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Neuntes Kapitel.

Stammesgeschichte der Seele.

Monistische Studien über phylogenetische Psychologie. Entwickelung des Seelenlebens in der thierischen Ahnen-Reihe des Menschen.

„Die phyfiologischen Funktionen des Crga= nismus, welche wir unter dem Begriffe der Seelenthätigkeit oder kurz der „Seele" zusammenfassen, werden beim Menschen durch dieselben mechanischen (physikalischen und chemischen) Processe vermittelt wie bei den übrigen Wirbelthieren. Auch die Organe dieser psychischen Funktionen sind hier und dort dieselben: das Gehirn und Rückenmark als Centralorgane, die peripheren Nerven und die Sinnesorgane. Wie dieje Seelen Organe sich beim Menschen langsam und stufenweise aus den niederen Zuständen ihrer Vertebraten-Ahnen entwickelt haben, so gilt dasselbe natürlich auch von ihren Funktio= nen, von der Seele selbst."

Systematische Phylogenie der Wirbelthiere (1895).

Inhalt des neunten Kapitels.

Stufenweise historische Entwickelung der Menschenseele aus der Thierseele. Methoden der phylogenetischen Psychologie. Vier Hauptstufen in der Stammesgeschichte der Seele. I. Zellseele (Cytopsyche) der Protisten (Infusorien, Eizelle), Cellular-Psychologie. II. Zellvereins-Seele oder CönobialPsyche (Cönopsyche). Psychologie der Morula und Blastula. III. GewebeSeele (Histopsyche). Ihre Duplicität. Pflanzenseele. Seele von nervenlosen niederen Thieren. Doppelseele der Siphonophoren (Personal-Seele und Kormal-Seele). IV. Nervenseele (Neuropsyche) bei höheren Thieren. Drei Bestandtheile ihres Seelen-Apparates: Sinnesorgane, Muskeln und Nerven. Typische Bildung des Nervencentrums in den verschiedenen Thierstämmen. Seelenorgan der Wirbelthiere: Markrohr oder Medullarrohr (Gehirn und Rückenmark). Seelen-Geschichte der Säugethiere.

Literatur.

John Romanes, Die geistige Entwickelung im Thierreich. Leipzig 1885. C. Lloyd Morgan, The law of psychogenesis. London 1892.

G. H. Schneider, Der thierische Wille. Leipzig 1880. Der menschliche Wille. Berlin 1882.

Theodor Ribot, Psychologie contemporaine. Paris 1870-1879. (Deutsche Ueberseßung. Braunschweig 1881.)

Friz Schulze, Stammbaum der Philosophie. Tabellarisch - schematischer Grundriß der Geschichte der Philosophie. Jena 1890. Zweite Auflage 1899.

W. Wurm, Thier- und Menschen-Seele. Frankfurt a. M. 1896.

F. Hanspaul, Die Seelentheorie und die Geseße des natürlichen Egoismus und der Anpassung. Berlin 1899.

John Lubbock, Die Entstehung der Civilisation und der Urzustand des Menschengeschlechts. (Deutsch von A. Passow). Jena 1875.

Max Verworn, Psychophysiologische Protisten - Studien (experimentelle Untersuchungen). Jena 1889.

Ernst Haeckel, Systematische Phylogenie. Dritter Theil. Stammesgeschichte der Wirbelthiere (§ 449. Phylogenie der Menschen-Seele). Berlin 1895.

Die Descendenz - Theorie in Verbindung mit der Anthropologie hat uns überzeugt, daß unser menschlicher Organismus aus einer langen Reihe thierischer Vorfahren durch allmähliche Umbildung im Laufe vieler Jahr-Millionen langsam und stufenweise sich entwickelt hat. Da wir nun das Seelenleben des Menschen von seinen übrigen Lebensthätigkeiten nicht trennen können, vielmehr zu der Ueberzeugung von der einheitlichen Entwickelung unseres ganzen Körpers und Geistes gelangt sind, so ergiebt sich auch für die moderne monistische Psychologie die Aufgabe, die historische Entwickelung der Menschenseele aus der Thierseele stufenweise zu verfolgen. Die Lösung dieser Aufgabe versucht unsere Stammesgeschichte der Seele" oder die Phylogenie der Psyche; man kann sie auch, als Zweig der allgemeinen Seelenkunde, mit dem Namen der phylogenetischen Psychologie oder im Gegensaße zur biontischen (individuellen) als phyletische Psychogenie bezeichnen. Obgleich diese neue Wissenschaft noch kaum ernstlich in Angriff genommen ist, obgleich selbst ihre Existenz-Berechtigung von den meisten Fach- Psychologen bestritten wird, müssen wir für sie dennoch die allerhöchste Wichtigkeit und das größte Interesse in Anspruch nehmen. Denn nach unserer festen Ueberzeugung ist sie vor Allem berufen, uns das große „Welträthsel" vom Wesen und der Entstehung unserer Seele zu lösen.

Methoden der phyletischen Psychogenie. Die Mittel und Wege, welche zu dem weit entfernten, im Nebel der Zukunft für Viele noch kaum erkennbaren Ziele der phylogenetischen Psychologie hinführen sollen, sind von denjenigen anderer stammesgeschichtlicher Forschungen nicht verschieden. Vor Allem ist auch hier die vergleichende Anatomie, Physiologie und Ontogenie von höchsten Werthe. Aber auch die Paläontologie liefert uns eine Anzahl von sicheren Stüßpunkten; denn die Reihenfolge, in welcher die versteinerten Ueberreste der Vertebraten - Klassen nach einander in den Perioden der organischen Erdgeschichte auftreten, offenbart uns theilweise, zugleich mit deren phyletischem Zusammenhang, auch die stufenweise Ausbildung ihrer Seelenthätigkeit. Freilich sind wir hier, wie überall bei phylogenetischen Untersuchungen, zur Bildung zahlreicher Hypothesen gezwungen, welche die empfindlichen Lücken der empirischen Stammesurkunden ausfüllen; aber dennoch werfen die leßteren ein so helles und bedeutungsvolles Licht auf die wichtigsten Abstufungen der geschichtlichen Entwickelung, daß wir eine befriedigende Einsicht in deren allgemeinen Verlauf gewinnen können.

Die ver

Hauptstufen der phyletischen Psychogenie. gleichende Psychologie des Menschen und der höheren Thiere läßt uns zunächst in den höchsten Gruppen der placentalen Säugethiere, bei den Herrenthieren (Primates), die wichtigen Fortschritte erkennen, durch welche die Menschen-Seele aus der Psyche der Menschen - Affen (Anthropomorpha) hervorgegangen ist. Die Phylogenie der Säugethiere und weiterhin der niederen Wirbelthiere zeigt uns die lange Reihe der älteren Vorfahren der Primaten, welche innerhalb dieses Stammes seit der Silur Zeit sich entwickelt haben. Alle diese Vertebraten stimmen überein in der Struktur und Entwickelung ihres charakteristischen Seelen-Organs, des Markrohrs. Daß dieses „Medullar- Rohr" sich aus einem dorsalen Akroganglion oder

IX.

Stammesgeschichte der Seele.

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Scheitelhirn wirbelloser Vorfahren hervorgebildet hat, lehrt uns die vergleichende Anatomie der Wurmthiere oder Verma = lien. Weiter zurückgehend erfahren wir durch die vergleichende Ontogenie, daß dieses einfache Seelenorgan aus der Zellenschicht des äußeren Keimblattes, aus dem Ektoderm von Platodarien entstanden ist; bei diesen ältesten Plattenthieren, die noch kein gesondertes Nerven-System besaßen, wirkt die äußere Hautdecke als universales Sinnes- und Seelen Organ. Durch die vergleichende Keimesgeschichte überzeugen wir uns endlich, daß diese einfachsten Metazoen durch Gastrulation aus Blastäaden entstanden sind, aus Hohlkugeln, deren Wand eine einfache Zellenschicht bildete, das Blastoderm; zugleich lernen wir durch dieselbe mit Hülfe des biogenetischen Grundgesetzes verstehen, wie diese Protozoen-Cönobien ursprünglich aus einfachsten einzelligen Urthieren hervorgegangen sind.

Durch die kritische Deutung dieser verschiedenen Keimbildungen, deren Entstehung aus einander wir unmittelbar durch mikroskopische Beobachtung verfolgen können, erhalten wir mittelst unseres biogenetischen Grundgefeßes die wichtigsten Aufschlüsse über die Hauptstufen in der Stammesgeschichte unseres Seelenlebens; wir können deren zunächst acht unterscheiden: 1. Einzellige Protozoen mit einfacher Zellseele: Infusorien; 2. vielzellige Protozoen mit Cönobial-Seele: Katallakten; 3. älteste Metazoen mit Epithelial-Seele: Platodarien; 4. wirbellose Ahnen mit einfachem Scheitelhirn: Vermalien; 5. schädellose Wirbelthiere mit einfachem Markrohr, ohne Gehirn: Akranier; 6. Schädelthiere mit Gehirn (aus fünf Hirnblasen entstanden): Kranioten; 7. Säugethiere mit überwiegend entwickelter Großhirnrinde: Placentalien; 8. höhere Menschen-Affen und Menschen, mit Denkorganen (im Principalhirn): Anthropomorphen. Unter diesen acht Hauptstufen in der Stammesgeschichte der

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