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niedersten einzelligen Organismen, die Protisten, unsterblich seien, im Gegensaße zu allen vielzelligen Thieren und Pflanzen, deren Körper aus Geweben zusammengesezt ist. Besonders wurde diese seltsame Auffassung dadurch begründet, daß die meisten Protisten sich vorwiegend auf ungeschlechtlichem Wege vermehren, durch Theilung oder Sporenbildung. Dabei zerfällt der ganze Körper des einzelligen Organismus in zwei oder mehr gleichwerthige Stücke (Tochterzellen), und jedes dieser Stücke ergänzt sich wieder durch Wachsthum, bis es der Mutterzelle an Größe und Form gleich geworden ist. Allein durch den TheilungsProceß selbst ist ja bereits die Individualität des einzelligen Organismus vernichtet, ebenso die physiologische wie die morphologische Einheit. Den Begriff des Individuums selbst, des „Untheilbaren", widerlegt logisch die Auffassung von Weismann; denn es bedeutet ja eine Einheit, die man nicht theilen kann, ohne ihr Wesen aufzuheben. In diesem Sinne sind die einzelligen Urpflanzen (Protophyta) und die einzelligen Urthiere (Protozoa) zeitlebens ebenso Bionten oder physiologische Individuen, wie die vielzelligen, gewebebildenden Pflanzen und Thiere. Auch bei den letteren kommt ungeschlechtliche Fortpflanzung durch einfache Theilung vor (z. B. bei manchen Nesselthieren, Korallen, Medusen n. A.); das Mutterthier, aus dessen Theilung die beiden Tochterthiere hervorgehen, hat auch hier mit deren Trennung aufgehört zu eristiren. Weismann behauptet: „Es giebt keine Individuen und keine Generationen bei den Protozoen im Sinne der Metazoen." Ich muß diesen Saß entschieden bestreiten. Da ich selbst zuerst (1872) den Begriff der Metazoen aufgestellt und diese vielzelligen, gewebebildenden Thiere den einzelligen Protozoen (Infusorien, Rhizopoden u. s. w.) gegenübergestellt habe, da ich selbst ferner zuerst den principiellen Unterschied in der Entwickelung Beider (dort aus Keimblättern, hier nicht) begründet habe, muß ich um so

mehr betonen, daß ich die Protozoen im physiologischen (also auch im psychologischen!) Sinne ebenso für sterblich halte wie die Metazoen; unsterblich ist in beiden Gruppen weder der Leib noch die Seele. Die übrigen irrthümlichen Folgerungen Weismann's sind bereits (1884) durch Moebius widerlegt worden, der mit Recht hervorhebt, daß „Alles in der Welt periodisch geschieht", und daß es keine Quelle giebt, aus welcher unsterbliche organische Individuen hätten entspringen können“.

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Kosmische und persönliche Unsterblichkeit. Wenn man den Begriff der Unsterblichkeit ganz allgemein auffaßt und auf die Gesammtheit der erkennbaren Natur ausdehnt, so gewinnt er wissenschaftliche Bedeutung; er erscheint dann der monistischen Philosophie nicht nur annehmbar, sondern selbstverständlich. Denn die These von der Unzerstörbarkeit und ewigen Dauer alles Seienden fällt dann zusammen mit unserm höchsten NaturGeseze, dem Substanz-Gesez (12. Kapitel). Da wir diese kosmische Unsterblichkeit später, bei Begründung der Lehre von der Erhaltung der Kraft und des Stoffes, ausführlich erörtern werden, halten wir uns hier nicht weiter dabei auf. Vielmehr wenden wir uns sogleich zur Kritik jenes UnsterblichkeitsGlaubens", der gewöhnlich allein unter diesem Begriffe verstanden wird, der Immortalität der persönlichen Seele. Wir untersuchen zunächst die Verbreitung und Entstehung dieser mystischen und dualistischen Vorstellung und betonen dabei besonders die weite Verbreitung ihres Gegentheils, des monistischen, empirisch begründeten Thanatismus. Ich unterscheide hier als zwei wesentlich verschiedene Erscheinungen desselben den primären und den sekundären Thanatismus; bei ersterem ist der Mangel des Unsterblichkeits-Dogmas ein ursprünglicher (bei primitiven Naturvölkern); der sekundäre Thanatismus dagegen ist das späte Erzeugniß vernunftgemäßer Natur-Erkenntniß bei hoch entwickelten Kulturvölkern.

Primärer Thanatismus (ursprünglicher Mangel der Unsterblichkeits-Idee). In vielen philosophischen und besonders theologischen Schriften lesen wir noch heute die Behauptung, daß der Glaube an die persönliche Unsterblichkeit der menschlichen Seele allen Menschen oder doch allen „vernünftigen Menschen" ursprünglich gemeinsam sei. Das ist falsch. Dieses Dogma ist weder eine ursprüngliche Vorstellung der menschlichen Vernunft, noch hat es jemals allgemeine Verbreitung gehabt. In dieser Beziehung ist vor Allem wichtig die sichere, erst neuerdings durch die vergleichende Ethnologie festgestellte Thatsache, daß mehrere Naturvölker der ältesten und primitivsten Stufe ebenso wenig von einer Unsterblichkeit als von einem Gotte irgend eine Vorstellung haben. Das gilt namentlich von den Weddas auf Ceylon, jenen primitiven Pygmäen, die wir auf Grund der ausgezeichneten Forschungen der Herren Sarasin für einen Ueberrest der ältesten indischen „Urmenschen“ halten*); ferner von mehreren ältesten Stämmen der nächstverwandten Dravidas, von den indischen Seelongs und einigen Stämmen der Australneger. Ebenso kennen mehrere der primitivsten Urvölker der amerikanischen Rasse, im inneren Brasilien, am oberen AmazonenStrom u. s. w., weder Götter noch Unsterblichkeit. Dieser primäre Mangel des Unsterblichkeits- und Gottes - Glaubens ist eine höchst wichtige Thatsache; er ist selbstverständlich wohl zu unterscheiden von dem sekundären Mangel desselben, welchen erst der höchstentwickelte Kultur-Mensch auf Grund kritischphilosophischer Studien spät und mühsam gewonnen hat.

Sekundärer Thanatismus (erworbener Mangel der Unsterblichkeits-Idee). Im Gegensaße zu dem primären Thanatismus, der sicher bei den ältesten Urmenschen ursprünglich bestand und immer eine weite Verbreitung besaß, ist der sekundäre

*) E. Haeckel, Indische Reisebriefe. Dritte Auflage 1893. S. 384.

Mangel des Immortalitäts - Glaubens erst spät entstanden; er ist erst die reife Frucht eingehenden Nachdenkens über „Leben und Tod", also ein Produkt echter und unabhängiger philosophischer Reflerion. Als solcher tritt er uns schon im sechsten Jahrhundert vor Chr. bei einem Theile der ionischen Naturphilosophen entgegen, später bei den Gründern der alten materialistischen Philosophie, bei Demokritos und Empedokles, aber auch bei Simonides und Epikur, bei Seneca und Plinius, am meisten durchgebildet bei Lucretius Carus. Als dann nach dem Untergange des klassischen Alterthums das Christenthum sich ausbreitete und mit ihm der Athanismus, als einer seiner wichtigsten Glaubens-Artikel, die Weltherrschaft gewann, erlangte mit anderen Formen des Aberglaubens auch derjenige an die persönliche Unsterblichkeit die höchste Bedeutung.

Während der langen Geistesnacht des christlichen Mittelalters wagte begreiflicher Weise nur selten ein kühner Freidenker seine abweichende Ueberzeugung zu äußern; die Beispiele von Galilei, von Giordano Bruno und anderen unabhängigen Philosophen, welche von den „Nachfolgern Christi" der Tortur und dem Scheiterhaufen überliefert wurden, schreckten genügend jedes freie Bekenntniß ab. Dieses wurde erst wieder möglich, nachdem die Reformation und die Renaissance die Allmacht des Papismus gebrochen hatten. Die Geschichte der neueren Philosophie zeigt die mannigfaltigen Wege, auf denen die gereifte menschliche Vernunft dem Aberglauben der Unsterblichkeit zu entrinnen versuchte. Immerhin verlieh demselben troßdem die enge Verknüpfung mit dem christlichen Dogma auch in den freieren protestantischen Kreisen solche Macht, daß selbst die meisten überzeugten Freidenker ihre Meinung still für sich behielten. Nur selten wagten einzelne hervorragende Männer ihre Ueberzeugung von der Unmöglichkeit der Seelen-Fortdauer nach dem Tode frei zu bekennen. Besonders geschah dies in der zweiten Hälfte des

achtzehnten Jahrhunderts in Frankreich von Voltaire, Danton, Mirabeau u. A., ferner von den Hauptvertretern des damaligen Materialismus, Holbach, Lamettrie u. A. Dieselbe Ueberzeugung vertrat auch der geistreiche Freund der Lesteren, der → größte der Hohenzollern-Fürsten, der monistische Philosoph von

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Sans Souci". Was würde Friedrich der Große, dieser gekrönte Thanatist und Atheist", sagen, wenn er heute seine monistischen Ueberzeugungen mit denjenigen seiner Nachfolger vergleichen könnte!

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Unter den denkenden Aerzten ist die Ueberzeugung, daß mit dem Tode des Menschen auch die Existenz seiner Seele aufhöre, wohl seit Jahrhunderten sehr verbreitet gewesen; aber auch sie hüteten sich meistens wohl, dieselbe auszusprechen. Auch blieb immerhin noch im vorigen Jahrhundert die empirische Kenntniß des Gehirns so unvollkommen, daß die Seele" als ein räthselhafter Bewohner desselben ihre selbstständige Existenz fortfristen konnte. Endgültig beseitigt wurde dieselbe erst durch die Riesenfortschritte der Biologie in unserem Jahrhundert und besonders in dessen zweiter Hälfte. Die Begründung der Descendenz-Theorie und der Zellen - Theorie, die überraschenden Entdeckungen der Ontogenie und der Experimental-Physiologie, vor Allem aber die bewunderungswürdigen Fortschritte der mikroskopischen GehirnAnatomie entzogen dem Athanismus allmählich jeden Boden, so daß jezt nur selten ein sachkundiger und ehrlicher Biologe noch für die Unsterblichkeit der Seele eintritt. Die monistischen Philosophen des neunzehnten Jahrhunderts (Strauß, Feuerbach, Büchner, Spencer u. s. w.) sind sämmtlich Thanatisten.

Athanismus und Religion. Die weiteste Verbreitung und die höchste Bedeutung hat das Dogma der persönlichen Unsterblichkeit erst durch seine innige Verbindung mit den Glaubenslehren des Christenthums gefunden; und diese hat auch zu der irrthümlichen, heute noch sehr verbreiteten Ansicht geführt,

Haedel, Welträthsel.

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