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Inhalt des siebzehnten Kapitels.

Wachsender Gegensah zwischen moderner Naturerkenntniß und christlicher Weltanschauung. Der alte und der neue Glaube. Vertheidigung der vernünftigen Wissenschaft gegen die Angriffe des christlichen Aberglaubens, vor Allem gegen den Papismus. Vier Perioden in der Entwickelungsgeschichte des Christenthums. I. Das Urchristenthum (drei Jahrhunderte). Die vier kanonischen Evangelien. Die Episteln Pauli. II. Der Papismus (das ultramontane Christenthum). Rückschritt der Kultur im Mittelalter. Ultramontane Geschichtsfälschung. Papismus und Wissenschaft. Papismus und Christenthum. III. Die Reformation. Luther und Calvin. Das Jahrhundert der Aufklärung. IV. Das Scheinchristenthum des 19. Jahrhunderts. Die Kriegserklärung des Papstes gegen die Vernunft und Wissenschaft: I. Unfehlbarkeit. II. Encyklika. III. Unbefleckte Empfängniß

Titeratur.

Saladin (Stewart Roß), Jehovas gesammelte Werke. Eine kritische Untersuchung des jüdisch-christlichen Religions-Gebäudes auf Grund der Bibelforschung. Zürich (Leipzig, Fleischer) 1896.

S. E. Verus, Vergleichende Uebersicht (Vollständige Synopsis) der vier Evangelien in unverkürztem Wortlaut. Leipzig 1897.

David Strauß, Das Leben Jesu für das deutsche Volk. 1864. 11. Auflage. Bonn 1890.

Ludwig Feuerbach, Das Wesen des Christenthums. 1841. Vierte Auflage 1883.

Paul de Regla (P. Desjardin), Jesus von Nazareth vom wissenschaftlichen, geschichtlichen und gesellschaftlichen Standpunkt aus dargestellt. Leipzig 1894.

Thomas Buckle, Geschichte der Civilisation in England. 1857. Sechste deutsche Auflage. Leipzig 1881.

M. J. Savage, Die Religion im Lichte der Darwin'schen Lehre. Deutsch von Schramm. Leipzig 1886.

Eduard Hartmann, Die Selbstzerseßung des Christenthums. Berlin 1874.

Zu den hervorragenden Charakterzügen des scheidenden 19. Jahrhunderts gehört die wachsende Schärfe des Gegensaßes zwischen Wissenschaft und Christenthum. Das ist ganz natürlich und nothwendig; denn in demselben Maße, in welchem die siegreichen Fortschritte der modernen Naturerkenntniß alle wissenschaftlichen Eroberungen früherer Jahrhunderte überflügeln, ist zugleich die Unhaltbarkeit aller jener mystischen Weltanschauungen offenbar geworden, welche die Vernunft unter das Joch der sogenannten „Offenbarung" beugen wollten; und dazu gehört auch die christliche Religion. Je sicherer durch die moderne Astronomie, Physik und Chemie die Alleinherrschaft unbeugsamer Naturgefeße im Universum, durch die moderne Botanik, Zoologie und Anthropologie die Gültigkeit derselben Gefeße im Gesammtbereiche der organischen Natur nachgewiesen ist, desto heftiger sträubt sich die christliche Religion, im Vereine mit der dualistischen Metaphysik, die Geltung dieser Naturgeseße im Bereiche des sogenannten „Geisteslebens" anzuerkennen, d. h. in einem Theilgebiete der Gehirn-Physiologie.

Diesen offenkundigen und unversöhnlichen Gegensaß zwischen der modernen wissenschaftlichen und der überlebten christlichen Weltanschauung hat Niemand klarer, muthiger und unwiderleglicher bewiesen als der größte Theologe des 19. Jahrhunderts, David Friedrich Strauß. Sein leztes Bekenntniß: „Der

alte und der neue Glaube" (1872, neunte Auflage 1877) ist der allgemein gültige Ausdruck der ehrlichen Ueberzeugung aller derjenigen Gebildeten der Gegenwart, welche den unvermeidlichen Konflikt zwischen den anerzogenen, herrschenden Glaubenslehren des Christenthums und den einleuchtenden, vernunftgemäßen Offenbarungen der modernen Naturwissenschaft einsehen; aller derjenigen, welche den Muth finden, das Recht der Vernunft gegenüber den Ansprüchen des Aberglaubens zu wahren, und welche das philosophische Bedürfniß nach einer einheitlichen Naturanschauung empfinden. Strauß hat als ehrlicher und muthiger Freidenker weit besser, als ich es vermag, die wichtigsten Gegensäße zwischen „altem und neuem Glauben“ flargelegt. Die volle Unverföhnlichkeit zwischen beiden Gegensäßen, die Unvermeidlichkeit des Entscheidungskampfes zwischen beiden „auf Tod und Leben" hat von philosophischer Seite namentlich Eduard Hartmann nachgewiesen, in seiner interessanten Schrift über die Selbstzerseßung des Christenthums (1874). Wenn man die Werke von Strauß und Feuerbach, sowie die Geschichte der Konflikte zwischen Religion und Wissenschaft" von John William Draper (1875) gelesen hat, so könnte es überflüssig erscheinen, diesem Gegenstande hier ein besonderes Kapitel zu widmen. Troßdem wird es nüßlich und nothwendig sein, hier einen kritischen Blick auf den historischen Verlauf dieses großen Kampfes zu werfen, und zwar deshalb, weil die Angriffe der streitenden Kirche auf die Wissenschaft im Allgemeinen und auf die Entwickelungslehre im Besonderen in neuester Zeit besonders scharf und gefahrdrohend geworden sind. Auch ist leider die geistige Erschlaffung, welche sich neuerdings geltend macht, sowie die steigende Fluth der Reaktion auf politischem, socialem und kirchlichem Gebiete nur zu sehr ge= eignet, jene Gefahren zu verschärfen. Wollte Jemand daran zweifeln, so braucht er nur die Verhandlungen der christlichen

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Synoden und des Deutschen Reichstags in den lezten Jahren zu lesen. Im Einklang damit stehen die Bemühungen vieler weltlicher Regierungen, sich mit dem geistlichen Regimente, ihrem natürlichen Todfeinde, auf möglichst guten Fuß zu sehen, d. h. sich dessen Joche zu unterwerfen; als gemeinsames Ziel schwebt dabei den beiden Verbündeten die Unterdrückung des freien Gedankens und der freien wissenschaftlichen Forschung vor, mit dem Zwecke, sich auf diese Weise am leichtesten die absolute Herrschaft zu sichern.

Wir müssen ausdrücklich betonen, daß es sich hier um nothgedrungene Vertheidigung der Wissenschaft und der Vernunft gegen die scharfen Angriffe der christlichen Kirche und ihrer gewaltigen Heerschaaren handelt, und nicht etwa um unberechtigte Angriffe der ersteren gegen die leßteren. In erster Linie muß dabei unsere Abwehr gegen den Papismus oder Ultramontanismus gerichtet sein; denn diese „alleinselig machende" und für Alle bestimmte" katholische Kirche ist nicht allein weit größer und weit mächtiger als die anderen christlichen Konfessionen, sondern sie besigt vor Allem den Vorzug einer großartigen, centralisirten Organisation und einer unübertroffenen politischen Schlauheit. Man hört allerdings oft von Naturforschern und von anderen Männern der Wissenschaft die Ansicht äußern, daß der katholische Aberglaube nicht schlimmer sei als die anderen Formen des übernatürlichen Glaubens, und daß diese trügerischen „Gestalten des Glaubens" alle in gleichem Maße die natürlichen Feinde der Vernunft und Wissenschaft seien. Im allgemeinen theoretischen Princip ist diese Behauptung richtig, aber in Bezug auf die praktischen Folgen irrthümlich; denn die zielbewußten und rücksichtslosen Angriffe der ultramontanen Kirche auf die Wissenschaft, gestüßt auf die Trägheit und Dummheit der Volksmassen, sind vermöge ihrer mächtigen

Organisation ungleich schwerer und gefährlicher, als diejenigen aller anderen Religionen.

Entwickelung des Christenthums. Um die ungeheure Bedeutung des Christenthums für die ganze Kulturgeschichte, besonders aber seinen principiellen Gegensaß gegen Vernunft und Wissenschaft richtig zu würdigen, müssen wir einen flüchtigen Blick auf die wichtigsten Abschnitte seiner geschichtlichen Entwickelung werfen. Wir unterscheiden in derselben vier Hauptperioden: I. das Urchristenthum (die drei ersten Jahrhunderte), II. den Papismus (zwölf Jahrhunderte, vom vierten bis fünfzehnten), III. die Reformation (drei Jahrhunderte, vom sechzehnten bis achtzehnten), IV. das moderne Scheinchristenthum (im neunzehnten Jahrhundert).

I. Das Urchristenthum umfaßt die ersten drei Jahrhunderte. Christus selbst, der edle, ganz von Menschenliebe erfüllte Prophet und Schwärmer, stand tief unter dem Niveau der klassischen Kulturbildung; er kannte nur jüdische Tradition; er hat selbst keine einzige Zeile hinterlassen. Auch hatte er von dem hohen Zustande der Welterkenntniß, zu dem griechische Philosophie und Naturforschung schon ein halbes Jahrtausend früher sich erhoben hatten, keine Ahnung. Was wir daher von ihm und von seiner ursprünglichen Lehre wissen, schöpfen wir aus den wichtigsten Schriften des Neuen Testamentes, erstens aus den vier Evangelien und zweitens aus den paulinischen Briefen. Von den vier kanonischen Evangelien wissen wir jeßt, daß sie im Jahre 327 auf dem Koncil zu Nicäa durch 318 versammelte Bischöfe aus einem Haufen von widersprechenden und gefälschten Handschriften der drei ersten Jahrhunderte ausgesucht wurden. Auf die weitere Wahlliste kamen vierzig, auf die engere vier Evangelien. Da sich die streitenden, boshaft sich schmähenden Bischöfe über die Auswahl nicht einigen konnten, beschloß man (nach dem Synodikon des Pappus) die Aus

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