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meßlich weit über die Grenzen hinaus, die wir einmal zu bebauen. haben? Warum bleibt man da nicht stehen, wobei wir im Leben einmal stehen bleiben sollen? Warum beschränkt man sich nicht auf das Nothwendige?" c. Weiterhin aber ist gesagt: „Wir sollen von tieferer Einsicht aus einmal die Kinder unterrichten. Warum ist es nun immer und immer wieder der Katechismus allein, den man mit uns treibt ?//

Früherhin wurde im Seminar zu Altdorf das eine Jahr eine populäre Dogmatik, das andere eine populäre Sittenlehre vorgetragen. Beides fand bei den jungen Leuten viel Anklang. Für den Schulunterricht war durch Dispositionen über den Katechismus gesorgt, nach denen in den mit dem Seminar verbundenen Schu= len zur Uebung von den Zöglingen gelehrt wurde. Das Regulativ vom Jahre 1836 schaffte aber diese Einrichtung ab, und der Religions - Unterricht mußte nach dem Katechismus ertheilt werden. Und dies war allerdings das Rechte und bleibt cs. Denn das rechte Verständniß des Katechismus mit gehöriger Benüßung der Bibel führt die jungen Lehrer am besten in den Kreis ein, in dem sie fich bewegen sollen. Daß dieser Unterricht immer mit Bedacht auf die Schule ertheilt, und von den Böglingen über den Katechismus nach schriftlich gefertigten, durchgesehenen Katechesen unterrichtet wurde, worüber dann 2 bis 3 anwesende Böglinge ihre Bemerfungen abgaben und der anwesende Inspektor sein Urtheil aussprach, wird zweckgemäß seyn. Dies bewährte sich auch; denn ein nun verstorbener 2c. Ober- Konsistorialrath sagte, als er Seminaristen fatechisiren hörte: Ich wünschte nur, daß unsere Kandidaten so fatechisiren könnten! Es wurden bei dem Katechismus - Unterricht überhaupt tiefer gehende Bemerkungen nicht ängstlich vermieden, doch fann von,,tiefer religiöser Bildung" bei Leuten keine Rede seyn, denen erst noch die biblischen Bücher in ihrer Reihenfolge und theilweise der Katechismus beigebracht werden muß. Es ist mir nicht erinnerlich, daß einer gewußt hätte, wo die Gebote in der heiligen Schrift vorkommen, wie das apostolische Glaubens - Bekenntniß ent= standen ist und dgl. mehr, und doch will man theologische Tiefe beigebracht wissen! Sapienti sat!

Endlich wird dem Seminar Erziehung zur Unfreiheit, zur Heuchelei w. zur Last gelegt. Wie ungerecht und zugleich unübers

N. F. Bd. XVIII.

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legt ist doch wieder dieser Vorwurf! Die Seminarisken sind jezt bei ihrem Eintritte gewöhnlich 17 bis 20 Jahre alt; früher stan= den sie meist in den zwanziger ja dreißiger Jahren. Was ließ sich da noch erziehen? In solchem Alter sind bereits feste Angewöhnungen vorhanden; sie haben die Stärke der Tugenden oder Laster erz langt. Ein so später Eintritt ließ voraus vermuthen, daß eine be= sondere Tüchtigkeit in keiner Beziehung vorhanden seyn könne, und das lehrte auch gewöhnlich die Erfahrung. Es waren häufig Leute, die auf Nebenorten Schuldienste versehen hatten und sich selbst überlassen waren. Ihre Begeisterung für den Schulstand und die erforderlichen Kenntnisse hatte dabei nicht zugenommen; sie waren verbauert, und es war oft nur das Mitleid, was ihre Aufnahme bewirkte. Solche Leute waren an Genüsse gewöhnt, die im Seminor theils geregelt, theils verboten waren, wie das Biertrinfen sammt dem Wirthshausgehen und das Rauchen. Noch mehr, fie sollten in gar manchen Stunden arbeiten, wo sie sonst wahrschein= lich nichts gethan hatten; ihre Arbeiten wurden fontrollirt, während fie in ihrem frühern Leben häufig sich überlassen und dadurch selbst= genügsam geworden waren. Das Alles war anstößig. Sie ließen nun an dem Seminar und seiner Ordnung ihren Aerger aus, und widerstrebten derselben so oft es möglich war. Es war ihnen nicht genug, täglich im Seminar Bier trinken, und wöchentlich 2-3 mal ins Wirthshaus bei einem kleinen Spaziergang kommen zu können, und auch dabei, wie es bis zum Erscheinen des Regulativs (1836) stillschweigend erlaubt war, zu rauchen; nein man stieg doch über die Seminarmauer und brannte", in die Stadt, und alle Ermah= nung und freundliche Begegnung half nichts; man mußte zu Stra= fen seine Zuflucht nehmen, um solchen und andern Ausbrüchen roher Genußfucht zu begegnen. Das nennt man aber eine Erziehung zur Unfreiheit und Heuchelei. Es ist traurig, wenn Verwirrung der Begriffe in den Köpfen des Volkes Unheil aller Art_anrichtet, trau= riger aber noch, wenn sie in denen vorkommt, die durch das Evan= gelium (Joh. VIII, 32) und durch die Wissenschaft aufgehellt seyn sollten. Wer das Seminarleben fennt, der weiß es, und der Kluge kann sich's denken, daß, wenn die Zahl der Zöglinge so groß ist, daß sie nicht leicht mehr übersehen werden können, es nicht ohne Unfug abgeht, und daß dann zur Aufrechthaltung der Ordnung

Etrafe gegen die Nebertreter angewendet werden muß. Es ist dann fein Ruhm zu sagen, daß man nie gestraft habe; das Ver= tuschen ist viel schlimmer als das Strafen; es hebt alle Achtung vor dem Gesetze auf.

Ich will nun aus meinem großen Vorrathe nur einige Bei= spiele der Behandlung der Seminaristen zur Beschämung der Ladler fragend vorführen.

Wie kann man gelinder verfahren, als daß man einem Kursus, der einem neueingetretenen Vorgeseßten und Lehrer beim Weggehen aus der Stunde sein Mißfallen durch Scharren zu erkennen gibt, auf Ansuchen gestattet, ohne Nennung der Urheber den Beleidigten um Verzeihung zu bitten, wenn er sich damit zufrieden erklären follte?

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Soll ein Seminar - Vorstand alle Jahre ruhig zusehen, wie sich ein Theil der Zöglinge betrinkt, wenn sie an Fastnacht, wie harfömmlich, in Wirthshäuser der Stadt sich begeben; oder soll er darauf denken, diesem Unfug zu steuern, etwa durch Anordnung eines Spaziergangs auf ein etwa 1 Stunde entferntes Dorf, wodurch ein Theil der Zeit auf dem Wege verbracht, und das Betrinken durch kürzeres Verbleiben beim Bier erschwert wird? Und wenn dies Lettere nicht wird bestritten werden können, soll er, wenn die Zöglinge den Weg nicht machen wollen, nachgeben und in seiner Schwäche zum Gespötte werden, oder unter festem Aus= sprechen seines Willens zum Gehen bewegen? Nur diese Strafe wurde im erwähnten Falle verfügt, Hätte vielleicht statt derselben, wie später ein einflußreicher Mann meinte, eine Untersuchung an= geordnet und die Rädelsführer, selbst wenn es 23 gewesen wären, fortgeschickt werden sollen?

Was würden denn jene Schullehrer und der Herr Referent als Seminar- Vorstände thun, wenn die beiden Kurse so sehr in Feindschaft kämen, daß sie sich schlügen und einander zum Saal hinauswürfen, so daß der dabei befindliche Präceptor nicht abwehren könnte, und in großer Haft und Angst den Vorstand zu Hilfe riefe? Gäbe es da ein besseres Mittel, als die Urheber sogleich auf einige Stunden einzusperren, damit sie das Unangenehme der Vereinzelung erkennen, und sich fünftig friedlich mit ihren Mitschü= lern vertragen?

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Und wenn beharrlicher Unfleiß, wenn Widerseßlichkeit gegen Lehrer, Betrunkenheit, ja noch Aergeres Vergreifen an fremdem Eigenthum und noch Aergeres vorkommt, ungeachtet die Gesammt= heit und Einzelne wohlwollend ermahnt werden, doch überall unt christlichem Sinne das Gefeß zu achten, gern und freudig es zu üben und sich dadurch als wahrhaft frei zu beweisen: sollte da keine Strafe nöthig seyn, sollte eine strafende Behandlung Knechtssinn“ erzeugen?

Viel Schuld trägt hierbei die frühere Erziehung, da viele Seminaristen aus ungebildeten Ständen herkommen, ebenso viele Schuld trägt die laxe Bucht mancher Vorbereitungslehrer. Man hat sich

nicht gescheut, einen Schullehrling in das Seminar bringen zu wollen, der offenkundig seinen Eltern mancherlei entwendet hatte; man hat nach dem Austritte eines Böglings erfahren, daß er vor dem Eintritte schon Vater geworden war. Und doch hat man die Stirn, auf das Seminar die Schuld zu wälzen, daß es solche und ähnliche Subjekte, die man außen möglichst säuberlich behandelt und ihnen gute Zeugnisse gibt, damit sie nicht, mit einer levis notae macula behaftet, a limine abgewiesen werden, nicht in fromme, ge= schickte, fleißige und achtbare Menschen umzuwandeln vermag.

Ich habe aus christlicher Bruderliebe bis diese Stunde mich enthalten, Nachtheiliges über das Betragen mancher Seminaristen in die Deffentlichkeit zu bringen; ich habe selbst schon ungerechte An: griffe auf das Seminar in Altdorf unbeachtet gelassen; aber schon der alte Horaz fagt: est modus in rebus, sunt certi denique fines. Wenn dieses Maß, diese Grenzen überschritten werden, dann reißt die Geduld; und ich kann mit Thatsachen aufwarten, durch welche unberufene, erfahrungslose Menschen zum Schweigen gebracht und beschämt werden Gott weiß es aber, daß ich höchst ungern persönlich werde und Verfehlungen aufdecke.

Soll ich zuletzt meine Meinung über die Seminarien aussprechen, so muß ich mit Denjenigen übereinstimmen, welche eine Ums gestaltung derselben wollen. Diese aber soll nicht darin bestehen, daß man das Hören von Kollegien anordnet. Was wollten gewesene Studenten in Land- und Markt-, selbst in Stadtschulen anfangen? Das einzig rechte Mittel ist, wie ich glaube, die Verkleinerung, Beschränkung auf 25 – 30 Zöglinge; Verminderung der Lehrgegen= stände, auf die wesentlichen beschränkt; wo möglich Aufnahme des Lateinischen bis zum Lesen des Nepos; dreijähriger Seminar - Kursus, der lehte nur praktisch und auf freie Arbeiten der Zöglinge beschränkt; Aufhebung des unbedingten Austritts. Bei solcher Einrichtung würde die polizeiliche Aufsicht der Präceptoren entbehrlich; es bildete sich ein innigeres Verhältniß der Lehrer und Schüler zu einander; die Leistungen eines jeden Seminaristen würden genauer erfannt; es würde mehr Sinn für Gründlichkeit geweckt; die Er= ziehung ginge leichter Hand in Hand mit dem Unterricht, und der Träge müßte fürchten, einen Kurs wiederholen zu müssen. Das Zusammenwohnen bliebe aber doch heilsam, wie sehr man auch über diese Ansicht ein Zetergeschrei erheben wird. Denn die Reifen haz ben die Pflicht, die Unreifen so lange zu leiten, bis sie selbst reif werden. Wer sich als reif geworden darstellt, dem stelle man das Ausgehen in der freien Zeit in sein Belieben. So wird der als mündig erklärt, der sich selbst dazu macht; und nur der ist frei; der innerlich Unfreie kann es nicht durch Buchtlosigkeit werden.

G. den 18. Juni 1849.

Dr. Ströbel.

Die Liguorianer.

Die Mittheilungen sind nun erfolgt, welche die Konstitus tion und Korrespondenz der Liguorianer oder Redemptoristen, die bei der Aufhebung ihres Institutes in Wien sich vorfand, enthalten. Obwohl der Herausgeber nicht von einer wahrhaft chriftlichen Gesinnung geleitet ist und alle seine Bemerkungen nur von dem Standpunkte ausgehen, welcher den Isisschleier der Natur lüften und mit dem Göttlichen des eignen, natürlichen Wesens das Göttliche der Weltordnung ergründen zu köns nen glaubt, so hat doch das Buch insofern großen Werth, als es zumeist nur die Hefte oder Briefe der Patres selbst reden läßt und sich eigner Bemerkungen enthält. Es ist ein wehmüs thiger Eindruck, wenn man beides, den Inhalt jener OrdensManuskripte und die Worte des katholischen Herausgebers vergleicht; denn leider wird es hier recht deutlich, daß der Ents wicklungsgang des römischen Katholizismus in neuerer Zeit der gewesen ist, die gesunde evangelische Richtung in demselben, wie sie ein Sailer anbahnte und wie sie in vortrefflichen Persönlichkeiten sich darstellte, mit welchen jeder evangelische Christ sich durch das Band inniger chriftlicher Liebe verbunden halten konnte, mehr und mehr auszurotten und jene verhängnißvolle Alternative dem Einzelnen zu stellen, entweder ein Freund des Jesuitismus mit allen seinen ungöttlichen, widerchriftlichen Konsequenzen zu seyn, oder mit Entrüftung über dieses finftere, blinde, selbstsüchtige Treiben sich des Christenthums als einer R. F. Bd. XVIII.

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