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gehe „auf die uralte Sage vom Ursprunge der Menschen aus Steinen und Bäumen“ zurück, legt mir eine andere Verknüpfung mit hellenischem Aberglauben nahe. Im 19. Buche von Homers Odyssee V. 162 flg. fragt Penelope ihren unerkannten Gatten Odysseus:

ἀλλὰ καί ὡς μοι εἰπὲ τεὸν γένος, ὁππόθεν ἐσσί

οὐ γὰρ ἀπὸ δρυός ἐσσι παλαιφάτου, οὐδ ̓ ἀπὸ πέτρης

von Voß gut übersezt:

Aber sage mir doch, aus welchem Geschlechte du herstammst;

Denn du stammst nicht vom Felsen, noch von der gefabelten Eiche.

Dazu liefert die erklärende Ausgabe von Fäsi-Kayser, 5. Aufl., III, S. 68, eine hübsche Notiz: „oẻ vào̟ — xétons, sprichwörtlich s. v. a. du wirst ja wohl eine menschliche Abstammung haben, nicht dem Walde oder Felsen der Wildnis entstammen, wie die wilden und rohen Urmenschen, nicht nur so hinter dem Zaune gefunden sein. (nalaíparos, (παλαίφατος, wovon die alte Sage spricht, schon in vielen Generationen besprochen, alt.) Ähnlich, wiewohl noch mit einem anderen Nebenbegriff') sagt Cicero Acadd. 2,31: Non enim est e saxo sculptus aut e robore dolatus sapiens; und nach Hesiodos koy.x. huéo. 144 war das dritte (sonst [z. B. in Ovids,,Metamorphosen" I] eherne) Geschlecht der Menschen in ueliãv, aus Eschenholz." Ich will hier nicht ins Blaue etymologisieren; aber wäre eine Brücke von diesem saxum zu jenem unerklärbaren,,Sachsen“ undenkbar? Denn von einer überragenden, gar sprichwörtlichen Schönheit der sächsischen Mädchen besteht keine Überlieferung, und auch die vielen einschlägigen neulateinischen Traktate des 17. Jahrhunderts (De virginibus; De linea amoris u. s. w.) melden nichts davon. Sollte aber nicht etwa Ähnliches dem Sachsen Lessing in „Minna von Barnhelm“, II. Aufzug 2. Auftritt vorgeschwebt haben, wo er den Wirt die Minna und Franziska mit seiner schelmischen Wiederholung des „Ei, ei! aus Sachsen“ inquirieren läßt? Mir ist die eigentümliche Stimmung, in die der Wirt bei Nennung des Wortes Sachsen“ aus dem Munde des von ihm stets ‚mein schönes Kind" angeredeten Mädchens gerät, stets auffällig gewesen. Ich meine, man müßte auch anderwärts nach verwandten Reimen Umschau halten, um der seltsamen Wendung auf den Grund zu kommen..

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1) Fäsi denkt hier an denselben Sinn, den robur (die Eiche metonymisch für Baum überhaupt) bei Horaz carm. I, 3, 9 flg. hat: Illi robur et aes triplex circa pectus erat (von Gefühllosigkeit). Damit vergleiche ich aus Schillers,,Braut von Messina“ 2198 flg.:

München.

Vom ehrnen Harnisch eurer Brust, gleichwie
Von einem schroffen Meeresfelsen, schlägt
Die Freude meines Herzens mir zurück!

Ludwig Fränkel.

9.

Zu Schiller.

Schillers Fähigkeit, die ihm vielfach abgehende unmittelbare Anschauung der Naturobjekte und Beobachtung der Phänomene durch das Studium und die Phantasie zu erseßen, war selbst ein Phänomen, das zur Signatur seines Genius gehört.

Wie der Dichter aus unzulänglicher Kenntnis der griechischen Sprache nicht im stande, aus dem lebendigen Quell der hellenischen Poesie zu schöpfen, aus einer lateinischen und einer französischen Prosaübersetzung sich sein Original abstrahierend, eine „Iphigenie" schuf, wie er ohne des Englischen vollkommen mächtig zu sein, dennoch den ,,Macbeth" übertrug, so hat er in seiner „seligen Abgeschiedenheit von der Welt" in geschickter Verarbeitung des Stoffes, den ihm Ebels Schilderung der Gebirgsvölker der Schweiz, Scheuchzers Naturgeschichte des Schweizerlandes, Fäsis Staats- und Erdbeschreibung der helvetischen Eidgenossenschaft, Meiners' Briefe über die Schweiz, sowie mündliche Mitteilungen und Aufzeichnungen Goethes lieferten, in seinem von dem Hauch der Gebirgsromantik durchwehten,,Tell", von der großartigen Umgebung des Vierwaldstätter Sees und den charakteristischen Eigentümlichkeiten des Schweizervolkes ein so getreues Bild zu entwerfen gewußt, als ob es aus dem frischen Eindruck eigener Anschauung hervorgegangen wäre.

Diese Kraft des Genies, das aus der Lektüre Gewonnene gleichsam der Natur zurückzugeben, offenbart sich nicht minder glänzend in dem Gedichte,,Herkulanum und Pompeji". Wenngleich das umfangreiche Werk le antichità d'Ercolano in Wort und Bild dem Dichter eine Fülle des Stoffes bot, so war es doch nur Rohmaterial, dem dieser erst Form, Kolorit und Leben gab. Ohne die wiedererstandenen Städte, ohne Italien überhaupt gesehen zu haben, schildert er so lebendig, daß ein Reisender, der die Wahrheit der Dichtung durch die Natur bestätigt fand, ihm aus Pompeji schrieb:

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Und was dem Pilger selbst im Lande schweiget,

Du hast es unserm trunknen Aug' gezeiget."

Das formende und belebende Prinzip, das in dieser wunderbaren Produktionskraft wirkt, ist auch im „Bergliede“, das Goethe einen recht artigen Stieg auf den Gotthardt nennt (an Schiller vom 26. Januar 1804) in der Beschreibung der Tiere im „Handschuh“, in der Schilderung des Eisenhammers und nicht zum wenigsten im „Taucher“ erkennbar. Schiller hatte nie einen Meeresstrudel gesehen; er konnte, wie er in einem Briefe an Goethe (vom 6. Oktober 1797) bekennt, dieses Phänomen nur bei einer Mühle beobachten. Zugleich hat er Homers Beitschr. f. d. deutschen Unterricht. 8. Jahrg. 8. Heft.

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Beschreibung der Charybdis in der Voßschen Übersezung gründlich studiert, wodurch er, wie er am angeführten Orte sagt, vielleicht bei der Natur erhalten sei.

Wie sehr es ihm gelungen, die „Natur zu erweitern, ohne über die Natur hinauszugehen“, erkennt nicht nur W. von Humboldt, sondern auch Goethe, welche beide die Wahrheit des geschilderten Phänomens sowohl in seinen Teilen als in seinem Ganzen bei dem Rheinfall vortrefflich beglaubigt fanden, bewundernd an (Goethe an Schiller vom 25. September 1797) - wie denn der lettere Gegenstände der Sinnenwelt, die er nicht mit eigenen Augen gesehen, nur selten schildert, vielmehr seine persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse bewußt oder unbewußt mit den Quellen in eigenartiger Weise verknüpft.

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Länger als einen halben Monat hat Schiller mit emsigem Fleiß an seiner Ballade gearbeitet. Sein unzulängliches Wissen von den Bewohnern des Elementes, das er sich hier „vindiziert“, ergänzte er durch zoologische Studien, wie man aus einem unterm 16. Juni 1797, also gleich nach Vollendung des Gedichtes, von Goethe an Schiller gerichteten Briefe, worin jener um Übersendung der beiden Fischbücher" bittet, schließen darf. Unter der Voraussetzung eines mehr oder weniger eingehenden Studiums der Fische von seiten Schillers verliert die Annahme, daß der in der zwanzigsten Strophe der Ballade unter den Ungeheuern der traurigen Öde mitgenannte Klippenfisch sagenhaft und im Anklang an die Meeresklippe so benannt sei,,mit dunkler Anlehnung an den Namen Klippfisch, mit dem die Fischer eingesalzenen Kabeljau bezeichnen“ sehr an Wahrscheinlichkeit. Andere wollen unter dem Klippfisch eine von den Matrosen so benannte „, andere Art des Kabeljau verstehen, eine Erklärung, die auf einem Mißverständnis beruht; Klippfische sind vielmehr auch in der Matrosensprache gesalzene und auf Klippen getrocknete Kabeljaus. Daß auch der Kabeljau hier nicht gemeint ist, leuchtet von selbst ein; paßt doch der schöne, wertvolle Fisch in die Gesellschaft solcher Unholde, wie der Menschenhai, der Hammerfisch und der Stachelrochen ebenso wenig, als der Chaetodon gigas des Linné, bei Brehm vittatus zubenannt, ein nur wenige Centimeter langer, ganz harmloser tropischer Fisch, dessen prachtvolle Goldreflexe und Schattierungen das Auge entzücken. Da der Anblick der Bewohner der Tiefe den Jüngling mit Entsegen erfüllt, so liegt, zumal die Annahme eines problematischen Meeresgeschöpfes ausgeschlossen erscheint, die Vermutung nahe, Schiller habe in den,,Fischbüchern" den Namen Klippenfisch als Bezeichnung eines größeren, gefährlichen Fisches gefunden, den wir anders zu benennen gewohnt sind. Die Richtigkeit dieser Vermutung findet ihre Bestätigung durch eine Notiz in dem seinerzeit viel gelesenen Tierbuche des deutschen Plinius Konrad

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Geßner, das dem Dichter vielleicht vorlag. Hier wird der Klippenfisch thatsächlich erwähnt und der Name dahin erklärt, „, entweders, daß er auff die Felsen steiget, welches von jm gesagt wirdt, oder daß er sich zwischen den Felsen enthelt." Dieser Fisch ist nun identisch mit dem Seewolf, anarrhichas lupus, einem zwei Meter langen, mit sechs Reihen scharfer, spißiger Zähne in jedem Kiefer wie der Hai ausgerüsteten Ungeheuer, von dessen physischer Kraft und blinder Wut nicht minder seltsam klingende Geschichten erzählt werden als von dem „seer großen, scheußlichen, grausamen" Hammerfisch, dem häßlichen Rochen und dem „frefeligen“ Haifisch.

Damit fällt schließlich auch die Ansicht derer, welche vermeinen, daß Schiller das Wort Klippfisch einzig um seiner onomatopoetischen Wirkung willen gewählt habe.

Hannover.

10.

Rob. Petersen.

Zum Flohrätsel (Ztschr. VII, S. 688 flg.).

Zu dem Flohrätsel, von dem O. Glöde nach Wosfidlos Mitteilungen verschiedene in Mecklenburg gefundene Fassungen mitteilt, füge ich hier noch eine aus der Grafschaft Ruppin hinzu, die von mir neben andern Volksrätseln in der Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 1893 S. 72 veröffentlicht ist. Sie lautet:

Es kamen zwei gegangen, die nahmen einen1) gefangen. Sie führten ihn zu Friwweldewipp, von Friwweldewipp zu Nägel; da wurde er von ihnen zerknickt.

Das von Glöde mitgeteilte Enten- und Storchrätsel habe ich bis jezt in der Grafschaft noch nicht gefunden.

Neu-Ruppin.

11.

K. Ed. Haase.

Zu Schillers Aussprache des Deutschen.

In dem interessanten Aufsage von Rudolf Hildebrand „Zur Geschichte der Aussprache aus neuester Zeit" im zweiten Hefte des lezten Jahrgangs dieser Zeitschrift heißt es S. 154: „Schiller hat gewiß bis an sein Lebensende geschwäbelt, wie denn Schwaben und auch Schweizer, selbst nach langem Aufenthalt außer der Heimat, gewisse Eigenheiten in Behandlung der Vokale und Konsonanten nie ablegen". Das Wort ,,gewiß“ zu Anfang des Sazes läßt schließen, daß der Verfasser hier nur eine Voraussetzung aussprechen wollte. Es möge daher erlaubt sein, einen sicheren Zeugen für das Schwäbeln Schillers anzuführen. In den

1) a. a. O. steht irrtümlich „ihn“ anstatt „einen“.

keineswegs nur für Theatergeschichte wertvollen Memoiren des Schauspielers Eduard Genast (,, Aus dem Tagebuche eines alten Schauspielers“, 3 Teile, Leipzig 1862-65) sind (Teil 1, S. 75-187) Mitteilungen von dessen Vater Anton Genast, dem bekannten Regisseur des Weimarschen Hoftheaters zur Zeit, da Goethe dieses leitete, eingelegt, die zu den anziehendsten Partien des Buches gehören. Am 14. Mai 1800 wurde zum ersten Male Macbeth in Schillers Bearbeitung aufgeführt, die Titelrolle hatte der Schauspieler Vohs. Genast erzählt nun (S. 111): „Der Beifall steigerte sich von Akt zu Akt, und namentlich war es Vohs, der das Publikum enthusiasmirte. Nach dem zweiten Akt kam Schiller auf die Bühne und fragte in seinem herzigen schwäbischen Dialekt: Wo ischt der Vohs? Dieser trat ihm mit etwas verlegener Miene und gesenktem Kopf entgegen; Schiller umarmte ihn und sagte: Nein, Vohs! ich muß Ihne sage: meischterhaft! meischterhaft! Aber nun ziehe Sie sich zum dritte Akt um! Vohs mußte sich Anderes erwartet haben. Denn mit inniger Freude dankte er Schiller für seine unbegrenzte Nachsicht. Dann wandte sich Schiller mit den Worten zu mir: Sehe Sie, Genascht, wir habbe recht gehabt! Er hat zwar ganz andere Vers gesproche, als ich sie geschriebe hab, aber er ischt trefflich“. — S. 112 heißt es dann: „Schiller recitirte und spielte zuweilen in den Proben den Schauspielern einzelne Stellen vor. Sein Vortrag wäre sehr schön gewesen, wenn nicht der schon erwähnte Dialekt die Wirkung hier und da etwas geschwächt hätte" u. s. w. S. 144 flg. wird erzählt, daß der Schauspieler Haide tro mehrfacher Mahnungen Goethes es nicht lassen konnte, die höchsten Töne seines Organs anzuschlagen und gewaltig mit Händen und Armen zu gestikulieren. Bei einer Probe zum Tancred wollte er sogar seine Gründe dafür Schiller auf das Breiteste auseinanderseßen. Das brachte Schiller aus seiner würdevollen Ruhe heraus und er rief voller Zorn: Ei was! mache Sie's, wie ich's Ihne sage und wie's der Goethe habbe will. Und er hat Rechtes ischt ä Graus, das ewige Vagire mit dene Händ und das Hinaufpfeife bei der Recitation. Haide stand wie vom Donner gerührt, denn so war Schiller noch nie aufgetreten.“ Auch S. 119 und 143 stehen Äußerungen Schillers im schwäbischen Dialekt, doch möge nur noch die S. 147 mitgeteilte hier wiedergegeben werden. Corona Becker trat als Walther Tell auf. „Nachdem sie Schillers Anweisungen gefolgt war, streichelte dieser ihr die goldblonden Locken und sagte: So ischt's recht, main Mädle! so mußt Du's mache." Wie paßt gerade in diesem Falle der S. 111 von Genast gebrauchte Ausdruck „sein herziger schwäbischer Dialekt"! Auch kann noch die Bemerkung hier hinzugefügt werden, die nach Genast III 127 Schillers Sohn Karl machte, als bei der Enthüllung des Schillerdenkmals in Stuttgart (1839) der

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