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kann, sich auf das Volk zu flüßen, also seine Beherrschung vollftändig in ihre Gewalt zu bringen. Nun aber haben von jeher die Klöster weit entschiedneren Einfluß auf das Volk gehabt, als die Weltgeistlichen. Man wird daher auch den Kampf und die Reibung nicht scheuen, welche zwischen Ordens- und Weltgeistlichen Statt finden wird; man wird die Klöster mehren und namentlich diese Orden fördern, welche ein so entschiedenes Interesse an der Verbreitung der Lehre von der allerseligsten Jungfrau Maria, die ja immer mit den hierarchischen Interes fen in Verbindung steht, zu allen Zeiten genommen haben. So werden wir auch die Redemptoristen und vielleicht auch ihre Brüder, die Jesuiten, wieder bekommen und sie werden sich weis ter ausbreiten, als bisher. Man glaube nicht, daß es an den Mitteln fehlen wird. Wer die Praxis der katholischen Bischöfe kennt, ihren Geistlichen Zwangssteuern aufzulegen und die Stellen unter gewissen Bedingungen zu verleihen, die freilich nicht im Geseze stehen, aber doch von den Geistlichen hingenommen werden müssen; wer in das Triebrad dieser Dinge hineingesehen und bemerkt hat, mit welch reichen Zinsen die Bemühungen der Pfarrer zurückkehren, welche für solche von den Bischöfen begünstigte Anstalten geschehen: der weiß auch, daß hier mit eis ner gewissen erzwungenen Freiwilligkeit noch weit mehr ges schehen kann, um die Lieblingszwecke zu fördern.

Aber wenn auch die nächste Zeit vielleicht den Orden gün ftig werden mag, damit ist noch nicht gesagt, daß sie immerført im Wachsen seyen, daß sie zu einer eigentlichen Blüthe gelangen werden. Diese Orden find entschieden hinter der Zeit, und darum können sie nie mehr die Zeit beherrschen. Damit huldigen wir keineswegs dem, was man gewöhnlich Zeitgeist nennt. Wir glauben, es liegen in der Bewegung der Zeit stets wahre und falsche Elemente, und nicht blos die Lüge, sondern auch Wahrheit seht ihre Errungenschaften in der Zeit ab. Und diese wahren Zeitgedanken werden jenem Gesegeswesen widerstreben und werden es vernichten. Es wäre auch traurig, so wir glau

ben müßten, die Wahrheit mache nie irgend einen ihrer Gedanken zu einem universelleren Eigenthume der Welt. Nein das ist der Sieg des Geistes Gottes über die Welt, daß diese, ob sie schon in der Gabe den Geber nicht erkennen noch viel weniger ihm dafür danken mag, dennoch die Gaben des Geistes in sich aufnehmen muß. In einzelnen Menschenherzen kann das Christenthum bald in dieser, bald in jener Zeit vollkommen schon entwickelt seyn, und in längst vergangenen Jahren schon an eis ner einzelnen Persönlichkeit Ideen verwirklicht haben, welche die allgemeine Weltgeschichte jezt erst in sich aufnimmt: aber in dem Gange der allgemeinen Entwicklung geht es einen allmählichen Weg und streuet nach und nach seine Gedanken der Zeitbewes gung ein: und das heißt dann die Welt die Bildung der neuen Zeit; für den Christen aber ist es eine alte Wahrheit. Wie lange hat es z. B. gebraucht, bis religiöse Freiheit Aller erfämpft wurde, wie lange haben unsere Väter nur um das Gut ringen müssen, einen mit dem katholischen noch so verwandten Glauben üben zu dürfen: und doch liegt diese Freiheit nach der Lehre des Christenthums so klar vor. Wenn nun dieser Gedanke sich in unsern Tagen geltend gemacht hat, so kann man doch wohl sagen, daß der Zeitgeist auch einen Gedanken des Christenthums in sich trage: und so verhält es sich eben nicht blos mit einem Gedanken, sondern mit vielen, obwohl sie allerdings nicht immer rein an das Tageslicht treten.

Dazu gehört denn auch die Ueberzeugung, daß diese Façon, die Leute zu befehren, wie sie der Redemptorist ausübt, nicht die rechte sey; und darum billigen wir die Aeußerung des Herausgebers, wenn er sagt: „Wir müssen zurückschrecken vor der Methode der Heiligmachung der Menschheit, bei welcher jeder Pulsschlag eines warmen und frischen Lebens in Stockung geräth." Diese scheinheilige, innerlich verdorbene, mit frommer Maske und ungereinigtem Herzen einherziehende Frömmigkeit kann nicht mehr gedeihen, wo Alles nach einem mehr öffentlihen Leben ringt, wo man immermehr alle Verhältnisse in den

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Gesichtskreis des einzelnen Individuums ziehen will. Es giebt allerdings im Leben der Völker verschiedene Alter, und das deutsche Volk hat auch ein Kindesalter gehabt; und wer wollte es verleugnen, daß damals diese Orden Manches nügen konnten? Aber man darf nicht jede Zeit in derselben Art behandeln wollen, sonst rächt sich das, wie wir dies bei jenen Orden erlebt haben. Die Heuchelei ist durch sie gefördert worden und viele Schlechte haben die Maske der Frömmigkeit angenommen, aber der Sturm ist hereingebrochen und Vieler Herzensgedanken find klar geworden. Möge man auch darin nicht die Winke Gottes in der Geschichte überhören!

Aphorismen über Wort und Sakrament.

Die Lehre von den Gnadenmitteln der christlichen Kirche gehört unstreitig zu denen, über welche zur vollen Klarheit zu kommen, ein wesentliches Bedürfniß der Gegenwart ist. Namentlich gilt dies von den Sakramenten, in ihrem Verhältniß zum Wort. Denn wie gründliche Untersuchungen auch über beide Gnadenmittel vorliegen, ihr gegenseitiges Verhältniß ist noch nicht so überzeugend dargelegt, daß man sagen könnte, es habe sich ein allgemeiner Konsensus darüber unter uns gebildet. Und davon wird der Grund nur in einem noch mangelhaften Verständniß der Eigenthümlichkeit des Sakramentes liegen. Man hat weithin das Gefühl, daß hier noch etwas fehle; am meiften unter den lutherischen Theologen. Das aber gereicht der lutherischen Theologie so wenig zur Unehre, daß es vielmehr ein gutes Zeugniß für sie ist. Unsere Kirche hat sich nicht begnügt, den Begriff des Sakraments nur äußerlich zu fassen, sie ift in die Tiefen der Schrift hinabgestiegen und hat aus ihr

Wesen und Form dieses Mysteriums zu ergründen versucht. So hat sie eine eben so reiche als tiefe Erkenntniß davon gewonnen; aber dieser Reichthum drängt zur weitern Entwicklung fort; ihr Dogma vom Sakrament ist noch nicht nach allen Seiten hin abgeschlossen, es will sich erst in seiner vollen Bedeutung ers schließen. Die nachfolgende Untersuchung möchte einen, wenn auch geringen Beitrag zu den Versuchen geben, die bereits von mehrern Seiten her in dieser Richtung angestellt worden sind. Sie sezt die Lehre unsrer Kirche als Grundlage voraus.

Beginnen wir damit, uns über den Stand der Sache zu orientiren, und die Punkte, worauf es ankommt, aufzusuchen.

Die Reformatoren gingen bekanntlich bei ihrer Auffassung des Sakraments zunächst von der Augustinischen Definition aus; sacramentum est signum rei sacrae sive invisibilis gratiae forma visibilis; es stellt dieselbe neutestamentliche Gnade, die gratia evangelica, welche das Wort bezeugt, in äußer lichen Zeichen und Cerimonien anschaulich vor Augen, und ist insofern, wie derselbe Augustin sagt, ein verbum visibile; quia ritus oculis accipitur et est quasi pictura verbi, idem significans quod verbum; daher denn die nähere Erflärung: Sacramenta vocamus ritus, qui habent mandatum Dei et quibus addita est promissio gratiae. Apolog. p. 200. Zweck dieser gottgeordneten Ritus ist, die neutestamentliche Gnade dem Menschen gleichsam verkörpert darzubieten, durch die sichtbaren Zeichen, an die sie hier geknüpft ist, zu befiegeln, damit er sie desto leichter im Glauben fassen, desto zuversichtlicher sich aneignen könne. Oblatio, collatio, applicatio, obsignatio gratiae evangelicae. Deshalb ist zum Saframent ein Zwiefaches erforderlich: das äußerliche Zeichen und die daran geknüpfte Verheißung der Gnade (signa vel ritus, quibus addita est promissio gratiae, Apolog. 276. ff.), oder, was davon nicht wesentlich verschieden ist: elementum et verbum (Catech. M. v. der Taufe p. 536. 538); denn wie man unter dem ritus das zum sakramentlichen Gebrauch geordnete irdische

Element mitbegriff, so auch unter legterem den erstern. In diesem Sinne sagte man z. B. von der Taufe: baptismum aqua et verbo constare, und es war daher nur eine nähere Bestimmung dieser Erklärung, wenn man den ritus selbst noch als drittes Moment hinzufügte: requiritur ad sacramentum 1) ut sit ritus a Deo constitutus, 2) ut habeat elementum visibile, divinitus praescriptum, 3) ut habeat promissionem gratiae. Diese Verheißung, welche also das Unsichtbare, Himmlische im Sakrament ist, hat zum wesentlichen Inhalt jene Heilsgnade, welche von Chriftus für Alle erworben, durch's Evangelium Allen angeboten wird und deren eigentliches Centrum die remissio peccatorum ist. Da nun das Sakrament, wie gesagt, den Zweck hat, diese Gnade dem Einzelnen zu appliciren. und zu besiegeln, so fällt seine Wirkung mit der des Wortes zusammen: idem effectus verbi et sacramentorum; Apol. 201. So Luther und Melanchthon, so auch noch Chemnig im Examen c. Trid.: Quia Deus in iis, quae ad salutem. nostram pertinent, per certa media vult nobiscum agere et hunc usum ipse ordinavit et instituit verbum promissionis evangelii, quod aliquando simpliciter per se sive nudum proponitur, aliquando vero vestitum seu visibile factum, certis a Deo institutis ritibus seu sacramentis.

Wir sehen, es ist das Bewußtseyn der Rechtfertigung, von dem die Väter unserer Kirche ausgehen; es ist ihnen auch beim Sakrament um die Aneignung und Besieglung jener freien Gnade zu thun, in der sie ihren einigen Trost und ihre ganze Selig= feit haben, und um die Stärkung jenes Glaubens, der das einige Mittel für die Aneignung dieser Gnade ist. Was auch sonst noch die Sakramente bedeuten, welche besonderen Gaben sie etwa gewähren, das tritt ihnen Alles hinter die Eine große Hauptsache zurück; die Sakramente sind ihnen media sive or→ gana conferendae et obsignandae gratiae (Baier 639); daher ihre Gleichheit mit dem Wort. Mit Recht; denn ihr legter Zweck kann kein anderer, als der bezeichnete seyn..

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