introspektive Psychologie (Selbstbeobachtung der Seele). Der weitaus größte Theil aller derjenigen Kenntnisse, welche seit Jahrtausenden in unzähligen Schriften über das menschliche Seelenleben niedergelegt sind, beruht auf introspektiver Seelenforschung, d. h. auf Selbstbeobachtung, und auf Schlüssen, welche wir aus der Association und Kritik dieser subjektiven, „inneren Erfahrungen“ ziehen. Für einen wichtigen Theil der Seelenlehre ist dieser introspektive Weg überhaupt der einzig mögliche, vor Allem für die Erforschung des Bewußtseins; diese Gehirn - Funktion nimmt daher eine ganz eigenthümliche Stellung ein und ist mehr als jede andere die Quelle unzähliger

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