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XI.

Unhaltbarkeit des Athanismus.

241 Soll der talentvolle Jüngling, der dem Massen-Morde des Krieges zum Opfer fällt, erst in Walhalla seine reichen, ungenußten Geistesgaben entwickeln? Soll der altersschwache, findisch gewordene Greis, der als reifer Mann die Welt mit dem Ruhm seiner Thaten erfüllte, ewig als rückgebildeter Geist fortleben? Oder soll er sich gar in ein früheres Blüthe-Stadium zurück entwickeln? Wenn aber die unsterblichen Seelen im Olymp als vollkommene Wesen verjüngt fortleben sollen, dann ist auch der Reiz und das Interesse der Persönlichkeit für sie ganz verschwunden.

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Ebenso unhaltbar erscheint uns heute im Lichte der reinen Vernunft der anthropistische Mythus vom „jüngsten Gericht“, von der Scheidung aller Menschen-Seelen in zwei große Haufen, von denen der eine zu den ewigen Freuden des Paradieses, der andere zu den ewigen Qualen der Hölle bestimmt ist — und das von einem persönlichen Gotte, welcher der Vater der Liebe" ist! Hat doch dieser liebende Allvater selbst die Bedingungen der Vererbung und Anpassung „geschaffen“, unter denen sich einerseits die bevorzugten Glücklichen nothwendig zu straflosen Seligen, andererseits die unglücklichen Armen und Elenden ebenso nothwendig zu strafwürdigen Verdammten entwickeln mußten.

Eine kritische Vergleichung der unzähligen bunten PhantasieGebilde, welche der Unsterblichkeits- Glaube der verschiedenen Völker und Religionen seit Jahrtausenden erzeugt hat, gewährt das merkwürdigste Bild; eine hochinteressante, auf ausgedehnte Quellen-Studien gegründete Darstellung derselben hat Adalbert Svoboda gegeben in seinen ausgezeichneten Werken: „Seelenwahn" (1886) und Gestalten des Glaubens" (1897). Wie absurd uns auch die meisten dieser Mythen erscheinen mögen, wie unvereinbar sie sämmtlich mit der vorgeschrittenen NaturErkenntniß der Gegenwart sind, so spielen sie dennoch troßdem

Haedel, Welträthsel.

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auch heute eine höchst wichtige Rolle und üben als Postulate der praktischen Vernunft“ den größten Einfluß auf die Lebensanschauungen der Individuen und die Geschicke der Völker.

Die idealistische und spiritualistische Philosophie der Gegenwart wird nun freilich zugeben, daß diese herrschenden materialistischen Formen des Unsterblichkeits-Glaubens unhaltbar seien, und sie wird behaupten, daß an ihre Stelle die geläuterte Vorstellung von einem immateriellen Seelen-Wesen, von einer platonischen Idee oder einer transscendenten Seelen - Substanz treten müsse. Allein mit diesen unfaßbaren Vorstellungen kann die realistische Natur-Anschauung der Gegenwart absolut Nichts anfangen; sie befriedigen weder das Kausalitäts-Bedürfniß unsers Verstandes, noch die Wünsche unsers Gemüthes. Fassen wir Alles zusammen, was vorgeschrittene Anthropologie, Psychologie und Kosmologie der Gegenwart über den Athanismus ergründet haben, so müssen wir zu dem bestimmten Schlusse kommen: „Der Glaube an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele ist ein Dogma, welches mit den sichersten Erfahrungs-Säßen der modernen Naturwissenschaft in unlösbarem Widerspruche steht."

Bwölftes Kapitel.

Das Substanz - Gesek.

Monistische Studien über das kosmologische Grundgesetz. Erhaltung der Materie und der Energie. Kinetischer und pyknotischer Substanz-Begriff.

„Das Gesez von der Erhaltung der Kraft zeigt, daß die Energie des Weltalls eine konstante unveränderliche Größe darstellt. Ebenso beweist das Gesez von der Erhaltung des Stoffes, daß die Materie des Kosmos eine konstante unver änderliche Größe bildet. Beide große Gefeße, das physikalische Grundgeseß von der Erhaltung der Energie und das chemische Grundgefeß von der Erhaltung der Materie, können wir zusammenfaffen unter einen philosophischen Begriff, als Gesez von der Erhaltung der Substanz; denn nach unserer monistischen Auffassung find Kraft und Stoff untrennbar, nur verschiedene unveräußerliche Erscheinungen eines einzigen Weltwesens, der Substanz.“

Der Monismus als Band zwischen Religion und Wissenschaft (1892).

Inhalt des zwölften Kapitels.

Das chemische Grundgeseß von der Erhaltung des Stoffes (Konstanz der Materie). Das physikalische Grundgeseß von der Erhaltung der Kraft (Konstanz der Energie). Verbindung beider Grundgeseße im SubstanzGesez. Kinetischer, pyknotischer und dualistischer Substanz - Begriff. Monismus der Materie. Masse oder Körperstoff (Ponderable Materie.) Atome und Elemente. Wahlverwandtschaft der Elemente. Atom-Seele (Fühlung und Strebung der Masse). Existenz und Wesen des Aethers. Aether und Masse. Kraft und Energie. Spannkraft und lebendige Kraft. Einheit der Naturkräfte. Allmacht des Substanz-Geseķes.

Titeratur.

Baruch Spinoza, Ethica, Amsterdam 1677. Tractatus theologopoliticus, Hamburg 1670.

Max Grunwald, Spinoza in Deutschland. Berlin 1897. (Gekrönte Preisschrift.)

Antoine Lavoisier, Grundriß der Chemie. 1789.

John Dalton, Ein neues System der chemischen Philosophie. London 1808. (Deutsch 1812).

Entwurf zu einer bio-
Berlin 1891.

Gustav Wendt, Die Entwickelung der Elemente. genetischen Grundlage für Chemie und Physik. Friedrich Mohr, Allgemeine Theorie der Bewegung und Kraft, als Grundlage der Physik und Chemie. Braunschweig 1869 (Erste Mittheilung 1837!).

Robert Mayer, Die Mechanik der Wärme (das Princip von der Erhaltung der Kraft). Stuttgart 1842.

Hermann Helmholt, Ueber die Erhaltung der Kraft. Berlin 1847. Heinrich Herk, Ueber die Beziehungen zwischen Licht und Elektrizität. Bonn 1889. Neunte Auflage 1895.

J. G. Vogt, Das Wesen der Elektrizität und des Magnetismus auf Grund eines einheitlichen Substanz-Begriffes. Leipzig 1897.

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Als das oberste und allumfassende Naturgesetz betrachte ich das Substanz - Geseß, das wahre und einzige kosmologische Grundgeseß; seine Entdeckung und Feststellung ist die größte Geistesthat des 19. Jahrhunderts, insofern alle anderen erkannten Naturgeseße sich ihm unterordnen. Unter dem Begriffe „Substanz-Gesez“ fassen wir zwei hochste allgemeine Geseze verschiedenen Ursprungs und Alters zusammen, das ältere chemische Gesetz von der Erhaltung des Stoffes" und das jüngere physikalische Geseß von der „Erhaltung der Kraft“.*) Daß diese beiden Grundgeseße der erakten Naturwissenschaft im Wesen unzertrennlich sind, wird vielen Lesern wohl selbstverständlich erscheinen, und ist von den meisten Naturforschern der Gegenwart anerkannt. Indessen wird diese fundamentale Ueberzeugung doch von anderer Seite noch heute vielfach bestritten und muß jedenfalls erst bewiesen werden. Wir müssen daher zunächst einen kurzen Blick auf beide Geseze gesondert werfen.

Gesetz von der Erhaltung des Stoffes (oder der „Konstanz der Materie" Lavoisier, 1789). Die Summe des Stoffes, welche den unendlichen Weltraum erfüllt, ist unveränderlich. Wenn ein Körper zu verschwinden

*) Ernst Haec el, 1892, Monismus, Achte Auflage, S. 14, 39.

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