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dert die Kirche von allen ihren Dienern, daß sie einen untadeligen Wandel führen, insbesondere aber von den Geistlichen, daß sie Vorbilder der Gemeinde seyen und durch Sitten und Lehensweise die Kraft des ihnen anvertrauten Amtes zu erhöhen. ftreben". Von einer andern, als einer solchen sittlichen Verpflichtung ist nirgends die Rede; aber wundern müssen wir uns darüber, daß die erleuchteten Verfasser nicht auch eine solche sittliche Bevormundung und Forderung als ihrer abstrakten „Gewissensfreiheit“ zuwiderlaufend erkannt haben.

Doch wie das unmittelbare Bedürfniß des Lebens überall gegen die Konsequenzen des Unsinns reagirt, so ist die Verfasfungskommission durch die Nothwendigkeit, die herkömmliche Form kirchlichen Lebens aufrecht zu erhalten, auch sonst noch zu Widersprüchen gegen ihr abstraktes Freiheitsprinzip veranlaßt worden. Sie kann das Bedürfniß von kirchlichen „Lehrbüchern“ und „Liturgien“ nicht leugnen, und eben so auch nicht, daß in diesen selbst ein kirchliches Bekenntniß liegt, wenn sie nicht auf dem Grunde eines solchen beruhen. Darum sagt sie in demselben Sage, in welchem sie jede Beschränkung der Glaubensund Gewissensfreiheit durch Bekenntnißschriften øder durch kirchliche Anordnungen und Einrichtungen verwirft, daß die Landessynode das Recht haben soll, „die dem Bedürfniß der Zeit ente sprechende Form des Bekenntnisses in Lehrbücher und Liturgien aufzunehmen." Hier fragen wir ganz einfach, ob nicht die kirch lichen Lehrer die Pflicht haben sollen, diese Lehrbücher zu gebrauchen, und ob nicht die Kirchenglieder verbunden seyn sollen, ihre Kinder darnach unterrichten zu lassen. Und weiter fragen wir, ob eine kirchliche Liturgie einen Sinn hat, wenn ihr Gebrauch nicht vorgeschrieben ist, und wiederum ob eine solche Vorschrift einen Sinn hat, wenn die Liturgie nicht als Ausdruck des kirchlichen Gemeinbewußtseyns und Gemeinwillens gelten soll? Wir sehen also hier die Beschränkung der abstrakten Glaubens und Gewissensfreiheit durch ein kirchliches Bekenntniß wieder aufgerichtet. Freilich ist dieses Bekenntniß „in seiner

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dem Bedürfniß der Zeit entsprechenden Form" ein zufälliges und wandelbares. Es hängt von dem souveränen Willen der jedesmaligen Landessynode, der auf einer demokratischen Basis beruhenden Mehrheit der sogenannten Kirchenvertretung ab. Auf politischem Gebiete hat man sich gewöhnt, an keine Beeinträchtigung der Freiheit zu glauben, wenn sie nur von der Mehrheit einer gewählten Versammlung ausgeht. Aber sollte auf kirchlichem Gebiete für wahre Christen etwas unerträglicher seyn, sollten diese ihre wahre Glaubens- u. Gewissensfreiheit der falschen abstrakten gegenüber durch irgend etwas mehr beeinträchtiget, finden können, als durch die Mehrheitsbeschlüsse eines groBentheils glaubenslosen und der rechten kirchlichen Intelligenz ermangelnden Haufens? Was für ein Geist unsere alten evangelischen Bekenntnisse gewirkt hat, das wissen wir; was für ein Geist in der dem Bedürfniß der Zeit entsprechenden Form des Bekenntnisses, wie sie in Lehrbücher und Liturgien der Oldenburgischen Kirche aufgenommen werden soll, wehen wird, föns nen wir ebenfalls zum voraus wissen, wenn diese Kirche ihren erwählten Notabeln folgen will. Wir wissen da für die wahrhaft evangelischen Christen in ihrer Glaubens- und Gewissensnoth keinen anderen Rath, als den der entschiedensten Protestas tion, und, wo diese nichts nügt, der Separation. Diese Separation ist aber da nicht als Separation zu betrachten, wo sich die Mehrheit von der Kontinuität des evangelisch lutherischen Bekenntnisses lossagt. Da segt die separirte Minderheit die Kirche fort, die abgefallene Mehrheit aber stes het draußen.

Von der erbärmlichen Stellung, in welche eine solche alles eigenthümlichen positiven und göttlichen Lebensgrundes beraubte, auf allgemeine und abstrakte Lebenskategorien gebaute Gemeinschaft hineingeräth, wenn sie sich gleichwohl als Kirchengemein= schaft dem Staate gegenüber in einer gewissen Selbstständigkeit behaupten will, wollen wir gar nichts sagen. Sie hat kein Fundament dafür. Mögen unsre Leser den Oldenburgischen

Verfassungsentwurf ansehen und sie werden finden, daß derselbe überall nur ein elender mechanischer Abklatsch der neuesten politischen Wahl- und Vertretungstheorie und Praxis ist. So unverhohlen tritt dies auf, daß für den Zweck der kirchlichen Berechtigung nur auf die Bestimmungen über die politische hinzuweisen für nöthig befunden wird. Schmach und Schande über eine solche Selbstständigkeit der Kirche, welche, innerlich ganz von dem wandelbaren Zustande des Staates geknechtet, doch äußerlich noch einen gewissen lügnerischen Schein der Selbstftändigkeit aufrecht erhalten will! Sapienti sat!

Vorfragen für das Himmelfahrtfest.

Indem wir nachstehende Korrespondenz mittheilen, haben wir nicht nur die Absicht, einen Beitrag zur Lösung der angeregten Fragen zu liefern, sondern auch durch dieselbe an einem Beispiel zu zeigen, welche Bedenken oft in unerwarteter Weise der Verkündigung der Grundthatsachen unsres Heiles in der Gemeinde entgegentreten.

Mein sehr verehrter Freund!

den 17. Mai 1849.

Die gottlose Beit hat mich auch heute wieder um das Glück und den Genuß gebracht, nach F . . . . zu gehu, und Ihrer Rede zu lauschen, wie es mein Vorsatz war. Aber die Aufregung politi= scher Natur verschlingt nicht nur in den gottentfremdeten Naturen jede religiöse Erhebung, sondern sie hindert sie auch bei denjenigen, welche die Absicht und den Wunsch haben, sich Gott und Christo zu nähern. Ihre zahllosen Volksversammlungen, und bair'schen Demonstrationen, so wie die thōrichten Anmassungen unseres Land= volks haben mich nicht wagen lassen, meine Kinder einen Tag und eine Nacht zu verlassen, und so bin ich denn ruhig nein, das darf man nicht einmal sagen, sondern vielmehr unruhig hier geblie=

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ben, habe eine ganz erbärmliche Himmelfahrtspredigt von einem Schulmeister seines Handwerks

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r Kandidaten

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heute gehört, und mich über die Schwäche und Erbärmlichkeit unseres Geschlechts geärgert. In der Predigt war von allem Guten die Rede nur nicht von Christo! Was muß für eine Reihe von Trübsalen kommen, um den Christusglauben lebendig zu machen! Auch in mir ist er nicht lebendig; aber ich trachte darnach ihn lebendig zu machen; doch ich komme auf das Kapitel von den Pharisäern, und das ist gerade mir das Verwerflichste; drum will ich zwar nicht mit der Heftigkeit Petri, aber mit rechtem Eifer an mir selbst arbeiten, und nicht Andere verdammen; helfen Sie mir dazu, mein verehrter Freund! und wenn es möglich ist, schreiben Sie mir, was Sie heute gepredigt haben; ich will mich daran klammern und für Zeit und für Ewigkeit darinnen Trost und Erhebung, Kräftigung und Glauben finden,

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Was die Erzählung von der Himmelfahrt Christi betrifft, fo bin ich darin nicht ganz wortgläubig, denn was ist der Himmel? wo ist der Stuhl Gottes, auf dessen Rechten Christus ist? Es kann dies nur Sprachgebrauch seyn, denn Gott ist allgegens wärtig, also seiner göttlichen Natur nach überall! nun, dann kann Christus, wenn er bei ihm ist, auch nur überall seyn, wie er auch bei uns seyn soll und wird; denn wo drei in seinem Namen stehn, ist er ja bei ihnen!! Was ist überhaupt der Raum im außer weltlichen Sinne? wo also kein Raum ist, kann man sich die Gött= lichkeit nicht im Himmel denken, sondern all' überall; und dann fann man nicht annehmen, daß Christus in der That aufgefahren sey gen Himmel. Es scheint mir das ein kindischer Begriff; vielmehr erachte ich, daß seine Anwesenheit nach seiner Auferstehung noch viel mehr geistiger Natur war, als vor derselben, und daß er nur menschliche Gestalt, und zwar dieselbe, in der ihn seine Jünger und Anhänger gekannt haben, angenommen hat, wenn er sich wieder sichtbar machte; und so gab er am Himmelfahrtstage seine Sichtbarfeit bis zu jenem Tage ausdrücklich auf, wo wir ihn in seiner Glorie sehen sollen, zur Belohnung oder Bestrafung unseres irdischen Lebens! Er verschwand vor den sichtlichen Augen seiner Um gebung in's Unendliche! wie er das seit seiner Auferstehung schon mehrmals gethan, aber nicht mit der bestimmten Verkündigung,

nun erst am Ende aller Tage wiederzukehren, wie er das an Hima melfahrt gethan, von wo an er seine Jünger und Anhänger bestimmt sich selbst überließ, ihnen die Verbreitung der wahrhaftigen Lehre übergebend!

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Fehle ich in dieser etwas eigenmächtigen Anschauung des Himmelfahrts - Begegniffes, so möge mir Gott verzeihen, und Sie mich belehren; aber ich fann es nun nicht in meine Gedanken bringen, daß eine menschliche Gestalt, und die hatte er doch, in die Höhe gehoben und in der Luft schwebend betrachtet wird! Keineswegs will ich vom Ueberfinnlichen, Uebernatürlichen abweichen; aber nur vom Widernatürlichen!

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Wenn Sie Ihre verzeihen Sie mir, es ist nicht schlimm gemeint vis inertiae in Bezug des Briefschreibens überwinden fönnen, so erleuchten Sie mich mit Ihrem Lichte, bevor Sie Ihr Versprechen, zu uns zu kommen, ausführen sc.

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Hochverehrter Freund und Gönner!

Daß die politischen, oder vielleicht richtiger gesagt, die socialen Bewegungen in unsrer Gegend uns um das Vergnügen gebracht, Sie am Himmelfahrtfest bei uns zu sehen, hat uns sehr leid ge= than. Doch ging, Gott sey gelobt dafür, Alles bisher ruhig ab, und hoffen wir, daß der Herr auch fernerhin von unsern Gauen die Wuth der Berstörung um seiner Gläubigen willen, die Tag und Nacht zu ihm rufen, fern halten wird. Was nun die in Ihrem Briefe vorgelegten Bedenken und Zweifel betrifft, so würde meine Festpredigt zu deren Lösung wenig beigetragen haben, indem sie vielmehr den Standpunkt der Lösung wesentlich vorausseßt. Ob wir Prediger uns nicht bisweilen mit unsern Vorausseßungen täuschen, ist freilich eine andere Frage. Indeß gibt es wohl auch Fragen, die von der Kanzel aus vorausgesezt werden müssen, und ich gestehe, daß ich die Ihrigen mehr oder weniger darunter rechne; so wie Sie mir zugestehen werden, daß ihre Lösung kaum für die Kanzel am Himmelfahrtfest als passend erachtet werden dürfte. In dem ich aber Ihrem Wunsche gemäß mich anschicke, die Lösung zu versuchen. fann der Herr leite uns hiebei in alle Wahrheit N. F. Bd. XVIII,

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