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I.

Erfahrung und Denken.

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es begrüßen, daß in neuerer Zeit immer mehr die beiden einzigen, dazu führenden Wege: Erfahrung und Denken oder Empirie und Spekulation als gleichberechtigte und sich gegenseitig ergänzende Erkenntniß Methoden anerkannt worden. sind. Die Philosophen haben allmählich eingesehen, daß die reine Spekulation, wie sie z. B. Plato und Hegel zur idealen Welt-Construction benußten, zur wahren Erkenntniß nicht ausreicht. Und ebenso haben sich anderseits die Naturforscher überzeugt, daß die bloße Erfahrung, wie sie z. B. Baco und Mill zur Grundlage der realen Weltanschauung erhoben, für deren Vollendung allein ungenügend ist. Denn die zwei großen Erkenntniß - Wege, die sinnliche Erfahrung und das vernünftige Denken, sind zwei verschiedene Gehirn-Functionen; die erstere wird durch die Sinnesorgane und die centralen Sinnesherde, die lettere durch die dazwischen liegenden Denkherde, die großen „Associons - Centren der Großhirnrinde“ vermittelt. (Vergl. Kapitel 7 und 10.) Erst durch die vereinigte Thätigkeit beider entsteht wahre Erkenntniß. Allerdings giebt es auch heute noch manche Philosophen, welche die Welt bloß aus ihrem Kopfe construiren wollen, und welche die empirische Naturerkenntniß schon deßhalb verschmähen, weil sie die wirkliche Welt nicht kennen. Anderseits behaupten auch heute noch manche Naturforscher, daß die einzige Aufgabe der Wissenschaft das „thatsächliche Wissen, die objektive Erforschung der einzelnen Natur - Erscheinungen sei"; das Zeitalter der Philosophie" sei vorüber, und an ihre Stelle sei die Naturwissenschaft getreten *). Diese einseitige Ueberschäßung der Empirie ist ebenso ein gefährlicher Irrthum wie jene entgegengesezte der Spekulation. Beide Erkenntniß-Wege sind sich gegenseitig unentbehrlich. Die größten

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*) Rudolf Virchow, Die Gründung der Berliner Universität und der Uebergang aus dem philosophischen in das naturwissenschaftliche Zeitalter. Berlin 1893.

Triumphe der modernen Naturforschung, die Zellentheorie und die Wärmetheorie, die Entwickelungstheorie und das SubstanzGeset, find philosophische Thaten, aber nicht Ergebnisse der reinen Spekulation, sondern der vorausgegangenen, ausgedehntesten und gründlichsten Empirie.

Am Beginne des neunzehnten Jahrhunderts rief unser größter idealistischer Dichter, Schiller, den beiden streitenden Heeren, den Philosophen und Naturforschern, zu:

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„Feindschaft sei zwischen Euch! Noch kommt das Bündniß zu frühe! „Wenn Ihr im Suchen Euch trennt, wird erst die Wahrheit erkannt!" Seitdem hat sich das Verhältniß zum Glück gründlich geändert; indem beide Heere auf verschiedenen Wegen nach demselben höchsten Ziele strebten, haben sie sich in demselben zusammengefunden und nähern sich im gemeinsamen Bunde immer mehr der Erkenntniß der Wahrheit. Wir sind jezt am Ende des Jahrhunderts zu jener monistischen ErkenntnißMethode zurückgekehrt, welche schon an dessen Anfang von unserm größten realistischen Dichter, Goethe, als die einzig naturgemäße anerkannt war*).

Dualismus und Monismus. Alle verschiedenen Richtungen der Philosophie lassen sich, vom heutigen Standpunkte der Naturwissenschaft beurtheilt, in zwei entgegengesezte Reihen bringen, einerseits die dualistische oder zwiespältige, anderseits die monistische oder einheitliche Weltanschauung. Gewöhnlich ist die erstere mit teleologischen und idealistischen Dogmen verknüpft, die leytere mit mechanistischen und realistischen Grundbegriffen. Der Dualismus (im weitesten Sinne!) zerlegt das Universum in zwei ganz verschiedene Substanzen, die materielle Welt und den immateriellen Gott, der ihr als Schöpfer, Erhalter und Regierer gegenübersteht. Der Monismus hin

*) Vergl. hierüber das 4. Kapitel meiner „Generellen Morphologie“, 1866: Kritik der naturwissenschaftlichen Methoden.

I.

Monismus und Dualismus.

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gegen (ebenfalls im weitesten Sinn begriffen!) erkennt im Universum nur eine einzige Substanz, die „Gott und Natur“ zugleich ist; Körper und Geist (oder Materie und Energie) sind für sie untrennbar verbunden. Der ertramundane Gott des Dualismus führt nothwendig zum Theismus; hingegen der intramundane Gott des Monismus zum Pantheis mus.

Materialismus und Spiritualismus. Sehr häufig werden auch heute noch die verschiedenen Begriffe Monismus und Materialismus und ebenso die wesentlich verschiedenen Richtungen des theoretischen und des praktischen Materialismus verwechselt. Da diese und andere ähnliche Begriffs-Verwirrungen höchst nachtheilig wirken und zahlreiche Irrthümer veranlassen, wollen wir zur Vermeidung aller Mißverständnisse nur kurz noch Folgendes bemerken: I. Unser reiner Monismus ist weder mit dem theoretischen Materialismus identisch, welcher den Geist leugnet und die Welt in eine Summe von todten Atomen auflöst, noch mit dem theoretischen Spiritualismus (neuerdings von Ostwald als Energetik bezeichnet *), welcher die Materie leugnet und die Welt nur als eine räumlich geordnete. Gruppe von Energien oder immateriellen Naturkräften betrachtet. II. Vielmehr sind wir mit Goethe der festen Ueberzeugung, daß die Materie nie ohne Geist, der Geist nie ohne Materie eristirt und wirksam sein kann“. Wir halten fest an dem reinen. und unzweideutigen Monismus von Spinoza: Die Materie, als die unendlich ausgedehnte Subsianz, und der Geist (oder die Energie), als die empfindende oder denkende Substanz, sind die beiden fundamentalen Attribute oder Grundeigenschaften des allumfassenden göttlichen Weltwesens, der universalen Substanz. (Vergl. Kapitel 12.)

*) Wilhelm Ostwald, Die Ueberwindung des wissenschaftlichen Materialismus.

1895.

Zweites Kapitel.

Unser Körperbau.

Monistische Studien über menschliche und vergleichende Anatomie. Uebereinstimmung in der gröberen und feineren Organisation des Menschen und der Säugethiere.

„Wir mögen ein System von Organen vornehmen, welches wir wollen, die Vergleichung ihrer Modifikationen in der Affenreihe führt uns zu einem und demselben Resultate; daß die anatomischen Verschiedenheiten, welche den Menschen vom Gorilla und Schimpanse scheiden, nicht so groß find als diejenigen, welche den Gorilla von den übrigen Affen

trennen."

Thomas Huxley (1863).

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