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Die zweite und dritte Auflage unterscheiden sich von der ersten hauptsächlich nur durch Einschaltung eines Kapitels Widersprüche des Neuen Testaments - und durch Beifügung eines Organisationsentwurfes für die Propaganda, sowie durch eine veränderte Eintheilung in der Reihenfolge der einzelnen Kapitel.

Seit der Publikation von „Das Evangelium eines armen Sünders" in der „Sammlung gesellschaftswissenschaftlicher Auffäße“ ist es dem Herausgeber nun gelungen, ein Exemplar der dritten Auflage zu erlangen *), und um unsern Lesern Weitling's Schriften. möglichst in ihrer Vollständigkeit zugänglich zu machen, werden wir die genannten Erweiterungen als Anhang zu der vorliegenden Schrift bringen.

München, im Juni 1895.

Der Herausgeber.

*) Diese trägt auf dem Titelblatte den Aufdruck: „Das Evangelium des armen Sünders“ von Wilhelm Weitling. 3. Auflage. Verlag des Verfassers. 1847. New-York. Gedruckt bei J. Uhl, 11 Frankfort Street in Kommission bei Helmich & Cie, 438 Brodway.

Die

Menschheit,

wie sie ist und wie sie sein sollte.

Von

Wilhelm Weitling.

Zweite Auflage.

Bern.

Druck und Verlag von Jenni, Sohn.

Erstes Kapitel.

Und als Jesus das Volk sah, jammerte ihn dasselbe, und er sprach zu seinen Jüngern: die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter; darum bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende.

Die Ernte ist groß und reif, und Arbeit gibts vollauf; also herbei ihr Arbeiter, damit die Ernte beginne. Das Erntefeld ist ein Ehrenfeld, die Arbeit ist rühmlich und der Lohn unsterblich, denn die Nächstenliebe ist unsere Sichel, und das wahrhaft göttliche Gesez liebe Gott über Alles und deinen Nächsten wie dich selbst, sei uns ein Stahl, an der wir sie schärfen. So trete denn herbei zum großen Ernteverein, wem solche Arbeit freuet, wem solche Eicheln nicht zu schwer sind!

Die Ernte, das ist die zur irdischen Vollkommenheit reifende Menschheit, und die Gemeinschaft der Güter der Erde ist ihre erste Frucht. Das Gebot der Liebe ladet uns zur Ernte, und die Ernte ladet zum Genuß. Wollet ihr also ernten und genießen, so befolget das Gebot der Liebe.

Um euer Wohl zu fördern und Ordnung zu erhalten: so wie man euch glauben macht, hat man bisher immer so viel Gesetze und Verordnungen gedruckt und geschrieben, daß ihr euch einen ganzen Winter warme Stuben damit machen könntet, und euch hat man niemals um eure Zustimmung gefragt; denn sie enthielten nichts als Plackereien für euch, und dazu würdet ihr doch auf keinen Fall gestimmt haben. Man erklärt euch nicht einmal den Inhalt ihrer Geseze, als bis ihr dagegen gefehlt habet und zur Strafe gezogen werdet; und das ist darum, daß ihr immer recht in sklavischer Furcht leben sollt.

Aber die Furcht ist die Wurzel der Feigheit, und der Arbeiter soll sie ausrotten diese schädliche Pflanze und an ihrer Stelle den Muth und die Nächstenliebe tiefe Wurzeln schlagen lassen. Die Nächstenliebe ist das erste Gebot Christi, der Wunsch und Wille, und folglich das Glück und die Wohlfahrt aller Guten ist in ihm enthalten.

Wollet ihr gut und glücklich sein, so trachtet nach der Erfüllung dieses wahrhaft göttlichen Gebotes. Wenn ihr Muth habet, wird euch die Erfüllung desselben nicht schwer werden, denn es bedarf nur des Kampses, den ihr ja Alle wünscht.

So ziehet denn ins Feld gegen die Zwietracht und den Eigennu; vertilget sie zuerst aus eurer Mitte, und greifet sie überall an wo sie ihre Wohnsize aufgeschlagen haben.

So lange ihr nur die Fehler der anderen sehet und eure eigenen nicht bemerken wollt, oder nicht zu verbessern suchet, so lange habet ihr die Zwietracht noch nicht aus eurer Mitte verbannt: und so lange ihr noch eure Lebenslage wünschenswerther findet als die manches unglücklichen Bruders, so lange seid ihr vom Eigennuß noch nicht befreit.

Wem es gar zu schwer ist zu vergeben und mitzutheilen, der hasse und geize, und in seiner Sterbestunde mache er seine Rechnung; wenn es ihm dann noch vergönnt ist zu weinen, so müssen seine Thränen fürchterlich bitter sein, den er weint ohne Hoffnung und allein.

Wer zufrieden ist, ist glücklich! Zufrieden aber kann man sein, wenn man ein sorgloses Leben führt und Freunde hat, sorglos kann man leben, wenn man weiß, daß Jeder von allen so viel hat, als er braucht; und Freunde wählt und findet man nur unter denen, die mit uns gleiches Schicksal haben. Also die gleiche Lebenslage Aller bewirkt Sorglosigkeit und Freundschaft, mithin das Glück Aller. Wollet ihr nun den Zustand allgemeinen Glücks herbeiführen, so trachtet darnach, daß Jeder so viel und Keiner mehr habe und genieße als er braucht.

Wenn an euer Familientafel Einer den Theil des Andern wegnehmen wollte, so würdet ihr ihm doch wehren, denn ihr würdet nicht leiden, daß der Andere darbe! Eure Felder sind die reich,

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