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Schrift erkennen, und in welcher Weise und in welchem Maße ist die Schrift ein entsprechendes Denkmal des richtig gewürdig ten Volks und seiner Geschichte?

In Israel ist Jesus erschienen, in Israel hat die christliche Gemeinde ihren Anfang genommen. Also ist es Gottes Wille gewesen, das Heil der Welt in israelitischer Volksgestalt zu offenbaren. Er wird also diese Volksgestalt so haben werden lassen, daß sie geeignet war, zur Offenbarung des Heils der Menschheit zu dienen: die ganze Geschichte dieses Volks wird hierauf abgezielt haben. Dies nachzuweisen, ist Aufgabe der biblischen Geschichte. Ausgehend von derjenigen Erkenntniß Jesu und seiner Gemeinde, welche eine Frucht der wissenschaftlichen Selbsterkenntniß des Christen ist, wird man inne werden, daß die vorchriftliche Geschichte Israel's Vorbereitung und Vorbikdung Jesu und seiner Gemeinde, und die Offenbarung Jesu und Entstehung seiner Gemeinde Vollziehung des dort Vorbereiteten und Vorgebildeten gewesen ist.

Bei dieser wissenschaftlichen Thätigkeit gebraucht man die heilige Schrift nur erst als geschichtliche Quelle. Sie will aber auch in ihrem Verhältnisse zur heiligen Geschichte erkannt und dargestellt seyn, nachdem leztere aus ihr gewonnen worden. Die so entstehende Wissenschaft der Schrift, für deren Bau die gegenwärtige Theologie nur Vereinzeltes und Zerstreutes bietet, wird zu der Einsicht gelangen und führen, daß die Gesammtheit dieser Bücher vollständiges und entsprechendes Denkmal der heiligen Geschichte ist. Um dies zu seyn, muß sie nicht nur die Thatsachen dieser Geschichte in der Wahrheit ihres Wesens und der Folgerichtigkeit ihres Fortschreitens erzählen, sondern auch die aus ihnen und über sie gewonnenen Einsichten, und die Aeußerungen eines ihnen angemessenen Verhaltens mittheilen. Denn die chriftliche Gemeinde ist nicht bloß ein Werk Gottes, sie kennt und versteht und verhält sich auch als solches: und eben so findet sich in der heiligen Geschichte, an welcher die chriftliche Gemeinde ihre Verausschung hat, nicht bloß götle

liches Thun, sondern auch Verständniß desselben und ein so diesem wie jenem angemessenes Verhalten.

Finden wir nun die heilige Schrift so beschaffen, wie wir annehmen, so enthält sie ja alle Vorausseßungen der chriftlichen Gemeinde in das ihnen entsprechende Wort gefaßt: sie ist somit das geschlossene Denkmal dieser Voraussegungen. Dann muß sie aber mit dieser Bestimmung von demselben Geiste gewirkt seyn, welchem die chriftliche Gemeinde ihr Daseyn verdankt, und wir haben sie als das Wort Gottes an diese Gemeinde anzusehen. Für den einzelnen Christen mag sie Gottes Wort nur enthalten, oder nur ein Wort Gottes seyn: für die Kirche ist sie das Wort Gottes. Denn weder kann der Kirche ein Bedürfniß entstehen, welchem die so beschaffene Schrift nicht genügte; noch kann legtere etwas enthalten, dessen erstere nicht bedürfte: wobei natürlich immer bedacht seyn will, daß die Schrift keine Sammlung von Sprüchen oder Lehrsägen oder Gesegbestimmungen ist, damit man Einzelnheiten nie anders, als in ihrem Zusammenhange würdige.

Die Kirche hat das Christliche oder die Thatsache der Wiedergeburt in der Gestalt des Gemeinlebens zur Darstellung zu bringen. Da nun die hiezu nöthigen Bewegungen des Gemeinlebens und Bethätigungen des Berufslebens durch die Kenntniß aller Vorbedingnisse dieser gegenwärtigen Heilsgestalt geleitet seyn wollen, indem man, um die Gegenwart zu verstehen und der Zukunft entgegenzuführen, der Vergangenheit mächtig seyn muß, auf welcher jene ruht: so bedarf die Kirche einer geschlossenen Kenntniß alles dessen, was zur Vorgeschichte der gegenwärtigen Heilsgestalt gehört, damit sie sich in allen Richtungen ihrer Entwickelung, bei allen Fortschritten ihrer Selbstdarstellung darnach bemesse und regle, und Jeder, welcher Beruf hat, bei Fortführung ihrer Geschichte thätig zu seyn, nach Maßgabe seines Berufs Einsicht daraus gewinne. Daß die heilige Schrift solche Kenntniß biete, haben wir freilich nicht bewiesen, sondern nur auf Voraussegungen hin angenommen. Es mag aber hier

genügen, daß wir gefunden haben, was sich allem Anscheine nach von der Schrift erwarten lasse. Denn so sehen wir uns doch veranlaßt, einen Versuch zu machen, ob nicht der auseinandergelegte Inhalt des persönlichen Heils mit dem übereinslimme, was die Schrift bietet.

Was den Christen zum Christen macht, wissenschaftlich zu erkennen und auszusagen, ist auch ein Beruf in der Gemeinde. Wenn also die Schrift das wirklich ist, wofür wir sie vorläufig zu halten Ursache haben; so wird sie auch diesem Berufe ihren Dienst leisten. Indem sie der wissenschaftlichen Selbstaussage des Christen durchweg zur Seite bleibt, und dieselbe immer so berichtigt oder bestätigt, daß das Zeugniß des heiligen Geistes in uns damit zusammenstimmt: erweißt sie sich als vollständige und entsprechende Darlegung des Chriftlichen in ihrer Art, als das Wort Gottes an die Gemeinde, welchem das Recht zusteht, die wissenschaftliche Selbstaussage des Christen zu bestätigen oder zu berichtigen.

So bilden denn Schrift und Kirche zusammen mit der unmittelbaren Gewißheit der Wiedergeburt das dreifach einige Zeugniß des heiligen Geistes, welches erst der volle Beweis für die wissenschaftliche Selbstaussage des Christen ist. Jedes dieser drei Zeugnisse steht in einem andern Verhältnisse zu dem, was bezeugt wird. Das in uns ist zugleich der Ursprung, woraus das zu Bezeugende hergeleitet worden; das in der Kirche ist zugleich das Mittel, durch welches die Wiedergeburt in uns zu Stande gekommen; das in der Schrift ist zugleich die Regel, nach welcher sich die kirchliche Verkündigung gerichtet. Hiernach bestimmt sich die verschiedene und doch gleich große Bedeutung derselben. Jedes kann einzeln mißverstanden werden. Ich kann den Widerspruch überhören, welchen das erste gegen einen aus ihm hergeleiteten Sah erhebt; ich kann mich vergreifen in der Würdigung der Stimmen, welche in der Kirche über denselben laut geworden; ich kann die Aussage der Schrift nur halb, und darum falsch auffaffen. Wie nöthig also, daß mich immer

eines dieser Zeugnisse vor Mißdeutung und Verkennung des andern behüte!

Doch wir haben es lediglich mit dem Schriftbeweise zu thun. Diesen allein meinen wir, wenn wir nun die Frage, womit bewiesen werden soll, auf Grundlage des bisher über die Schrift Gesagten sorgfältiger zu beantworten versuchen.

Wir haben gesehen, welches und was die Schrift ist. Hiernach bestimmt sich unsere Antwort.

Mit den sogenannten kanonischen Büchern will der Beweis geführt werden. Die alttestamentlichen Apokryphen bleiben außer Gebrauch, die neutestamentlichen Bücher gebrauchen wir ohne Unterschied. Denn daß gewisse Theile des neuen Testaments später, als das übrige, zu allgemeiner Geltung gelangten, ist bedeutsam nicht für die Art und das Maß ihrer Inspiration, sondern nur für das Verhalten der Kirche zu den Büchern, aus welchen der neutestamentliche Kanon sich gebildet hat.

Aber nicht blos aus der ganzen Schrift, sondern auch mit der ganzen Schrift haben wir den Beweis zu leisten, wenn anders ihr als Ganzem und den einzelnen Theilen nur in ihrem Verhältnisse zum Ganzen die eigenthümliche Geltung für die chriftliche Gemeinde zukommt. Demnach ist es unthunlich, das neue Testament allein oder vorzugsweise zu gebrauchen, oder die Reden Jesu für das vornehmste, die apostolischen Aussagen für das zweite Beweismittel anzusehen, und das Uebrige in dem Maße geringer anzuschlagen, als es von der Person Jesu entfernter steht. Daher es uns auch nicht beikommen kann, erst untersuchen zu wollen, was mehr und was weniger gewiß ein Ausspruch Jesu oder ein apostolisches oder prophetisches Buch sey, um darnach die Beweiskraft zu bestimmen. Ist die Schrift das Wort Gottes, so hat sie überall gleiche Beweiskraft.

Das Schriftganze haben wir für das Denkmal einer Geschichte erkannt, und nicht für ein Lehrbuch sogenannter Wahrheiten. Demnach sind es die darin fundgemachten Thatsachen eines geschichtlichen Verlaufs, welche zum Beweise dienen wol

len. Die Anwendungen derselben, die Aeußerungen über sie wollen uns eben nur zur richtigen Auffassung derselben leiten. Um wie viel mehr wird man nun Ursache haben, immer wohl zu unterscheiden zwischen dem, was ausgesagt ist, und der Voraussetzung, mit welcher es ausgesagt ist: eine Unterscheidung, welche so nahe liegt, daß sie sich von selbst zu verstehen scheint ; und doch ist Nichts häufiger übersehen worden. Ich meine natürlich nicht, daß die Voraussegungen, als wären sie gleichgültig für den Schriftbeweis, unberücksichtigt bleiben sollen: sie wollen und sollen nur in dem Verhältnisse verbleiben, in welchem wir sie vorfinden.

Indem wir die Schrift das Denkmal einer Geschichte nannten, fügten wir gleich hinzu, daß sie auch selbst durchaus geschichtlich geartet sey: was man auch so ausgedrückt hat, sie bestehe ganz aus Gelegenheitsschriften. Wir haben also Jegliches in ihr an seiner geschichtlichen Stelle, in seinem geschichtlichen Verhältnisse aufzunehmen; und können uns auf keine Schriftaussage berufen, ohne der Veranlassung, auf welche, der Bestimmung, für welche sie geschehen ist, in der Art uns zu erinnern, daß wir dadurch mit Sicherheit erkennen, warum sie gerade diesen Inhalt, warum sie ihn gerade in dieser Fassung darreicht. Man hat den Ausdruck, in welchem die Aussagen der Schrift vorliegen, bald vernachläßigt, bald ohne viel Nachdenken hingenommen. Vor Beidem werden wir bewahrt bleiben, wenn wir erkennen, daß derselbe und wie derselbe beweiskräftig seyn will, das heißt, wenn wir ihn als die Gestalt ansehen, in welcher sich das Thatsächliche einer Stufe des geschichtlichen Fortschritts darstellen wollte, um gerade so nicht nur dem Bedürfnisse des Augenblicks, sondern auch einem Bedürfnisse der christlichen Gemeinde zu genügen.

Denn wir wissen endlich, daß die Geschichte, deren Denks mal wir an der Schrift haben, die heilige Geschichte, und daß dieses Denkmal der heiligen Geschichte das Wort Gottes an die christliche Gemeinde ist. Die wahre Einheit des Schriftin

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