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für Tag, Stunde für Stunde; seine Zunge, seine Augen und Ohren beherrschen, seiner Empfindlichkeit, seinem Zorn, seiner Trägheit gebieten, in selbstvergessender Aufmerksamkeit und Leistung Anderen dienen, im Hause wachen, sorgen, schalten mit Mühe und Treue um Gottes willen zc. - siehe, das ist das wirklich Auszeichnende, das ist das Besondere... Sich einer Bruderschaft anschließen, ist leichte, aber mit ganzer Seele nach dem Genannten streben, ist harte Arbeit, und die Wenigeren unternehmen sie. Das Volk ist, wenn man ihm nur diese Arbeit erläßt, zu allen sonstigen Leistungen und allen möglichen, auch sehr schweren äußeren Uebungen gerne bereit, zumal wenn es durch sie noch gar etwas Besonderes, über die Schuldigkeit Hinauslaufendes zu leisten oder geleistet zu haben glauben darf.“

Und nun nur noch zwei Worte des Verfassers über den Pomp bei kirchlichen Festen und über die übliche Heiligenverehrung. Ueber jenen sagt er: „Ich weiß, was zu seinen Guns ften gesagt werden kann, allein ich weiß auch, daß der Geist des Menschen durch ihn von der innern Andacht ab, und nach auBen gezogen wird, und daß derselbe vor lauter Sehen und Hören zu keiner inneren Sammlung kommt; und ferner weiß ich, daß man durch ihn dem Wahne Nahrung gibt, als könne Gott durch äußeren Glanz verehrt, überhaupt durch Werke der Hände und Lippen befriedigt werden. So gewiß Gott Geist ist und tie Anbetung des Geistes will, so gewiß mißfällt Ihm ein Pomp, in welchem die Geistesanbetung untergeht. Besonders unangemessen muß es erscheinen, wenn die gottesdienstliche Pracht wohl gar der Eitelkeit des Klerus dienen muß, oder wenn mit dem Gottesdienst Menschendienst verbunden ist, so daß der funktionirende Geistliche von einer Reihe untergeordneter Personen bedient werden muß. Vor dem höchsten Könige, vor dem Schöpfer und Herrn der Welt, vor dem entblößten gefreuzigten Heilande im Pompe erscheinen, ist wohl eine Verirrung, und würde solcher Aufzug von einem eben eintretenden heiligen Apostel mit seltsamen Gefühlen angesehen werden." Der üblichen

Heiligenverehrung aber hält er außer anderen Bedenken über Beeinträchtigung der Gott gebührenden Ehre die Frage entge gen: „Da jedes Land, jeder Ort, jeder Mensch, jedes Anliegen sich seinen Schuhpatron zu wählen pflege, ob man damit nicht nahe an die heidnische Vorstellung von der Weltregierung ftreife, sammt allen Folgen daraus?"

Wahrlich, wir begreifen es, daß alle die, welchen Römisch mehr gilt als Christlich, ihren Kirchengenossen ein Hunc tu Romane caveto! zurufen. und manche von ihnen mögen deutlicher sehen, als Hirscher selbst, wohin es führe, das Kirchenwesen von diesem Gesichtspunkte aus zu betrachten. Denn wenn nur erst die römische Kirche anfinge, sich selbst sittlich zu richten, so würde ihr eine reinere Erkenntniß auch der Glaubenswahrheiten nicht lange mehr ausbleiben. Das allererste Erforderniß für ihre Selbstbesserung ist dies, daß recht Viele, wie Hirscher, dahin kommen, das Seelenheil der Kirchenglieder höher zu achten, als den Ruhm der kirchlichen Gegenwart: denn nur die herzliche Liebe zum armen Volk befähigt, den Fittlichen Verfall in ihr mit offenen Augen zu erkennen, und so von der Selbsttäuschung frei zu werden, in welcher sie die Ihrigen gefangen hält. Wo die Sorge entsteht, was thut dem armen Volfe Noth, damit es den Weg des Heils finde, da wird man mit Nothwendigkeit zu den Fragen zurückgeführt werden, deren sich die römische Kirche entledigen wollte, als sie unsere Väter von sich ausschloß. Hirscher selbst würde auf sie gekommen seyn, wenn er in dieser Schrift auf die wahre Verföhnung mit Gott eben so sehr, als auf die sittliche Selbstvervollkommnung sein Augenmerk gerichtet hätte. Gott gebe in Gnaden, daß solch ein Fragen und Sorgen in der römischen Kirche entstehe, und segne dazu auch diese Schrift eines ernsten und aufrichtigen Christen ihrer Genossenschaft! Wir aber schließen die Besprechung derselben mit den wohl zu beherzigenden Worten, mit welchen sie selbst schließt. Sie sind uns wie jenen gesagt.

Die Gegenwart ist ernst. Der Geist Gottes allein weiß,

was ihr frommt. Möge er die Diener des Evangeliums erleuchten, und mögen diese, unbeirrt von herkömmlichen Meis nungen, seine Weisung richtig verstehen! Die in die Völfer gekommene mächtige Bewegung ist nicht ein Parorysmus, der vorüber gehen wird, sie ist eine neue Station in der Ents wickelung des Völkerlebens, und wird eine gewisse Errungens schaft festhalten. Ich erachte es für unerläßlich, daß das Christenthum sich mit dieser Bewegung vernehme und verständige.“

Die Konferenz zu Leipzig am 29. und 30. August, und die aus Veranlassung derselben gehal: tene Konferenz zu Erlangen am 16. Oktober dies ses Jahres.

Es war in der ganzen Entwicklung, welche die Verhältnisse der lutherischen Kirche Deutschlands seit der im vorigen Jahre *) von Freunden und Gliedern derselben zu Leipzig gehaltenen Konferenz genommen hatten, die Nothwendigkeit gege. ben, diese Zusammenkunft im gegenwärtigen Jahre zu wiederholen. Denn je weniger sich bei den politischen Zuständen Deutschlands die freudigen Hoffnungen verwirklichen konnten, welche bei der legten Versammlung auf eine baldige Einigung der einzelnen lutherischen Landeskirchen gesezt worden waren, desto dringender mußte das Bedürfniß gefühlt werden, diesen zurückgetretenen Aussichten auf ein äußeres Band das Band des gemeinsamen Glaubens und Bekenntnisses um so entschiedener und lebendiger gegenüberzustellen. Nicht minder waren in dem seit der legten Versammlung abgelaufenen Jahre mehrere Fragen in den Vordergrund getreten, welche bei derselben ent

*) Vgl. Bd. XVI, S. 249 ff. dieser Zeitschrift.

weder gar nicht, oder nicht erschöpfend besprochen werden konnten, deren Lösung aber für Viele Gewissenssache geworden war. Daher war vorauszusehen, daß die von dem theuern Freunde, Professor Dr. Harleß, ausgegangene Einladung, auch dem diesjährigen Missionsfeste zu Leipzig eine Konferenz der Freunde und Glieder der lutherischen Kirche unmittelbar folgen zu las sen, viele Brüder aus den verschiedensten Gegenden des Vaterlandes zusammenführen werde. Zwar war die diesjährige Versammlung nicht so zahlreich besucht wie die lehte (die Präsenzliste, in der freilich viele Anwesende fehlen, weist 189 Unterschriften nach); auch wurden viele Freunde vermißt, deren gewichtige Rede man wie im vorigen Jahre gerne vernommen hätte: allein gerade der Umstand scheint uns ein erfreuliches Zeugniß für die Macht unserer Kirche und die Zahl ihrer entschiedenen Bekenner, daß bei Weitem die meisten der in diesem Jahre Erschienenen bei der vorigen Konferenz gefehlt hatten. Kaum wird hiebei zu bemerken seyn, daß auch wieder eine große Anzahl Laien anwesend gewesen sey; wie denn auch durch das Auftreten einzelner derselben besonders am zweiten Tage die Verhandlungen sehr an Lebendigkeit gewannen. Daß der Norden Deutschlands zahlreicher vertreten gewesen sey, als der Süden, liegt nothwendig in den örtlichen Verhältnissen: doch wurde sehr bedauert, daß aus Bayern in diesem Jahre weniger Freunde gekommen waren, als in dem vorigen. Aus Würtemberg, aus welchem Lande zur legten Konferenz Niemand erschienen war, hatte sich diesmal Pfarrer Strebel aus Weil, Vielen bereits persönlich befreundet, eingefunden; Pfarrer Eichhorn aus Baden aber, dessen Persönlichkeit und Aufschlüsse über die badischen Zustände im vorigen Jahre so großes Interesse hervorgerufen hatten, war durch die seither über ihn gekommenen Prüfungen zu erscheinen verhindert; doch that er der Konferenz in einem Briefe seinen festen Entschluß kund, demnächst aus der badischen Landeskirche auszuscheiden; und es war gewiß aus dem Herzen Aller gesprochen, wenn im Schluß

gebete der Herr der Kirche angefleht wurde, diesen Schritt desselben zu einem erweckenden Segen für die so schwer heimgesuchte Kirche seines Landes gereichen zu lassen.

Die Konferenz, zu der man sich wieder in der Aula der Universität versammelte, nahm am 29. August Vormittags ih ren Anfang. Professor Harleß eröffnete sie mit einem brünftigen Gebete um den Beistand des Herrn und die Kraft seines Geistes; und leitete hierauf, durch Akklamation zum Vorfigenden erwählt, die Verhandlungen durch eine Anrede ein, in der er die einzelnen Thesen vorlegte, welche denselben nach dem Vorschlage der Ausschußmitglieder zur Grundlage dienen sollten *). Er segte hiebei auseinander, aus welchen Gründen dieselben für zweckmäßig hielten, statt der zunächst nur die Verfassungsfrage betreffenden Thesen, welche in dem Programme vom 3. August 1849 veröffentlicht worden waren, einige andere Säge zur Besprechung zu bringen, in welchen jene wesentlich enthalten und zugleich die übrigen Bedürfnisse der Kirche in der Gegenwart berücksichtigt seyen: und die Konferenz beschloß, auf diese Abänderung des Programms einzugehen. Wir lassen nun zuerst die sämmtlichen Thesen in der ursprünglich zur Vorlage gebrachten Fassung folgen, um hiedurch unsern Lesern ein deutliches Bild der Verhandlungen zu geben.

1.

Die Konferenz erklärt sich wiederholt dahin, daß die Uebereinstimmung im Bekenntnisse der wesentliche Grund der

*) Bekanntlich war bei der vorjährigen Konferenz (vgl. Bd. XVI, S. 260 f. dieser Zeitschrift) zur Einleitung der weiteren allenfalls nothwendig scheinenden Schritte ein Ausschuß von sechs Mäns nern aus den einzelnen lutherischen Landeskirchen Deutschlands gewählt worden. Obgleich sich nun in diesem Jahre nur zwei derselben, Harleß aus Leipzig und Thomasius aus Erlangen, hatten einfinden können, so war doch unter Beiziehung eis niger andern Freunde eine kurze Vorberathung vor der Konferenz möglich geworden.

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