ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

ohne das andere moderirt werden kann. Wenn daher auch kein bestimmt formulirtes Dogma vorliegt, das damals in seiner genauesten Fassung hingestellt und jezt in Folge der Zeits entwicklung abgeändert worden wäre, so ist es denn doch mit der Infallibilität der römischen Kirche vorüber, so sie nicht nur in ihrem Haupte, sondern auch in ihren großen Synoden, wie das z. B. das Laterankonzil 1215 that, Säße aufgestellt hat, welche das innerste Wesen der Kirche so nahe berühren, wie jene Konftitutionen gegen die Albigenser, und diese nun abge= ändert werden. Denn so äußerlich wird man es mit der Ins fallibilität wohl doch nicht nehmen, daß sie nur in den mit ausdrücklichen Worten als Dogma hingestellten Sägen bestehen soll; sondern soll dieselbe irgend eine ernste Bedeutung haben, so gehört dazu jedenfalls jeder Ausspruch der Kirche, welcher ihre Grundsäge, ihre innersten Anschauungen der Welt dar= legt. Oder ist's nicht also, daß diese Verordnungen das innerste Wesen der Kirche berühren? Sie stellen ja das Verhältniß der Kirche zum Staate und zum Weltleben dar, die Stellung gegenüber denen, welche sich der Kirche in dieser bestimmten Form nicht anschließen, die Mittel, mit welchen die Gemeinschaft Gottes gegen ihre Gegner zu kämpfen hat, die Art und Weise, wie sie die Welt erobern, läutern und reinigen will, Das sind aber so wichtige Punkte, daß sich die Kirche Gottes hierüber nicht unflar seyn darf. Darüber liegen auch zu viele Aussprüche des Herrn vor, in welchen er sich klar und bestimmt darüber äußert, so daß die Kirche nicht schwankend darüber seyn darf, so daß sie bestimmt die Nothwendigkeit ihres Verfahrens beweisen und die gegentheilige Handlungsweise als unrecht und fündig hinstellen muß. Entweder war das Verfahren der mittelalterlichen Kirche in der Inquisition eine Sünde, ober die Anschauung der neuern Zeit ist es; beide sind sich ja entgegengesezt, und Döllinger's Ansicht von der Freiheit der Konfessionen wäre sicherlich von den mittelalterlichen Päbsten verdammt worden.

So wird man eben doch auf den Ausspruch hingedrängt werden, daß es mit der Infallibilität der römischen Kirche nichts ist, daß man in so manchen das Wesen der Kirche gar tief berührenden Anordnungen zu entschiedenen Gegensaß in den verschiedenen Zeiten findet, daß auch da, wo es nicht in ein bestimmtes Dekret formulirt wurde, doch die Handlungsweise der römischen Kirche, sey es nun in ihrem Haupte oder in ihren bervorragenden Männern, in verschiedenen Jahrhunderten eine so abweichende war, daß man jene Infallibilität nur unter tausend Restriktionen aufrecht erhalten kann. Es ist nun einmal so, daß die Kirche nicht in allen Zeiten in gleicher Fülle und Reinheit das Wesen ihres Heilandes darstellt, daß sie eine Zeit der ersten Liebe und frischen Jugendkraft und unmittelbarer Erkenntnißtiefe, und eine Zeit der Trübung hatte, in welcher zwar die wesentlichen Momente des Christenthums nicht ganz untergingen, denn die Kirche hat auch äußerlich ihre fortwährende Succeffion, in der aber doch die Gedanken des Zeitgeistes und namentlich weltlicher Herrschaft ein so bedeutendes Uebergewicht gewannen, daß die gläubigen Gemüther nur mit tiefer Trauer auf den Zustand der Kirche schauen konnten, und Mancher sich lieber ganz von ihr losriß, bis dann in der Reformation die Kirche sich von den vielen falschen, der Welt entlehnten Zierrathen reinigte und in apoftolischer Wahrheit sich wieder herzustellen suchte,

Dies ist ein Prozeß des Werdens, noch nicht vollendet, Im Erkennen, Glauben und Leben soll die Kirche fortschreiten zum schönen Ziele der Vollendung. Wir evangelische Christen wollen uns nicht selbst überheben; wir wissen, wie viele Flecken noch an uns hängen, wie weit wir im Ernste der Heiligung noch fortzuschreiten haben, Vor Allem aber wollen wir stehen in der Wahrheit, die beständig das Fehlerhafte reformirt und eine Entwicklung der Kirche anerkennt, nur aber eine Entwicke lung zu völligerer Erkenntniß und immer ernsterer Heiligung. Auch diese Entwicklung wird nicht ohne Schwächen und Ein

seitigkeiten abgehen. Alles Menschliche, ob es auch getragen werde vom Göttlichen, unterliegt diesem Geschicke. Aber durch die Wahrheit geht man wenigstens vorwärts und erkennet sich felbst.

Und wir freuen uns auch, daß in unsrer Schwesterkirche sich diese Fortentwicklung geltend macht, daß ob man auch nicht anerkennen oder nur halb zugestehen will, daß man vielfach andern Grundsägen huldige, als die Kirche des Mittelalters, fie doch in der That ganz anders jezt auftreten und eine total verschiedene Stellung gegen Andersgläubige einnehmen. Das aber bleibt der Troft der Wahrheit, daß ob sie auch formell oft zurückgewiesen und verächtlich angesehen wird, sie doch geis ftig einen Sieg nach dem andern erringt und auch die Herzen derer, die sich gegen fie fträuben, allmählig besiegt. Also sehen wir diese Verhältnisse an, und wünschen nur, daß diese Fortschritte nicht wieder rückgängig gemacht, sondern vielmehr die schönen Worte immer mehr zu schönen Thaten werden.

Zur inneren Mission.

Das Januarheft d. J. enthält etliche Erinnerungen" zu meinem im Novemberheft v. I. erschienenen Aufsaß: „die innere Mission und ihre Stellung in der Kirche". Der verehrte Verfasser dieser Erinnerungen denkt freilich von der inneren Mission so sehr anders als ich, daß ich auf eine Verständigung zwischen ihm und mir nicht hoffen darf, dennoch halte ich es für meine Pflicht, diese Erinnerungen nicht ganz unerwidert zu lassen, zumeist weil mich der Herr Verfasser in einem gar wichtigen Punkt scheint mißverstanden zu haben, dann um in

Kürze die Bedenken abzulehnen, welche der Herr Verfasser gegen die Stellung, welche ich der inneren Mission gebe, vorgebracht hat.

In diesen Erinnerungen darf ich dann wohl, als zunächst nicht mich angehend, übergehen, was im Eingang ganz im Allgemeinen gegen die Sache und den Namen der inneren Misflon gesagt ist. Unter gewissen Bedingungen will sich ja auch Herr Pastor Münchmeyer beides gefallen laffen und darauf kommt es also nur an, ob man der Sache eine Seite abzugewinnen vermag, an der man seine Freude haben kann. Warum sollen wir da mit einem Vorurtheil an die Beantwortung dieser Frage gehen, die wir so ganz im Allgemeinen aus der Neuheit der Sache schöpfen, oder vollends gar aus dem Namen, dem wie der Sache selbst Neuheit und obendrein auch seine welsche Abkunft vorgeworfen wird! Hätte ich doch gedacht, der Name habe einen guten Klang von dem Werk an der Heidenbekehrung her und muß ich doch ernstlich fürchten, daß die hochachtbaren Gründer und Anreger des Werks [der inneren Mission sich verlegt und betroffen fühlen, wenn man mit ihnen schon über den Namen rechtet, während man doch selbst diesen Namen bei einer anderen sehr verwandten Sache nicht verschmäht.

Ich wende mich daher gleich zu dem Punkte, der zunächst mich angeht. Es ist der: an der inneren Mission Theil nehmen, soll mir identisch seyn mit: sich unter den (Wittenberger) Centralausschuß stellen. So wenigstens verstehe ich Herrn Pastor M., daß er meint, meine Ansicht gehe dahin. Freilich er beruft sich dafür nicht auf meine eigenen Worte, er folgert. es mehr aus meinen anderweitigen Behauptungen. '„Man kann ,,unmöglich annehmen," sagt er, „daß es bloße Personifikation „sey, wenn hier von der inneren Mission als einem Wesen ge,,redet wird, welches alle in dieses Gebiet fallenden Thätig„keiten von Einzelnen und Vereinen gestaltet, ordnet, beaufsichtigt. Wir haben gewiß ein Recht zu der Frage, wo wir

„denn diese innere Mission, die das Alles thut, wirklich mit „Fleisch und Blut bekleidet finden sollen. Und wir hegen kei„nen Zweifel, wir werden da auf den Centralausschuß verwie„sen werden, in dem ja auch wirklich die innere Mission ver„körpert zu seyn scheint."

Dagegen habe ich nun zu bemerken: ich habe weder ge= sagt, daß die innere Mission ihren Leib an dem Centralausschuß haben müsse, noch kann ich die Folgerung, durch die Herr Pastor M. zu dieser Annahme kommt, für richtig anerkennen. Die innere Mission braucht immerhin keine bloße Personifikation zu seyn, und muß darum doch nicht nothwendig in einem Centralausschuß verkörpert seyn. Besteht doch die Heidenmission seit so lange und hat sie bis zum heutigen Tag noch feinen Centralausschuß, warum soll es nicht auch Vereine ge= ben können, die vorerst nichts mit einander gemein haben, als die gemeinsame Aufgabe, die sie sich stellen; warum soll man nicht von einer inneren Mission sprechen können, wo auch nur solche einzelne Vereine bestehen? „Wo wir diese innere Mission, die das Alles thut, wirklich mit Fleisch und Blut befleidet finden sollen?" Ich antworte: eine Idee, ein Gedanke kann das ́in hundert Einzelnen Waltende, fie Bewegende und Treibende seyn, und dieser Idee und diesem Gedanken fehlt es gar nicht an Fleisch und Blut, wo auch noch kein äußerer Centralpunkt gefunden oder angenommen ist, von dem die äußere Leitung ausgeht. Vielmehr es ist übel damit bestellt, wo man mit dem äußeren Centralpunkt meint, den Anfang machen zu müffen. Ich habe darum mit gutem Bedacht von der inneren Mission in diesem Sinne gesprochen. Ohne in Abrede zu ftellen, daß eine äußere Organisation Statt haben könne, ja müsse, habe ich mir und Anderen nur das klar zu machen gesucht, was bei der inneren Mission der sie leitende Gedanke, was ihre innere Triebfeder seyn müsse. So nur, glaube ich, gestaltet sich die Sache von innen heraus. Wissen wir, daß wir mit gutem Gewissen in die Sache eingehen können oder gar müssen,

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »