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muß, braucht nicht auseinander gesezt zu werden, wohl aber müs= fen wir bemerken, daß wir Kopfarbeit und Arbeit mit den Händen im Auge haben. Die nöthigen Schulkenntnisse sollen unsere Knaben erlangen, dabei aber auch so viel als möglich das erwerben und roch besser selbst bauen und fertigen lernen, was sie zu ihrem Le= bensunterhalte brauchen. Auch hier soll das Bild einer Familie gegeben werden, wo ein jedes Glied nach Kräften zur Erhaltung des Ganzen beiträgt. Eben darum darf aber auch das Rettungshaus nie zum Fabrikgebäude werden.

Der Ort, auf dem wir dasselbe errichten wollen, ist noch nicht fest bestimmt; nur das Eine steht fest: Nicht in der Stadt, fondern auf dem Land in der Nähe der Stadt. Bweierlei be= wegt uns zu diesem Entschluß: Einmal halten wir es für nöthig, die Knaben, welche wir retten wollen, möglichst dem oft ungünsti gen Einfluß ihrer Familien zu entziehen, wie überhaupt sie von den bekannten Straffen und Märkten wegzubringen. Bum Andern bes rufen wir uns auf die allgemein gemachte Erfahrung, daß nichts günstiger wirkt auf Gesinnung und Gemüth als das Leben in der Natur und mit der Natur, auch keine Arbeit für solche Einwirkung zweckmäßiger ist als die Feldarbeit. Nur auf dem Land ist es fer= ner möglich, den Kindern so thatsächlich zu zeigen, wie sie durch ihren Fleiß und ihre Arbeit sich selbst erhalten. Bereits liegen uns zwei Häuser nach entgegengesetzten Richtungen hin, beide eine halbe Stunde von Erlangen entfernt, mit den nöthigen Grundstücken zum Ankauf vor. Wir werden unsere Wahl vor Allem darnach treffen, wie es zum Gedeihen der Anstalt am Besten ist, und hof= fen nur, daß uns von christlicher Liebe die Mittel geboten werden, einzig und allein darnach wählen zu können.

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Das Wichtigste freilich sind die Personen, in deren Hände das Haus mit seinen Kindern getrost übergeben werden kann. Wir haben drei Personen nöthig. Einen Mann zur Leitung des Ganzen, ihm zur Seite einen Gehilfen und eine Gehil= fin. Eben weil unsere Anstalt nicht eine Buchtanstalt ist, muß ein Mann an die Spite gestellt werden, der bei großer Glaubensfreudigkeit herzliche Liebe zu solchen armen Kindern und dazu außer= ordentliche Umsicht, Weisheit und Entschlossenheit besigt. Wir möch= ten einen älteren Kandidaten der Theologie finden, der sich zur

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Uebernahme dieses schweren christlichen Werkes berufen fühlt. Daß von diesem Mann nächst Gott Alles abhängt, wissen wir sehr wohl: noch ist er nicht gefunden, aber es sind Schritte geschehen, ihn zu finden vielleicht im rauhen Haus bei Hamburg selbst. Der Gehilfe, den wir dazu suchen, muß nicht minder von herzlicher Liebe zu den verwahrlosten Kindern getrieben werden; er muß erfahren sein im Feldbau, aber nicht um des Lohnes, sondern um der Kinder willen bei uns eintreten. Wir hoffen in unserm protestantischen Bayern einen solchen jungen frommen Landmann zu finden, ja wir hoffen noch weiter, daß derselbe sich ganz dem Dienst der innern Mission widmen und von dem Vorsteher die passende Ausbildung dazu erhalten werde. Die weibliche Hülfe endlich, die noch nöthig ist, kann nur von einer Schwester des Vorstehers oder von seiner Gattin geleistet werden; denn zum Familienleben, worauf die ganze Einrichtung unseres Hauses beruhen soll, gehört die fromme thätige Hausmut= fer.

Wir werden unermüdet uns nach diesen drei Personen umsehen, und sind gewiß, daß wir mit Gottes Hülfe sie finden werden.

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Womit aber könnten wir anders diese Vorlage unseres Planes schließen, als mit der dringenden Aufforderung in die Nähe und Ferne, unser Werk mit Gaben der Liebe zu schaffen und zu erhal ten. Wir besigen 340 fl. und den Glauben, daß Alles, was noch fehlt, uns kommen werde, und zwar kommen werde von der Hand christlicher Liebe. Wir wenden uns voll Vertrauen an die Bewohner, besonders an die Bürger unserer Stadt, die da einsehen, daß hier geholfen werden müsse, deren Klagen über das Verderben unserer Jugend wir täglich hören, denen auch vorzugsweise der Segen dieses Werkes zufallen wird

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Wir wenden uns voll Vertrauen an die Universität und ihre Gönner, die erkennen, von welcher Wichtigkeit ein solches Haus gerade am Siß der Universität wäre, wie es durch seine Einrich= tungen und durch sein ganzes Leben zum reichen Segen werden kann für diejenigen, welche sich hier zum Dienst der Kirche und des Staates rüsten

Wir wenden uns an Alle, die das deutsche Volk wahrhaft lieb

haben, bei denen zur Errettung desselben in seinen Kindern, den fünftigen Bürgern, Herz und Hand sich regt

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Wir wenden uns endlich an Alle, die in lebendigem ChristenGlauben, der durch die Liebe thätig ist, in Wahrheit ihren Chri= sten Namen tragen Alle rufen wir mit herzlicher Bitte auf, kräftig zur Rettung unserer Kinder uns zu helfen, und dadurch zu= gleich unter dem Schirm des Königs aller Könige eine Pflanzstätte der inneren Mission auch unter uns zu gründen!

Des Herrn Verheißung Matth. XXV. aber steht fest:,,Was ihr gethan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir gethan.“

Erlangen, im August 1849.

Das Comite zur Gründung eines Knaben - Rettungshauses : Dr. J. Leupoldt, Prof, Dr. K. v. Raumer, Prof., Dr. A. v. Scheurl, Prof., Dr. Fr. Schnürer, Adv., J. G. Schle gel, Bäckerm., J. Schund, Stadtvikar, W. Wölfing, Kauf

mann.

Anmerk. 1) Zur Gründung des Hauses ist uns ein Capital nöthig, zur Erhaltung desselben regelmäßige Gaben. Wir haben demnach eine doppelte Bitte, sowohl zur ersten Einrichtung uns mit Beiträgen zu bedenken, als auch zur Erhaltung regelmäßige Hülfe uns zuzusagen. 2) Alle Liebesgaben bitten wir an den mitunterzeichneten Kaffier Dr. r. Scheurl zu übersenden; alle Anfragen dagegen sind an den mitunterzeichneten Sekretär Stadtvikar Schunck zu richten, der sie unge fäumt mit Freuden beantworten wird.

Die innere Mission und ihre Stellung in der Kirche.

Allgemach fängt man auch in Bayern an, der inneren Misfion eine regere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Was schon lange mit rüstigem Eifer in dem nördlichen Deutschland, innerhalb des südlichen Deutschlands in Würtemberg und Baden getrieben worden, dem will auch Bayern sich nicht entziehen. Nachdem kleine Anfänge schon gemacht waren, hat der theure Wichern durch seine Anwesenheit in Bayern, durch seine begeis sternden Reden einen mächtigeren Anstoß gegeben und es mögen ihrer Viele gewesen seyn, die nachdem Wichern in Nürnberg zu wiederholtenmalen gesprochen, sich gelobt haben, einen Ernst mit diesem Werk zu machen. Und sie scheinen Wort zu halten, denn schon wird hie und da ernstlich Hand an das Werk gelegt.

Sind aber Viele durchbrungen von der Nothwendigkeit, dieses Werk anzugreifen und sind Viele namentlich durch Wihern warm geworden für dieses Werk, so scheinen doch auch Solche nicht zu fehlen, welche von allerlei Bedenken zurückgehalten werden, sich gleich freudig anzuschließen. Vielleicht ist es nur eine Schwäche, deren ich mich anzuklagen habe, wenn ich bekennen muß, daß, als ich Wichern hörte, mir die Bedenken, die ich wohl auch kannte und da und dort in's Auge gefaßt hatte, völlig verschwanden vor der Ueberzeugung von der Nothwendigkeit des Werkes. Es war die Macht der gewaltigen Persönlichkeit, die Wichern auf mich ausübte, daß ich mich und meine

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Hoffnung nicht lähmen wollte und nicht konnte durch Erwägungen, die wohl auch die Vorsicht eingeben fonnte. Werde das auch nur als zur Entschuldigung gesagt betrachtet, möge cs auch nur als der Tribut betrachtet werden, den ich einer mächtigen Persönlichkeit gezollt habe. Ich habe es gerne und habe es mit Bewußtseyn gethan. Klagt man ja doch überall, daß mächtig anregende Persönlichkeiten unserer Zeit so sehr fehlen: je seltener sie sind, desto weniger mag ich im Gedächtniß `an solche Klage mich dem Eindrucke, den sie auf mich machen, entziehen. Ich will darum Anderen nicht zu nahe treten, welche sich noch spröder gegen dieses Werk verhalten: vielleicht thun sie es uns zuvor, wenn sie einmal ihre Bedenklichkeiten überwunden haben. Aber zur Ueberwindung dieser Bedenklichkeiten möchte ich das Meinige beitragen, denn es will mir geradezu gefährlich dünken, sich der Theilnahme an diesem Werk zu ents ziehen.

Wo eine bedeutende Sache in die Erscheinung tritt, da pflegen sich die Gutgesinnten, denn diese allein habe ich hier im Auge, in zwei Klassen zu theilen. Die Einen geben sich sogleich der Sache hin, in sich die Gewißheit tragend, daß sie einer unabweislichen Nothwendigkeit folgen, wenn sie alsbald Hand an's Werk legen. Die Anderen, die Bedenklicheren, meinen noch nicht klar genug zu sehen, ob sie sich nicht in Schwierigfeiten damit verwickeln.

Es ist billig, mit Liebe auf deren Bedenklichkeiten einzus gehen, es ist nothwendig, dieselben zur Sprache zu bringen, und sey es auch nur, um ihnen zu zeigen, daß die Liebe zu dem Werk nicht die Besonnenheit erstickt hat. Gehen wir daher deren Gang und fragen wir zuerst, was denn das ist, was bei dem Angriff des Werkes zaghaft machen kann.

Der Grundgedanke des Werkes der inneren Mission ist der: auf Grund des allgemeinen Priesterthums, zu dem jedem Christen Beruf und Recht gegeben, soll auch jeder an seinem Theil mitwirken zur Gewinnung für das Reich Gottes, und

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