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nächst aus dem befruchteten Ei hervorgeht, und welche allein aus diesen beiden primären Keimblättern besteht, nannte ich Darmlarve oder Becherkeim (Gastrula); ihr becherförmiger zweischichtiger Körper umschließt ursprünglich eine einfache verdauende Höhle, den Urdarm (Progaster oder Archenteron), und dessen einfache Oeffnung ist der Urmund (Prostoma oder Blastoporus). Dies sind die ältesten Organe des vielzelligen Thierkörpers, und die beiden Zellenschichten seiner Wand, einfache Epithelien, sind seine ältesten Gewebe; alle anderen Organe und Gewebe sind erst später (sekundär) daraus hervorgegangen. VI. Aus dieser Gleichartigkeit oder Homologie der Gastrula in sämmtlichen Stämmen und Klassen der Gewebthiere zog ich nach dem biogenetischen Grundgeseße (S. 93) den Schluß, daß alle Metazoen ursprünglich von einer gemeinsamen Stammform abstammen, Gasträa, und daß diese uralte (laurentische), längst ausgestorbene Stammform im Wesentlichen die Körperform und Zusammenseßung der heutigen, durch Vererbung erhaltenen Gastrula besaß. VII. Dieser phylo genetische Schluß aus der Vergleichung der ontogenetischen Thatsachen wird auch dadurch gerechtfertigt, daß noch heute einzelne Gasträaden eristiren (Gastremarien, Cyemarien, Physemarien), sowie älteste Formen anderer Thierstämme, deren Organisation sich nur sehr wenig über diese Lezteren erhebt (Olynthus unter den Spongien, Hydra, der gemeine SüßwasserPolyp, unter den Nesselthieren, Convoluta und andere Kryptocoelen, als einfachste Strudelwürmer, unter den Plattenthieren). VIII. Bei der weiteren Entwickelung der verschiedenen Gewebthiere aus der Gastrula sind zwei verschiedene Hauptgruppen zu unterscheiden: Die älteren Niederthiere (Coelenteria oder Acoelomia) bilden noch keine Leibeshöhle und besißen weder Blut noch After; das ist der Fall bei den Gasträaden, Spongien, Nesselthieren und Plattenthieren. Die jüngeren Oberthiere

(Coelomaria oder Bilateria) hingegen besißen eine echte Leibeshöhle und meistens auch Blut und After; dahin gehören die Wurmthiere (Vermalia) und die höheren, typischen Thierstämme, welche sich später aus diesen entwickelt haben, die Sternthiere, Weichthiere, Gliederthiere, Mantelthiere und Wirbelthiere.

Das sind die wesentlichsten Lehrsäße meiner GasträaTheorie, deren ersten Entwurf (1872) ich später weiter ausgeführt und in einer Reihe von „Studien zur Gasträa-Theorie" (1873-1884) fester zu begründen mich bemüht habe. Obgleich dieselbe Anfangs fast allgemein abgelehnt und während eines Decenniums von zahlreichen Autoritäten heftig bekämpft wurde, ist fie doch gegenwärtig (seit etwa 15 Jahren) von allen sachkundigen Fachgenossen angenommen. Sehen wir nun, welche weitreichenden Schlüsse sich aus der Gasträa-Theorie und der Keimesgeschichte überhaupt für unsere Hauptfrage, die „Stellung des Menschen in der Natur" ergeben.

Eizelle und Samenzelle des Menschen. Das Ei des Menschen ist, wie das aller anderen Gewebthiere, eine einfache Zelle, und diese kleine kugelige Eizelle (von nur 0,2 mm Durchmesser) hat genau dieselbe charakteristische Beschaffenheit, wie diejenige aller anderen, lebendig gebärenden Säugethiere. Die kleine Plasmakugel ist nämlich von einer dicken, durchsichtigen, fein radial gestreiften Eihülle umgeben (Zona pellucida); auch das kleine, kugelige Keimbläschen (der Zellenkern), das vom Plasma (dem Zellenleib) eingeschlossen ist, zeigt dieselbe Größe und Beschaffenheit, wie bei den übrigen Mammalien. Dasselbe gilt von den beweglichen Spermien oder Samenfäden des Mannes, den winzig kleinen, fadenförmigen Geißelzellen, welche sich zu Millionen in jedem Tröpfchen des schleimartigen männlichen Samens (Sperma) finden; sie wurden früher wegen. ihrer lebhaften Bewegung für besondere „Samen thierchen" (Spermatozoa) gehalten. Auch die Entstehung dieser beiden

wichtigen Geschlechts- Zellen in der Geschlechts- Drüse (Gonade) ist dieselbe beim Menschen und den übrigen Säugethieren; sowohl die Eier im Eierstock des Weibes (Ovarium), als die Samenfäden im Hoden oder Samenstock des Mannes (Spermarium) entstehen überall auf dieselbe Weise, aus Zellen, welche ursprünglich vom Cölom-Epithel abstammen, von der Zellenschicht, welche die Leibeshöhle auskleidet.

Empfängniß oder Befruchtung (Conception, Foecundation). Der wichtigste Augenblick im Leben jedes Menschen, wie jedes anderen Gewebthieres, ist das Moment, in welchem seine individuelle Existenz beginnt; es ist der Augenblick, in welchem die Geschlechtszellen der beiden Eltern zusammentreffen und zur Bildung einer einzigen einfachen Zelle verschmelzen. Diese neue Zelle, die „befruchtete Eizelle", ist die individuelle Stammzelle (Cytula), aus deren wiederholter Theilung die Zellen der Keimblätter und die Gastrula hervorgehen. Erst mit der Bildung dieser Cytula, also mit dem Vorgange der Befruchtung selbst, beginnt die Existenz der Person, des selbständigen Einzelwesens. Diese ontogenetische Thatsache ist überaus wichtig, denn aus ihr allein schon lassen sich die weitreichendsten Schlüsse ableiten. Zunächst folgt daraus die klare Erkenntniß, daß der Mensch, gleich allen anderen Gewebthieren, alle persönlichen Eigenschaften, körperliche und geistige, von seinen beiden Eltern durch Vererbung erhalten hat; und weiterhin die inhaltschwere Ueberzeugung, daß die neue, so entstandene Person unmöglich Anspruch haben kann, unsterblich“ zu sein.

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Die feineren Vorgänge bei der Empfängniß und der geschlechtlichen Zeugung überhaupt sind daher von allerhöchster Wichtigkeit; sie sind uns in ihren Einzelheiten erst seit 1875 bekannt geworden, seit Oscar Hertwig, mein damaliger Schüler und Reisebegleiter, in Ajaccio auf Corsica seine bahnbrechenden Untersuchungen über die Befruchtung der Thier-Eier

an den Seeigeln begann. Die schöne Hauptstadt der RosmarinInsel, in welcher der große Napoleon 1769 geboren wurde, war auch der Ort, an welchem zuerst die Geheimnisse der thierischen Empfängniß in den wichtigsten Einzelheiten genau beobachtet wurden. Hertwig fand, daß das einzige wesentliche Ereigniß bei der Befruchtung die Verschmelzung der beiden Geschlechtszellen und ihrer Kerne ist. Von den Millionen männlicher Geißelzellen, welche die weibliche Eizelle umschwärmen, dringt nur eine einzige in deren Plasmakörper ein. Die Kerne beider Zellen, der Spermakern und der Eikern, werden durch eine geheimnißvolle Kraft, die wir als eine chemische, dem Geruch verwandte Sinnesthätigkeit deuten, zu einander hingezogen, nähern sich und verschmelzen mit einander. So entsteht durch die sinnliche Empfindung der beiden Geschlechts-Kerne, in Folge von erotischem Chemotropismus", eine neue Zelle, welche die erblichen Eigenschaften beider Eltern in sich vereinigt; der Sperma-Kern überträgt die väterlichen, der Eikern die mütterlichen Charakter-Züge auf die Stammzelle, aus der sich nun das Kind entwickelt; das gilt ebenso von den körperlichen, wie von den sogenannten geistigen Eigenschaften.

Keimanlage des Menschen. Die Bildung der Keimblätter durch wiederholte Theilung der Stammzelle, die Entstehung der Gastrula und der weiterhin aus ihr hervorgehenden Keimformen geschieht beim Menschen genau so wie bei den übrigen höheren Säugethieren, unter denselben eigenthümlichen Besonderheiten, welche diese Gruppe vor den niederen Wirbelthieren auszeichnen. In früheren Perioden der Keimesgeschichte. sind diese Special-Charaktere der Placentalien noch nicht ausgeprägt. Die bedeutungsvolle Keimform der Chordula oder „Chordalarve", die zunächst aus der Gastrula entsteht, zeigt bei allen Vertebraten im Wesentlichen die gleiche Bildung: ein einfacher gerader Arenstab, die Chorda, geht der Länge nach durch

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die Hauptare des länglichrunden, schildförmigen Körpers (des „Keimschildes"); oberhalb der Chorda entwickelt sich aus dem äußeren Keimblatt das Rückenmark, unterhalb das Darmrohr. Dann erst erscheinen zu beiden Seiten, rechts und links vom Arenstab, die Ketten der Urwirbel", die Anlagen der Muskelplatten, mit denen die Gliederung des Wirbelthier-Körpers beginnt. Born am Darm treten beiderseits die Kiemenspalten auf, die Deffnungen des Schlundes, durch welche ursprünglich bei unsern Fisch-Ahnen das vom Munde aufgenommene Athemwasser an den Seiten des Kopfes nach außen trat. In Folge zäher Vererbung treten diese Kiemenspalten, die nur bei den fischartigen, im Wasser lebenden Vorfahren von Bedeutung waren, auch heute noch beim Menschen wie bei allen übrigen Vertebraten auf; sie verschwinden später. Selbst nachdem schon am Kopfe die fünf Hirnblasen, seitlich die Anfänge der Augen und Ohren, sichtbar geworden, nachdem am Rumpfe die Anlagen der beiden Beinpaare in Form rundlicher platter Knospen aus dem fischartigen Menschenkeim hervorgesproßt sind, ist dessen Bildung derjenigen anderer Wirbelthiere noch so ähnlich, daß man sie nicht unterscheiden kann.

Aehnlichkeit der Wirbelthier- Keime. Die wesentliche Uebereinstimmung in der äußeren Körperform und dem inneren Bau, welche die Embryonen des Menschen und der übrigen Vertebraten in dieser früheren Bildungs- Periode zeigen, ist eine embryologische Thatsache ersten Ranges; aus ihr lassen sich nach dem biogenetischen Grundgeseße die wichtigsten Schlüsse ableiten. Denn es giebt dafür keine andere Erklärung, als die Annahme einer Vererbung von einer gemeinsamen Stammform. Wenn wir sehen, daß in einem bestimmten Stadium die Keime des Menschen und des Affen, des Hundes und des Kaninchens, des Schweines und des Schafes zwar als höhere Wirbelthiere erkennbar, aber sonst nicht zu unterscheiden

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