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Johannes Nicklas in seiner Biographie: J. A. Schmellers Leben und Wirken, München 1885 mitgeteilt hat. S. 20 flg. bespricht er die leider noch ungedruckte erste größere Abhandlung Schmellers: Über Schrift und Schriftunterricht. Ein ABC-Büchlein in die Hände Lehrender. Von Habemut. 114 S. 4°. Schmeller hat sie bald nach Vollendung seiner Gymnasialstudien im Winter 1803/4, als er, um nicht Theologe werden zu müssen, den Versuch machte, Bauer zu werden, in dem Häuschen seiner Eltern zu Rimberg geschrieben. Außer manchen anderen Beweisen eines frühreifen Urteils über pädagogische und litterarische Dinge enthält die Abhandlung auch schon eine Bekämpfung des „gotischen Alphabets mit fast allen später von anderen vorgebrachten Gründen. Der süddeutsche Altmeister der Germanistik ist also in diesem Punkte seinem Altersgenossen Jakob Grimm - beide find 1785 geboren lange voraufgegangen, freilich nicht in der Öffentlichkeit und, da seine Werke nicht in der Antiqua gedruckt sind, nur in der Theorie. Eigentümliche Gedanken veranlaßt auch jeßt, nach 90 Jahren, Schmellers Behauptung: „Man scheint in Deutschland schon so ziemlich von dem Unwert dieses Alphabets überzeugt zu sein, und der Gebrauch des lateinischen, das im übrigen Europa so einheimisch ist, wird von Tag zu Tag allgemeiner und beliebter. Nur hie und da läßt sich noch eine grämliche Stimme hören, die über undeutsche Sitte klagt und über das wüste Beginnen, mit den so originellen Buchstaben die lezten Reste alles Nationalstolzes aus dem Reiche zu verjagen." Boppard. Karl Menge.

2.

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Gigerl. Zu Ztschr. VII, 692.

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Der dort erwähnte Ed. Pögl gab im N. Wiener Tageblatte" (— ich habe leider übersehen, mir Jahrgang und Nummer anzumerken —) über „Gigerl" folgenden Aufschluß:

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Daß das Wort Gigerl ursprünglich in einem kleinen Kreise als Spizname für einen jungen Mann, der Hugo hieß, aufgekommen und aus dem Diminutiv Hügert" entstanden sei, ist eine Fabel. Wahr daran ist nur, daß in diesem kleinen Kreise junger Wiener, welchem auch ich vor nahezu zwanzig Jahren angehörte, das Wort Gigerl schon in seiner jezigen Bedeutung bekannt war. Woher? Das weiß bei Dialektworten niemand zu sagen. Und,,Gigerl" ist ein Wort unserer Mundart, es gehört unter ihre massenhaften mittelhochdeutschen Überbleibsel. Giege, Giegel heißt mittelhochdeutsch ein Fex und ist in ähnlicher Bedeutung auch schon im Althochdeutschen zu finden. Man braucht nur die betreffenden Wörterbücher nachzuschlagen. Das Wort war somit in dem immer so gern aus dem Mittelhochdeutschen schöpfenden Sprachbewußtsein des Volkes

vorhanden, aber vergessen, wie so viele andere Ausdrücke, die dann plöglich später einmal wieder auftauchen. Damals, in unserer Jugend, mag es zeitweilig als Gegenstück zu dem seither wieder verschollenen,,Gagerl" (alberner Mensch) emporgekommen sein, um abermals bald in Verschollenheit zu geraten. Erst 1885-86, als in Wien plößlich eine wahre Epidemie von grotesken Modenarrheiten entstand, kam mir der „Gigerl“ wieder in den Sinn, und ich nahm mir die Freiheit, unter diesem Titel die Herren mit den aufgestülpten Hosen, mit den zu langen Röcken und zu kurzen Überziehern, mit den „gespißten Böcken“ (Schuhen), schreckbar hohen Halskragen und unsäglich gezierten Bewegungen in einer Reihe von Aufsägen naturgeschichtlich zu beschreiben. Das ist mein ganz bescheidenes Verdienst an der Sache; für die Unsterblichkeit der „Gigerln“ hat Hans Schließmann durch seine typischen Zeichnungen weit ausgiebiger gesorgt."

So weit Pözl. Daß er mit seinem Hinweise auf das mittelhochdeutsche,,giegel" vollkommen recht hat, ergiebt sich aus den zahlreichen Nachweisen, die man bei Müller-Zarncke, Mhd. Wb. I, 539 und bei Lerer, Mhd. Hwb. I, 1010 findet.

Leipzig.

Albert Richter.

3.

Spottlied auf den König von Rom.

Das Spottliedchen „Bonapart ist nimmer stolz", von dem Ztschr. V, 285 u. VII, 291 flg. die Rede war, erinnert mich an ein anderes auf seinen Sohn, dem bei der Geburt der Titel eines Königs von Rom beigelegt war. Es soll hier nach den Befreiungskriegen viel gesungen worden sein, ist aber jezt vollständig in Vergessenheit geraten. Die mir bekannte Strophe lautet:

Der König von Rom,
Napoleons Sohn,

Er ist noch zu klein,

Um König zu sein,

Schmeißt ihn 'raus.

Ob dieser Strophe noch andere gefolgt sind, weiß ich nicht Vielleicht kann einer der Leser darüber nähere Auskunft geben.

Neu-Ruppin.

4.

K. Ed. Haase.

Über dramatische Schüleraufführungen.

Der Aufforderung von H. Gloël in dieser Zeitschrift (1893 S. 394) nachkommend kann ich beifügen, daß ich unter demselben Titel einen Aufsatz im Korrespondenz - Blatt für die Gelehrten- und Realschulen Württembergs Jahrg. 1887 S. 120-145 veröffentlicht habe, welcher im

wesentlichen zu denselben Ergebnissen kommt wie Gloël. Darauf erlaube ich mir die für die Sache sich interessierenden Fachgenossen zu verweisen.

Seither habe ich folgende einzelne dramatische Scenen mit gutem Erfolg von Schülern der drei obersten Gymnasialklassen (unkostümiert) aufführen lassen: aus Uhlands Ernst von Schwaben (welches Stück sich, wie auch Körners Zriny, auch als ganzes mit oder ohne Kostüme zur Schüleraufführung vorzüglich eignet) die Scene zwischen Ernst und Werner (2. Aufz.), zwischen Gisela und Adalbert (3. Aufz.); auch die Bann- und Fluchscene; aus Uhlands Ludwig der Baier die Scene zwischen Friedrich, Leopold und Isabella (5. Aufz.); ferner von Uhland das Fragment Konradin; aus Grabbes Hohenstaufen Barbarossas Kniebeugung vor Heinrich dem Löwen; aus Halms Fechter von Ravenna die Scenen zwischen Thusnelda und Thumelicus; aus Iphigenie 5. Aufz., Scene 3 bis Schluß; aus der Braut von Messina die 3., 4., 5. und den Schluß der 7. Scene.

Die Mitteilung weiterer geeigneter Scenen und ganzer Stücke durch Fachgenossen würde auch ich dankbar begrüßen.

Stuttgart.

G. Hauber.

5.

Anfrage zu Uhlands „Ludwig der Baier".

In Uhlands,,Ludwig der Baier" III. Aufzug, 3. Scene sagt Schweppermann (V. 969-971):

Der König darf nicht fehlen, um den König

Ist's ganze Spiel. Ein König muß mir her.
Sind Kön'ge hier so teuer?

Kann jemand den hier doch wohl vorhandenen Anklang an Shakespeare, Schiller o. ä. genauer nachweisen?

München.

6.

Ludwig Fränkel.

Gigerl. Zu Ztschr. VII, 692.

Das Wort Gigerl ist im Hügellande zwischen Traun und Enns jedermann geläufig und wird scherzweise für Hahn gebraucht. An der oberen Steyr ist das Wort so allgemein gebräuchlich, daß die Bauernkinder das Wort Hahn erst in der Schule, wenn nicht kennen, so doch gebrauchen lernen. Gigerl für Gickerl beruht auf dialektischer Aussprache.

Meinem Sprachbewußtsein war es nie zweifelhaft, daß im Wiener Gigerl nur eine satirische Verwendung des volkstümlichen Wortes vorliege.

Es soll nicht bestritten werden, daß man in Wien nur die Form das Gigerl kenne, wie Herr Raimund Dundatschek mitteilt; hier zu Lande jedoch sagt der Gebildete, wenn nicht ausschließlich, so doch lieber der Gigerl, auch wenn er vom Modenarren spricht. Dabei mag die Neigung des Österreichers, in zweifelhaften Fällen das Maskulinum vorzuziehen, im Spiele sein.

Kremsmünster.

7.

Sebastian Mayr.

Zu Uhlands Graf Eberhard der Rauschebart.
III. Die Schlacht bei Reutlingen.

Str. 9. Heut' nimmt man nicht gefangen, heut' geht es auf den Tod,
Heut' sprißt das Blut wie Regen: der Anger blümt sich rot.
Stets drängender umschlossen und wütender bestürmt,
Jst rings von Bruderleichen die Ritterschar umtürmt.

Das Fähnlein ist verloren, Herr Ulrich blutet stark.
Die noch am Leben blieben, sind müde bis ins Mark.

Was bedeutet der Sat: „Das Fähnlein ist verloren"? Weder in Düngers Erläuterungen zu Uhlands Balladen und Romanzen, Leipzig 1890 (vergl. S. 290 flg.) noch in den neuesten Ausgaben des Dichters finde ich eine Erklärung. Nur Otto Lyon in seinem vortrefflichen Buche: Die Lektüre als Grundlage eines einheitlichen und naturgemäßen Unterrichts in der deutschen Sprache. Leipzig, B. G. Teubner 1890 1. Teil S. 373 bemerkt: Im Mittelalter war für Fahne der Ausdruck Fähnlein üblicher. Der Fähnrich sollte, nach den alten Kriegsordnungen, sein anbefohlen Fähnlein verwahren und in Ehren halten gleich seinem ehelichen Weibe: ,,Würde er vom Feinde so gedrängt, daß ihm die rechte Hand abgeschossen wäre, so solle er das Fähnlein in die linke nehmen, und werde ihm auch diese abgeschlagen, so solle er das Fähnlein mit den Stümpfen nach sich ziehen, sich darein wickeln, Leib und Leben dabei lassen." (Vergl. Gözinger, Reallexikon der deutschen Altertümer G. 169.) Diese hier nach einer alten Kriegsordnung geschilderte Bedeutung des Fähnleins war auch damals durchaus vorhanden. Daher ist der Saß: „Das Fähnlein ist verloren" gleichbedeutend mit: „die Niederlage ist entschieden“. Diese Auffassung ist, so viel ich sehe, die allgemein geltende; nur Karl Bindel in seinen Hilfsmitteln für den deutschen Unterricht in der Tertia. Berlin, Weidmann 1881 bemerkt S. 287, daß Fähnlein auch als „Schar“ aufgefaßt werden könne, entscheidet sich aber doch für die Bedeutung,,Feld= zeichen". Es ist dagegen zu bemerken, daß auch im mhd. vane (got. fana, ahd. fano) der gebräuchliche Ausdruck, das Deminutiv venelîn, venel dagegen verhältnismäßig selten ist. In der aus Gözinger an

geführten Stelle erklärt sich die Anwendung der Koseform dadurch, daß hier das Fähnlein mit einem geliebten Weibe verglichen wird. Vor allem ist jedoch gegen die bisherige Erklärung der Umstand geltend zu machen, daß die Schar des Grafen nach Str. 15, 2 keine Fahne, sondern ein Banner führte, die quadratische Fahne mit Wappen, die jeder Edelmann, der mit 50 Mann ins Feld zog, zu führen berechtigt war. Nun bedeutet aber, wie schon Bindel bemerkte, Fähnlein auch einen Haufen Kriegsleute (vergl. Schmeller - Frommann, Bayer. Wörterb. I, Sp. 719). Nehmen wir hier diese Bedeutung an, so bedeutet,,Das Fähnlein ist verloren" soviel als „die Ritterschar ist völlig geschlagen". Verlieren als Transitiv hat nämlich in oberdeutschen Mundarten (s. Schmeller-Frommann I, 1514) wie schon mhd. verliesen (s. Lexer III, 163) die Bedeutung, verderben, zu Grunde richten". Noch jezt ist übrigens auch in Norddeutschland diese Bedeutung nicht völlig erloschen, und noch oft kann man die Drohung hören: Thust du das noch einmal, so bist du verloren", oder den ängstlichen Ausruf:,,Ich bin verloren!" Kehrein, Volkssprache und Volkssitte in Nassau. Weilburg 1862 Bd. I, S. 427 citiert: Alleweil bin ich vahlese (-verloren)". Liebe mit Hindernissen, Darmstadt 1859. Auch Ausdrücke wie der verlorene Posten“ und „die verlustig Partey“ (Schmeller-Frommann I, 1514) erflären sich so. Northeim.

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8.

R. Sprenger.

„In Sachsen, wo die schönen Mädchen auf den Bäumen wachsen“ und Verwandtes.

Mit R. Sprengers verdienstlichen Mitteilungen Ztschr. VII, 426 flg. ist mir diese Sache noch nicht genug aufgehellt. Auch mir scheint die Annahme eines Zusammenhanges mit altmythischem Glauben sicher. Hat die vielgewandte mittelalterliche Märe von schönen Jungfrauen, die in Bäumen wohnen oder in diese verzaubert sind und erlöst werden müssen, etwa Bezug hierzu? Ein noch heute vielfach fortlebender Volksglaube1) nimmt ein wirkliches Gefühlsleben im Baume an und nähert sich der altgriechischen Verehrung der Dryaden, Nymphen, die in den Stämmen des Waldes Ursprung (s. ¿x dovós im Folgenden) und Dasein hatten. Die Fassung von Sprengers Auslegung, der im Titel stehende Ausdruck

"

"

1) Vergl. H. F. Feilbergs neue Belege für die Baumseele bei den Nordgermanen" in Krauß' Am Ur-Quell. Monatschrift für Volkskunde“ V (1894) 88-90. Ebenda IV, 224 blutet ein Baum, wenn man hineinhackt wie im Mittelalter in Lamprechts Alexander - Epos, wo des Macedonierkönigs Krieger dies Abenteuer mit schönen Baumjungfern auf einer Insel erleben.

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