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weil dieses nicht der Fall ist, weil die nächste Zukunft nur zuerst ein Zusammentreffen dieser beiden politischen Prinzipien seyn wird: darum erklären wir diese Zeit noch nicht für die legte Zeit. Es wird allerdings dieser Absolutismus wenigstens äußerlich das Christenthum vertreten, er wird im Kampfe gegen jene erste Richtung den Glauben als Losungswort gebrauchen; man wird das merkwürdige Schauspiel sehen, daß eine große Nation mit heidnischen und muhamedanischen Streitern als Protektor des Christenthums gegen äußerlich durchaus chriftliche Völker zu Felde ziehen wird, weil diese die Ideen des Christenthums verbannt haben. Allein identifizirt darf dieser Absolutismus mit dem Christenthum dennoch nicht werden; denn diese Orthodorie, welche Rußland schüßt, ist kein wahres, lebendiges Christenthum. Es ist eine auf der tiefsten Stufe der Unmündigkeit und Aeußerlichkeit befindliche Kirche. Der Glaube ist nur das äuhere Losungswort dieser politischen Partei, und wo es ihr nicht mehr zusagen will, weiß sie sich desselben zu entledigen. Auch diese Regierungsform ist nicht aus dem Christenthum geboren, ist demselben nur angelehnt, ist im Grunde ebenso selbstsüchtig, wie die erstere. Es wird sich zeigen, daß diese zwar eine Zeit lang Trägerin des chriftlichen Namens und Schüßerin des christlichen Glaubensbekenntnisses seyn wird, daß aber zulezt auch hier das Christenthum keine Zuflucht findet. Es müssen der chriftlichen Kirche alle menschlichen Stügen gebrochen werden, auf daß sie allein fest stehe auf dem ewigen Hort, sich halte an der unsichtbaren Hand, die durch die Wolken herabreicht zu allen denen, die versiegelt sind auf die Zukunft unsres Herrn Jesu Christi.

Das dritte Prinzip ist das des Konstitutionalismus, der am reinsten und besten in England repräsentirt ist. Er sucht die rechte liberal-konservative Mitte zu behaupten. Er verträgt sich am besten mit den freien evangelischen Grundsägen, mit dem Glauben, welcher den Menschen zur Mündigkeit erzieht, und ihm tiefe Achtung vor Recht und Religion einprägt.

Er will den schweren Kampf, in den die beiden ersten Prinzipien eintreten müssen, durch die rechte Ausgleichung verhüten. Er will die Einheit in der geordneten Vielheit, und die Vertretung aller Interessen, auch der des Aermsten, am Throne des Höchsten. Er will die Freiheit des Glaubens, weil der Glaube nur in der Freiheit lebendig ist; er will die Zügelung der Gottlosigkeit, weil diese in frechem Laufe alle heilige Ordnung über den Haufen werfen will. In ihm scheint die Möglichkeit gegeben, daß Christenthum und staatliches Leben zusams menwachse und in allmählicher Entwicklung jene hohe Stufe erreiche, welche so manchen über das Ideal des Staatslebens Nachdenkenden erhoben und begeistert hat. Allein trügt uns das Verständniß der Weissagung nicht, so müssen wir mit Schmerzen gestehen, diese Staatsform wird ihren schönen Zweck nicht erreichen. Theils drücken die massenhaften Nationen der andern beiden Prinzipien zu mächtig herein, theils ist dieselbe als eine zwei Parteien, zwei Mächte ausgleichende Mitte zu schwierig, um sie nach allen Seiten befriedigend durchzuführen, theils find die Vertreter der beiden andern Prinzipe zu thätig im Agitiren, um dieselbe als eine Halbheit wieder zu untergraben, daß sie stürzen muß und im Zusammenstoße der beiden andern Gewalten nothwendig erdrückt wird.

Es ist das unvermeidliche Verhängniß, das über den Nationen schwebt, daß sie aus jeder Vielheit der Prinzipien hingedrängt werden zu jenem Dualismus der politischen Gestaltung, dessen Konflikt als unmittelbare Folge die Zertrümmerung der einen Macht, und zwar, wie man aus der Naturkraft und der relativen Jugend der Völker schließen kann, der revolutionären Partei seyn wird. Allein der Sieg des Absolutismus über eine Macht, welcher er im Grade der Bildung nicht gewachsen ist, über eine Masse, deren Gährungsstoff er nun in sich selbst aufnehmen, muß, vernichtet ihn. Es wird nun erst der innere Kampf entstehen, der Kampf selbstsüchtiger Staatsweisheit mit dem noch vorhandenen chriftlichen Wesen; schwere Krisen werden

eintreten, gewaltige Läuterungen des Glaubens. Der Kampf der Nationen ist nun vorüber, es ist Eine Weltmacht. So bildet sich also der zweite Dualismus, und der legte Kampf der grofen geistigen Prinzipien muß beginnen, dessen Ausgang scheinbar der Sieg der Gottlosigkeit und die Vernichtung des Glau= bens, dessen wahres Ende aber durch Gottes unmittelbares Eingreifen der Triumph des großen Stifters der Kirche über alle seine Gläubigen ist.

Wer kann es wissen, wie lange es noch währet, bis diese großen historischen Entwicklungen sich vollenden. Dem Dräns gen nach zu urtheilen, mit welchem Alles aus der Vielheit der Interessen sich jenen zwei großen Grundprinzipien zustürzt, möchte der Gedanke derer nicht unrichtig seyn, welche nach Analogie der sechs Schöpfungstage das Werk und die Arbeit des Ringens dieses Aeon in sechs Jahrtausende vertheilen, so daß also in Bälde jenes siebente Jahrtausend hereinbräche, das da seyn wird ein großer Ruhetag der Frommen, so daß es auch von ihnen dann heißen wird: Tausend Jahre sind ihnen wie ein Tag. Schnell können sich die Ereignisse entwickeln; wir haben es an unserer Zeit gelernt; schnell können die new emporgewachsenen revolutionären Gedanken in ihrem wild fortstürmenden Eifer fich bis zu ihrer Spige entwickeln.

Es scheint unzweifelhaft, daß diese großen Völkergruppen, welche sich jest in Europa niedergelassen haben, bestimmt seyen, jenen großen politischen Prinzipienkampf durchzufämpfen. Germanen und Slaven, das sind die zwei großen Nationen, vor denen immermehr alle spezielleren Volksnamen und Charaktere zurücktreten; mehr und mehr fühlen beide, wie trog aller jegi gen Weltstellung und unnatürlichen Opposition der Zeiger der Uhr der Zukunft dahin weist. Zwischen diesen beiden großen politischen Massen wird der Entscheidungskampf des politischen Dualismus geschlagen. Wohl ist es äußerlich noch nicht so ausgeprägt, allein im Stillen reifen diese Gedanken, im Stillen wachsen die magnetischen Beziehungen der nationalen Glieder;

und im großen Kampfe werden alle untergeordneten Diffidien vergessen seyn.

Wir hegen keine große Hoffnung, daß die germanischen Nationen im Ganzen den Bestrebungen, welche zunächst von den romanischen Abtheilungen der Germanen ausgehen, dem revolutionär atheistischen Prinzipe widerstehen werden. Wohl im Einzelnen, vielleicht in manchen Provinzen Deutschlands wird von dem christlichen Volke ein harter Widerstand geleistet werden; allein unsere Zeit hat uns zur Genüge gezeigt, wie unser Volk im Ganzen beschaffen ist, wie es vielfach selbst der Männlichkeit entbehrt, die es wenigstens davor behüten würde, die politischen Affen Anderer zu seyn. Deutschland ist zu sehr unterhöhlt von einer gottlosen Philosophie, noch mehr von der Weisheit derer, welche jene ihres Ernstes beraubt und für Alle breit geschlagen haben. Wohl wird das Christenthum seine Kraft an vielen Seelen erweisen, allein jene äußerlich bei uns unbestrittene Offupation der Herzen, die es früher hatte, wird es nicht mehr erringen. Denn auch das Unkraut wächst und wird nicht ausgereutet werden vom Herrn der Ernte bis an den Tag der Reife. In jenem Lande aber, aus dem die Res volutionen wie Pilse geboren werden, das an der Schuld des einst schwer verfolgten wahren Glaubens, an der Schuld gottvergessener Könige, einer antichriftlichen Philosophie und eines glaubenslos gewordenen Volkes schwer darniederliegt, wird das Prinzip des Atheismus nicht ersterben, und die andern Länder römischen Glaubens, längst geistig korrumpirt und ohne alle Selbstständigkeit geworden, werden um so weniger Widerstand leisten, je mehr bereits jezt das Gift der französischen Nation von ihnen mit Beifall aufgenommen worden ist. So wird der Kampf des Westens mit dem Often unaufhaltsam entbrennen.

Die Slaven wohl in ihren Ausläufern unter die übrigen Nationen zerstreut und von denselben wie Böhmen und Wenden völlig umringt, bilden doch in ihrem Hauptstocke einen feften, kompakten Kern, Mehr und mehr entfaltet sich in ihnen

das Bewußtseyn ihrer Zusammengehörigkeit, und namentlich wo das Band gemeinsamen Glaubens sie noch verknüpft, fühlen sie sich unwiderstehlich zu einander gezogen. Ihre Geistlichkeit ist die Hauptträgerin ihrer nationalen Ideen; und wie sehr sie auch erkennen, daß ihre Stunde jezt noch nicht geschlagen, so stehen sie doch achtsam an der Uhr der Zeit, und ist der Zeiger einmal auf den bestimmten Punkt vorgerückt, so wird man staunen, wie die Söhne des Ostens kampfgerüstet stehen und ihre Stunde weislich zu benügen wissen. Die von verweichlichenden Theorien noch nicht verzogenen und verwöhnten Kinder der Natur werden dann es beweisen, daß frische Kraft die so viel fach gealterten und zersplitterten Germanen besiegen wird. Wie ein drückender Alp liegt Rußland auf dem Westen, wie ein scharfsichtiger Argus belauscht es jede Schwäche und weiß großmüthig seinen Arm zur Hilfe zu bieten, bis es einst den, welchem es geholfen, zerschmettern wird. Tiefe Trauer möchte den Betrachter ergreifen, wenn er dieses Geschick fast wie mit absoluter Nothwendigkeit. hereinbrechen sieht. Nur der Gedanke, daß in dem allen nur der Weg gebahnt wird zu den legten großen Thaten Gottes, vermag den Christen zu trösten.

Solche Gedanken beschäftigen mich schon lange, theils durch diesen, theils durch jenen Anlaß entstanden, immer mehr zu einer geschlossenen Einheit durchgebildet. Ich wußte nicht, wandelte ich einsam mit denselben in dieser genauer begrenzten Gestalt, oder theilten diese Gedanken Mehrere. Da las ich in den Beilagen der Allgem. Zeitung Mitte Juni dieses Jahres einen Artikel, enthaltend die Denkschrift, welche dem Kaiser von Rußland nach der Februar-Revolution von einem höheren Beamten im Ministerium übergeben und nur in wenigen Eremplaren unter hochgestellten Personen vertheilt wurde. Derselbe erregte mächtig meine Seele; ich fand darin so viele anklingende Gedanken, obwohl auch große Verschiedenheit; ich fand hier in einem Schreiben eines Mannes, der in den höchsten Angelegenheiten Rußlands mitberäth, mit einer Zuversicht und einem

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