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Zwanzigstes Kapitel.

Lösung der Welträthsel.

Rückblick auf die Fortschritte der wissenschaftlichen Welterkenntniß im neunzehnten Jahrhundert. Beantwortung der Welträthsel durch die monistische Naturphilosophie.

,,Weite Welt und breites Leben,
Langer Jahre redlich Streben,
Stets geforscht und stets gegründet,

Nie geschlossen, oft geründet,

Aeltestes bewahrt mit Treue,

Freundlich aufgefaßtes Neue,

Heitern Sinn und reine Zwecke,

Nun! Man kommt wohl eine Strede."

Goethe.

Inhalt des zwanzigßten Kapitels.

Rückblick auf die Fortschritte des 19. Jahrhunderts in der Lösung der Welträthsel. I. Fortschritte der Astronomie und Kosmologie. Physikalische und chemische Einheit des Universum. Metamorphose des Kosmos. Entwickelung der Planeten - Systeme. Analogie der phylogenetischen Processe auf der Erde und auf anderen Planeten. Organische Bewohner anderer Weltkörper. Periodischer Wechsel der Weltenbildung. II. Fortschritte der Geologie und Paläontologie. Neptunismus und Vulkanismus. KontinuitätsLehre. III. Fortschritte der Physik und Chemie. IV. Fortschritte der Biologie. Zellen - Theorie und Descendenz - Theorie. V. Anthropologie. Ursprung des Menschen. Allgemeine Schlußbetrachtung.

Titeratur.

Zur

Wolfgang Goethe, Faust. Gott und Welt. Prometheus.
Naturwissenschaft im Allgemeinen. Stuttgart 1780-1830.
Alexander Humboldt, Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung.
4 Bände. Stuttgart 1845-1854.

Carus Sterne (Ernst Krause), Werden und Vergehen. Eine Entwickelungsgeschichte des Naturganzen in gemeinverständlicher Fassung. Vierte Auflage. Berlin 1899.

Wilhelm Bölsche, Entwickelungsgeschichte der Natur. 2 Bände. (Mit über tausend Abbildungen.) Neudamm 1896.

Julius Hart, Der neue Gott. Ein Ausblick auf das neue Jahrhundert. Leipzig 1899.

J. G. Vogt, Entstehen und Vergehen der Welt auf Grund eines einheitlichen Substanz-Begriffes. Zweite Auflage. Leipzig 1897.

Gideon Spicker, Der Kampf zweier Weltanschauungen. Eine Kritik der alten und neuesten Philosophie, mit Einschluß der christlichen Offenbarung. Stuttgart 1898.

Ludwig Büchner, Am Sterbelager des Jahrhunderts. Blicke eines freien Denkers aus der Zeit in die Zeit. Gießen 1898.

Ernst Haeckel, Natürliche Schöpfungsgeschichte. Gemeinverständliche wissen. schaftliche Vorträge über die Entwickelungslehre. 2 Theile. 1868. Neunte Auflage. Mit 30 Tafeln. Berlin 1898.

Am Ende unserer philosophischen Studien über die Welt

räthsel angelangt, dürfen wir getrost zur Beantwortung der schwerwiegenden Frage schreiten: Wie weit ist uns deren Lösung gelungen? Welchen Werth besißen die ungeheuren Fortschritte, welche das scheidende 19. Jahrhundert in der wahren NaturErkenntniß gemacht hat? Und welche Aussicht eröffnen sie uns für die Zukunft, für die weitere Entwickelung unserer Weltanschauung im 20. Jahrhundert, an dessen Schwelle wir stehen? Jeder unbefangene Denker, der die thatsächlichen Fortschritte unserer empirischen Kenntnisse und die einheitliche Klärung unseres philosophischen Verständnisses derselben einigermaßen übersehen kann, wird unsere Ansicht theilen: das neunzehnte Jahrhundert hat größere Fortschritte in der Kenntniß der Natur und im Verständniß ihres Wesens herbeigeführt als alle früheren Jahrhunderte; es hat viele große Welträthsel“ gelöst, die an seinem Beginne für unlösbar galten; es hat uns neue Gebiete des Wissens und Erkennens entdeckt, von deren Eristenz der Mensch vor hundert Jahren noch keine Ahnung hatte. Vor Allem aber hat es uns das erhabene Ziel der monistischen Kosmologie klar vor Augen gestellt und den Weg gezeigt, auf welchem allein wir uns demselben nähern können, den Weg der erakten empirischen Erforschung der Thatsachen und der kritischen genetischen Erkenntniß ihrer Ursachen. Das abstrakte

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große Gesez der mechanischen Kausalität, für welches unser kosmologisches Grundgeset, das SubstanzGese, nur ein anderer konkreter Ausdruck ist, beherrscht jezt das Universum ebenso wie den Menschengeist; es ist der sichere, unverrückbare Leitstern geworden, dessen klares Licht uns durch das dunkle Labyrinth der unzähligen einzelnen Erscheinungen den Pfad zeigt. Um uns davon zu überzeugen, wollen wir einen flüchtigen Rückblick auf die erstaunlichen Fortschritte werfen, welche die Hauptzweige der Naturwissenschaft in diesem denkwürdigen Zeitraum gemacht haben.

I. Fortschritte der Astronomie. Die Himmelskunde ist die älteste, ebenso wie die Menschenkunde die jüngste Naturwissenschaft. Ueber sich selbst und sein eigenes Wesen kam der Mensch erst in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts zu voller Klarheit, während er in der Kenntniß des gestirnten Himmels, der Planeten-Bewegungen u. s. w. schon vor 4500 Jahren erstaunliche Kenntnisse besaß. Die alten Chinesen, Inder, Egypter und Chaldäer kannten im fernen Morgenlande schon damals die sphärische Astronomie genauer als die meisten „gebildeten“ Christen des Abendlandes viertausend Jahre später. Schon im Jahre 2697 vor Chr. wurde in China eine Sonnenfinsterniß astronomisch beobachtet und 1100 Jahre vor Chr. mittels eines Gnomons die Schiefe der Ekliptik bestimmt, während Christus selbst (der Sohn Gottes!") bekanntlich gar keine astronomischen Kenntnisse besaß, vielmehr Himmel und Erde, Natur und Mensch von dem beschränktesten geocentrischen und anthropocentrischen Standpunkte aus beurtheilte. Als größter Fortschritt der Astronomie wird allgemein und mit Recht das heliocentrische Weltsystem des Kopernikus betrachtet, dessen großartiges Werk: De revolutionibus orbium coelestium" selbst die größte Revolution in den Köpfen der denkenden Menschen hervorrief. Indem er das herrschende geocentrische

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Fortschritte der Kosmologie.

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Weltsystem des Ptolemäus stürzte, entzog er zugleich der reinen christlichen Weltanschauung den Boden, welche die Erde als Mittelpunkt der Welt und den Menschen als gottgleichen Beherrscher der Erde betrachtete. Es war daher nur folgerichtig, daß der christliche Klerus, an seiner Spiße der römische Papst, die neue unschäßbare Entdeckung des Kopernikus auf's Heftigste bekämpfte. Troydem brach sie sich bald vollständig Bahn, nachdem Kepler und Galilei darauf die wahre „Mechanik des Himmels" gegründet und Newton ihr durch seine GravitationsTheorie die unerschütterliche mathematische Basis gegeben hatte (1686).

Ein weiterer gewaltiger und das ganze Universum umfassender Fortschritt war die Einführung der EntwickelungsIdee in die Himmelskunde; er geschah 1755 durch den jugendlichen Kant, der in seiner kühnen Allgemeinen Naturgeschichte und Theorie des Himmels nicht nur die Verfassung", sondern auch den mechanischen Ursprung“ des ganzen Weltgebäudes nach Newton's Grundsäßen“ abzuhandeln unternahm. Durch das großartige Système du monde" von Laplace, der unabhängig von Kant auf dieselben Vorstellungen von der Weltbildung gekommen war, wurde dann 1796 diese neue Mécanique céleste" so fest begründet, daß es scheinen konnte, unserem 19. Jahrhundert sei auf diesem größten Erkenntniß-Gebiete nichts wesentlich Neues von gleicher Bedeutung mehr vorbehalten. Und doch bleibt ihm der Ruhm, auch hier ganz neue Bahnen eröffnet und unseren Blick in's Universum unendlich erweitert zu haben. Durch die Erfindung der Photographie und Photometrie, vor Allem aber der Spektral-Analyse (durch Bunsen und Kirchhoff, 1860) wurden die Physik und Chemie in die Astronomie eingeführt und dadurch kosmologische Aufschlüsse von größter Tragweite gewonnen. Es ergab sich nun mit Sicherheit, daß die Materie

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