ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

zwischen Mensch und Gesellschaft" - welche Zweiheit oder Verschiedenheit der Sozialismus nach des Verf. Ansicht prinzipiell verneint und vernichtet ,,und einige aus dieser großen Wahrheit sich unmittelbar ergebende Folgerungen habe einleuchtend machen können." (Einer der wenigen undeutschen Ausdrücke des Herrn Uebersezers, anstatt: wenn es mir gelungen ist, einleuchtend zu machen). „Wer davon eine große Anzahl überzeugen könnte, der würde so den unseligen Am= bos, worauf man uns mit so vielem Eifer Ketten schmiedet, um= stürzen."

"

Ref. hat sich erlaubt, anstatt der im Original gesperrt gedruckten Worte: Assoziation, Nationalitäten, ökonomische Natur, praktische Anwendung, allgemeine Kirche", diejenigen Worte der Nachschrift hervorzuheben, welche dem zweiten und Hauptzwecke gegenz wärtiger Anzeige dienen und unsern mit dem Schriftchen selbst noch unbekannten Lesern bemerklich machen, was sie darin zu erwarten haben.

h

Der Verf., ohne irgendwo eine schulgerechte Definition des Begriffes Sozialismus aufzustellen oder auch nur einen Ueberblick über die sozialistischen Systeme der Neuzeit zu gewähren was wir wohl mit Recht wünschen durften, scheint die Bekanntschaft mit denselben bei seinen Lesern vorauszusetzen und hat sich vorge= sezt (S. 1):,,vom Sozialismus im Allgemeinen den Leser zu uns terhalten“. Wir mögen ihm diesen französischen, im Chre deutscher Leser fast leichtfertig klingenden Ausdruck zugute halten, wenn gleich er durch keinen der folgenden Säße gerechtfertigt erscheint: „Ich bin keineswegs im Stande (!), die verschiedenen Vorschläge zur Organisation oder Umgestaltung der bürgerlichen" (sollte wohl all= gemeiner heißen: gesellschaftlichen),,Verhältnisse, welche die legten zwei Jahrzehende entstehen sahen, zu erörtern. Auch lege ich auf diese Erörterung weit weniger Gewicht, als auf diejenige über das Prinzip selbst, welches in allen jenen Systemen verborgen liegt oder sie in's Leben gerufen hat. Dieses Prinzip, das unter dem Namen Sozialismus oder auch ohne Namen überall hindringt und sein Haupt höher als jemals hebt, ist die Grundlage, der Aus= gangspunkt einer ganz eigenthümlichen, von der des Evangeliums sehr abweichenden Sittenlehre. Natürlich befindet sich am Ziele

seiner Entwickelung, wie am Biele jeder Sittenlehre, eine daraus hervorgehende Organisation der bürgerlichen Gesellschaft, und wir dürfen diesen Punkt um so weniger außer Acht lassen“ (was aber leider in dem Schriftchen nur zu sehr, wie uns scheint, geschehen ist), da eine Sittenlehre kein entscheidendes Kriterium hat, als eben die bürgerliche Ordnung, durch welche sie entwickelt und erflärt wird. Aber sobald es sich um Sittenlehre handelt, handelt es sich (blos?) um Prinzipien; die Prinzipienfrage beherrscht alle andern, und bis sie gelöst ist, sind alle andern Fragen leere Antizipationen."

Der Verf. sucht nun das fragliche Prinzip in der Nichtaner kennung des Werthes der Individualität, gegenüber der Gesellschaft, welche lettere er als etwas Aeußerliches, erst a posteriori und ad interim (obwohl dies nicht seine Worte stud) Nothwendiges, erst nach dem Sündenfall Natürliches und Natür÷ lichgewordenes, von der ursprünglichen, reinen und schließlich noth: wendigen Gemeinschaft, als dem Urbild und etwas Jnnerlichem, Geistigem, unterscheidet. Der alte, vorchristliche und vorwärts weisende Sozialismus, wie der neue, von welchem er sagt:,,er kommt nach dem Christenthum, nach der Freiheit, er geht nicht vorwärts, sondern rückwärts" (E. 59), ist ihm eine Tendenz auf,,das Aufgehen des Individuums in der Masse, die Negation der Zweiheit des Menschen und der Gesellschaft“, (S. 58 u. ö.), positiv die Identifizirung beider (S. 25 u. d.).

Dies wird, was die Form des Gedankengangs betrifft, nach der Art alter und neuer Klassiker, ohne Kapitel und Paragraphen, ohne Thema und Theile, in einem fortlaufenden Fluß auf einander folgender, meist innerlich zusammenhängender und nur selten lese aneinander gereihter Absäße, nicht Abschnitte, nachgewiesen. Der materielle Gedankengang läßt sich daher, und weil der sel. Verf. selbst befennt: „Ich gehöre nicht zu den Schriftstellern, welche gleichsam übersegt geboren werden (S. XIV), nur so viel weiß ich, daß ich nie in solchem Grade gewünscht habe, klar zu seyn (S. XIII), nicht leicht übersichtlich wiedergeben. Wir wollen es indeß versuchen, meist mit des Verf. eigenen Worten, daher in verhältnißmäßiger Ausführlichkeit, welche die Wichtigkeit des Gegen= standes und die Gedankenfülle der vorliegenden Behandlung dessel

ben entschuldigen wird, nur mit der doppelten Verwahrung, daß das Folgende ein bloßer Versuch seyn soll und daß wir ihn hiermit ausdrücklich in dem Falle für mißlungen erklären, wenn er einen Einzigen unsrer Leser vom Selbstprüfen des Schriftchens abhalten sollte, anstatt dazu einzuladen, was allein beabsichtigt wird.

"

Einige den Namen Sozialismus betreffende Vorbemerkungen, daß nur das Wort neu, die Sache, wie wir sehen werden, sehr alt“ (S. 2), und wie vortheilhaft für die Wahrheit es sey, wenn der Irrthum, nachdem er,,lange ohne Namen eristirt hat", einen Namen bekommt und dadurch,,weniger gefährlich wird, weil seine Hauptstärke in der Zweideutigkeit liegt“ (S. 2 ff.), schließen mit dem Sage (S. 4): „Der Name Sozialismus umfaßt nicht den ganzen Gedanken, mißt nicht die ganze Tragweite des Sozialismus; aber es ist doch einmal ein Name, und wenn wir erwägen, daß, seit es Menschen und Gesellschaften gibt, die Idee und das Wort sich suchten, ohne sich finden zu können, so dürfte uns wohl ihre plögliche Begegnung als eines der großen Ereignisse der außerge= wöhnlichen Zeit erscheinen, in welcher die Vorsehung uns hat geboren werden lassen.“

Zur Sache eilend, geht der Verf. von dem Postulat aus: ,,Indem Gott den Menschen schuf, schuf er auch die Gesellschaft" (S. 4). Diese ist dem Menschen natürlich, auch dem unschuldigen und glücklichen, und zwar als geordneter, nicht als sogenannter Naturzustand. Vor dem Eintritt der Sünde und des Leidens be= stand sie ohne allen Widerstreit der Interessen und Pflichten der Einzelnen mit der Gemeinschaft (s. o.). Jeder Einzelne fand sich darin wieder, eher in erhöhter als in verminderter Potenz. Ceit jenem Eintritt aber, und seitdem der Kampf des Menschen mit der Natur und mit dem Menschen begonnen, ist die nothwendige Form der Gesellschaft *) der Etaat geworden, diese keineswegs nur aus der Mehrzahl der Familien entstandene und gebildete Kraft Aller, welche die der Einzelnen im Schach hält, die durch Ver= nunft und das allgemeine Intereffe jenen wilden Trieben, welche dumpf in Aller Herzen gähren, entgegengeseßte Schranke“ (S.8).

*) Mittelwort (vocabulum μéñov) zwischen Gemeinschaft und Staat. Anm. des Ref.

"

-

„Indessen, wenn es dem Einzelnen dient, den Interessen der Gesellschaft sich unterzuordnen, so dient es doch der Gesellschaft nicht, die Interessen des Einzelnen bei Seite zu seßen" (E. 9). Dieser entscheidende Eaß wird erhärtet -,,der Staat ist immer eine Partei“ (!) · und als zweiter Konflikt, in welchem die Zweiheit des Menschen und der Gesellschaft sich offerbart, auf 6. 11 ff. der des Gewissens hinzugefügt, im Gebiete des Den= kens und der Pflicht. So lange blos die äußeren Interessen im Spiele waren, könnte Aufopferung die Zweiheit zur Einheit zurückführen; aber in jenem andern Gebiete kann sie es nicht, weil hier Aufopferung unstatthaft, d. h. weil die sittliche Wahrheit, welche das Gesetz der Gesellschaft selbst ist, sich nicht zu Gunsten der Ge= sellschaft aufgeben kann. In diesem Konflikte tritt die Gefahr ein, daß der Zweck, d. i. die Wahrheit, dem Mittel, d. i. der Gesellschaft, geopfert werde, oder der Geist dem Körper, insofern die Gesellschaft für die Sittlichkeit das ist (Rec. seyn soll), was der Körper für den Geist (S. 14).,,Wie hoch man das Interesse der Gesellschaft anschlage, so darf man doch die unmittelbare Erfüllung ihrer For= derungen und die Einwilligung aller Einzelnen in ihre Geseße nicht für das bleibende und erste Interesse der Gesellschaft erklären“ (S. 15). Die transitorische und auch als solche nur eventuelle Gefährlichkeit der entgegengesetzten Annahme des Verf. wird von ihm nicht verkannt, doch auch bemerkt, daß die sklavischsten Bürger heute Sklaven, morgen Europäer" sind. Man darf sogar nicht sagen, dem Gewissen des Einzelnen stehe nur zu, das Gesetz zu tadeln, nicht aber ihm zu trogen (S. 17 f.), man müßte denn als statthaften Grund hinzuseßen dürfen:,,weil es keinen Gott gibt" oder,,weil das Voll Gott ist". Man hat es gethan. Man hat von göttlicher Eingebung der Massen gesprochen, hat dem alten Paradoron: vox populi, vox Dei, einen unbeschränkten Sinn ge= geben, hat jenes Gekreisch zu Drakelsprüchen erhoben, das aus dem Schooße des Volkes hervorgeht, wie der Dampf einer flüssigen Masse emporsteigt, die der Wirkung eines starken Feuers ausge= sezt wird. Aber das dunkle Gefühl des Volkes selbst protestirt gegen diese Vergötterung“ der Gesellschaft (S. 19). Habet, die ihr an die Menge appellirt, den Muth, weiter zu gehen! Saget, daß das Volk es ist, welches das Sittengesetz macht, oder

N. F. Bd. XVIII.

18

[ocr errors]

faget vielmehr, es handle sich nicht um Wahrheit, sondern um Stimmenzahl, nicht um Gerechtigkeit, sondern um Gewalt, nicht um eine vernunftgemäße Lösung, sondern um einen bequemen Ausweg.. Ihr sträubt euch, so zu schließen, weil dies so viel heißen würde als: es gibt keine Wahrheit, und ihr dies doch nicht zu sagen waget. Das Volk glaubt, daß es eine Wahrheit gibt, und an diesem Glauben haltet ihr es zurück und zichet es fort wie an einem Zügel. Zwischen diesen Glauben des Volkes und die Unmöglichkeit, die Wahrheit in das Volk zu legen, seyd ihr wie eingepreßt. Ein endloser Birkel, ein verzweifeltes Problem für Jeden, der die Lehre vom Sündenfall nicht annimmt. Diese Lehre allein erklärt, wie die Wahrheit einen Thron behalten hat, dieser Thron aber leer steht. Ohne diese Lehre muß man ihn ente weder für immer unbeseßt lassen oder ihn umstürzen“ (S. 20 f.) Solchen, beiläufig gesagt, ächt französischen Antithefen, die wir Deutschen wenigstens ganz anders ausdrücken würden, begegnet man in dem Schriftchen sehr häufig.,,Die Menge", heißt es gegen Ende dieses ersten Drittels noch einmal,,,war nie eurer Meinung und während sie die willkührliche Macht ausübt, die ihr von euch beigelegt worden ist, hat sie unter tausend Formen gegen ihre eigene Tyrannei protestirt." (Merkwürdige Aeußerung eines französischen Schweizers!),,Sie glaubt, daß ein Einziger gegen Alle Recht haben kann, daß alle jene Wahrheiten, deren Entdeckung die Menschheit gefördert hat, damit begonnen haben, daß sie das Eigenthum einer verlachten Minderheit waren. - Es besteht also in Folge der Sünde, d. h. wenn man die menschliche Natur so nimmt, wie sie ist, eine Zweiheit zwischen dem Menschen und der Gesellschaft und auf gewissen Punkten ist diese Zweiheit unreducir bar. Ich wundere mich nicht, wenn man es leugnet; ich leugne nur, daß es einen gereiften Sinn verrathe, und ärgere mich ein wenig, wenn ein Christ dagegen aufschreit; denn ein Christ glaubt an den Sündenfall der Gattung und an die Wiederherstellung des Individuums" (S. 23).

„Diese Wiederherstellung erfolgt nicht durch die freie und fort= schreitende Entwickelung der Kräfte, die dem Menschen geblieben find; sie schließt sich an eine übernatürliche Thatsache, an die innige Vereinigung Gottes und des Menschen in Christo an; Gott sich

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »