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dem „blinden Zufall“ zu überlassen. Dieser Vorwurf ist in der That ebenso dem Transformismus von Lamarck und Darwin wie früher der Kosmogenie von Kant und Laplace entgegengehalten worden; viele dualistische Philosophen legen gerade hierauf besonders Gewicht. Es verlohnt sich daher wohl der Mühe, hier noch einen flüchtigen Blick darauf zu werfen.

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Die eine Gruppe der Philosophen behauptet nach ihrer teleologischen Auffassung: die ganze Welt ist ein geordneter Kosmos, in dem alle Erscheinungen Ziel und Zweck haben; es gibt keinen Zufall! Die andere Gruppe dagegen meint gemäß ihrer mechanistischen Auffassung: Die Entwickelung der ganzen Welt ist ein einheitlich mechanischer Proceß, in dem wir nirgends Ziel und Zweck entdecken können; was wir im organischen Leben so nennen, ist eine besondere Folge der biologischen Verhältnisse; weder in der Entwickelung der Weltkörper, noch derjenigen unserer anorganischen Erdrinde ist ein leitender Zweck nachzuweisen; hier ist Alles Zufall! Beide Parteien haben. Recht, je nach der Definition des Zufalls". Das allgemeine Kausal-Geseß, in Verbindung mit dem Substanz-Gesez, überzeugt uns, daß jede Erscheinung ihre mechanische Ursache hat; in diesem Sinne gibt es keinen Zufall. Wohl aber können und müssen wir diesen unentbehrlichen Begriff beibehalten, um damit das Zusammentreffen von zwei Erscheinungen zu bezeichnen, die nicht unter sich kausal verknüpft sind, von denen aber natürlich jede ihre Ursache hat, unabhängig von der anderen. Wie Jedermann weiß, spielt der Zufall in diesem monistischen Sinne die größte Rolle im Leben des Menschen wie in demjenigen aller anderen Naturkörper. Das hindert aber nicht, daß wir in jedem einzelnen Zufall" wie in der Entwickelung des Weltganzen die universale Herrschaft des umfassendsten Naturgefeßes anerkennen, des Substanz - Geseßes.

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Fünfzehntes Kapitel.

Gott und Welt.

Monistische Studien über Theismus und Pantheismus. Der anthropistische Monotheismus der drei großen MediterranReligionen. Ertramundaner und intramundaner Gott.

„Was wär' ein Gott, der nur von außen stieße,
Im Kreis das All am Finger laufen ließe?
Jhm ziemt's, die Welt im Innern zu bewegen,
Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen,

So daß, was in Jhm lebt und webt und ist,
Nie seine Kraft, nie seinen Geist vermißt."

Goethe.

Inhalt des fünfzehnten Kapitels.

Gottes-Vorstellung im Allgemeinen. Gegensaß von Gott und Welt, von Ucbernatürlichem und Natur. Theismus und Pantheismus. Hauptformen des Theismus. Polytheismus. Triplotheismus (Dreigötterei). Amphitheismus (Zweigötterei). Monotheismus (Eingötterei). Statistik der Religionen. Naturalistischer Monotheismus. Solarismus (Sonnenkultus). Anthropistischer Monotheismus. Die drei großen Mittelmeer-Religionen. Mosaismus (Jehovah). Christenthum (Trinität). Madonnen-Kultus und Heilige. Papistischer Polytheismus. Islam. Mirotheismus (Mischgötterei). Wesen des Theismus. Extramundaner und anthropomorpher Gott. Gasförmiges Wirbelthier. Pantheismus. Intramundaner Gott (Natur). Hylozoismus der ionischen Monisten (Anaximander). Konflikt des Pantheismus und des Christenthums. Spinoza. Moderner Monismus. Atheismus.

Literatur.

Wolfgang Goethe, Gott und Welt.

Faust. Prometheus.

Kuno Fischer, Geschichte der neueren Philosophie. Bd. I. Baruch Spinoza. Zweite Auflage. Heidelberg 1865.

Hermann Brunnhofer, Giordano Bruno's Weltanschauung und Verhängniß. Leipzig 1882.

John Draper, Geschichte der geistigen Entwickelung Europa's. Leipzig 1865. Friedrich Kolb, Kulturgeschichte der Menschheit. Zweite Auflage. 2 Bände. Leipzig 1873.

Thomas Hurley, Reden und Auffäße. Uebersezt von Frit Schulze. Berlin 1877.

Wilhelm Strecker, Welt und Menschheit, vom Standpunkte des Materialismus. Leipzig 1892.

Carus Sterne (Ernst Krause), Die allgemeine Weltanschauung in ihrer historischen Entwickelung. Charakterbilder aus der Geschichte der Naturwissenschaften. Stuttgart 1889.

Als letzten und höchsten Urgrund aller Erscheinungen be

trachtet die Menschheit seit Jahrtausenden eine bewirkende Ursache unter dem Begriffe Gott (Deus, Theos). Wie alle anderen allgemeinen Begriffe so ist auch dieser höchste Grundbegriff im Laufe der Vernunft-Entwickelung den bedeutendsten Umbildungen und den mannigfaltigsten Abartungen unterworfen gewesen. Ja man kann sagen, daß kein anderer Begriff so sehr umgestaltet und abgeändert worden ist; denn kein anderer berührt in gleich hohem Maße sowohl die höchsten Aufgaben des erkennenden Verstandes und der vernünftigen Wissenschaft als auch zugleich die tiefsten Interessen des gläubigen Gemüthes und der dichtenden Phantasie.

Eine vergleichende Kritik der zahlreichen verschiedenen Hauptformen der Gottes - Vorstellung ist zwar höchst interessant und lehrreich, würde uns hier aber viel zu weit führen; wir müssen uns damit begnügen, nur auf die wichtigsten Gestaltungen der Gottes Jdee und auf ihre Beziehung zu unserer heutigen, durch die reine Natur-Erkenntniß bedingten Weltanschauung einen flüchtigen Blick zu werfen. Für alle weiteren Untersuchungen über dieses interessante Gebiet verweisen wir auf das ausgezeichnete mehrfach citirte Werk von Adalbert Svoboda: „Gestalten des Glaubens" (2 Bände. Leipzig 1897).

Wenn wir von allen feineren Abtönungen und bunten Gewandungen des Gottes - Bildes absehen, können wir füglich

alle ver

mit Beschränkung auf den tiefsten Inhalt desselben schiedenen Vorstellungen darüber in zwei entgegengeseßte HauptGruppen ordnen, in die theistische und die pantheistische Gruppe. Die lettere ist eng verknüpft mit der monistischen oder rationellen, die erstere mit der dualistischen oder mystischen Weltanschauung.

I. Theismus: Gott und Welt sind zwei verschiedene Wesen. Gott steht der Welt gegenüber als deren Schöpfer, Erhalter und Regierer. Dabei wird Gott stets mehr oder weniger menschenähnlich gedacht, als ein Organismus, welcher dem Menschen ähnlich (wenn auch in höchst vollkommener Form) denkt und handelt. Dieser anthropomorphe Gott, offenbar polyphyletisch von den verschiedenen Naturvölkern erdacht, unterliegt in deren Phantasie bereits den mannigfaltigsten Abstufungen, vom Fetischismus aufwärts bis zu den geläuterten monotheistischen Religionen der Gegenwart. Als wichtigste Unterarten der theistischen Begriffsbildung unterscheiden wir Polytheismus, Triplotheismus, Amphitheismus und Monotheismus.

Polytheismus (Vielgötterei). Die Welt ist von vielen verschiedenen Göttern bevölkert, welche mehr oder weniger selbstständig in deren Getriebe eingreifen. Der Fetischismus findet. dergleichen untergeordnete Götter in den verschiedensten leblosen Naturkörpern, in den Steinen, im Wasser, in der Luft, in menschlichen Kunstprodukten aller Art (Götterbildern, Statuen 2c.). Der Dämonismus erblickt Götter in lebendigen Organismen aller Art, in Bäumen, Thieren, Menschen. Diese Vielgötterei nimmt schon in den niedersten Religions - Formen der rohen Naturvölker sehr mannigfaltige Formen an. Sie erscheint auf der höchsten Stufe geläutert im hellenischen Polytheismus, in jenen herrlichen Göttersagen des alten Griechenlands, welche noch heute unserer modernen Kunst die schönsten Vorbilder für Poesie und Bildnerei liefern. Auf viel tieferer Stufe steht

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