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Gedanken über die Zukunft.

Das Christenthum ist von dem Staate als ein Sauerteig in sein Leben aufgenommen worden, der ihm die wesentlichsten Dienste leisten sollte, die Erfrischung und Belebung der Völker, die Civilisirung derselben und die Einigung um einen gemeinfamen Mittelpunkt, den Gedanken nämlich, den Geist ächter Humanität zum Prinzipe des Staatslebens zu erwählen. Allein das Christenthum ist nicht blos eine Macht, welche dem Staate sich als dienendes Organ unterstellt und in die bewegenden Kräfte desselben sich einreiht, sondern es ist auch eine selbstständige Macht, welche dann noch bestehen wird, wenn diese Form des gegenwärtigen Staatslebens zu Grunde gegangen ist, und schon jezt sich dessen bewußt ist, daß es die Hauptkrisis in der Entwicklung und Beendigung dieser staatlichen Organisation seyn wird. Als selbstständige, Macht hält es seinen eigenen Gang in seiner Entfaltung zum vollkommenen Wesen fest und wird sich vom Staate løszutrennen wissen, wenn seine Zeit gekommen ift. Als selbstständige Macht hat es auch in seinen heiligen Urkunden dem Weltleben sein Ziel verzeichnet, und alle Organi sationen desselben nur als Förderungsmittel seiner Sache dargestellt, die, wenn sie ihren zulegt in Selbstsucht verkehrten Zweck erfüllt haben, an dem großen Steine des Anstoßens und Zermalmens sich zerschmettern werden. Weil also alle staatliche Entwicklung eng zusammenhängt mit der Geschichte des Reiches Gottes, insbesondere die schließliche Gestaltung beider auf das Gewaltigste in furchtbarem Kampfe sich gegenüber tritt: barum ist das Achten auf die Zeichen dieser vergänglichen Zeit dem Christen zur Pflicht gemacht. Namentlich das Nachdenken über die Gestaltung der nächsten Zukunft ist für jeden Christen eine heilige Aufgabe, weil er an seiner Zeit seine Kraft und den von Gott ihm verliehenen Segen zu verwirklichen hat.

R. F. Bd. XVUI,

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Schon als ein Erbe aus dem alten Testamente hat das Christenthum den Blick auf das Völkerleben erhalten. Nirgends sehen wir bei den heidnischen Nationen und in ihren Religionen diese Ueberschau über die Geschichte der Völker. Es sind nur Ahnungen über das schließliche Geschick des eigenen Volkes, etwa von einer fernen Zeit, da ein fremdes, unbekanntes Volk kommen und die Eigenthümlichkeit ihrer Nationalität vernichten würde; da eine neue Religion in ihrem Lande zum Siege durchdränge. Wie sich ihr religiöses Bewußtseyn nur zum Nationalgøtte aufgeschwungen, so reicht auch ihr Blick auf die Geschicke der Völker nicht über diese Grenze hinaus, schwingt sich noch weniger zu der gewaltigen Anschauung des schließlichen großen Kampfes der Völker und der dann eintretenden Endzeit. Nur in dem Volke, welches Jehova Zebaoth anbetele, den Gott, der Alles thut, der den Himmel ausbreitet allein, und die Erde weit macht ohne Gehilfen, (Jef. 44, 24), welcher von sich selbst sagt: Ich bin der Erste und ich bin der Leste, und außer mir ist kein Gott. Und wer ist mir gleich, der da rufe und verkündige, und mir es zurichte, der ich von der Welt her die Völker sege? (V. 6 und 7.); von welchem selbst der heidnische König, in Staunen gesezt durch die großartigen Gesichte, bekennen muß: Es ist kein Zweifel, euer Gott ist ein Gott über alle Götter und ein Herr über alle Könige, der da kann verborgene Dinge offenbaren (Dan. 2, 47)

nur in diefem Volke konnte die Prophetie erstehen, welche nicht auf den engen Kreis des eigenen Nationalgeschickes eingeschlossen blieb, sondern alle Völker der damals handelnden Welt umfaßte. So steht Jesaias auf seiner Warte, wie auf majestätischer Höhe, und wie ein hell beleuchtetes Tableau liegt unter ihm die Masse der Völker; jedes in dem Afte seines Geschichtsdramas begriffen, da nun der wirre Knoten sich löst und mit derben, rasch sich folgenden Schlägen das Ende seiner Geschichte hereinbricht. So lebendig, so anschaulich steht das Alles vor seiner Seele, daß oft er selbst unhaltsam hineingerissen wird in den Schmerz und Jammer der Völker. Daniel übersieht

denselben Kreis in seinen großen Massen, in bestimmter Entfaltung der Hauptgeschicke, im weitesten Blicke bis zur Zermalmung des legten Weltreiches durch das Reich unseres Goites. Die einzelnen, mehr untergeordneten Völkerschaaren entschwinden ihm; nur die Hauptpersonen gewissermaßen im großen Völkerdrama, aber diese mit scharfer Zeichnung ihrer Charaktere, offenbaren sich ihm. Immer ist's der Blick auf das Ganze, der Blick hinaus auf den Abschluß aller Völkergeschicke, den wir bei diesen großen Propheten finden.

Als ein heiliges Erbe ging diese Weissagung der Völkerge schicke auf die Männer des neuen Testamentes über. Dem Christenthume ist jene Gesinnung, die sich von aller Theilnahme an dem Loose der Völker fern hält, durchaus fremd. Auf das Bestimmteste hat es ihre Geschicke in den Kreis seiner Betrachtung gezogen. Was einst die Propheten des alten Testamentes geweissagt, es wurde von dem Sohne Gottes auf Erden bestätigt und noch mit bestimmteren Umrissen bezeichnet; und eine ἀποκάλυψις Ἰησοῦ Χριστοῦ it jenes wunderbare Sud, weldes das neue Testament schließet und die Bestimmung hat, seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen soll. Ja jener in Stille und Unscheinbarkeit im jüdischen Lande dahinlebende Mann, welcher sich nach menschlichem Anscheine wenig kümmerte um Verfassung und Gang der weltlichen Reiche, um die Befehle eines Augustus und um die Tyrannei eines Tiberius, der dem Pilatus erklärte: Mein Reich ist nicht von dieser Welt, und allerdings wenig geachtet haben mag auf die politischen Intriguen des Landpflegers und der Obersten seines Volkes, auf die Entwicklung oder vielmehr Verschlimmerung der römischen Verhältnisse

was hatte das auch in seinen Einzelheiten für eine Bedeutung? der im Laufe seines ganzen Wirkens unter seinem Volke fast gar Nichts von politischen Dingen erwähnte: dieser hat am Schlusse seiner Laufbahn jenes großartige Bild von der schließlichen Gestaltung aller Völkerverhältnisse gezeichnet, auf welchem alle apostolische Weissagung ruhet. Die Offenbarung

St. Johannis aber, ihm mitgetheilt vom Sohne Gottes, ist die Vollendung dieser Weissagung, ist die Prophetie, welche bis zum Ende der Zeiten als Leitstern der Christenheit dienen sollte, nach welcher sie alle andere Weissagung zu prüfen hat, bis in den Tagen des Endes selbst die großen Propheten erstehen werden, welche die Räthsel des Buches deuten, die allgemeinen Züge in ihren Einzelheiten durchführen, die Trößter der Verzagenden seyn werden.

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Vergleichen wir nun unsere Zeit, d. h. alle Zeit seit der Apostel Tagen bis zum Schlusse der Geschichte mit jener Endzeit, in welcher Gottes Hand so gewaltig, so sichtbar und erschrecklich eingreift in die lehte Gestaltung, von welcher allein augenscheinlich die Offenbarung St. Johannis handelt: so möchte uns fast bedünken, als habe in dieser Vorzeit Gott die Entfaltung der politischen Verhältnisse mehr in die Hände der Menschen gelegt, gewissermaßen um ihre Kraft und Weisheit daran zu erproben, damit sie alle Befähigung ihrer Organisationskraft darin fund thäten. Zulegt nachdem alle Systeme entfaltet sind, und alle gezeigt haben, daß sie den Kern des Uebels nicht zu heben vermögen, wird dann die Hand Gottes selbst eingreifen, alles menschliche Machwerk zerstören und jenes Königreich aufrichten, das nimmermehr zerstöret wird. Sein Königreich wird auf kein anderes Volk kommen, weil der Bestand als Nationalität dann aufgehört hat. Es wird alle die Königreiche, die Bildung und Werk menschlicher Weisheit waren, zerstören und zermalmen; aber es wird ewiglich bleiben (Dan. 2, 44). Der Gedanke einer solchen Zulassung, eines natürlich nur in relativer Weise anzunehmenden aus der Hand Gebens der Entfaltung der politischen Verhältnisse ist der Schrift nicht fremd. So beurtheilt sie das Heidenthum. Die Lebensaufgabe der heidnischen Völker war, daß sie den Herrn suchen sollten (Act. 17, 27), was offenbar auch durch den Gang ihrer politischen Geschicke erzielt werden sollte. Nachdem sie alle politische und religiöse Zeugungsfähigkeit, um die Wahrheit zu

finden, daran gesezt hatten, hat der Herr, der ihnen allerdings nicht ferne war, sintemal unser substanzielles Sein, unser Leben und Weben nur in ihm ist, der aber ihnen doch nicht offenbar war, die Zeiten der Unwissenheit übersehen und etwas Neues nun selbst geschaffen. Dem Christen und dem chriftlichen Staatsmanne also ist nun wohl auch für diese Zeit offenbar, worin das Heil der Nationalitäten bestände, nämlich in der innigsten und zugleich freiesten Amalgamirung des christlichen Lebens mit dem National - Charakter; allein die des Christenthums entbehrende Staatsweisheit wandelt ihre eigenen Wege, und so wird der Gang des staatlichen Lebens ein anderer, als er seyn könnte.

Gilt nun aber auch dieses Gehenlassen der Völker von Seiten Gottes, so daß sie scheinbar durchaus selbstständig ihre eigene Zukunft bilden, so ist doch nicht zu verkennen, daß die göttlichen Gedanken dennoch zum Vollzuge kommen müssen. Diese aber können keine anderen seyn, als gewissermaßen das Vorspiel der legten Entwicklung, die keimartigen, immer mehr sich entfaltenden Gegensäge jenes großen Dualismus, welcher das Ende der Zeit bezeichnet, der Kampf des ungöttlichen Volkes mit dem auserwählten Volfe Gottes. Dieser Kampf, jezt freilich in ganz anderer Weise geführt als am Ende der Zeit, jegt noch auf's Innigste mit den Interessen der Nationen. verflochten, nicht von denselben völlig losgelöst; jezt noch viels fach unter ganz anderm Deckmantel, nicht mit offenem Visire und nicht mehr verholenem Hohne: dieser Kampf ist es, der die Geschichte hauptsächlich vorwärts treibt. Damit ist freilich nicht das Prinzip jedes Kampfes, jeder Kollision der einzelnen staatlichen Verhältnisse angegeben: aber das ist dennoch das Prinzip, nach dem man die eigentliche Wichtigkeit eines bestimmten historischen Ereignisses ermessen lernt. Freilich wird von dieser Anschauung aus manches Faktum, das in der gewöhnlichen Zeitungsliteratur viel Lärm macht, als etwas Momentanes, die Geschichte in ihrer Entwicklung wenig Förderndes erscheinen; Manches hingegen, was scheinbar noch ganz unbedeutend

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