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"gottlose Weltanschauung“ fällt im Wesentlichen mit dem Monismus oder Pantheismus unserer modernen Naturwissenschaft zusammen; sie giebt nur einen anderen Ausdruck dafür, indem sie eine negative Seite derselben hervorhebt, die NichtEristenz der ertramundanen oder übernatürlichen Gottheit. In diesem Sinne sagt Schopenhauer ganz richtig: „Pantheismus ist nur ein höflicher Atheismus. Die Wahrheit des Pantheismus besteht in der Aufhebung des dualistischen Gegensaßes zwischen Gott und Welt, in der Erkenntniß, daß die Welt aus ihrer inneren Kraft und durch sich selbst da ist. Der Saß des Pantheismus:,Gott und die Welt ist Eins' ist bloß eine höfliche Wendung, dem Herrgott den Abschied zu geben.“

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Während des ganzen Mittelalters, unter der blutigen Tyrannei des Papismus, wurde der Atheismus als die entseglichste Form der Weltanschauung mit Feuer und Schwert verfolgt. Da der Gottlose“ im Evangelium mit dem „Bösen“ schlechtweg identificirt und ihm im ewigen Leben bloß wegen „Glaubensmangels"! — die Höllenstrafe der ewigen Verdammniß angedroht wird, ist es begreiflich, daß jeder gute Christ selbst den entfernten Verdacht des Atheismus ängstlich mied. Leider besteht auch heute noch diese Auffassung in weiten Kreisen fort. Dem atheistischen Naturforscher, der seine Kraft und sein Leben der Erforschung der Wahrheit widmet, traut man von vornherein alles Böse zu; der theistische Kirchgänger dagegen, der die leeren Ceremonien des papistischen Kultus gedankenlos mitmacht, gilt schon deßwegen als guter Staatsbürger, auch wenn er sich bei seinem Glauben gar nichts denkt und nebenher der verwerflichsten Moral huldigt. Dieser Irrthum wird sich erst klären, wenn im 20. Jahrhundert der herrschende Aberglaube mehr der vernünftigen Naturerkenntniß weicht und der monistischen Ueberzeugung der Einheit von Gott und Welt.

Sechzehntes Kapitel.

Wissen und Glauben.

Monistische Studien über Erkenntniß der Wahrheit. Sinnesthätigkeit und Vernunftthätigkeit. Glauben und Aberglauben. Erfahrung und Offenbarung.

„Die wissenschaftliche Forschung fennt nur ein Ziel: die Erkenntniß der Wirklichkeit. Kein Heilig thum darf ihr heiliger sein als die Wahrheit. In Alles muß sie einbringen; vor keiner Prüfung oder Zergliederung darf sie zurückschrecken, mag das zu Prüfende dem Forscher durch Ehrfurcht, Liebe, Loyalitätsgefühle, Religion oder Parteistellung noch so sehr an's Herz gewachsen sein. Und rüchaltlos hat sie auszusprechen, was die Prüfung ergeben, ohne Rüdsicht auf Vortheil oder Nachtheil, ohne Gier nach Lob und ohne Furcht vor Tadel."

L. Brentano.

Haedel, Welträthjel.

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Inhalt des sechzehnten Kapitels.

Erkenntniß der Wahrheit und ihre Quellen: Sinnesthätigkeit und Affocion der Vorstellungen. Sinnesorgane (Aestheten) und Denkorgane (Phroneten). Sinnesorgane und ihre specifische Energie. Entwickelung derselben. Philosophie der Sinnlichkeit. Unschäßbarer Werth der Sinne. Grenzen der sinnlichen Erkenntniß. Hypothese und Glaube. Theorie und Glaube. Principieller Gegensatz zwischen wissenschaftlichem (natürlichem) und religiösem (übernatürlichem) Glauben. Aberglaube der Naturvölker und Kulturvölker. Glaubens-Bekenntnisse. Konfessionslose Schule. Der Glaube unserer Väter. Spiritismus. Offenbarung.

Literatur.

Adalbert Svoboda, Gestalten des Glaubens. Kulturgeschichtliches und Philosophisches. Leipzig 1897.

David Strauß, Gesammelte Schriften. 12 Bände. Bonn 1877.

John William Draper, Geschichte der Konflikte zwischen Religion und Wissenschaft (1863). Leipzig 1865.

Ludwig - Büchner, Ueber religiöse und wissenschaftliche Weltanschauung. Leipzig 1887.

O. Möllinger, Die Gott-Idee der neuen Zeit und der nothwendige Ausbau des Christenthums. Zweite Auflage. Zürich 1870.

Albrecht Rau, Empfinden und Denken. Eine philosophische Untersuchung über die Natur des menschlichen Verstandes. Gießen 1896. Friedrich Zöllner, Ueber die Natur der Kometen. Beiträge zur Geschichte und Theorie der Erkenntniß. Leipzig 1872.

Alfred Lehmann, Aberglaube und Zauberei von den ältesten Zeiten an bis in die Gegenwart. (Deutsch von Petersen.) Stuttgart 1899. Francis Bacon, Novum Organon Scientiarum. London 1620. (Deutsch von Kirchmann. Berlin 1870.)

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Alle Arbeit wahrer Wissenschaft geht auf Erkenntniß der

Wahrheit. Unser echtes und werthvolles Wissen ist realer Natur und besteht aus Vorstellungen, welche wirklich existirenden Dingen entsprechen. Wir sind zwar unfähig, das innerste Wesen dieser realen Welt - „das Ding an sich“ - zu erkennen, aber unbefangene und kritische Beobachtung und Vergleichung überzeugt uns, daß bei normaler Beschaffenheit des Gehirns und der Sinnesorgane die Eindrücke der Außenwelt auf diese bei allen vernünftigen Menschen dieselben sind, und daß bei normaler Funktion der Denkorgane bestimmte, überall gleiche Vorstellungen gebildet werden; diese nennen wir wahr und sind dabei überzeugt, daß ihr Inhalt dem erkennbaren Theile der Dinge entspricht. Wir wissen, daß diese Thatsachen nicht eingebildet, sondern wirklich sind.

Erkenntniß-Quellen. Alle Erkenntniß der Wahrheit beruht auf zwei verschiedenen, aber innig zusammenhängenden Gruppen von physiologischen Funktionen des Menschen: erstens auf der Empfindung der Objekte mittelst der Sinnesthätigkeit und zweitens auf der Verbindung der so gewonnenen Eindrücke durch Associon zur Vorstellung im Subjekt. Die Werkzeuge der Empfindung sind die Sinnesorgane (Sensillen oder Aestheten); die Werkzeuge, welche die Vorstellungen bilden und verknüpfen, sind die Denkorgane (Phroneten). Diese letteren sind Theile

des centralen, die ersteren hingegen Theile des peripheren Nervensystems, jenes wichtigsten und höchstentwickelten Organ Systems der höheren Thiere, welches einzig und allein deren gesammte Seelenthätigkeit vermittelt.

Sinnesorgane (Sensilla oder Aesthetes). Die Sinnesthätigkeit des Menschen, welche der erste Ausgangspunkt aller Erkenntniß ist, hat sich langsam und allmählich aus derjenigen der nächstverwandten Säugethiere, der Primaten, entwickelt. Die Organe derselben sind in dieser höchstentwickelten Thierklasse überall von wesentlich gleichem Bau, und ihre Funktion erfolgt überall nach denselben physikalischen und chemischen Geseßen. Sie haben sich allenthalben in derselben Weise historisch entwickelt. Wie bei allen anderen Thieren so sind auch bei den Mammalien alle Sensillen ursprünglich Theile der Hautdecke, und die empfindlichen Zellen der Oberhaut (Epidermis) sind die Ureltern aller der verschiedenen Sinnesorgane, welche durch Anpassung an verschiedene Reize (Licht, Wärme, Schall, Chemopathos) ihre specifische Energie erlangt haben. Sowohl die Stäbchenzellen der Retina in unserem Auge und die Hörzellen in der Schnecke unseres Ohres, als auch die Riechzellen in der Nase und die Schmeckzellen auf unserer Zunge stammen ursprünglich von jenen einfachen indifferenten Zellen der Oberhaut ab, welche die ganze Oberfläche unseres Körpers überziehen. Diese bedeutungsvolle Thatsache wird durch die unmittelbare Beobachtung am Embryo des Menschen ebenso wie aller anderen Thiere direkt bewiesen. Aus dieser ontogenetischen Thatsache folgt aber nach dem biogenetischen Grundgeseße mit Sicherheit der folgenschwere phylogenetische Schluß, daß auch in der langen Stammesgeschichte unserer Vorfahren die höheren Sinnesorgane mit ihren speciellen Energien ursprünglich aus der Oberhaut niederer Thiere entstanden sind, aus einer einfachen Zellenschicht, die noch keine solchen differenzirten Sensillen enthielt.

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