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VII.

Dogma der Willensfreiheit.

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monistischen Naturforscher des vorigen Jahrhunderts, Allen voran Laplace, vertheidigten den Determinismus wieder auf Grund ihrer einheitlichen mechanischen Weltanschauung.

Der gewaltige Kampf zwischen den Deterministen und Indeterministen, zwischen den Gegnern und den Anhängern der Willensfreiheit, ist heute, nach mehr als zwei Jahrtausenden, endgültig zu Gunsten der ersteren entschieden. Der menschliche Wille ist ebenso wenig frei als derjenige der höheren Thiere, von welchem er sich nur dem Grade, nicht der Art nach unterscheidet. Während noch im vorigen Jahrhundert das Dogma von der Willensfreiheit wesentlich mit allgemeinen, philosophischen und kosmologischen Gründen bestritten wurde, hat uns dagegen unser 19. Jahrhundert ganz andere Waffen zu dessen definitiver Widerlegung geschenkt, die gewaltigen Waffen, welche wir dem Arsenal der vergleichenden Physiologie und Entwickelungsgeschichte verdanken. Wir wissen jezt, daß jeder Willens-Akt ebenso durch die Organisation des wollenden Individuums bestimmt und ebenso von den jeweiligen Bedingungen. der umgebenden Außenwelt abhängig ist wie jede andere Seelenthätigkeit. Der Charakter des Strebens ist von vornherein durch die Vererbung von Eltern und Voreltern bedingt; der Entschluß zum jedesmaligen Handeln wird durch die Anpassung an die momentanen Umstände gegeben, wobei das stärkste Motiv den Ausschlag giebt, entsprechend den Geseßen, welche die Statik der Gemüthsbewegungen bestimmen. Die Ontogenie lehrt uns die individuelle Entwickelung des Willens beim Kinde verstehen, die Phylogenie aber die historische Ausbildung des Willens innerhalb der Reihe unserer Vertebraten-Ahnen.

Uebersicht über die Hauptkufen in der Entwickelung

des Seelenlebens.

Fünf psychologische Gruppen der organischen Welt.

V. Der Mensch, die höheren
Wirbelthiere, Gliederthiere
und Weichthiere.
IV. Niedere Wirbelthiere, die
Mehrzahl der wirbellosen
Thiere (?).

III. Niederste wirbellose Thiere (Polypen, Spongien). Die meisten Pflanzen.

II. Coenobien von Protisten: Zellvereine von Protozoen (Carchesium) und Protophyten (Volvox).

I. Einzellige Protisten: Solitäre Protozoen und Protophyten.

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Achtes Kapitel.
Keimesgeschichte der Seele.

Monistische Studien über ontogenetische Psychologie. Entwickelung des Seelenlebens im individuellen Leben der Person.

„Die merkwürdigen Thatsachen der Befruch tung sind von höchstem Interesse für die Psychologie, insbesondere für die Lehre von der Zellseele, als deren naturgemäßes Fundament. Denn die wichtigen Vorgänge der Empfängniß (bei welchen die männliche Spermazelle mit der weiblichen Eizelle zur Bildung einer neuen Zelle verschmilzt) können nur dann verstanden und erklärt werden, wenn wir diesen beiden Geschlechtszellen eine Art niederer Seelenthätigkeit zuschreiben. Beide empfinden gegenseitig ihre Nähe, beide werden durch einen sinnlichen (wahrscheinlich dem Geruch verwandten) Trieb zu einander hingezogen; beide bewegen sich auf einander zu und ruhen nicht, bis sie mit einander verschmelzen. Die besondere Mischung beider elterlicher Zellkerne bedingt in jedem Kinde dessen individuellen, psychischen Charakter."

Anthropogenie (1891).

Inhalt des achten Kapitels.

Bedeutung der Ontogenie für die Psychologie. Entwickelung der Kindes-Seele. Beginn der Eristenz der individuellen Seele. Einschachtelung der Seele. Mythologie des Seelen - Ursprungs. Physiologie des SeelenUrsprungs. Elementare Vorgänge bei der Befruchtung. Kopulation der weiblichen Eizelle und der männlichen Samenzelle. Zellenliebe. Vererbung der Seele von Eltern und Voreltern. Ihre physiologische Natur als Mechanik des Plasma. Seelenmischung (psychische Amphigonie). Rückschlag, psychologischer Atavismus. Das biogenetische Grundgeseß in der Psychologie. Palingenetische Wiederholung und cenogenetische Abänderung. Embryonale und postembryonale Psychogenie.

Literatur.

John Romanes, Die geistige Entwickelung beim Menschen. Ursprung der menschlichen Befähigung. Leipzig 1893.

Wilhelm Preyer, Die Seele des Kindes. Beobachtungen über die geistige Entwickelung des Menschen in den ersten Lebensjahren. Leipzig 1882. Dritte Auflage 1890.

Ernst Haeckel, Bildungsgeschichte unseres Nervensystems. Anthropogenie. Vierte Auflage. Leipzig 1891.

Julien Lamettrie, Der Mensch als Maschine. Leyden 1748.

Theodor Ribot, Die Erblichkeit. Leipzig 1876. Das Gedächtniß und seine Störungen. Leipzig 1882.

August Forel, Das Gedächtniß und seine Abnormitäten. Zürich 1885. Wilhelm Preyer, Specielle Physiologie des Embryo. Untersuchungen über die Lebenserscheinungen vor der Geburt. Leipzig 1884.

Ernst Haeckel, Zellseelen und Seelenzellen Ursprung und Entwickelung der Sinneswerkzeuge. (Gesammelte populäre Vorträge aus dem Gebiete der Entwickelungslehre. I. u. II. Heft.) Bonn 1878.

"

Unsere menschliche Seele — gleichviel, wie man ihr „Wesen" auffaßt - unterliegt im Laufe unseres individuellen Lebens einer stetigen Entwickelung. Diese ontogenetische Thatsache ist für unsere monistische Psychologie von fundamentaler Bedeutung, obwohl die meisten Psychologen von Fach" ihr theils nur ge= ringe, theils gar keine Berücksichtigung schenken. Wie nun die individuelle Entwickelungsgeschichte nach Baer's Ausdruck und nach der jegt allgemein herrschenden Ueberzeugung der Biologen der wahre Lichtträger für alle Untersuchungen über organische Körper ist“, so wird dieselbe auch über die wichtigsten Geheimnisse ihres Seelenlebens uns erst das wahre Licht an= zünden.

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Obgleich nun diese „Keimesgeschichte der Menschen-Seele" äußerst wichtig und interessant ist, hat sie doch bisher nur in sehr beschränktem Umfange die verdiente Berücksichtigung gefunden. Es waren bisher fast ausschließlich die Pädagogen, welche sich mit einem Theile derselben beschäftigten; durch ihren praktischen Beruf darauf angewiesen, die Ausbildung der Seelenthätigkeit beim Kinde zu leiten und zu überwachen, mußten sie auch theoretisches Interesse an den dabei beobachteten psychogenetischen Thatsachen finden. Indessen standen diese Pädagogen soweit sie überhaupt darüber nachdachten! - in der Neuzeit wie im Alterthum größtentheils im Banne der herrschenden dualistischen Psychologie; dagegen waren sie mit den wichtigsten That

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