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Methoden der phylogenetischen Psychologie.

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späteren Stufen und Metamorphosen der individuellen Psyche bleibt noch sehr viel zu thun; die richtige, kritische Anwendung des biogenetischen Grundgesezes beginnt auch hier sich als klarer Leitstern des wissenschaftlichen Verständnisses zu bewähren.

Phylogenetische Psychologie. Eine neue, fruchtbare Periode höherer Entwickelung begann für die Psychologie, wie für alle anderen biologischen Wissenschaften, als vor vierzig Jahren. Charles Darwin die Grundfäße der Entwickelungslehre auf fie anwendete. Das siebente Kapitel seines epochemachenden Werkes über die Entstehung der Arten (1859) ist dem Instinkt gewidmet; es enthält den werthvollen Nachweis, daß die Instinkte der Thiere, gleich allen anderen Lebensthätigkeiten, den allgemeinen Geseßen der historischen Entwickelung unterliegen. Die speciellen Instinkte der einzelnen Thier-Arten werden durch Anpassung umgebildet, und dieje „erworbenen Abänderungen" werden durch Vererbung auf die Nachkommen übertragen; bei ihrer Erhaltung und Ausbildung spielt die natürliche Selektion durch den Kampf um's Dasein" ebenso eine züchtende Rolle wie bei der Transformation jeder anderen physiologischen Thätigkeit. Später hat Darwin in mehreren Werken diese fundamentale Ansicht weiter ausgeführt und gezeigt, daß dieselben Geseze geistiger Entwickelung" durch die ganze organische Welt hindurch walten, beim Menschen ebenso wie bei den Thieren und bei diesen ebenso wie bei den Pflanzen. Die Einheit der organischen Welt, die sich aus ihrem gemeinsamen Ursprung erklärt, gilt also auch für das gesammte Gebiet des Seelenlebens, vom einfachsten, einzelligen Organismus bis hinauf zum Menschen.

Die weitere Ausführung von Darwin's Psychologie und ihre besondere Anwendung auf alle einzelnen Gebiete des Seelenlebens verdanken wir einem ausgezeichneten englischen Naturforscher, George Romanes. Leider wurde er durch seinen

allzu frühen, kürzlich erfolgten Tod an der Vollendung des großen Werkes gehindert, welches alle Theile der vergleichenden Seelenkunde gleichmäßig im Sinne der monistischen Entwickelungslehre ausbauen sollte. Die beiden Theile dieses Werkes, welche erschienen sind, gehören zu den werthvollsten Erzeugnissen der gesammten psychologischen Litteratur. Denn getreu den Principien unserer modernen monistischen Naturforschung sind darin erstens die wichtigsten Thatsachen zusammengefaßt und geordnet, welche seit Jahrtausenden durch Beobachtung und Experiment auf dem Gebiete der vergleichenden Seelenlehre empirisch festgestellt wurden; zweitens sind dieselben mit objektiver Kritik geprüft und zweckmäßig gruppirt; und drittens ergeben sich daraus diejenigen Vernunft-Schlüsse über die wichtigsten allgemeinen Fragen der Psychologie, welche allein mit den Grundsäßen unserer modernen monistischen Weltanschauung vereinbar sind. Der erste Band von Romanes' Werk (440 Seiten, Leipzig 1885) führt den Titel: Die geistige Entwickelung im Thierreich“ und stellt die ganze lange Stufenreihe der psychischen Entwickelung im Thierreiche von den einfachsten Empfindungen und Instinkten der niedersten Thiere bis zu den vollkommensten Erscheinungen des Bewußtseins und der Vernunft bei den höchststehenden Thieren im natürlichen Zusammenhang dar. Es sind darin auch viele Mittheilungen aus hinterlassenen Manuskripten „über den Instinkt" von Darwin mitgetheilt, und zugleich ist eine „vollständige Sammlung von Allem, was derselbe auf dem Gebiete der Psychologie geschrieben hat“, gegeben.

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Der zweite und der wichtigste Theil von Romanes' Werk behandelt die geistige Entwickelung beim Menschen und den Ursprung der menschlichen Befähigung“ (430 Seiten, Leipzig 1893). Der scharfsinnige Psychologe führt darin den überzeugenden Beweis, daß die psychologische Schranke zwischen Thier und Mensch überwunden ist“ (!); das

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Menschenseele und Affenseele.

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begriffliche Denken und Abstraktions-Vermögen des Menschen hat sich allmählich aus den nicht begrifflichen Vorstufen des Denkens und Vorstellens bei den nächstverwandten Säugethieren entwickelt. Die höchsten Geistesthätigkeiten des Menschen, Vernunft, Sprache und Bewußtsein, sind aus den niederen Vorstufen derselben in der Reihe der Primaten - Ahnen (Affen und Halbaffen) hervorgegangen. Der Mensch besigt keine einzige „Geistesthätigkeit", welche ihm ausschließlich eigenthümlich ist; sein ganzes Seelenleben ist von demjenigen der nächstverwandten Säugethiere nur dem Grade, nicht der Art nach, nur quantitativ, nicht qualitativ verschieden.

Den Leser meines Buches, welcher sich für diese hochwichtigen „Seelen Fragen" interessirt, verweise ich auf das grundlegende Werk von Romanes. Ich stimme fast in allen Anschauungen und Ueberzeugungen vollständig mit ihm und mit Darwin überein; wo sich etwa scheinbare Unterschiede zwischen diesen Autoren und zwischen meinen früheren Ausführungen finden, da beruhen sie entweder auf einer unvollkommenen Ausdrucks- Form meinerseits oder auf einem unbedeutenden Unterschiede in der Anwendung der Grundbegriffe. Uebrigens gehört es ja zu den charakteristischen Merkmalen dieser „Begriffs-Wissenschaft“, daß über ihre wichtigsten Grundbegriffe die angesehensten Philosophen ganz verschiedene Ansichten haben.

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Siebentes Kapitel.
Stufenleiter der Seele.

Monistische Studien über vergleichende Psychologie.
Die psychologische Skala. Psychoplasma und Nervensystem.
Instinkt und Vernunft.

„Die wundervollste aller Natur-Erscheinungen, die wir herkömmlich mit dem einen Worte, Geist oder, Seele bezeichnen, ist eine ganz allgemeine Eigenschaft des Lebendigen. In aller lebendigen Materie, in allem Protoplasma müssen wir die ersten Elemente des Seelenlebens annehmen, die einfache Empfindungsform der Lust und Unlust, die einfache Bewegungsform der Anziehung und Abstoßung. Nur find die Stufen der Ausbildung und Zusammensetzung dieser Seele' in den verschiedenen lebendigen Geschöpfen vers schieden; sie führen uns von der stillen Zellseele durch eine lange Reihe aufsteigender Zwischenstufen allmählich bis zur bewußten und nünftigen Menschenseele hinauf.“

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„Zellseelen und Seelenzellen" (1878).

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